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 Betreff des Beitrags: Aviso #1
BeitragVerfasst: 11.12.14, 22:18 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 12.09.10, 22:46
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Vorwort:

Diese Zeitung hegt in keinster Weise eine Rivalität zu den bestehenden Blättern der Insel, denn dazu fehlt es ihr an Ansprüchen. Weder will der Aviso umfassend über das Geschehen auf der Insel informieren, noch möchte er tapfer mit dem Schild der Wahrheit gerüstet um für die Freiheit streiten. Die Schreiber wissen allzu gut, dass die Feder nicht mächtiger als das Schwert ist und sind zwar mit spitzer Zunge, aber auch mit schwachen Knien und schnellen Beinen gesegnet, daher möchten sie ihre Namen nicht in aller Offenheit mit diesem Machwerk in Verbindung bringen. All den Pathos, den Sturm und den Drang wollen wir daher den anderen Blättern der Insel überlassen, die doch hoffentlich in Zukunft wieder etwas aufleben.


In der Audienz mit dem Baron:


Dem Schreiber dieser Sätze war es vergönnt, seine Hochwohlgeboren in einer Audienz zu treffen. Natürlich nicht in einer persönlichen Audienz, denn dafür fehlt es mir an wahrer Gravitas. Zwar bot sich die Gelegenheit, in jener Audienz bei seiner Hochwohlgeboren vorzusprechen, doch selbst das unterließ ich, um stattdessen aus der Ferne den Hof und seine vielen Bewunderer zu bewundern und vom wunderbarer Speis und Trank zu kosten, wenn ich schon nichts Nützliches zu jener Gelegenheit beizutragen hatte.

Und tatsächlich kam so manches Erfreuliches, Erstaunliches oder auch Amüsantes zu Tage bei jener Audienz. So beabsichtigt seine Hochwohlgeboren doch tatsächlich, die Nortraven für ihre Untaten zu bestrafen, doch das erst, nachdem das Dunkeltief überstanden ist und er selbst in eine sicherere Feste gezogen. Das versammelte Publikum freut sich wahrlich sehr, endlich einmal die Kriegskünste seiner Getreuen zu erleben, denn leider ergab sich dazu bisher bei allen Gefahren, die die Insel und die ganze Existenz aller Sphären bedrohen, dazu noch keine Gelegenheit.

Auch die Gesandten der heiligen Kirche erregten einiges an Aufmerksamkeit, als Hochwürden Sonnacker gekonnt an die unergründliche Rätsellust seines Gottes erinnerte. So führte er ohne Umschweife von der Erläuterung, warum die Kirche sich bisher nicht zum Angriff auf ihren Tempel geäußert hatte, denn sie wolle kein göttergesandtes Urteil fällen und mögliche Verhandlungen verhindern, zur Forderung, dass dies ein drängender Grund dazu sei, die Inquisition auf Siebenwind wiederzubeleben. Wir werden sicherlich noch länger über die Logik solcher Gedankengänge rätseln und die Erleuchtung wird gewiss astraelgefällig und den Geiste tief befriedigend sein.

Ein hoher Diener Bellums, dessen Name mir leider nicht geläufig ist, da ich ihn noch niemals irgendwo sein Werk verrichten sah, vermutlich weil er allzu sehr von seinen Pflichten in viel höheren Kreisen eingenommen ist, nutzte die Gelegenheit, anzuprangern, dass die Magierschaft und die Garde seiner Hochwohlgeboren sich bisher noch nicht um die Bannung eines Dämons gekümmert hatte. Ich war sehr angetan von der Weise, wie es seiner Hochwohlgeboren gelang, gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass dies doch Aufgabe der Kirche sei und dennoch jeden offenen Tadel an möglichen Verzögerungen aus seinen Worten zu nehmen.

Das sollte an diesem Abend nicht der einzige offene Widerspruch sein. Mir tut es fast leid, mich Jahrzehnte lang von solchen Spektakeln ferngehalten zu haben, in der Meinung, dort wäre ein jeder nur zugeknöpft und jedes Wörtchen fünfmal gewogen, bevor es in sanftestem Ton ausgesprochen wird, dass nicht einmal ein Funken eines Streitgespräches entsteht. Was ein Tor ich war, denn ein Gardist aus Falkensee nutze die Gelegenheit, seiner Hochwohlgeboren recht unverhohlen zu sagen, was von seinen Tugenden und seiner Führung zu halten ist. Entzündet hat sich jenes an einem Streit über das Vorgehen gegen die Piratenbrut auf Siebenwind, wo der Baron zuerst deren Strafe forderte, doch dann die letzte Entscheidung der Ritterschaft überließ, die bekannthin versucht, mit den Piraten einen Frieden zu verhandeln. Leider scheint keiner der vielen Berater seine Hochwohlgeboren darauf hingewiesen zu haben, dass sein Publikum diesen diplomatischen Schachzug wohl kaum verstehen würde. Anstatt zu erkennen, dass mit diesen zwei widersprüchlichen Aussagen die Ritterschaft ein Tadel erreichte, ohne dass jener offen vor unadeligem Volke ausgesprochen werden musste, warf man ihm Unvermögen und Zaudern vor. Doch kann ich von Glück berichten, dass es zu keinem Blutvergießen kam und niemand seinen Kopf verlieren musste, was mir sehr entgegen kam, hatte mein Magen doch schon genug mit der vorzüglichen Auswahl an feinen Speisen und feinerem Trank zu ringen, die aufgetischt wurden. So kann ich zum Schluß jedem raten, die nächste Audienz zu besuchen, denn es erwartet einen ein Spektakel, was einem zünftigem und derben Theater das Wasser reichen kann, und zudem sind Speiß und Trank nicht nur um Welten besser, sondern für unauffällige Gäste auch noch ohne jede Gegenleistung zu haben. Während weniger spannendem Gerede über Inselgerichte blieb nämlich genug Zeit, sich diesen Genüssen zu widmen.


Im Gespräch mit Fürst Raziel:


Erasmus: Eure Durchlaucht, ich danke euch sehr, dass ihr mich aus den Fängen der schwarzen Erzmaga errettet habt – ich war dem Tod nur einen Fingerbreit entfernt. Doch es verwundert mich, dass ihr, eure Durchlaucht, sich einer vermeintlichen Verbündeten in den Weg stellt, nur um eine unwichtige Person, einen armen Schreiber wie mich, zu retten?

Raziel: Nicht doch, guter Mann. Schon als wir noch über Vandrien herrschten, lag uns das Wohl des kleinen Mannes sehr am Herzen. Wir liesen es uns auch nicht nehmen, in unserer Weisheit die umliegenden Höfe zu besuchen und dem Bauergesindel unseren Rat zu schenken, wie sie ihre Felder zu bestellen hatten. Man könnte gar sagen, dass unser ganzes Streben, ja selbst unser Aufstand gegen seine verächtlichte falsche Majestät dem Wohlergehen des einfachen Volkes geschuldet war, dass unter dem Joch der Kroneächzte. Die Freiheit des Volkes, zu leben und zu werken, wie es ihm gefällt, ohne vom Adel ausgepresst zu werden, war schon immer unser Wunsch.

Zudem verbindet uns wenig mit jener genannten Schwarzmaga und wir verachten ihr Gebuhle mit schändlichen Dämonen und ihren Unwillen, die gerechte Ordnung Tares in Adel und Gesindel anzuerkennen, sondern jedermann allein nach brutaler Macht zu wiegen.

Erasmus: Euer Hochwohlgeboren, so war also euer Verrat am Königreich dem Wunsch geschuldet, das einfache Volk vom Joch seines niederen Standes zu befreien und ihm ein freies Dahinleben zu ermöglichen? Wie hätte eurer Paradies auf Tare ausgesehen, hättet ihr euer Ziel erreicht und seine allerheiligste Majestät gestürzt? Und mit welchen Mitteln wolltet ihr jenes erreichen?

Raziel: Wir hätten das Königreich neu gerecht geordnet, mit einem edlen und tugendhaftem Herrscher, der sich der schweren Last der Krone bewusst ist. Wir hatten schon immer Vorbehalte gegen jenen Hilgorad, als er noch ein junger und stürmischer Knabe war. Wir könnten euch einige geschmacklose Geschichten erzählen, werter Erasmus! Unsere Herrschaft wird die rechte Standesordnung wiederherstellen, damit das Bauernvolk lebt, wie es dem Bauernvolk vorherbestimmt ist, und der Adel in seiner angeborenen Tugend herrscht und das Wohlergehen des Reichs leitet. Niemals hätten wir zugelassen, dass einfache Krämerseelen zu Ruhm und Einfluss kommen. Niemals hätten wir den Adel derart verarmen lassen, dass er sich gezwungen sähe, sich mit diesem einfachen Volke zu vermischen, um weiterhin seine bescheidene Burg und mehrere Sommerpaläste zu unterhalten.

Um jenes Ziel zu erreichen, ist uns jedes Mittel recht, selbst der Tauschhandel mit Dämonen. Denn in unserer Tugendhaftigkeit und Weisheit vermögen wir selbst jene niederträchtigen Geschöpfe zu beherrschen. Um ehrlich zu sein, unterscheiden sie sich nicht großartig von Pfeffersäcken, die aus einfachen Bauernfamilien entsprungen sind. Sie feilschen nur allzu gern und buhlen mit ihren Geschenken und ihren Diensten um die Aufmerksamkeit von edleren Seelen.

Erasmus: Wohlgeboren, darf ich euch für einen Moment unterbrechen? Es erscheint mir eine gute Gelegenheit, eure Ansichten zum Kult der Winzerin zu erfragen? Wie mir scheint, ist es die Absicht jenes verruchten Kultes, Tare oder gar die ganze Sphäre zu verwüsten?

Fürst Raziel: Wir sind davon überzeugt, dass diese Welt noch zu retten ist, unter unserer gerechten Hand gewiss. Im Kult der Winzerin hat sich die gerechte Ordnung der Dinge verkehrt. Nicht Dämonen sollen über Menschen und Sterbliche herrschen, sondern Dämonen haben den edlen Seelen unter den Sterblichen untertan zu sein. Daher entspringt auch der perverse Wunsch, die gesamte Existenz zu vernichten, denn nur wenn die gerechte Ordnung der Dinge gesprengt ist, vermag es die Brut der Winzerin ihre neue Welt zu erbauen.

Doch erst wenn die derzeitige verknöcherte Ordnung zerschlagen ist, kann eine neue und bessere Welt entstehen. So ist es auch unser Wunsch, das heutige Tare zu zerschlagen und in Flammen ertrinken zu lassen, aufdass sich aus der Asche und den Trümmern die Wohlgeborenen aufgrund ihrer edlen Tugenden als neue gerechte Herrscher erheben, natürlich mit uns als Träger der höchsten Krone in jener neuen Welt.

Erasmus: Entschuldigt, eure Wohlgeboren, doch ich muss gestehen, ich bin sehr verwirrt. Ihr wollt einerseits das einfache Volk von seinem Joch erlösen, doch andrerseits eine neue gerechte Standesordnung mit euch an der Spitze errichten, in dem das Volk seinen niederen Platz erkennt. Ihr verachtet das Buhlen mit Dämonen und ist euch jedes Mittel recht und eure Absicht, selbst das dämonische Volk zu beherrschen. Euer Wille ist es die edle Reinheit der Standesordnung und der jetzigen Welt wiederherzustellen, doch dafür möchtet ihr ganz Tare in eine Aschewüste verwandeln. Es erscheint mir ungebildetem einfachen Schreiber, dass eure Wohlgeboren sich in jedem Satz selbst widerspricht?

Raziel: Oh werter Erasmus, lasst mich euch ein Geheimnis verraten. Man sagt uns nach, unser wahres Wesen hinter einer Maske von Lug und Trug zu verbergen. Eines zu sagen, stets zu lügen, und dabei anderes zu denken. In Wahrheit, lieber Erasmus, denken wir zu das Eine und das Andere stets zur gleichen Zeit. Wir lügen nie, wir sagen stets das Eine in Wahrheit und das Andere in absoluter Gewissenheit. Dies ist das größte Geschenk, dass wir nach unserem Fall nach Tare bringen werden: Die Fähigkeit, zwei sich widerstrebende Dinge zur selben Zeit in absoluter Gewissheit zu glauben. Doch verzagt nicht, dass derartiges einfachen Seelen, wie ihr sie besitzt, nicht verständlich ist.


Zum Schluß:

Die Schreiber sind sehr verunsichert und fragen sich wie jedes Jahr: Wir fürchterlich wird das Dunkeltief dieses Mal?


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