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 Betreff des Beitrags: [IG Buch] Abhandlung über die Erziehung
BeitragVerfasst: 18.09.16, 21:36 
Edelbürger
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Erziehung
eine Abhandlung von Tendarion Celetheyon

Im galadonischen Reich ist der Teil der Schöpfungslehre, der die Entstehung des Einen erzählt, der für gewöhnlich bekannteste Teil. Bellum und Vitama vereinigten sich in Liebe um ihren gemeinsamen Sohn zu zeugen, den wir heute als den Einen bezeichnen. Ab diesem Punkt divergieren die Erzählungen je nachdem welche Aussage den Zuhörer oder Leser erreichen soll. Die zwei bekanntesten Weiterführungen der Erzählung sind jene, dass der Eine ging, nachdem er sich von seiner eigenen Mutter vernachlässigt fühlte und auch keinen Rückhalt von seinem Vater und seinen Onkeln erhalten hatte, die wieder andere ist, dass er verstoßen wurde von den Vieren und darauf sein Hass basierte.

Beide Erzählungen, und die vielen anderen Darstellung der Schöpfung des Einen, können in vielerlei Weise interpretiert werden, doch möchte ich in dieser Abhandlung einen ganz anderen Aspekt dieser Geschichte in den Mittelpunkt stellen, der für gewöhnlich im philosophischen Diskurs oftmals nur beiläufig oder gar nicht erwähnt wird.

Wie vor allem Hebammen, Heilern oder generell den Dienern Vitamas bekannt ist, ist die Frucht der körperlichen Liebe zwischen Blutsgeschwistern oftmals von körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen geplagt. Die recht einseitige Erklärung dafür könnte natürlich lauten, dass dies das Erbe ist, dass Bellum und Vitama uns Beseelten hinterließ als Erinnerung an das, was mit dem Einen geschah. Doch was ist, wenn es genau umgekehrt der Fall war? Dass dieser Teil der Schöpfungsgeschichte genau aus dem Grund in ein für uns verständliches Bildnis umgewandelt wurde, da man zunächst beobachtete, dass Kinder zwischen Blutsverwandten oftmals die Stärke fehlt um sich Krankheiten, geistiger und körperlicher Natur, zu erwehren, oder gar missgebildet das Licht Tares erblickten.

Sollte die eigentliche Lehre demnach sein, dass wir nur dann geistig und körperlich stark und unversehrt sein können, wenn wir erkennen, dass wir Liebe nicht nur in den eigenen, meist sehr engen Kreisen, finden sollen, sondern auch den Blick auf andere wenden sollten? Oder aber ist es der Wille des Herrn Astrael, der uns antreibt Tare im Geiste zu erobern, auf dass wir Lehren von Fremden annehmen um unser eigenes Wissen jenen Fremden wiedergeben zu können? Ist es des Herrn Bellums Wunsch, dass wir hinausgehen und so viele wie möglich als Verbündete erklären um ihnen mit Mut und Tatkraft Schutz und Beistand zu gewähren? Oder aber ist es des Herrn Morsan Bestreben uns erkennen zu lassen, dass wir nicht ewig leben und demnach auf Tare hinausgehen sollen um nicht in den letzten Zyklen auf Tare mit Reue und Verlangen zu verbleiben, da wir uns selbst kein Leben gegönnt haben?

Fakt ist, verbleibt man geistig und körperlich ganz allein mit jenen verbunden, die selbst kaum Bestreben hatten diesem Impuls nachzugeben, nach mehr zu suchen als ihnen gelehrt wurde, so wird man auch nie aus seinem Wissenshorizont hinauswachsen können. Die Worte innerhalb der Familie werden zum Gesetz. Dieses Gesetz wird zur Wahrheit. Diese Wahrheit führt aufgrund fehlender Reflektionsimpulse zu Engstirnigkeit. Diese Engstirnigkeit schränkt unser Wahrnehmungsvermögen ein. Und am Ende hat eine Familie einen willenlosen Mitläufer, oder aber einen fanatischen Rebellen gegen die bestehende viergöttliche Ordnung geschaffen.

Dies vermag im Bezug auf eine liebende Familie durchaus als ein hartes Urteil ergehen, doch löst man sich von den Blutbanden, erkennen wir genau eben jenes Muster auch in Gemeinschaften, die ihr Leben und Wirken ganz auf das Ausschließen von Fremdimpulsen ausrichten.

Ein Beispiel dafür ist die Bruderschaft der Tardukai. Sie leben strenge Dogmen, die oberflächlich betrachtet denen der Diener Bellums nicht unähnlich sind, doch lauscht man ihren Worten und dem, was sie vertreten und ihren Schülern auftragen, so erkennt man genau dort den Fehl. Sie lehnen Vitama in all ihrer Gänze ab, indem ihre Schüler außerhalb der Bruderschaft keine Bande knüpfen dürfen. Sie lehnen Astrael ab, da nur ihre Lehre richtig ist und jede Lehre, die ihren Dogmen widersprechen, egal wie schlüssig und gut argumentiert sie sein mag, pauschal als falsch angesehen wird. Die positiven Aspekte Morsans, wie Ruhe, werden überschattet, indem indoktriniert wird, dass Morsan einzig und allein daran interessiert sei Seelen gierig an sich zu reißen.

Doch auch außerhalb der Diener der Einen lassen sich ähnliche Strukturen finden. Sei es ein Söldnerbund, der sich über alle Gesetzmäßigkeiten erhebt, da der einzig wahre Gott die Dukaten sind. Sei es ein Kloster, das ganz einem Gott oder Götzen vermacht sei und andere Lehren dort missgünstig angeprangert und abgelehnt werden. Oder aber eben eine Familie von Stand, die sich über das niedere Volk erhebt und diesen Hochmut ihren Erben in die Wiege legt.

Man erkennt durchaus ein Muster darin, dass die wahren Schöpfer von Ignoranz und Fanatismus diejenigen sind, die sich als gönnerhafte Wegweiser zeigen und auch wahrgenommen werden, weil sie ihren Jüngern, Schülern und Kindern schlichtweg verwehren sich selbst ein Urteil bilden zu können. Und genau jenes ist es, was uns dieser Teil der Schöpfung lehren will. Ein einzelner wird uns stets nur zum Einen führen können. Öffnen wir uns jedoch allen Aspekten Tares, so werden wir, egal wo wir herkamen oder hingehen, stets unter dem Antlitz der Viere wandeln können.

Wie vermag man jedoch genau dies zu bewerkstelligen einen schutzlosen Geist, sei es Kind, oder auch ein junger wacher Geist, der Tare für sich selbst entdecken will, oder aber dazu getrieben wurde, schneller zu reifen, als andere, die im Schoße der Familie aufwuchsen, vor eben jenen Einflüssen zu behüten?

So profan es wirken mag, ist jedoch die erste Lehre, die ein Kind erfährt, die Tatsache, dass es nicht alleine auf Tare ist. Dass es mit seinem plötzlichen Dasein auf Tare schon beginnt sein Umfeld zu beeinflussen. Ein Säugling hat noch keine Möglichkeiten darüber nachzudenken, warum es auf Tare ist, wohin er gehen möchte, was ihm gefällt, oder nicht gefällt. Er reagiert zunächst nur auf äußere Einflüsse. Wenn es ihm kalt ist, so wird er sich genauso bemerkbar machen, als wenn es ihm zu heiß ist. Möchte er essen, wird es gleich klingen, als wenn ihm seine Windel voll ist. Der Säugling macht also seine ersten Erfahrungen damit, wie wir auf seine unbeherrschten und unreflektierten und wenig zuzuordnenden Forderungen reagieren. Gefällt es ihm und er ist immer satt und zufrieden, wird er die ersten Götterläufe ruhig und zufrieden erleben. Wird er hingegen verwöhnt und muss sich nicht mehr bemerkbar machen, dann wird er sich daran gewöhnen, dass ihm alles abgenommen wird und entsprechend reagieren, wenn er zum ersten Mal erfährt, dass er außerhalb seiner Familie diese Behandlung nicht zu erwarten hat. Wird er jedoch vernachlässigt, verliert er sein Vertrauen in sein Umfeld und die Entwicklung ab diesem Zeitpunkt hängt stark davon ab wer nun den größten Einfluss in seinem Leben erlangen kann.

Gerade der letzte Punkt, der der Vernachlässigung, ist in seiner Subjektivität der am schwersten zu beachtende Punkt. So es gut und recht ist in den ersten Götterläufen eines jungen Lebens sich um die Grundbedürfnisse zu kümmern, wie Essen, Trinken, Pflege und Nähe zu geben, so kann es dazu führen, dass wenn der Heranwachsende astraelgefällig erzogen wird, dass er viel Wissen aus Büchern und von Lehrern erhalten wird, aber die Familie den Zögling nach wie vor nur auf die Grundbedürfnisse reduziert und sein bisher erlangtes Wissen als unzureichend und nicht weiter lobenswert empfindet. Und auch dies ist eine Form von Vernachlässigung, obwohl es dem Kind augenscheinlich an nichts mangelt.

So weiß ein jeder, dass man eine Pflanze, die in einem Topf gezogen wird zwar Wasser benötigt, doch nur dann Früchte tragen kann, wenn man sie auch Fela aussetzt. Genau so verhält es sich mit der Anerkennung eines jungen Sterblichen. Behandelt man ihn wie ein Kind, wird er auch weiterhin ein Kind verbleiben. Abhängigkeit, Unsicherheit und das verzweifelte Verlangen nach mehr, als einem bisher geboten wurde, ist zumeist die Folge.

Wenn nun genau in dieser kritischen Phase ihres Lebens jemand an sie herantritt, der ihnen bietet mehr zu werden, oder aber sogar ihr Gedankengut anerkennt, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass diese Aufmerksamkeit und Anerkennung dafür sorgt, dass diese verzweifelten Beseelten dort ihr Seelenheil suchen werden. Und da sich genau jene, die sich auf Korrumpierung und Manipulation verstehen, am besten mit den Sehnsüchten und tiefsten Abgründen auskennen, nutzen sie die Verletzlichkeit anderer aus um sie für ihre Zwecke zu gewinnen.

So man ab einer gewissen Reife des Heranwachsenden nicht mehr darüber verfügen kann und soll, mit wem sie sich abgeben, so kann man jedoch der Wegbereiter dafür werden, dass sie sich selbst einen wachen Verstand und ein gutes Urteilsvermögen zuvor aneignen können. Ein Kind sollte zunächst die Tugenden der Herrin kennenlernen, auf dass es nicht nur im Stande ist Liebe und Fürsorge anzunehmen, sondern auch Liebe und Fürsorge zu geben. So wie zumeist die Mutter für einen Säugling zunächst da ist um ihn zu hegen und zu pflegen und der Vater zumeist erst bei der Erziehung mitwirkt, wenn das Kind anfängt mehr als die Grundbedürfnisse zu verlangen, so werden die Tugenden der anderen drei Viere erst dann von Relevanz. Zunächst der Mut die ersten Schritte zu wagen und immer wieder aufzustehen, trotz der vielen Rückschläge, die man erlebt. Das Erlernen der Sprache und komplexeren Handlungen und das Verstehen von Zusammenhängen erfolgt meist daraufhin. Die Phasen des Lernens sollten stets mit Freude erfüllt werden und jeder kleinste Fortschritt mit Anerkennung gewürdigt werden, um das Kind dazu zu ermutigen mehr Lernen zu wollen. Auch sei darauf zu achten, dass zwischen jeder Lektion eine Phase der Ruhe benötigt wird, auf dass sich das erlangte Wissen fest im Geiste verankern kann, ehe er mit neuem Wissen gefordert wird.

Wenn diese Grundlagen geschaffen wurden, so erfolgt die eigentliche Erziehung. Man hat nun die Verantwortung aus einem schutzbedürftigen und hilflosen Wesen einen eigenständigen und selbstbewussten Sterblichen zu machen. In dieser Phase sollte man den schmalen Grat zwischen Dogmatik und zügelloser Freiheit, Überforderung und Unterforderung, sowie Bevormundung und Vernachlässigung stets einhalten. Schwankt man zu oft, oder begründet seine Entscheidungen nicht angemessen, so werden diese Lehren zu Strafen und der Zögling wird sich im Rebellentum verlieren. Vertrauen begründet sich in Vorhersehbarkeit. Weiß man, wofür man Lob bekommt, so wird man bewusst oder unbewusst auf diese Lob hinarbeiten, selbst wenn die Sache an sich wenig Freude bereitet. Und je mehr Anerkennung und Lob man bekommt umso motivierter wird man dem Weg, der einem von anderen gezeigt wird, folgen.

Man halte also fest, dass nicht alleine der Inhalt der Erziehung, sondern auch die Art der Erziehung dafür sorgt, dass ein beseeltes Wesen ein vieregefälliges Leben anstreben kann und wird. Konzentrieren wir uns auf nur wenige oder gar nur einen Aspekt der Viere, so werden wir kaum dazu beitragen können, dass auch jene, die in unsere Fußstapfen treten, das große Ganze verstehen und bereichern können.


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