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 Betreff des Beitrags: Aus den Texten von Lukas dem Älteren
BeitragVerfasst: 3.04.17, 23:36 
Edelbürger
Edelbürger
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I.) Der Weg zur Perfektion.
Von Lukas dem Älteren


Es ist hinlänglich bekannt, dass wir Sterblichen mit allerhand fehl behaftet sind. Unsere Hüllen sind zwar von unterschiedlicher Beschaffenheit, aber gemeingültig als schwach anzusehen. Der Geist vermag nur wenig Wissen aufzunehmen und noch weniger, Zusammenhänge richtig zu deuten. Diese Unfähigkeit ist erst dann problematisch, wenn es einem Selbst bewusst wird oder einem die Schwäche gnadenlos vorgeführt wird. Ein gar lähmendes Gefühl, was sich im Körper und Geist ausbreitet. Sodann es nicht aufgehalten wird sogar Mut, Hoffnung, Zuversicht und dergleichen rauben kann. Und wo einst dem Pfad zu Angamon hinauf angestrebt wird, werden plötzlich Schritte zurückgesetzt oder der Pfad gar verlassen!

Jederzeit kann einem die Machtlosigkeit ereilen. Nimmt einem die Sicherheit und plötzlich werden Blicke in die Vergangenheit geworfen, wo es sinnvoller ist, den Blick nach vorne gerichtet zu halten. Quälende Fragen an das Gedächtnis, ob das eigene Sein dem Erbauer dienlich war oder noch ist. Wozu all die Niederlagen, schlechten Erinnerungen und großen Gefahren? Wieso greift Er, Angamon, nicht helfend ein? Derlei Gedankenspiele und Fragen unterlagen und unterliegen viele, ist doch der Pfad zu Angamon kein einfacher und sollte es auch nicht sein. Der Pfad des Angamon verlangt einem nicht nur alles ab, er fordert überdies die eigenen Grenzen immer wieder hinaus, um schlußendlich die Grenzen zu verschieben. Gnadenlos werden Fehler und Schwächen offenbart, mit dem Ziel, falsche Selbstsicherheit und Stillstand in der Formung des Seins zu beenden. Der Erfahrungsgewinn aus bitteren Niederlagen und das Erkennen der tatsächlichen, eigenen Position ist fundamental wichtig, um Schwächen Schritt für Schritt zu beseitigen und gleichermaßen den Aufstieg zu Angamon zu beschleunigen. Wahrlich sind Schmerz, Leid und derlei schlechte Gefährten, aber auch gute Erinnungen an das, was einem erwartet, wenn Schwäche tatenlos geduldet wird. Andererseits sind schlechte Erfahrungen unverzichtbar für den Fortschritt. Der Niederlage entschwindet der Keim der Wissensmehrung, doch nur den wache Geist vermag es, dem Keim Wachstum zu bescheren.

Jede Niederlage hat nicht nur wenigstens einen Verlierer und einen Gewinner, sondern Der Sieger, jener, der weniger Fehler begann und der Besiegte, dessen Fehler zur Niederlage führten. Es ist gleich, wie die Niederlage zustande gekommen ist, ob in großer zahlenmäßiger Unterlegenheit, falschem Vertrauen oder anderer Fehleinschätzungen. Es interessiert nicht, es interessiert auch Angamon nicht, denn der Besiegte hat mehr Fehler begannen, denn ansonsten wäre er der Sieger. Und so zeigt der Pfad zu Angamon uns die Schwächen unserer sterblichen Hülle auf. Nicht um zu zerschmettern, sondern uns genau davor zu bewahren, uns rechtzeitig wach zu rütteln, ehe wir wegen unangebrachter Dekadenz und Wiederholung gleicher Fehler vergehen. Was sind wir? Wir sind keine gepeinigten der Niederlage, wir sind gelehrige Schüler des Angamon, der uns mit Prüfungen beglückt, die bei Erfolg unsere Stärke in reichhaltiger Form mehrt. Jede Schlappe, jede verlorene Schlacht ist Zeugnis unserer Schwäche, aber eröffnet auch Möglichkeiten, die erkannt und ergriffen werden müssen. Und jeder Fehler, der zukünftig nicht mehr begangen und aus dem die Lehre der Weiterentwicklung gezogen wird, ist ein Sieg auf dem Weg zur Perfektion.

Die Schwachen verlieren sich in der Hoffnungslosigkeit und verlangsamen das Voranschreiten der Gruppe. Denn ihr Gebaren, ihre Sprache ist eine andere, und so ziehen sie nicht nur sich hinab ins Tal der Falschheit, sondern auch andere. Erkennt die Zeichen der Schwäche und handelt entschlossen wie konsequent, um das Übergreifen der Schwäche auf die Gruppe zu unterbinden. Seid Mentor oder derjenige, der die Schwachen mit seiner Stärke vertilgt. Mit jeder erfolgreich bestandenen Prüfung erhält das Kunstwerk einen neuen Splitter. Wenn erst alle Splitter in der richtigen Reihenfolge zusammengefügt sind, dann ist auch das Kunstwerk vollständig und die Perfektion erreicht. Erst dann wird wohlmöglich Angamon erscheinen und einem für würdig befinden - ein ewiges Leben unter seinem Banner!



II.) Am Abgrund.
Von Lukas dem Älteren


Da rennen sie, die Verfolgten, quer durch das Maisfeld, überspringen in aller Hast den kleinen Bach, einige verlieren Gegenstände, andere bleiben im Bach hängen, die Zeit drängt, doch niemand wird zurück gelassen. Nur der weltliche Tand bleibt zurück im Wasser - Bedeutungslos. Sie helfen einander, doch die Verfolger kennen keine Gnade, groß ist die Hast. Die Wangen rötlich verfärbt vor Anstrengung, die Glieder schmerzen, die Luft wird enger, doch keine Gnade wird ihnen widerfahren. Doch wissen die Verfolgten darum und so flüchten sie weiter um ihr Leben, hinein in den sicher geglaubten Wald. Äste brechen, Moos wird zerdrückt unter dem Gewicht der Flüchtigen. Keine Zeit zu ruhen, keine Zeit zum beten, denn hinter ihnen folgt auf dichten Fersen das Böse. Eine Rückkehr unmöglich, ihr Weg ist zu weit voran geschritten. Eilige Blicke zum Himmel hinauf, kein Zeichen der Botschaft, keine Erlösung durch den Vater. Immer weiter, immer tiefer hinein in den dunklen Wald. Die Bewohner des Waldes stocken, oder flüchten gar erschrocken wegen all dem Krach. Das Gebrüll der Eiferer wird lauter "Bald haben wir Euch". Gepeinigt und am Ende ihrer Kräfte landen die Verfolgten am Ende einer hohen Klippe. Tief hinab geht es dort, ein steiniger Strand, das rettende Wasser weit entfernt. Selbst der größte Sprung ist noch zu kurz, um im Wasser unter zu gehen. Die Hescher umzingeln die völlig erschöpften Flüchtigen, Fratzen voller Zuversicht und des Sieges, und die Verfolgten, Diener der Einen, dem Untergang geweiht. "Gebt auf und lasst Euch konventieren, dann überlebt Eure Seele und Euer Körper steigt zum Schweigenden auf!". Hand in Hand, fest entschlossen und geeint im Glaube, Schwester wie Brüder im Geiste, treten sie gemeinsam nach hinten und stürzen hinab in den Tod. Wo der Glaube fest und innig ist, wird selbst der Tod als notwendiger Zoll gesehen, ist der Verrat doch die größte Sünde.



III.) Das ewige Meer.
Von Lukas dem Älteren


Sie stürzen hinab ins kalte Nass, voller Hoffnung, soll doch dort in aller Tiefe die Erleuchtung wohnen. Tauchend kommen sie dem Ziel näher, in der finsteren Dunkelheit glimmt ein schwaches Licht. Doch so weit weg, so unerreichbar weit weg. Immer schneller, hektischer die Bewegungen, ungestüm näher heran zum gelobten Licht. Blicke zu beiden Seiten, verschwommen erkennt er die Gescheiterten. Aufgeblähte Leiber, blass und angenagt treiben sie dahin. Ihr Ziel niemals erreichend. Immer weiter taucht der Hektische, die Zeit verrinnt wie im Tiefschlaf, keine Geduld, keine Zeit mehr. Am Ende berührt er das Licht und sieht sich selbst. Das erlebte spielt sich vor ihm ab. Er sieht sich selbst von außen, wie alles begann, alle schönen und unschönen Momente erneut erlebend. Doch er kann nicht, er darf nicht eingreifen. Verdammt alles nochmal zu spüren. Was er sieht und spürt, treibt ihm die Tränen aus den Augen. Alles schien ihm so einfach, alles war so leicht zu lösen, aber damals, in den jeweiligen Momenten, war alles schwer, der Weg so steinig, so viele Entbehrungen. Er musste täglich seinen Wert beweisen. Mit müh und Not schaffte er es, doch der Preis war hoch, zu hoch. Seine Kräfte am Ende, der zu gehende Pfad zu steil, die Steine zu groß, so umfangreich. Er wählte einen anderen Weg, Paktierer wollte er sein. Seine Macht wuchs und so löste er all die Hürden auf neue Art. Immer weiter hinauf den schmalen Pfad, immer offensichtlicher sein Verrat an Angamon. Er hat sein Sein verkauft an einem Dämon, ein Handel, Macht gegen Treue dem Dämon und wo der Dämon schon seine Treue hatte, da war kein Platz mehr für Angamon. Doch der Handel erforderte zunehmend seinen Preis. Er floh, denn sein Äußeres zerfiel, zu auffällig die Fratze. Und als er sich lösen wollte, hinfort vom einstigen Pakt, da hielt ihm der Dömon fest umschlossen. Nur für einen einzigen Augenblick unbewacht, nicht beobachtet und floh. Hinein ins ewige Meer, doch zurück kam er nimmer mehr. Seine Ende war gefunden, sein Ziel erreichte er nie. Niemand hat gesagt, dass der Pfad zum Vater einfach sein wird. Er ist voller Irrungen, Leiden, Niederlagen und Rückschläge, doch nur wer dem Pfad zum Vater folgt, wird am Ende belohnt sein.



IV.) Trugbild.
Von Lukas dem Älteren


Ein letzte Linie mit dem Pinsel gezogen, vervollständigend das Bild von einer saftigen, grünen Wiese, mit einer Trauerweide im Hintergrund und Felas Licht als Zugabe. Gar zufrieden betrachtete der Mann sein neustes Werk. Wochenlang hatte er an diesem Meisterwerk gearbeitet, wenig geschlafen, noch weniger gespeist und war nur noch selten außerhalb der bescheidenen Behausung gesehen. So sehr vertieft in seinem Treiben, alles um ihn herum verschwamm, unklare Schemen. Er verlor sich in der Arbeit, so tief, dass er die Zeit vergaß und selbst das beten war ihm Fremd geworden. Ein Frevel sondergleichen, verdankte er doch dem Vater seine Gabe, sein ewiges Talent. Aus seinem Geiste heraus schuf er Meisterwerke, einzigartig, so lebendig und alle Aufmerksamkeit des Betrachters raubend. Kunden hatte er zahlreiche und er hätte noch viel mehr Kunden, wäre da nicht die begrenzte, tägliche Zeit. Ein elendiges Hindernis. Dukaten besaß er genug, tiefere Bekanntschaften dafür keine, hatte er doch dafür ohnehin keine Zeit. Flüchtige Begegnungen, eilte er doch immer zu und wirkte dadurch nicht selten unfreundlich, abgehoben und auch arrogant. Jahre verstrichen, die Falten offenbarten sein Alter und er? Er wusste nicht einmal mehr was beten ist und wahrscheinlich war auch seine Glaube in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Er war eins mit seiner Bild, dem anfertigen von wahrlich kunstvollen Bildnissen. Ein letztes Werk wollte er noch beenden, er hatte genug angespart, genug für das Ende seiner Tage. Mehr als genügend für ein Leben woanders, ein Neuanfang, weit weg von der alten Heimat. Irgendwo wo es ruhig, ein Haus an einem malerischen See, umgeben von dichten Wald. So zeichnete er seine Wunschvorstellung vom zukünftigen Leben, auch die geringste Feinheit wurde eingearbeitet. Am Ende der mondelangen Tätigkeit betrachtete er das geschaffene und verlor sich darin, er starrte und starrte und irgendwie schien etwas zu fehlen, er trat näher und suchte nach der letzten Feinheit, die dem Werk ewige Glorie verschaffen sollte. Er berührte mit der linken Hand das Bild und etwas griff nach ihm, eine kalte Hand umgriff sein linkes Handgelenk. Die kräftige, kalte Hand zog den Künstler hinein ins Bild, wo er zusammen schrumpfte und einsam auf dem Holzsteg saß - für immer und ewig. Wer sich vollkommen dem weltlichen Tand verschreibt, wird keine Erlösung und Erleuchtung des Geistes erlangen. Ein verfangen in Bedeutungslosigkeit, bis man selbst bedeutungslos ist und niemand das verschwinden bemerkt.


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