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 Betreff des Beitrags: [IG Buch] Sagen und Lieder der Nortraven von Toran Dur
BeitragVerfasst: 24.08.19, 10:26 
Edelbürger
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Sagen und Lieder der Nortraven


Lange Jahren bereiste ich das Norland, jene eiskalte Zone des höchsten Nordens von Tare und viel sah ich und erlebte ich. Dies ist eine Aufzählung der Sagen und Legenden der Nortraven und einiger ihrer Lieder, die mir in jener Zeit zu Ohren kamen.

Die Sagen


Die Sagen der Nortraven entstammen natürlich ihrem rauen und kriegerischen Sein und so verwundert es nicht, dass sie hauptsächlich den Kampf ums Überleben und den Kampf selbst schildern.

Die Schoepfungsgeschichte der Nortraven


Es war leer im Raum, und Nichts war ausser dem ewigen Eis im Norden um dem Feuer im Sueden, das hell loderte. Und die Stroeme des Feuers wanderten nach Norden, wie das Eis nach Sueden und als sie aufeinander trafen, schmolz das Eis und wurde zu Wasser, und das Wasser verdampfe und bildete Nebel, der sich in alle Richtungen ausbreitete und das Nichts fuellte.
Da regten sich im Nebel zwei Gestalten, entstanden aus der Macht des Feuers und der Kraft des Wassers. Ein Mann erhob sein Haupt ueber die Elemente, und er sprach seinen Namen, denn er war Thjarek, der Gott der Goetter, der Herr der Welt. Gar gewaltig war er anzusehen, stolz die Brust geschwellt, die Haare blond, lang und ungebaendigt und die blauen Augen blitzten ob seiner Macht.
Eine zweite Gestalt aus dem Nebel und hob das schoene Antlitz ueber die Welt, und auch sie sprach ihren Namen, denn es war Eydis, die weise Gemahlin des Thjarek, deren Haar lang und blond wallte und deren Schoenheit mit nichts zu vergleichen war.
So standen die beiden Goetter inmitten des Nebels, des Eises, des Wassers und des Feuers und sie sprachen nichts mehr, Aeonenlang.
Und dann war da der Wille und Thjarek sprach zum Wasser, denn dies war sein Element. So sprach der Allmaechtige:
" Wasser der Welt, fliesse in das Nichts und fuelle es, auf dass es sei".
Rauschend fuellte das Wasser des Nichts und die Meere und Ozeane entstanden, und was er sah gefiel Thjarek.
Und Eydis, die Herrin sprach zum Nebel:
" Nebel der Welt, fuelle den Raum ueber dem Wasser, auf das er die Luft sei". Dem Befehl der Goettin gehorchend stieg der Nebel auf und bildete Luft, Wolken und Wind und ihr Werk gefiel Eydis.
Dann sprach sie zu dem Feuer.
" Erhebe dich und beleuchte, was wir geschaffen haben", und das Feuer setzte sich an den Himmel und leuchtete als Sonne, Mond und die Gestirne.
Lange schwebten sie ueber dem Wasser und bewunderten, was sie geschaffen hatten, doch es war ihnen nicht genug. So fasste Thjarek Eydis bei der Hand und sprach:
" Erhebe dich", und aus den tiefen der Meere erhob sich das Land. Eydis die Weise sprach:
" Forme dich", und die Erde woelbte sich auf und bildete Berge und Taeler, Ebenen und Schluchten, Buchten und Fjorde.
Doch kahl und leer wirkte das Land, das sie geschaffen hatten, und Eydis nahm von dem Eis des Nordens und dem Feuer des Suedens und verbarg beides in ihrer Hand, als sie ihren Atem hineinblies und auf die Erde schickte, und aus ihrem Atem, dem Eis und dem Feuer wurden die Pflanzen, die bluehten und gruenten und die Welt verschoenten.
Das sah Thjarek und er nahm von dem Wasser, dem Eis und der Erde und blies seinen Atem darauf und warf es hinunter auf die Erde, und die Tiere entstanden und lebten in den Waeldern und auf den Weiden der Welt.
Und Thjarek und Eydis wandelten ueber die Erde um zu bewundern, was sie geschaffen hatten, doch die Pflanzen beugten sich vor ihren Schoepfern und die Tiere versteckten sich aengstlich.
Da runzelte Thjarek der Allmaechtige die Stirn, dass die Erde bebte und schuf aus seinem Willen ein Schiff, das am Himmel entlang fuhr, und welches sein Heim sein sollte.
Von dort oben herab sah er veraechtlich auf die Welt herab und sprach zu Eydis:
" Wir werden ein Volk nach unserem Ebenbild schaffen, dass stark ist und sich vor niemanden verbeugt oder versteckt, es sei denn vor seinesgleichen, und es soll leben im hohen Norden, wo es immerdar kalt ist, auf dass es stark werde", so sprach der Allmaechtige Thjarek.
Und er sah die Figur am Bug seines Schiffes und erkannte in dem Drachen vollendete Schoenheit und grosse Macht, und er trat heran und hauchte dem Wesen leben ein, auf dass es dar Land des Nordens, in dem Thjareks Volk leben sollte beschuetzte.
Der maechtige weisse Drache erhob sich vom Bug des Schiffes stiess hinab zur Erde, um auf immer seine heilige Wacht zu beginnen.
Und Thjarek war zufrieden mit seinem Werk.
Dann griff er nach dem Feuer, der Erde und dem Eis und formte daraus ein Wesen, dass ihm und Eydis glich, auch wenn es kleiner war. Das Goetterpaar trat heran, und beide hauchten dieser Schoepfung leben ein.
Dieses kleine Wesen, dass im Land des Norden, dem Norland leben sollte, nannte Thjarek Nortrave, und gar stolz schwellte sich seine Brust, als er die Staerke des Willens und des Koerpers dieses kleinen Wesens erkannte.
Er rief den Drachen zu sich, nahm den ersten Nortraven und kehrte zur Erde zurueck, um ihn in seiner rauen Heimat anzusiedeln und weitere dieser Rasse zu schaffen.
Und um ihnen seine Liebe zu beweisen machte er sie stark gegen die Kaelte, und gab ihnen die Kraft, sein Element, das Meer zu beherrschen. Und Eydis sandte ihre Winde, um die Schiffe ihres Volkes schnell wie die Pfeile ueber die Meere zu tragen.
Da griff Thjarek in die Berge und nahm von dem besten Metall das er fand und formte es nach seinem Willen und mit seiner Macht zu einer Waffe, die einen Hammer darstellte und fand, dass es gut war.
Die Nortraven vermehrten sich rasch und Thjarek sah stolz hinab auf sein Volk, dass immer staerker wurde. Doch rasch merkte er, dass seine Wesen starben, dass sie nicht mit der Unsterblichkeit eines Gottes gesegnet waren, und er erschrak zutiefst, tat es ihm doch um jedes seiner Wesen leid.
Und so schuf er die Rabainsteine, drei maechtige Saeulen, die er in die Tiefen des Solvej Massivs stellte.
Jede dieser Saeulen stand fuer eine Faehigkeit seines Volkes, fuer Mut, Staerke und Weisheit und richtete seinen Willen auf die Saeulen und befahl ihnen, den Geist eines jeden gefallenen Nortraven zu ihm auf sein Schiff zu bringen, auf das er dort ein ewiges Leben an der Seite seiner Goetter verbringe.
Und die Saeulen ergluehten im blauen Licht der Macht Thjareks und Eydis' und fortan kam jeder Nortrave nach seinem Tod an Bord des Schiffes seines Gottes und sass an seiner Seite.
Und Eydis, die Kluge, stieg hinunter auf die Erde und verbreitete die Kunde von den Taten ihres Mannes, und die Nortraven jubelten zu ihrem Goettern und gar dankbar wurden sie noch mutiger, klueger und staerker.
Zu jener Zeit zeugte Thjarek mit Eydis zwei Kinder, den gewaltigen Wolthar, dessen Kraft im Kampf unerreicht war und die liebliche Gea, deren Macht ueber die Erde unbeschreiblich war.
Und mit ihren Kindern sahen die Goetter hinunter auf die Erde und sahen die Nortraven, die sich untereinander bekriegten und toeteten, um Thjarek zu zeigen, wie stark sie waren.
Das erzuernte den Gott, und der hob seinen Hammer, um ihn auf die Nortraven zu schleudern und sie zu bestrafen, doch die listige Eydis fluesterte ihm ins Ohr, den Nortraven Feinde zu geben, um ihre Staerke auf die Probe zu stellen.
Da liess Thjarek der Allmaechtige den Hammer sinken und griff in die Wolken, hauchte dem Nebel in seiner Hand Leben ein und liess ihn in die fruchtbaren Gegenden der Welt sinken, und aus diesem wurden die Menschen.
Sie waren nicht so stark wie die Nortraven, doch zahlreich wie die Regentropfen.
Dann griff Eydis in die Waelder, nahm einen Baumstann und formte ihn und liess ihn zu Erde sinken, und daraus wurden die Orken, rau wie der Stamm doch hart in ihrer Art.
Dann griff Thjarek nach dem Metallen in der Erde und formte daraus die Zwerge, die zwar klein an Gestalt waren, doch hart und stark wie das Eisen, aus dem er sie machte.
Eydis griff hinauf zum Himmel und nahm die Strahlen der Sonne und schuf mit ihrem Atem die Elfen, die weil sie von Eydis gemacht waren, klug und schoen waren.
Und Thjarek runzelte die Stirn ob der Wesen, die sein Weib schuf und griff unter die Erde und nahm die Knochen der verstorbenen Wesen, formte sie und hauchte dem Toten leben ein und setzte sie auf eine einsame Insel, auf der ein Vulkan tobte, so erschuf er die Mythen, als Gegenbild der Elfen.
Gea, reich an Schoenheit und Kraft griff in die Wasser und die Erde und formte ein kleines Volk, dass sie Halblinge nannte, da diese kleiner als Zwerge waren. Sie schuf dieses Volk als Freund von jedermann.
Als Thjarek sah, was seine Tochter tat war er stolz und zufrieden mit ihr.
Wolthar verlangte es danach, ebenfalls ein Volk zu erschaffen, und er griff in das Wasser und schuf im hohen Norden ein Volk aus diesem.
Doch als Thjarek sah, was sein Sohn tat, wurde er zornig, da er keine anderen Wesen im Norland wollte, als sein eigenes Volk.
Noch bevor Wolthar diese Wesen vollendet hatte, warf ein seinen Hammer unter sie und durch die Wellen, die entstanden, kamen Ebbe und Flut.
Da griff Eydis, die Liebevolle, ein und schuf im hohen Norden ein Land, dass sie Nejbold nannte, und Thjarek verbannte die Wasserriesen dorthin.
Doch in der Kaelte des Norden gefroren sie zu Eis und konnte sich nicht bewegen, und Trauer um seine Schoepfung beschlich Wolthar.
So eilte er nach Nejbold und verlieh den Eisriesen von seiner Kraft, damit sie sich bewegen konnten, und formte ihnen aus Eis und Schnee Koepfe, dass sie denken konnten. Schnell eilte er wieder zurueck an die Seite seines Vaters, auf das dieser nicht merkte, was sein Sohn getan hatte.
Doch die Riesen sahen die Nortraven und ihr Gedeihen und suchten nach einem Weg ueber das Meer, um in jenem Land leben zu koennen, und ihr Hass auf die Nortraven war gewaltig, denn diese waren des erwaehlte Volk von Thjarek.
Und so schufen die Goetter alle Voelker Tares um eine Herausforderung fuer die Nortraven zu schaffen.
Doch diese Voelker wussten, dass sie nicht unter dem Schutz eines Gottes standen und fuerchteten sich vor der Welt, in der sie ohne Goetter lebten.
Und so erfanden sie ihren eigenen Goetter und begannen zu ihnen zu beten und verhielten sich anders, als Thjarek es erwartet hatte.
Und als er an die Reling seines Schiffes trat und auf die Erde hinabsah, sah er die Voelker zu ihren Goetzen beten und sich der Magie verschreiben, die entstanden war, als die Erde die Macht des Feuers unter sich begrub und erstickte bis auf eine heisse Glut tief im Erdinnern.
Und was er sah erzuernte Thjarek und so stieg er hinunter auf die Erde und schleuderte seinen Hammer mit der vollen Kraft seiner Wut inmitten die Unglaeubigen.
Ein gewaltiges Erdbeben erschuetterte die Erde, das Land versank im Meer, gewaltige Wellen suchten die Kuesten heim, und das Meer flutete in die entstandene Erdspalte um jede Spur der Frevler zu bedecken.
Dort war einstmals Thjarek seinen Hammer auf die Erde schleuderte ist heute das Binnenmeer Linfahrt, wo einst der groesste Tempel der Goetzen stand.
Und abermals wollte Thjarek ausholen und den gesamten Rest der Unglaeubigen vernichten, als Gea zu ihm trat und ihn bat, ihrer Erde keine Wunden mehr zuzufuegen.
Voller Verwunderung lies er den Hammer sinken und sah auf das Binnenmehr, und Trauer mischte sich in die Wut des Goetter und loeschte sie, denn er sah seinem eigenen Werk Schaden zugefuegt.
Dann trat Eydis, die Listige, zu ihm und raunte ihm in sein Ohr, dass es nicht besseres gaebe als diese Unglaeubigen, um die Nortraven auf eine immerwaehrende Probe zu stellen und ihnen gleichzeitig zu zeigen, wie sie nimmermehr werden sollten.
Und Thjarek verstand, und haengte den Hammer zurueck an seinen Guertel, und beschloss nicht wieder in das Schicksal seines Volker einzugreifen, denn es sollte seine eigene Staerke beweisen.
So kehrte er an Bord seines Schiffes zurueck und feierte mit den gestorbenen und nun unsterblichen Nortraven an seiner Seite.
Doch nie wandte er seinen Blick von der Erde und seinem Volk ab, sondern sah mit Freude wie es wuchs und gedieh und wie die anderen Voelker zu der groessten Probe seines Volkes wurden.


Eine der Eindrucksvollsten Sagen des Norlandes, ich hörte sie vor vielen Jahren in Dornwald, wo das Bier und der Met überaus gut sind.


Ebenfalls eine schöne Sage, die im Zusammenhang mit der Schöpfungsgeschichte steht, ist die Iss Hetjas.

Iss Hetjas


"Vor vielen Jahrhunderten entstand die Sage der Eisriesen.
Weit vor der Zeit von Halgir, herrschte im Norland angeblich die wohl schlimmste Kälteperiode, seit Gedenken der Nortraven. Man erzählte sich, das dies auf einen Streit zwischen Thjarek und Eydis zurück zu führen sei. Thjarek wollte nicht, das zunehmend immer mehr Frauen, die Kunst des Kampfes erlernten. Darauf hin redete Eydis kein Wort mehr mit ihm und es herrschte eisiges Schweigen zwischen dem Götterpaar. In Form von Kälte machte sich dieser Streit im Norland bemerkbar.
Es war eine Zeit, in der ein Tropfen Wasser innerhalb weniger Minuten zu Eis gefror, Tiere lagen, erstarrt vor Kälte, tot in den endlosen Steppen des Norlands. Sogar Viecher in Ställen wurden von der klirrenden Kälte dahin gerafft.
Es war die Zeit, als das riesige Nordmeer zu fror und da, wo sich einst Meter hohe Wellen ergossen haben, war nichts mehr, außer endlosen Eisebenen. Das Eis war so dick, das man problemlos hätte Häuser darauf bauen können.
Wochen vergingen, Monate verstrichen. Doch es wurde nicht wärmer. Das Volk der Nortraven litt unter der Kälte in unvorstellbaren Ausmaßen. Hungersnöte erfassten das gesamte Land. Als ob die Nortraven nicht schon genug zu ertragen hätten wurden vermehrt fremde Gestalten gesichtet, in den Gegenden, die an das Nordmeer angrenzten. Gestalten durchsichtig wie Eis und bis zu 2 Köpfen größer als ein normaler Nortrave. Ihre Gesichter waren wie erstarrt und zeigten nicht im geringsten Gefühlsregungen. Da, wo man eigentlich die Augen vermutete waren nur ausgeschlagene Höhlen, als ob man einem Stein ein Loch einmeißelt. Sie trugen gewaltige Waffen in Form von Schwertern und Äxten mit sich. Man war sich nicht klar darüber ob ihre Waffen wirklich aus purem Eis bestanden oder ob es eine unbekannte Art von Metall ist, denn sobald eine solche Waffe in die Gewalt eines Lebewesens kam, das nicht aus Eis bestand, zerfloss sie in den Händen des Trägers wie Wasser.
Iss Hetjas wurden sie bald genannt, Eiskrieger.

Immer mehr Eisriesen erreichten den Norden des Norlands und schon bald wurden die ersten Übergriffe auf Nortraven gemeldet. Jegliche Vermittlungsversuche mit den Iss Hetjas scheiterten und so blieb dem damaligen Hetmann nichts weiter übrig als alle kampffähigen Nortraven in den Norden zu schicken um den Eiskriegern Einhalt zu gebieten.
Der gewaltigen Übermacht hatten die Berserker und Krieger wenig entgegen zu setzen. Massenweise hielten die mutigen Kämpfer Einzug auf Thjareks Drachenboot. Männer sowie Frauen und Kinder wurden gnadenlos abgeschlachtet und schon bald war der Norden fest in den Händen der Eisriesen. Die weißen Schneelandschaften verfärbten sich mehr und mehr in einen rötlichen Ton. Das Rot von Blut. Das Blut von Nortraven.
Den übrigen Nortraven blieb keine Wahl außer mit Gewissheit in den Tod ziehen oder in den Süden zu flüchten. Nur wenige entschieden sich für letzteres, der größere Teil der Nortraven fand einen grausamen Tod im Kampf gegen die Iss Hetjas. Das stolze Volk der Nortraven war geschlagen, beinahe komplett vernichtet von dem Volk aus Eis. Nur wenige erreichten lebend den Süden.

Mit Trauer in den Augen stand Thjarek an der Reling seines Drachenbootes und sah hinab auf die wenigen Überlebenden, seine Kinder. Das Land, das er eigens für die Nortraven erschaffen hatte, war in der Gewalt einer anderen Macht. Er ballte seine riesigen Pranken zu Fäusten und schlug mit einer solchen Wucht gegen die Planken seines Bootes, das im Norland die Erde erzitterte. Tausende von ehrenhaften Männern und Frauen hatten göttergefällig gekämpft und gehandelt. Er konnte es nicht zulassen, das die Eiskrieger auch die letzten seiner Geschöpfe töteten. Wer würde auf Tare seine Ideale vertreten können, wenn nicht die Nortraven? Ihr Mut und Ehrhaftigkeit würden dem Volk der Nortraven, nicht mehr helfen können, das wusste Thjarek.
Eydis trat mit glasigen Augen neben ihn und brach das Schweigen, das monatelang zwischen den Beiden herrschte. Mit schmerzverzerrter Stimme sprach sie: "Sie werden uns auch noch die letzten Kinder nehmen, wenn wir nicht eingreifen." Thjarek lies seinen Blick über die blutige Schneelandschaft gen Norden wandern, wo seine Augen einen Berg auf der Insel Arngold fixierten. "Es wird Zeit, das sich unsere Kinder das zurück holen was ihnen zu steht! Es wird Zeit, dass der Wächter des Norlands seine Wacht beginnt!" er wandte sich seiner Frau zu "Schicke Gea aus, sie soll die Erweckung des Nordwinddrachen vorbereiten. Sie soll 50 Nortraven bestimmen, die sich auf den Weg zum Drachen machen. Nur zwei werden dort ankommen, und nur einer wird lebend, auf dem Rücken des Drachen sitzend, ins Norland heimkehren um die Riesen zu vertreiben." Eydis nickte und richtete eine Bitte an ihren Mann: "Eine Frau soll den Drachen erwecken. Eine Frau, die deine Gaben in sich trägt. Der Nordwinddrache soll unseren Streit entscheiden, ob Frauen ebenso deine Gaben nutzen dürfen wie Männer. Wird der Drache zu Gunsten der Weiblichkeit seine Entscheidung treffen, so wird die Frau bei der Erweckung auf unserem Schiff Einzug halten. Fällt er seine Entscheidung zu Gunsten der Männer, so wird die Frau auf dem Rücken des Drachen ins Norland heimkehren." "So soll es sein!" entgegnete Thjarek. Zufrieden schritt Eydis davon und überbrachte Gea ihren Auftrag.

So reiste Gea, verkleidet als alte Seherin, in den Süden des Norlandes und zog durch die wenigen Dörfer um 50 Nortraven auszuwählen, welche zum Drachen reisen sollten. Bald hatte sie ihre Auslese getroffen und schickte die Nortraven aus nach Arngold zu gehen, Winteröd zu durchqueren und den Drachen aus dem Schlaf zu erwecken, auf dass das das Norland endlich wieder seine Freiheit erlangen würde.

Thjareks Prophezeiung erfüllte sich. Nur einer der 50 Auserwählten kehrte auf dem Rücken des Drachen zurück ins Norland. Es war der Mann, namens Kjell, der auf dem Rücken des Drachen heimkehrte und somit war die Entscheidung des Drachen zu Gunsten der Frauen ausgefallen.

Die Iss Hetjas wichen zurück über das zugefrorene Meer, auf die Insel, von der sie gekommen waren. In einem gewaltigen Feuerschwall, den der Nordwinddrache spuckte, schmolz das meterdicke Eis des Nordmeers und die tobenden Wellen sollten es den Riesen unmöglich machen, das Norland noch einmal heim zu suchen.

Doch damit gab sich der Nordwinddrache nicht zufrieden. Mit einer riesigen Flammenwand vernichtete er die Waffen der Eiskrieger. Alle, bis auf eine Waffe, in Form eines Schwertes, verdampften in der flimmernden Hitze.

Erstaunt darüber schickte Thjarek seinen Sohn Wolthar aus ihm die Waffe zu bringen. Man ist sich in der Legende nicht einig darüber, warum das Schwert nicht zu Wasser zerfiel als Wolthar es in die Hände nahm. Die einen erzählen, das das Feuer des Nordwinddrachens das bewirkt hätte, die andern meinen, das das Schwert in göttlichen Händen nicht zerfallen würde.

Thjarek zog sich für viele Wochen mit diesem Schwert in seine Schmiede zurück um es zu bearbeiten. Dann trat er mit dem bearbeiteten Schwert an Deck seines Drachenbootes. Er hob es in die Luft und sprach mit donnernder Stimme: "Diese Waffe wird eines Tages der göttergefälligste aller Nortraven tragen, solange bis er an meinem Drachenschiff Einzug halten wird. Danach wird es an einem Ort versteckt werden, bis erneut ein Nortrave dazu bereit ist, dieses Schwert zu tragen." Die Klinge der Waffe schien aus durchsichtigem Eis zu bestehen. Ein mattes Glänzen ging von ihr aus, matt genug um die Augen nicht zu sehr anzustrengen. Der Übergang vom Heft zur Klinge war mit dem Kopf eines weißen Drachen verziert, so dass es schien, als wüchse die Klinge einem Drachen aus dem Maul heraus.

Nun stieg Thjarek selbst hinab ins Norland. Er ging zum Nordwinddrachenberg, wo der Nordwinddrache wieder in tiefen Schlaf versetzt wurde. Um die Waffe herum wob er eine dicke Schicht aus durchsichtigem Eis und lies sie bei dem Nordwinddrachen im Berg. Nur dem von Thjarek Auserwählten sollte es möglich sein, die Waffe aus dem Berg zu bringen ohne dabei vom Nordwinddrachen gefressen zu werden."

"Keiner konnte beweisen, das es die Iss Hetjas wirklich gab. Es ist allerdings eine Legende, die viele Jahrhunderte überdauert hat. Entscheidet selbst wie viel Glauben ihr der Geschichte schenken wollt."

Das nächste ist eine Sage, welche die Beziehung der Nortraven zu ihren Göttern in ganz erstaunlicher Weise schildert und uns zeigt, wie wenig wir dieses Volk bisher verstehen.

Schenkt den Göttern eure Taten


....eines späten Abends kamen wir an ein kleines Dorf, abseits der normalen Wege und Handelsrouten gelegen. Khjelben stand eine ganze Weile ruhig da und musterte mit eisernem Blick seine Umgebung, währen der Wind seine grauen Bart zerzauste. Ein Seufzer beendete seine starre Haltung und ich vernahm seit längerer Zeit mal wieder ein paar Worte aus seinem Munde: " Junge, hier werden wir noch was zu tun bekommen"
Junge. Ich war schon lägst erwachsen und hatte den Körperbau eines Bären als er mich damals aufforderte mit ihm zu gehen. Nun wanderte ich schon knapp ein Jahr mit ihm und würde bald 23 werden, und noch immer nannte er mich Junge. Ich wusste nicht was er mit "Hier würden wir noch was zu tun bekommen" meinte, aber ich nickte kurz. Für mich sah das Dorf von weitem wie ein normales kleines Nest aus., wie es so viele entlang der nordwestlichen Küste gab. Einige verschneite Hütten, aus denen einige Rauchsäulen gen Himmel emporstiegen, ein kleiner Steg am Meer und das war's. Was sollte uns hier schon groß erwarten...
Dann sah ich es beim Näherkommen auch. Unweit des Steges, am Rand des Dorfes stand die alte Dorf-Eiche. In ihre Borke den Hammer Thjareks und das Blatt von Eydis geschnitzt. Und da war Blut. Der Stamm war beschmiert und beinahe der gesamte Schnee um die Eiche war gerötet; Tierkadaver lagen um den geweihten Baum. Ich wusste nicht so recht was ich davon halten sollte, Khjelben indessen schien die Situation klar zu sein. Mit festem Schritt und grimmiger Miene lief er auf ein nahegelegenes Haus zu, dem Äußeren nach die Dorfschenke. Ich folgte meinem Lehrmeister in den kleinen Raum, in dem wir zugleich von vielen bedrückten Gestalten gemustert wurden.
Ein Mann mit verwahrlostem Äußeren, der offensichtlich auch betrunken war, ergriff sofort nachdem wir das Gasthaus betreten hatten das Wort: "Pah, seht her - Hicks - das schicken einem also unsere Götter, wenn man sie wochenlang um Hilfe bittet und Opfergaben bringt. Einen Greis und nur EINEN jungen Krieger. PAH. - Hicks - Verflucht seien Sie.....
Zu mehr Worten kam er nicht mehr. Wie schon so oft überraschte mich Khjelben mit seiner Kraft und Schnelligkeit. Wie ein tollwütiger Eisbär war er auf den unachtsamen Bauern gesprungen, der jetzt auf dem Boden lag, Khjelben auf ihm kniend.
"Schweig du Narr ! törichter Hund. Ihr Alle." Sein feuriger Blick sprang von einem zum anderem im Raum, in welchem es jetzt still war und der nun wie gefroren wirkte. Sobald Khjelben einen der Dorfbewohner musterte kam es mir vor, als würde ein Kind vor seinem gestrengen Erzieher stehen, den Kopf beschämt zum Boden geneigt und unwissend was es gerade verbrochen haben sollte. Irgendwann ergriff ein dicklicher Mann mittleren Alters, mit einem leichten Doppelkinn-Anstatz und einer grauen, fleckigen Schürze das Wort: "Alter Mann, warum beschimpfst du uns als Hunde ? Bist Du zu lange in der Kälte gewesen ?" Nachdem dieser Mann, welcher offensichtlich der Wirt und Hausherr dieses Gebäudes war, diese Worte geäußert hatte, sah ich Khjelben schon vor meinem geistigen Auge den armen Wirt in der Luft zerfetzen. Doch statt dessen vernahm ich von ihm nur ein grummeliges Brummen und dann jene Worte, die mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel trafen: " Ragnar, sag's diesen Dummköpfen !"
Oh oh, was sollte ich denn sagen? Mir war ja nicht mal selbst genau klar, was hier vor sich ging: " Ähm" ich mußte schlucken "Nun, das ist Khjelben, Sohn des glorreichen Olrik". Ein leichtes Raunen ging bei dem Namen Olrik durch die Reihen. Khjelben schaute mich erwartungsvoll an. Ich wusste er erwartete jetzt noch mehr... "Ragnar" wiederholte er in einem strengeren Ton.
Er hatte nicht Junge gesagt schoss es mir durch den Kopf. Er hatte Ragnar gesagt. Meinem Namen. Das erste mal. Gleichzeitig kam mir aber auch die Idee, warum er so wütend auf diese Leute war. Stammelnd brachte ich etwas heraus, was eine Erklärung sein sollte: " Also das mit den Tieropfern, draußen bei der Eiche. Die Sache ist die.... nun.... hmm.... ihr ehrt ja einen Schiffsbauer auch nicht, indem ihr seine Schiffe versenkt..." Mein Blick fiel auf Khjelben, der mir durch ein leichtes Nicken die Bestätigung gab, dass ich den richtigen Kurs eingeschlagen hatte. Im Gegensatz dazu schauten mich alle anderen mit großen Augen an, und erwarteten den Rest meiner Erklärung zu hören, den ich nicht hatte. Mir selbst war die Idee noch nicht ganz klar, und mir fehlten die Worte wie ich es anders sagen sollte.
In diesem Moment erhob sich Khjelben von seinem Opfer, ging zum Tisch, nahm einen noch lauwarmen Teller mit Eintopf und reichte ihm dem Wirt. " Hier, nimm, ich schenk Dir einen Teller Suppe" Bei diesen Worten goss er dem Wirt den Eintopf vor die Füße. Der Wirt schien überrascht und empört zugleich, zügelte seine Worte aber im Ton: " Was soll das. Warum tut ihr das. Der gehörte doch eh schon mir... und jetzt verschüttet ihr das gute Essen.."
Khjelben trat noch einen Schritt näher an den Wirt heran, und sah ihm aus nächster Nähe in die Augen: "Aha, und wem gehörte die tote Robbe da draußen unterm Baum, und wem die Ziege". Er wandte sich vom Wirt ab und kniete sich wieder zu dem Bauern, der jetzt, den Oberköper wieder aufgerichtet, auf dem Boden saß. " Und Du" - der Bauer zuckte nun etwas ängstlich zurück - "was würdest du sagen, wenn ich dein Vieh schlachte, es Dir vor die Füße werfe und dich dann bitte mir bei etwas zu helfen ?" Khjelben stand auf und setzte seine Rede fort während er durch den Schankraum lief und jeden mal dabei anschaute. "Ihr könnt doch den Göttern nichts opfern, was ihnen doch schon längst gehört, was sie doch selbst erschaffen haben. Glaubt ihr, Thjarek ist Euch wohlgestimmt, wenn ihr einen Teil seiner Geschöpfe nehmt, sie einfach so tötet und sie ihm blutend vor die Füße werft. Und Eydis wird bei diesen Dingen auch nicht gerade freudig gestimmt sein..."
Einige der Leute schienen jetzt so langsam zu verstehen, was Khjelben meinte, und von irgendwoher im Raum ertönte dann die Frage: "Aber was können wir dann den Göttern opfern um sie gnädig zu stimmen ? Schließlich haben sie doch ALLES geschaffen...".
"Ihr müsst ihnen gar nichts opfern !" antwortete mein Meister. "Thjarek und Eydis sind stark und stolz. Glaubt ihr denn ihr könnt sie bestechen oder zwingen etwas zu tun ? Wenn ihr ihnen schon etwas geben wollt, dann schenkt ihnen das, was sie nicht besitzten !" Khjelben drehte sich wieder mal in dem kleinen Raum und hielt kurz mit seiner Rede inne, um wieder seinen Blick über die Zuhörer, die nun allesamt gespannt lauschten, schweifen zu lassen. "Schenkt ihnen eure Taten. Handelt im Wissen dass sie eure Taten beachten. Zeigt ihnen, dass ihr nichts mehr begehrt, als eines Tages unterhalb ihres Throns zu sitzen. Sie haben Euch gesegnet mit all jenen Vorteilen, die nicht viele Wesen unserer Welt in sich vereinen. Ihr seid Nortraven, Männer, das mutigste und verwegenste Volk der Welt. Ihr seid kräftig wie Bären und so hart und unempfindlich wie Eisberge. Lasst Eure Geschenke nicht so einfach verkommen, indem Ihr Euch hier zusammenkauert wie ängstliche Kaninchen, was auch immer euer Problem sein sollte. Nutz Eure Talente und euren Mut um Eure Probleme zu lösen, und geht mit Stolz voran. Dann werden auch die Götter euch helfen. Solltet ihr aber nur rumhocken und jammern wie Weiber aus dem Königreich, so werden die Götter Euch in den Dreck treten wo ihr auch hingehört; als feige Würmer. Aber ich sehe in diesem Raum keine Würmer. Ich sehe Nortraven. Steht auf und verhaltet Euch auch so. Ihr seid zäh wie Leder und unbeugsam wie Stahl. Wenn es Probleme gibt, dann löst Sie. Wenn ihr zusammenhaltet, Männer, kann nichts in Eurem Weg stehen. Ein Rudel Wölfe kann einen Bären aufhalten, aber was hält ein Rudel Bären auf ? Ihr seid Bären. Männer. Der Innbegriff von Mut und Stärke. Nutz Eure Talente und Thjarek wird mit Euch in den Kampf ziehen und Eydis wird eure Segel blähen. Ein einzelner Nortrave mag stark sein, aber wenn ihr stolz, mutig und vereint handelt, dann seid ihr eine Naturgewalt. Und jetzt lasst uns an die Lösung Eurer Probleme gehen !"
Während er diese Sätze in den Raum donnerte, fand ein langsamer Wandel in dem kleinen Raum statt. Was anfangs noch mit dem einen oder anderen Nicken oder zustimmendem Geraune zwischen den Sätzen begann, endete bald in einem Orkan von Zustimmungsrufen, und mit Bierkrügen und Fäusten, die mit Wucht dazu auf die Tische geschmettert wurden. Mir kam das ganze so vor als hätte ich eine Horde Berserker vor mir, die kurz davor steht in die Schlacht beim Orkpass einzugreifen. Hätten die Orks damals diese Bauern, Walfänger, Jäger und Fischer erlebt, ich schwöre, sie hätten unsere Krieger erst gar nicht kennen lernen wollen...
An jenem Abend sah man einen kleinen aufgestachelten Trupp Dorfbewohner gegen eine überraschte Piratenmeute in den Krieg ziehen, welche aufgrund des kalten Winters in der nächsten Bucht mit ihrem Schiff festsaßen und sich bislang von den Dorfbewohnern hatten durchfüttern lassen. Die Schlacht war nur von sehr kurzer Dauer und wurde von den Dörflern im Handumdrehen gewonnen, als hätten sie die letzten Jahre nichts anderes gemacht. Obendrein fiel ihnen noch das Schiff und die recht wertvolle Ladung der Piraten in die Hände.
Am nächsten Tag lächelte Eydis auf das kleine Dorf herab und Thjarek sandte die kleinen Wellen einer wärmeren Strömung in die Bucht. Der Frühling würde bald Einzug halten.


Das nächste schildert einen Mythos, der selbst im Norland nicht weit verbreitet ist, meistens kennen nur die alten Skalden diese Sage noch.

Die Geschichte von der Frost Nymphe

Viele Sagen und Mythen winden sich um diese Figur aus Geschichten und mündlichen Überlieferungen. Im rauhen, unwirtlichen nördlichen Teil Norlands gibt es kaum einen, der nicht weiss, was gemeint ist, wenn von der Eisnymphe die Rede ist. So ist es auch kaum verwunderlich, dass ihr Mythos benutzt wird, um kleine Kinder gehörig zu machen.
"Wenn du nicht hörst, dann holt dich die Eisfrau", heißt es meistens. Und keiner tut es leichtfertig als Märchen oder Hirngespinst ab.

Wie Tjonde Gerfond einst sagte: "Noch nie zuvor habe ich etwas so schönes gesehen... und noch niemals bin ich so schnell gerannt in meinem Leben!"
Schon viele Wanderer, die von einem Schneesturm überrascht wurden, haben Ähnliches berichtet. Aber eines ist allen Erzählungen gemein: Jede beschreibt eine wunderschöne Frau, die nackt über Schnee und Eis zu gehen vermag, ohne auch nur einen Finger breit einzusinken. Ihr langes schwarzes Haar liegt, von Wind und Sturm scheinbar unbeeindruckt, glatt an ihrem Körper herunter und ihre Haut ist blass wie die Beine eines galadonischen Adligen. Nur ihre Augen sind weiss und ausdruckslos, gerade so, als würde sie überallhin zugleich sehen können. Ungeachtet der Kälte des Sturms und ihrer kühlen Erscheinung sollen ihre Blicke auf der Haut brennen wie heisser Kerzenwachs.
Ihr Anblick ist faszinierend, unwiderstehlich und doch überkommt einen ein übermächtiges Gefühl drohender Gefahr und naheden Unheils.

Keiner, der sie gesehen hat, hat sie je berührt. Man erzählt sich, dass derjenige sofort zu Eis erstarrt und für immer mit ihr den Sturm begleiten muss, immer auf der Suche nach unglücklichen Seelen, die sich im Sturm vor die Tür gewagt haben...

Besagter Tjonde Gerfond war der einzige, der ihr nahe kam und darüber berichten konnte. "Ich befand mich auf dem Heimweg von der Jagd", berichtet er aufgeregt "als mich der Sturm überraschte. Kein Wind war zu spüren, es schien wie eine Laune Thjareks, vom einen auf den anderen Moment begann die Luft um mich herum zu wirbeln und peitschte mir Schneeflocken wie ins Gesicht, die obwohl kalt, doch brannten wie kleine Dolche... Ich beschleunigte meinen Gang um dem wütenden Toben zu entkommen, doch mit jeder Schritt fiel mir schwerer, gerade so als ging ich gegen Thjareks Kraft selbst an. Endlich sah ich einen Felsvorsprung nicht weit entfernt von mir und doch so unendlich weit weg... Unsicher setze ich einen Fuss vor den anderen, doch ein solcher Wind erfasste mich, dass ich so lang fiel wie ich bin, und zwar vornüber in den Schnee. So groß war die Versuchung liegenzubleiben, einzuschlafen... Meine Glieder spürte ich fast nichtmehr und jedes Zucken war als hielt ich ganz Norland auf meinen Schultern. Als ich es schaffte, meinen Kopf aus dem Schnee zu heben... der Schnee, er war so warm... sah ich sie, erst als schemenhafte Gestalt im stürmenden Spiel Thjareks... dann immer deutlicher. Wie sie kaum ein halbes Dutzend Schritt vor mir wie aus einer Wand aus Schneeflocken heraustrat. Sie sah mich aus diesen leeren Augen an, und doch hatte ich das Gefühl, sie konnte auch genausogut überallhin sonst sehen. Seltsam genug, dass mich ein nacktes Weib nicht auf Gedanken brachte, wie sie jedem Anderen dann durch den Kopf gehen würden- Nein! Ich fürchtete sie, ich wusste nicht warum, aber ich fürchtete ihre Berührung... ihre Nähe! So hielt sie denn auf mich zu, und ich war zu keiner Bewegung fähig, steif wie meine Arme und Beine inzwischen waren. Hatte ich meine Arme und Beine noch? Ich fühlte nichts... So kam sie denn auf mich zu... bis sie denn vor mir stand, ihren Blick scheinbar unabwendbar auf mich gerichtet. Ich hätte mir eine Wand gewünscht, wo keine war... ein warmes Feuer und ein Kaltes Bier ihrer statt. Dann- plötzlich, stand sie vor mir! Kein Wind wehte mehr um mich herum und Eydis schien für einen Moment die Luft anzuhalten. Ich war wie betört und sah zu ihr auf. Niemand sonst da, nur diese Frau wie sie nackt inmitten des Sturms stand und zu mir herunter sah. "Einen Platz an Thjareks zu Thjareks füssen?" dachte ich noch so bei mir "Für einen Feigling wie mich? Angst vor einem Weib! Pah!" Als hätte sie meine Gedanken gehört, blieb sie plötzlich vor mir stehen, ihr Blick mich ständig fixierend. So warm wie der Schnee, so warm war ihr Blick auf meiner Haut. Mich überkam ein seltsames Gefühl von Frieden und Aufgabe. Dann sah ich nur noch zu ihr auf... ohne die Miene zu verziehen, schaute sie über mich hinweg, zu einem unbestimmten Punkt am Horizont. In diesem Moment war mein Wille wieder unbändig! Ich wollte aufspringen und ... ja und was dann? Trotzig mühte ich mich auf bis ich in der Hocke, mit beiden Armen mich im tiefen Schnell abstützend, wie ein Wolf bereit ein Reh zu schlagen!
Plötzlich sah sie wieder zu mir, fast meinte ich, Überraschung auf ihren unbewegten Zügen zu erkennen... Als verstand sie meine Verzweiflung, und sah meine Bereitschaft, zu kämpfen bis der letzte Tropfen Blut in mir gefrieren sollte. Ich biss also die Zähne zusammen als wolle ich sie so abhalten von was auch immer sie vorhatte. Ein ehrenwerter wenn auch dummer Gedanke... so ging sie einen Schritt zurück, bewegte sich fließend fast wie eine Erscheinung. Als sie ihren Arm hob und an mir vorbeideutete, lief mir ein kalter Schauer den Rücken herunter. Ich richtete mich zu voller Größe auf und überragte sie um mindestens 2 Kopf. Sie wandt sich von mir ab und ging ruhig und den gleichen Weg zurück, den sie schon einmal genommen hatte. Unwillkürlich bis ich so fest die Zähne zusammen, dass ein leises Knirschen zu hören war... das einzige Geräusch das in der ganzen Zeit die Stille durchbrach. Schwerfällig und voll von ungeahnter Wut, drehte ich mich entschlossen um und stapfte durch die, von Schnee umtoste, Landschaft. Nicht mehr zurücksehend. Doch ich weiss, dass sie sich noch einmal nach mir umgedreht haben muss! Oh ja! Denn ich spüre ihren brennenden Blick in meinem Rücken noch heute! So kämpfte ich mich vor, nur angetrieben von Wut und dem Willen nicht aufzugeben! Bis ich den Sturm hinter mir gelassen hatte..."

Wenn immer man von der Frost Nymphe oder Eisfrau spricht, hat man erneut einen toten Wanderer oder unvorsichtigen Jäger erfroren in einer Schneewehe gefunden...

Die nächste Erzählung schildert eine Schlacht, wie sie bei den Nortraven häufig berichtet wird, diese hier wieder unter dem legendären Halgir, dem Bären.

Eine Nortravenschlacht unter Halgir "dem Bären".


Die Nortravischen Mannen standen in fünf langen Schlachtreihen auf einem Hügel der Stadt zugewandt.
Ihr Heerführer war ein hühnenhafter Mann namens Halgir. Er stand unbewegt vor der ersten Reihe und sah mit eisigem Blick auf die Stadt die vor ihm lag. Der Wind fuhr durch seine blonden Haare, durch seinen ebenso blonden Bart und ließ sie herumwirbeln. In jeder Hand hielt er eine riesige Axt, wie sie manche Nortraven mit beiden Händen führten, doch seine Muskeln waren trotzdem kaum angespannt. Kein Stück Stoff bedeckte seinen Oberkörper, nur einen orangefarbenen Kilt trug er, der ebenfalls mit dem Wind spielte. Die Füße steckten in zwei schweren, schwarzen Stiefeln, die von innen mit weißem Wolfspelz gefüttert waren und auf seinem Kopf trug er ein Bärenfell, so daß der Oberkiefer des erlegten Bären über seiner Stirn hing.
Noch während die riesigen Scharen der Nortraven dort standen und auf die Schlacht warteten verfinsterte sich der Himmel und entsendete einen grellen Blitz, sofort von einem mächtigen Donner gefolgt, der die Herzen der Menschen erzittern ließ, die die Stadt verteidigten.
Der Wind verbog die Bäume, raschelte durch ihr Laubwerk und warf leichte Stöcke herum.
Dann, ganz langsam, hob Halgir beide Äxte hoch und streckte sie zum Himmel aus, wo ein weiterer Blitz die Stille durchfuhr. Die Welt wirkte für Sekunden wie frisch erschaffen und kein Laut war zu hören, nicht einmal mehr die verzweifelten Rufe aus der Stadt. Es schien wie der erste Morgen, als noch kein Leben erwacht war und die Erde in tiefer Stille lag. Selbst das Unwetter über dem Schlachtfeld hielt für einige Momente die Luft an bis ein lauter Schrei erklang.
Halgir ließ seine gewaltige Stimme ertönen und es erfolgte eine Antwort aus mehreren hundert rauhen Kehlen. Ein Kriegsgeschrei erhob sich, daß es jedes Wolfsrudel zur Flucht getrieben hätte und damit setze sich das nortravische Heer in Bewegung. Die Erde erbebte unter den trampelnden Stiefeln einer ganzen Armee und vorneweg rannte Halgir, die Äxte schwingend, auf die menschlichen Schlachtreihen zu, die vor der Stadt zusammengezogen worden waren.
Der Aufprall nahte, immer näher rückten die tödlichen Äxte zur Stadt und wie durch den plötzlichen Lärm aufgescheucht rissen die Wolken auf und ein Sintflutartiger Regen ergoß sich über die Männer, dann trafen sie zusammen. Alle Stille war vergessen und es ertönte Klirren von Waffen, Schreien von Verwundeten und Kampfgebrüll der Nortraven. Äxte blitzten auf und durchschlugen Hälse, Schwerter durchtrennten Gliedmaßen und Bögen surrten. Mit solcher Wildheit griffen die Nortraven an, daß die Reihen der Verteidiger vollkommen durcheinandergerieten und jegliche Formation zusammenbrach. Die Bogenschützen hatten es von den Wehrgängen doppelt schwer nicht ihre eigenen Leute zu treffen und die ersten nortravischen Krieger begaben sich in den verhängnisvollen Kampfrausch. Hier und dort begann ein Berserker der Nortraven wie wild zu schreien, dann riß er den Kopf hin und her und rannte dann mit einem beängstigenden Glanz in den Augen auf seine Feinde zu, die den Nortraven schon allein aus Furcht vor dieser Kampfeswut wenig entgegenzusetzen hatten.
Indes behielt Halgir klaren Kopf, obwohl er auf viele wie im Kampfrausch wirkte und schlug sich mit seinen beiden Äxten durch die Scharen der Gegner. Mit der linken Axt stoppte er einen Schlag, der für seinen Kopf bestimmt war und setze mit der rechten zum Gegenschlag an. Die Wucht des Schlags zerstörte sowohl die Rüstung als auch die Wirbelsäule des Menschen und so wandte sich "der Bär" dem nächsten zu. Ein stechender Schmerz bohrte sich plötzlich in seine Schulter und er nahm einen Pfeil wahr, der tief im Fleisch steckte. Mit einem Ruck brach er den Schaft ab und kümmerte sich nicht mehr darum, sondern tobte weiter.
Näher und näher kamen die wütenden Nortraven an das Tor der Stadt heran und immer weniger wurden es der Menschen.
Ein letztes Mal hob und senkte sich Halgirs rechte Axt, dann trennte ihn kein Feind mehr von der Stadt und er neigte den Kopf, schickte ein Dankgebet an Thjarek und Eydis. Dann hob er sein Haupt langsam wieder und unter seiner Stirn, auf der blutige Haare klebten, kamen zwei Augen zum Vorschein, die Stein zum Bersten gebracht hätten. Er richtete sich zu seiner vollen, höchst beeindruckenden Körpergröße auf und hob beide Äxte in die Luft. Dann steckte er sie zurück in die Halterungen an seinem Rücken und rannte auf das Tor zu. Ein Pfeil erwischte ihn am Arm, doch er achtete dessen nicht, weiter ging es und dann war er so nahe an der Mauer, daß kein Bogenschütze ihn mehr erreichen konnte. Aus seinem Gürtel nahm er zwei besonders lange Messer und warf sie in das geschlossene Tor, dann zog er erneut seine Äxte. Er schlug die Äxte tief in das Tor hinein und zog sich an ihnen hoch, wobei er die Füße auf den Messern absetzte, die tief im Holz steckten. Eine Axt zog er dann hinaus und schlug sie ein Stück höher ins Holz um sich wieder hinaufzuziehen. Auch die zweite Axt löste er aus dem Tor und zog sich mit einem Arm an der anderen Axt hoch um die zweite ein weiteres Stück höher erneut ins Tor zu schlagen. Wenige Augenblicke später war er bis ans obere Ende des Tors geklettert und schwang sich über den Teil der steinernen Umrahmung des Tors, der über ihm gelegen war. Er landete auf beiden Füßen und hielt eine Axt in der Hand, die andere steckte noch im Tor. Ein Soldat kam auf ihn zugelaufen, doch er führte mit der Axt einen Hieb nach außen und schlitzte die Vorderseite des chancenlosen Angreifers auf. Dann beugte er sich über die Brüstung, nahm seine zweite Axt hinzu und rannte zur nächsten Treppe die ihn hinunter in die Stadt bringen würde. Auf dem Weg erschlug er noch vier Bogenschützen bevor er die Treppe erreichte, die er hinuntereilte. An ihrem Fuße standen zwei Wachen, doch waren sie nach kurzem Kampf hinüber und nun schlug Halgir beide Äxte in den schweren Balken, der als Riegel für das Tor diente.
Das Tor schwang auf und Sekunden später ergoß sich eine wahre Flut aus nortravischen Kriegern in die Stadt.

Als die Sonne sich senkte war der dunkle Abendhimmel nur noch vom roten Feuerschein erfüllt, der sich von den Ruinen der brennenden Stadt erhob.

Gewidmet ist dieses Werk der Bibliothek vom allsehenden Auge Astraels,
Mondstag, den 11. Sekar 14 nach Hilgorad,
gez. Toran Dur, reisender Magier


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