Euer Grafschaft zu Siebenwind, wohlgeborene Ritterschaft, Rat der Insel Siebenwind

Ich grüße euch im Namen der hochheiligen Sahor!

Es ist Unerfreuliches, was mich zwingt, diese Zeilen zu verfassen, um nicht zu sagen Entsetzliches. Die göttergewollte Ordnung auf Siebenwind nähert sich zusehends ihrem endgültigen Verfall.

Es sei den werten Adressaten wohl bereits aufgefallen, dass das Zunftsystem in Wirkung getreten ist. Was auf den ersten Blick erfreulich scheinen mag, ist jedoch ein unsägliches Verbrechen vor dem Rat und vor der durch die Horen einberufene Ordnung.

Zum Ersten: Der Rat hat das Zunftsystem in der Art, wie es endgültig beschlossen wurde, nicht abgesegnet, der Patrizier hat hier absolutistisch die bestehende Form übergangen und eigenes hinzugefügt. Abgesehen von der Beleidigung des Künstlertums, ihren Namen für Schreiber- und Zeichnerarbeiten zu missbrauchen, haben wir einige Änderungen am Zunftsystem festzustellen, welche in dieser Form weder abgesprochen noch gar von Rat bewilligt wurden.

Zum Zweiten: Ich bat den Inselpatrizier schriftlich darum, eine Ratssitzung abzuhalten zu genau diesem Thema, was er zumindest mündlich bewilligte. Statt aber, wie abgesprochen, die Sitzung entweder einzuberufen oder abzulehnen, so dass ich die für die Erzwingung erforderlichen 3 Ratsmitglieder zusammenrufen kann, übergeht er hier in vollem Bewusstsein meinen Antrag und somit ohne jeder Rechtfertigung die Notwendigkeit seiner Bestätigung durch den Rat (welcher ihn im Übrigen nicht einmal mit der erforderlichen Mehrheit eingesetzt hat)

Zum Dritten: Der neu eingesetzte Zunftverwalter ist nicht gewählt worden, er ist nicht einmal von der Liste derer, welche ursprünglich zur Wahl standen. Der Rat wurde über diese Personenwahl nicht informiert, stattdessen wird einfach ein (zumindest mir) völlig unbekannter Mann (ich vermute, dass es ein solcher ist) eingesetzt, welcher auch direkt mit seiner Arbeit beginnt. Die gewählte Person entmachtet die Stadtwache, welche doch das königlich legitimierte Kontrollorgan ist, und setzt sich selbst sowie seine Vertreter an deren Stelle. Darüber hinaus gibt er sich selbst die Befugnis, über die Ausstellung einer Handelslizenz zu entscheiden, ohne sich selbst dafür Richtlinien zu definieren, stattdessen jedoch einen Preis festzulegen, wobei es ohne jede Kontrolle bleibt, wohin diese 1000 Dukaten wandern (anbei gilt selbiges für die Gebühr von Zunftbriefen)

Zum Vierten: Sowohl Inselpatrizier als auch Zunftverwalter veröffentlichen angebliche Regierungsschreiben ohne jede Form und Würde. Sowohl der obligatorische Gruß an die allherrlichen Sahor oder ihren ersten weltlichen Vertreter, seine Majestät König Hilgorad ap Mer, als auch die entsprechende Grußformel am Ende der Schreiben fehlen gänzlich, und während der Patrizier nicht einmal sein Siegel unter die Verkündigung setzt, dürfen wir auf dem Schreiben des Zunftverwalters statt des vieregefälligen Grußes ein völlig unbekanntes Wappen bestaunen, welches nicht das des Rats, nicht das der Viere, nicht dass der Ritterschaft oder nicht das irgendeiner relevanten Instanz ist, stattdessen jedoch und verschwenderischem Tand das häretische Symbol des Drachen zeigt.

Werte Lesende, all diese Punkte zeugen von einem Verfall dessen, was wir als göttergewollte Ordnung kennengelernt haben: Ein absolutistischer nicht-adliger und ein unbekannter Diener seiner greifen die Herrschaft auf, wobei sie sich geradezu böswillig über geltendes Recht hinwegsetzen (namentlich ihre Legitimierung durch den Inselrat). Weitere Mankos, wie die Beleidigung der vitamagesegneten Künstlerschaft, fehlende Form und mangelnde Information der Ratsmitglieder, fallen hierbei schon fast nicht ins Gewicht.

Ich möchte anprangern: Mit Erudin Gropp ist das Experiment der Herrschaft durch das Volk, namentlich dem Rat, gänzlich gescheitert und in der Anarchie der Herrschaft durch einen Bürgerlichen geendet!
Ich bitte darum, dieses Experiment an dieser Stelle abzubrechen, zum Schutz der Insel und des Königreichs!

Das Szenario, dass ein Diener des Einen die Position Gropps ausfüllt, wo er offensichtlich als einzelner völlig frei schalten und walten kann, will ich mir nicht ausmalen müssen, doch werden die Diener des Ungenannten wohl ähnliche Beobachtungen wie ich gemacht haben und diese Schwäche auszunutzen wissen!

Selbstverständlich stehe ich, für den Fall, dass meiner Bitte nicht entsprochen wird, nicht weiter für eine derartige Lüge zur Verfügung, da ich nicht der Mensch bin, der sein Gesicht für eine Farce verschenkt. Will heißen, mit sofortiger Wirkung geben ich meinen Platz im Rat auf, wobei ich bitten möchte, dass dieses Schreiben bei der nächsten Sitzung verlesen wird.

In Demut vor den allmächtigen Sahor und seiner Majestät König Hilgorad ap Mer

Fabius der Unerschrockene
Hüter des Wissens zu Draconis
Bezwinger der vierköpfigen Bestie von Uglund
Leiter des freien Theaters Siebenwind
Anführer des valerisch-Letarienschen Bardenzugs
und ehemaliger Vertreter der Menschen des Mittelreiches im Rat der Insel Siebenwind

*Die ersten beiden Absätze sowie die Unterschrift sind schwungvoll, der Rest relativ klein, um alles aufs Pergament zu bekommen*