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 Betreff des Beitrags: Verloren
BeitragVerfasst: 11.10.10, 22:50 
Festlandbewohner
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Registriert: 14.11.07, 22:34
Beiträge: 260
Wohnort: Niederösterreich
Der gesamte Text ist in einem dicken Wälzer säuberlich in verschiedenen Farben niedergeschrieben.

Verloren

von Archie und Eliath


Franz
Hans
Publikumsfrau
Ehefrau



Beide Bauern sitzen an einem Tisch, dem Publikum zugewandt.

Ich sag dir Hans ich will bald nimmer
Tag für Tag das gleich' Gewimmer
„Du kommst zu spät, bist voller Dreck!“
Ach wie ich wünscht' mein Weib wär weg


Ach Franz du sprichst mir aus der Seele
Tag für Tag das gleich' Gequäle
„Komm hol die Eier, melk die Kuh!“
Ach wie ich wünscht' mein Weib gäb Ruh'


Jeden Tag das gleich' Gezeter
Für sie sind wir doch Fußabtreter!

Jeden Tag das gleich' Geheule
Ein Nudelholz bringt manche Beule!

Jeden Tag das gleich' Geschnatter
Geh‘ doch selbst ins Schweinegatter!

Was bin ich froh, dass ich dich hab‘
Freunde sind der Herrin größte Gab‘


Geteiltes Schicksal nenn' ich Trost
Komm lass‘ uns trinken – Prost!


Ich sag‘ dir Hans, man muss was tun!
Kannst du denn in der Nacht noch ruh'n?


Franz, wir sind wie alte Trauben vergor‘n
bei der Hochzeit unser'n Stolz verlor‘n


Auch verloren uns're Würde
Die Ehe ist 'ne große Bürde


Verloren sind auch all die Lebensfreud‘n
Wir scheinen unser Leben zu vergeud‘n


Oh Hans nein, das darf nicht sein!
Sag, fällt dir denn gar nichts ein?


Ach Franz ich denke jede Nacht daran
Was ich an diesem Dasein ändern kann


Große Abenteuer sollten wir erleben
Statt unser'n Weibern am Rock zu kleben
Nach vorne schau'n und nie zurück
So fänden wir zum Lebensglück


Du meinst wie Ben von nebenan?
Oder Hugo, den dicken Mann?
Oder doch die Schwangere und außerdem
Ihren blonden Freund mit Suchtproblem?


Ich sag’s dir gleich und lass‘ nicht raten
Hans mein Freund, wir wer‘n Piraten!


Die Bauern fangen an sich als Piraten zu verkleiden.

Mit Kopftuch, Schiff und Säbelrasseln
Lassen wir uns von keinem das Leben vermasseln


Die beiden Bauern begeben sich ins Publikum.

Statt uns’ren alten Schweinebacken
Lass nun ein hübsches Weib uns packen

Publikumfrau wird geschnappt und auf die Bühne getragen.

Oh Weh, Oh Schreck ich werd' entführt
Beinah‘ wär ich zu Trän‘ gerührt
Doch sind die Beiden gut bestückt
Sodass es jede Frau entzückt
Welch' Glück das ich nun Euer bin
Mit Freuden geb‘ ich mich euch hin


Die beiden Bauern erstarren und verstecken die Frau hinter sich.
Ehefrau mit Verkleidung A tritt auf die Bühne.
Publikumsfrau tritt hinter die Bühne.

Hans wo bleibst du, wird schon dunkel
Schmier‘ mir Salb‘ auf die Furunkel
Es ist ein Kreuz mit dir, damit du's weißt
Wer putzt denn auf was du rumschmeißt?
Wer kocht für dich tagein, tagaus?
Wer holt dich aus den Federn raus?
Und wenn ich mal etwas von dir will
Versteckst du dich mucksmäuschenstill
Damit, mein Lieber, ist jetzt Schluss
Komm mit, sonst setzt's 'nen Pferdekuss
Ein bisschen plötzlich, darf ich bitten
Sonst verzichtest du noch 'nen Mond auf diese...


Ich komm‘ bald meine Felamaus
Am besten gehst du schon voraus


Ehefrau verschwindet wieder hinter dem Vorhang.

Ach Hans wie es mir grausen tät‘
Läg sowas nachts bei mir im Bett


Halt den Schnabel und gib Ruh‘
Dann werden wir auch reich im Nu


Keinen Sparstrumpf, nichtmal 'ne Socke?
Wie unser kahler Nachbar namens Locke?
Die Glatze ist ihm aber angebor‘n
Streunt über die Insel wie verlor‘n


Mit der Glatze hat das nichts zu tun
Die Kopfbedeckung macht immun
Wir wollen nicht mehr verloren bleib‘n
Brauchen Kitzel um die Nerven aufzureib‘n


Die Bauern fangen an sich als Diebe zu verkleiden.

Du meinst wir werden Meisterdiebe
Mit Gier nach Gold anstatt nach Liebe?


Klingt doch gut du Pleitegeier
Wär‘ mal nicht die alte Leier


Wieder begeben sie sich ins Publikum.

Schau nur an, man muss nur wählen
Lass uns einfach das hier stehlen!

Hans nimmt etwas aus dem Publikum, vorzugsweise einen Hut.
Sie kehren auf die Bühne zurück.

Zuerst aus jedem Beutel etwas Geld
Dann gehört uns bald die ganze Welt
Smaragde hol’n wir, und Saphire
Einer steht dann immer Schmiere
Und haben wir den Weibern abgeschwor‘n
Ist unser Glück nicht mehr verlor‘n

Die Bauern umarmen sich und springen freudig umher.

Wir singen das Lied der Juwelen
Weil die uns wenigstens nicht quälen
Wir träumen von glitzernden Steinen
Die im Sonnenlicht funkeln und scheinen

Die beiden Bauern erstarren und Ehefrau mit Verkleidung B tritt auf die Bühne.
Stimme verstellen um sich von Ehefrau A zu unterscheiden.

Franz wer ist das, der da lärmt?
Brauch' wen der meine Warzen wärmt!
Bist noch nicht im Bett, was fällt dir ein
Du weißt ich bin nicht gern allein
Von morgens bis abends lauf' ich dir hinterher
Will keine Minute ohne dich mehr
Sag bloß das stört dich, dann müsst ich weinen
Plärren, zanken, auch schreien, will ich meinen
Und zwar bis ich kriege was ich will
Du kennst meine Stimme, sie ist schrill
Ich sag's nicht nochmal, mein lieber Mann
Ich hab hier die Hosen an


Hans bringt das Gestohlene eilig zurück.

Ich komm‘ bald mein Vitamalin
Leg dich doch ruhig schon wieder hin


Ehefrau verschwindet wieder hinter dem Vorhang.

Kein Wunder dass die Dielen knarr‘n
Die wiegt mehr als manch' Ochsenkarr‘n


Mach dich ruhig lustig du blöder Hund
Dir stopft deine Alte auch den Mund


Du hast Recht, wir sind verlor‘n
Bei diesen tyrannischen Diktator‘n


Hans ich beginne zu verzag‘n
So werden wir niemals Dukaten erjag‘n


Ach was interessieren uns die Milliard‘n
Viel glücklicher wären wir als Bard‘n!


Wie unser Schwager, der gemeine Spitznamen gibt?
Oder unser Heiler, der dessen Frau auch liebt?
Der ihr Lieder schreibt von Zeit zu Zeit
Damit sie ihn küsst aus Gefälligkeit?


Die Bauern verkleiden sich als Barden und spielen auf den Lauten.

Ich meine mit klarem Lautenklang
Begleitet von hübschem Gesang


Das gefällt mir, lässt sich machen
Als Barden lassen wir es krachen


Ich spiel‘ bei Hofe zwischen Knapp‘n
Und würd‘ mir eine Adelige schnapp‘n


Ich sing‘ dann über Brot und Schuhe
Käm‘ vor Anerkennung nicht zur Ruhe


Als Eliath wär ich bekannt
Immer höflich und braungebrannt


Archie würden sie mich rufen
Der Schönste den die Götter schufen


Das wär spitze, das wär fein
Aber warte, könnt‘ es sein...


...wir hätten zwar mehr Selbstvertrauen
Aber wär‘n verloren ohne Frauen


Wer putzt, wer kocht, wer streicht das Haus?
Unser Lotterleben wäre aus

Wer füttert‘s Viehzeug wenn wir angeln?
Wer hilft dir wenn wir beide rangeln?

Ohne Weib wären wir erstrecht verloren
Und unser Herz zu Eis gefroren

Die Beiden setzen sich wieder auf ihre Stühle.




Ach Franz... So übel ist unser Leben nicht
Allmählich erkenne ich der Hoffnung Licht


Ich seh' es auch, ein Hoffnungsschimmer
Seien wir ehrlich, es ging‘ auch schlimmer


Die beiden Bauern erstarren und man hört die Stimme der Ehefrau B.

Franz! Jetzt hol‘ ich gleich mein Nudelholz!

Oh weh, das ist ihr ganzer Stolz..
Ich sag‘ jetzt lieber gleich gut‘ Nacht
Dann schlägt sie nämlich nur ganz sacht‘


Franz verlässt hastig die Bühne, Hans lacht ihn aus.
Stimme der Ehefrau A ertönt.

Hans! Dir versohl‘ ich gleich den Hosenboden!

Oh weh, da trifft sie immer meine Ho-
Hans!
Dann geh ich lieber auch zu Bette
Schläge setzt es, jede Wette..


Publikumsfrau tritt wieder auf die Bühne.

Die heutige Lehre über Toleranz
Ging zu Lasten von Hans und Franz
Sie kommt euch bekannt vor? Das kann gut sein
Verloren fühlt sich jeder mal, mickrig und klein
Aber vergesst nie, selbst nicht im Wein:
Ist die Ehefrau auch noch so gemein
Wir leben zusammen – oder sterben allein.


Vorhang schließt sich.


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