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 Betreff des Beitrags: Der naive Mensch
BeitragVerfasst: 8.05.13, 15:45 
Edelbürger
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Der naive Mensch
Über Pilpulismus und seine Folgen


Von Bruder Jeremias, Geweihter im Orden des Allsehenden Auges
Abgeschrieben und kommentiert von Bruder Iycheas


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Der Torheit nun voran ich gehe,
Da ich viel Bücher um mich sehe,
Die ich nicht lese und verstehe.


Prolog:


Mit jenen Seiten versuche ich die Problematik der Religiösität in unserer menschlichen Gesellschaft weitgehend zu erörtern. Es behandelt den von mir aufgestellten Fakt, dass ein naiver, einfacher Mensch wohl eine selbe religiöse Stufe erreichen kann, genauso wie der größte Gelehrte unter uns.

Gelehrte Menschen, Menschen mit geistigen Reichtum, weltlichen Überfluß und einer guten Bildung zentrieren sich im Dienste an die Götter immer mehr und mehr zu sich selbst. Die These, die ich damit aufstellen will ist, dass je mehr sich ein Mensch in seinem leben zentriert, sich egozentrisch gibt, desto weniger Platz bleibt für die Götter. Dennoch von außen gilt er in der heutigen Gesellschaft als tief religiös und gerade an jenem erwarten man einen hohen göttlichen Beistand.
Als Gegenbeispiel möchte ich den einfachen Mann vorstellen. Jener hat auf Grund seiner gesellschaftlichen Stellung nie eine Chance gehabt, sich zu bilden, und hat auch für jenes keine Zeit, da der Tagelöhner jeden Tag um sein überleben zu kämpfen hat. Für jene bleibt kein Platz zu Studien und ähnlichem. Sie sind oft froh, wenn sie Zeit finden ein frommes Gebet, einen fortwährenden Dank oder eine Bitte an die Götter zu richten.

Doch wie kann nun so ein Mann, die gleiche religiöse Stufe erreichen, wie der größte Gelehrte?

Es ist zu unterstreichen, dass ich die Gelehrtenschaft mit jener Erörterung auf keinen Fall schlechter stellen möchte, dennoch kann ein naiver, einfacher Mensch die selbe Stufe erreichen.
Ein Gebet eines einfachen Menschens ist oft einfacher und naiver gestaltet. Die Menschen, jene sich auf höhere gesellschaftliche Stände bewegen, verlieren mit ihrer Entwicklung diese Naivität, die den Schlüssel zu einer religösen Erhebung bildet. Der Mensch wird egozentrisch.
Genauso wie der Gelehrte. Ich werfe der Gelehrtenschaft, zu jener ich wohl selbst gehören mag, einfachen Pilpulismus vor! Man beschäftigt sich mit Fragen, welche keinen Bezug mehr zum eigentlichen Dienste an die Viergötter haben. Pilpulismus bedeutet übertragen, schärfe und Würze. Viele Gelehrten sind nur noch damit beschäftigt ihre eigene Werke mit der Zeit zu schärfen und immer mehr zu würzen, doch kommen sie dann vom Wesentlichen ab. Die Lehren Astraels sind dafür da, sie unter das Volk zu bringen, dass Volk zu belehren. Doch anstatt das Volk zu belehren werden oft nur Werke auf eine für einfache Menschen, unverständliche Weise, verändert und gar verfälscht.

Pilpulismus ist keine Sünde, doch muss man die klaren Grenzen in ihr definieren. Man darf nicht vom Wesentlichen abkommen.
Pilpulismus ist daher gefährlich, wenn man es überzieht. Denn durch dauernde pilpulistische Denkweisen, gerät das Ego immer weiter ins Zentrum seines Daseins, und die Anwesenheit der Viergötter wird innerlich immer mehr zur Seite gedrängt.
Anders ist jenes bei den einfachen Menschen. Jener wendet sein Gebet aus reiner Liebe zu den Göttern, natürlich auch aus seiner Not. Dennoch ist dieser Mensch rein von jeglichen egozentrischen Denken und besitzt oft nichts anderes, als den Glauben seiner Götter und den zwei Milchkühen oder das abgetragene Feld.
Die Viere erkennen jenes und werden sich auch nach der inneren Einstellung richten.
Mit dieser kurzen Schrift möchte ich warnen vor tiefen Pilpulismus und schneller Bevorurteilung über ungelehrte, einfache Menschen.
Jeremias
Geweihter des Orden vom Allsehenden Auges auf der Insel Siebenwind


Kommentar


Der wahrhaftigste und effektivste Götterdienst ist der Disput. Im Glaubensgespräch werden die Erfahrungen aller Beteiligten eingebracht, erörtert und hinterfragt und jede Seele wird somit in der Erkenntnis vorangetrieben. Dadurch, dass alle Erkenntnisse der beteiligen Seelen eingebracht werden ist der Disput über die Wahrheit des Glaubens auch nicht einzig Astrael gefällig. Alle Lebensbereiche fließen hier mit ein und alle persönlichen Erkenntnisse über das Wirken der Viereinigkeit werden angesprochen aber vor allem geteilt und weitergegeben.
Bruder Jeremias erkannte in seinem Traktat "Der Naive Mensch" ganz genau die Wertigkeit jeder Seele. Er warnt vor einer Zentrierung der eigenen Person und vor einer spitzfindigen Gelehrsamkeit, die keinen Erkenntniswert mehr besitzt, da sie unnötig alte Ansichten nur mit mehr Pfeffer und Würze versetzt, ohne aber den Weg der Erkenntnis zur Wahrheit weiter zu gehen. Es ist jedoch ein gewisser Antiintellektualismus in seinen Worten vertreten, welcher einer Klarstellung bedarf, denn ohne Gelehrsamkeit hätten wir viele Erkenntnisse nicht.

Hat der Gelehrte hat am Ende keinen Vorang vor dem Toren?


Gelehrsamkeit ist ein Licht, welches hilft durch die Finsternisse des Lebens sicher zu schreiten und ein gutes Leben zu führen. Sie ist hilfreich. Doch am Ende trifft auch den Gelehrten das gleiche Schicksal wie den Toren. Beide sterben und ihre Seelen werden in das göttliche Licht der Viereinigkeit zurück gehen, aus dem alle Seelen hervortraten. Kommen die Seelen zu Morsan, dem ewigen Richter, so wird dieser das letzte Gericht über jede einzelne Seele halten. Dieses Gericht ist jedoch kein Strafgericht! Das Gericht Morsans ist belehrendes Gericht, ein läuterndes Gericht. Im Gericht Morsans wird der Seele zum ersten Mal nach ihrer Reise in die Weltlichkeit wieder die Ewigkeit und Zeitlosigkeit des Göttlichen bewusst. Sie gewinnt durch den Prozess vor Morsan reinste Erkenntnis. Dadurch, dass die Seele ab diesem Punkt der Zeit nicht mehr unterworfen ist kann sie auf alle Epochen, auf alle Weltereignisse und auf alle Einzelschicksale gleichermaßen blicken (Yehramnis, Phan III). Die Seele erlangt durch das läuternde Gericht Allerkenntnis. Es erkennt die eigenen Sünden und auch die Sünden aller anderen die je lebten und noch leben werden. Sünde wird somit nachvollziehbar und wahrhaftige Vergebung somit erst möglich. Durch diese Allerkenntnis kann der Einzelne sich selbst vollkommen erkennen und somit ganz und gar aufrichtige Reue zeigen. Gleichzeitig können durch die Allerkenntnis alle Seelen dem geläuterten Reumütigen wahrhaft und vollkommen vergeben. Die Allerkenntnis bringt somit die Allvergebung und Rettung aller, selbst der größten Sünder und Kezter. Allen die vor Morsan treten wird dies gleichermaßen zuteil.

Was bringt es denn nun weise zu sein, wenn doch im Ende alle das gleiche Schicksal ereilt?


Weisheit ist nicht mit Gelehrsamkeit gleichzusetzen. Weise ist, wer ein gutes Leben führt, wer seine Talente, geistig oder körperlich, gut für sich und für seine Umgebung einsetzt. Ein Viehhirte weiß wie er sein Wissen gut für sich und für die Tiere anwendet, er handelt weise. Eine Gelehrte weiß, wie sie ihr Wissen weitergibt, damit andere davon profitieren. Der Viehhirte aber, der sein Wissen nicht einsetzt und die Tiere verenden lässt, der ist ein Sünder, denn er nutzt nicht seine Weisheit. Die Gelehrte, die nur Geheimwissen hortet oder nur alte Erkenntnisse mit immer nur mehr Spitzfindigkeiten verschärft, ist eine Sünderin, denn sie nutzt nicht ihre Weisheit. Der Adelige, der seine Macht missbraucht ist ein Sünder, denn auch er handelt nicht weise.
Die Seele des Weisen strebt nach immer mehr Erkenntnis. Diese wird auf vielerlei Wegen gefunden: Gebet, Opfer, Wissenschaft, ja durch das Leben selbst, indem selbst im Alltag immer wieder das Wirken der Viere erkannt werden kann. Da die Seele aus dem Göttlichen kommt strebt sie auch dahin zurück. Es ist also ihre Natur den Weg der Erkenntnis zu gehen, als Ziel immer die höchste Stufe der Erkenntnis vor Augen (selten wird von besonders gläubigen Menschen diese Allerkenntnis schon zu Lebzeiten erreicht. Eine solche Entrückung wurde dem Heiligen Donarius zuteil. Für alle anderen gläubigen Seelen kommt der letzte Schritt zur Allerkenntnis erst durch Morsans Läuterungsgericht). Wer sich dem widersetzt handelt wider seine eigene Natur.
Seit sich das Göttliche von seiner Bösen Seite entledigte (Yehramnis, Phan V) gibt zwei Seiten im Kosmos, die Seite des Lichts und die Seite der Finsternis. Beide Kräfte stehen in einem unentwegten Kampf gegeneinander, bis es am Ende des letzten Zeitalters zur finalen Schlacht von Gut und Böse kommen wird. Der Ausgang dieser Schlacht wird das Ende der materiellen Welt bedeuten und auch das Ende einer der beiden göttlichen Seiten. Es liegt also an den Entscheidungen der Sterblichen, welche Göttlichkeit über alle Zeitalter den meisten Zuspruch bekommt und somit zur stärkeren Seite wird. War es der Glauben der überwiegte oder war es Unglauben und Süde welche die Oberhand hatten?
Wer wider die Natur der Seele handelt, der stärkt die Seite der Finsternis. Daher hat der Weise einen großen Wert für die Lebenden und auch für die Toten, denn er verhilft der Viereinigkeit zum Sieg und zur Erlösung Aller (Yehramnis, 4. Syllogomantra).

Geweihte sind besonders gelehrt, sind sie somit auch die Weisesten?

Schon im Jahre 15 nach Hilgorads Thronbesteigung erkannte der ehrwürdige Bruder Jeremias, dass es nicht das Resultat ist, nach welchem die Seele bemessen wird, sondern es ist die Bereitschaft nach Erkenntnis zu streben, mit all den Mitteln, die einem zur Verfügung stehen. Er dämpft somit die Erwartungen die viele in die Schulgelehrsamkeit legen. Nur wer sagen kann nach besten Wissen und Gewissen Erkenntnis gesucht zu haben ist ein wahrhaft Weiser, denn er hat alles richtig gemacht. Wer trotz zur Verfügung stehender Möglichkeiten nicht den Weg zur Viergöttlichen Wahrheit gegangen ist, der hat gesündigt. Somit kann nur ein einziges Gebet eines leibeigenen Viehhirten unter Umständen mehr Gewicht im kosmischen Kampf haben, als das gesammte Leben eines Erzgeweihten, welcher beschränkt auf seinen Positionen nicht bereit ist noch weiter den Weg der Erkenntnis zu gehen. Geweihte sind somit keine Heiligen, keine besonders Begünstigten, sondern genauso Seelenträger wie alle anderen, vielleicht sogar noch geringer:
In Brandenstein nennen sich die Geweihten Diener. Aber nicht weil sie Diener dier Viere wären. Ein Diener der Viere sollte jeder Gläubige sein! Die Brandensteiner Geweihten nennen sich Diener, weil sie der Gemeinde dienen. Sie sind der Knecht des Gläubigen. Sie können Lehrer, Wegbegleiter und Freund sein. Doch ist all ihr Tun, selbst als eine Führungsposition, nur zum Dienst an den Gläubigen. Ihre Aufgabe ist es jedem vor Ort den Weg der Erkenntnis zu ebnen und geduldig aufzuzeigen und gegebenenfalls auch Gefahren für die ihnen anvertrauten Seelen auszurotten (Yehramnis, Phan XII: Über den Sinn der Kirche; Traktat: Über das Wesen der wahren viereinigen Kirche). Der Geweihte der dem zuwider handelt ist somit hochgradig sündig. Der Geweihte der etwas anderes lehrt gefährdet die Reinheit der Lehren und ist somit ein Ketzer!


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