Dunkelheit liegt wie ein bleierner Mantel auf der Insel. Die meisten Tiere sind in eine Art Starre verfallen, verwirrt, hilflos ob der nicht enden wollenden Nacht. Die Menschen sollten sie sich genauer ansehen, dachte er sich in der stillen, frostklirrenden Nacht, denn sie sind in vielerlei Hinsicht intelligenter und vorausschauender.
Die Tage des Herren, die Narren predigten bereits, sie wären vorbei, doch straften sie nicht die unübersehbaren Fakten Lügen? Falkensee war unter der gerechten Herrschaft des Knochenfürsten, Vänskap oder gar der Wall noch fern einer Rückeroberung. Nur Lumpenpack konnte die Augen vor der Wahrheit verschließen – ganz gleich, wie diese Scharmützel enden würden: Das Ende, das ein Anfang sein würde, war näher gerückt.
Der einsame Reiter bahnt sich seinen Weg fern der Wege durch die Dunkelheit. Sie umfängt ihn zur Gänze, er trägt kein Licht bei sich. Die Angst, die sein Ross litt, hatte er ihm mit harter Führung ausgetrieben, doch zu einem Galopp konnte er es immer noch nicht für länger als wenige Sekunden bringen, verdammt soll es sein.
Der Weg, der ihn zu seinem Ziel führen würde, war weit und nicht ungefährlich. Doch unbeirrt setzte er ihn fort.
Er hatte seine Wahl schon vor langer Zeit getroffen. Nun hatte er sie vor nicht gar zu langer Zeit mit einem Eid bestätigt. Einem Eid zu jenem Manne, dessen Antlitz er schon als kleiner Junge auf Bildern bewundert hatte. Einem Eid im Namen dessen, der für ihn alles war. Oh nein. Dies war kein Opfer. Er hatte nichts zu verlieren. Gar nichts. Dies war alles, worauf er sein ganzes Leben hingearbeitet hatte. Alles andere war nebensächlich.
Mochten doch die Ketzer weiter den kurzen Rest ihrer jämmerlichen Leben an den Schlächter, den Gleichgültigen, die Hure oder den Blinden verschwenden. Mochten sie ihre Lügen noch so laut herausbrüllen, wie dieser Tölpel Delarie in den Momenten seiner fiebrigen erwartungsvollen Angst vor den gnädigen Stichen in seine schwülstigen Lippen. Den gnädigen Stichen, die ihn für eine Weile vor seinen nicht enden wollenden Lügen schützen würden.
Er verstand nun, warum ihm die Aufgabe gestellt ward. Seine Recherchen hatten ihn Stück für Stück der Wahrheit näher gebracht. Er würde es nur noch schriftlich niederbringen müssen.
Was diese Welt brauchte, war nicht seine Rache. Das hatte er bereits gelernt. Rache war es gewesen, die die blindwütigen Anhänger des Brandstifters damals, in der Heimat, antrieb. Er hatte es selbst gelesen, was sie sich unter Ehre vorstellten. Jämmerlich!
Was die Welt brauchte, war Erlösung. Erlösung von all der Unvernunft, der Heuchelei, der Lüge, der Machtgier und all der anderen Laster, die die vier Götzen unter den Menschen verbreitet hatten.
Was diese Welt brauchte, war ein Neuanfang. Eine neue Ordnung unter der Führung des einzig wahren Gottes. Für diesen Neuanfang brauchte es Zerstörung. Zerstörung all der unreinen Dinge. Nicht die Zahl dessen, was vergehen würde, war relevant, sondern nur das Ziel: Nur aus vollständiger Vernichtung kann Reinheit geboren werden.
Und die Welt wird brennen!
