Die Worte des Mannes entlocken der alten Frau nicht die Regung eines Muskels ihres aschfahlen Gesichts. Es überraschte sie nicht. Es kümmerte sie nicht. Tatsächlich erwartete sie bereits den dunklen Boten. Und eben weil sie warten musste, war ihre Geduld erschöpft. In den dunklen Windungen ihres Hirns nahmen bereits Bilder und Worte Gestalt an, welche sie wohl verwirklichen müsste, wenn sich die eine oder andere Angelegenheit als weitere Bürde, als weiterer Fehler ohne Nutzen und Zweck entpuppen würde.
Wenigstens tat Er so, wie Sie verlangte. Nicht mehr und nicht weniger als das.
Fehler werden stets getan - es ist nur eine Frage dessen, ob ein anderer sie gegen einen selbst zu nutzen weis. Besser ist es also, sie unentdeckt zu lassen, sie zu vertuschen und hinter dunklen Schleiern zu verbergen. Oder sie zu bereinigen, sie auszumerzen. Ein für alle mal.
Der Botschaft an den Tempel eilte sie im Fluge nach - vermutlich hatte der güldene Bewahrer sie nicht einmal gelesen, ehe das Angebot einer gütigen Einigung bereits zwecklos geworden war - die Sanduhr noch vor dem letzten Korn einfach zerschlagen wurde. Letztlich war es nicht von Bedeutung für die eigentlichen Umstände.
Die Alte drückt dem Adepten einen Umschlag, verschlossen mit einem noch warmen, schwarzen und faulig duftenden Wachssiegel in die Hand. Die kargen Worte kündigen eindeutig davon, dass er wie eigentlich immer überhaupt nicht erwünscht war. Schon gar nicht vor der Tür ihres Refugiums.
"Ja ... ja. Gut gemacht. Wirklich ... sehr feine Arbeit. Nehmt dies hier, überreicht es diesen Rittern - nicht ihren Wachen, nicht ihrer stumpfsinnigen Garde. Einem Ritter. Nun - einem Knappen, wenn ihr es Euch wirklich einfach machen müsst. Einen angenehmen Abend."
|