Auch an diesem Tag zeigt sich das Lager in der Ödnis gut gesichert und erleuchtet. Auf den Palisaden stehen Schützen, auch im Umland des Lagers werden immer wieder Patroullien gelaufen. Kurz vor dem letzten Zyklus macht sich etwa die Hälfte der Kämpfer in Richtung des alten Friedhofes auf. Aus Perspektive des Lagers dürfte von dort mehrfach Kampfeslärm zu vernehmen sein, am Himmel kreisen Harpyen, zeitweilen gar Schwingen. Wer sich in der Nähe des Friedhofes aufhalten sollte, an dessen Ohr wird eine längere Zeit die energische Stimme des mitgereisten Geweihten Bellums dringen. Schliesslich mischen sich die Rufe von Orken und Trollen, das Splittern von Holz in die Geräuschkulisse.
Gegen Tagesende kehrt die Truppe ins Lager zurück. Der Friedhof liegt zum ersten Mal seit langem still da, der Schrein Angamons vom Blut gereinigt, die Knochen, die allenthalben auf dem Gelände zu finden waren zu Staub zerfallen. Der Eingang ist zudem von mehreren großen Baumstämmen blockiert.

Im Lager selbst herrscht am Lagerfeuer eine Mischung aus ernsten Gesprächen und leisem Gelächter vor. Zwischendurch scheint gar ein Streit um den Eintopf entbrannt. Fragt man nach, so könnte man Informationsfetzen erhalten, die einen Bestienherzeintopf erwähnen, um den eine wahre Schlacht entbrannt sei.

Dunkelheit war über dem Lager hereingebrochen und für eine Weile gehörte der Himmel wieder den Sternen und dem Mond. Im Zentrum des Lagers wurde geredet, und es wurden Pläne besprochen. Irgendwo auf den Palisaden des Lagers saß Lumina auf dem Boden, den Rücken an die im Stand etwa hüfthohen Holzpfähle gelehnt und den Blick auf die spärlichen Lichter am Firmament gerichtet. Es ist nicht unbedingt, dass sie das Alleinsein vorzog, aber sie musste nicht dort unten sein um zu wissen, was besprochen wurde und sie wusste, dass ihr Beitrag zu dem Ganzen zur Kenntnis genommen, aber wohl nicht unbedingt begrüßt werden würde.
Es würde um Heldentaten gehen - um große Taten die vollbracht wurden oder vollbracht werden würden. Große Taten waren hierbei natürlich immer "sichtbare" Taten. Sehr viel drehte sich dabei um Sichtbarkeit und jeder der Anwesenden war sich dessen bewusst und die meisten davon, ließen sich in eben jenem Bewusstsein eine Bühne zu haben, zu eben jenen Heldentaten antreiben. Aber einige der schwersten Kämpfe dieses Kriegszugs waren nicht so ersichtlich wie jene, deren Ausgang gefeiert wurde:
Da war der Kampf eines Geweihten gegen seinen Stolz und das Alter. Der Kampf einer Ehefrau mit der Sorge um ihren mit ausgezogenen Mann. Der Kampf einer jungen Frau die einer alten Freundin, im Glauben an das Gute in ihrem Herzen beständig die Stirn bot. Und der Kampf einer Frau zu der so viele aufsahen, aber nur so wenig mit ihr über die Schulter auf den Weg der da hinter ihr lag zurückblicken konnten. Dies waren Kämpfe die viele mit sich allein ausfochten, Kämpfe die unbemerkt blieben und scheinbar nur diese Einzelnen betrafen und manche würden sagen, dass sie deswegen unbesungen blieben. Aber viele dieser Kämpfe waren endlos grausamer. Denn ihre Niederlage bedeutete nicht den Tod - sie ließen vernarbte Herzen zurück, und eben jene die mit ihnen leben mussten - allein und für sich. Und trotz oder vielleicht wegen dieser Kämpfe, erschienen all diese Einzelnen zu "dieser" Schlacht.
Lumina hätte all diesen Menschen gerne gesagt, dass sie diese Schlachten allesamt gewinnen werden. Das hätte sie wirklich gern getan. Aber das konnte sie nicht wissen. Alles "konnte" gut werden... aber es musste nicht. Die Sicherheit die dies versprochen hätte wäre eine Lüge gewesen, und fernab davon dass sie schlecht weil ungeübt im Lügen war, war die Wahrheit ihr Weg. Sie schloß einen Moment die Augen und memorierte einer Art Mantra gleich ihre eigenen einst gesagten Worte:

"Ich kann euch nicht versprechen, dass alles gut wird... aber ich werde bei euch sein und euch helfen die Konsequenzen zu tragen, egal wie dies hier ausgeht..."