Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 29.03.24, 17:53

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: [Festlandkapitel] Blutiger Sand
BeitragVerfasst: 15.11.14, 22:18 
Edelbürger
Edelbürger

Registriert: 2.06.09, 02:47
Beiträge: 1707
Was bisher geschah...

Der Diener


Askane, 07. Sekar, 22 nach Hilgorad

"Bersath (Shumrah) al Meratur." Ihre Augen hatten ihn umgarnt, ihre Stimme hatte ihn verzaubert, doch erst ihr Lächeln hatte die letzten Zweifel fortgeweht. Nie zuvor hatte Bersath einer Fremden seinen wahren Namen preisgegeben und er würde es auch nie wieder tun. Doch dieses Kind, dass in jeder Hinsicht die beeindruckenste Frau war, der eh je begegnet war, war es ganz einfach wert. Als sie ihn bat sich ihrer Leibgarde anzuschließen wagte er es nicht auch nur einen Augenblick zu zögern.
Bersath wurde in der Leibgarde wie ein Bruder aufgenommen, musste jedoch bald erkennen, dass er sehr viel zu lernen hatte. Die Leibgarde bestand aus 16 Männern verschiedener Sippen. Die Hälfte begleitete die Shabai auf ihren Reisen und ihr oberstes Gesetz war, dass stets zwei aufmerksame Augen über die Shabai wachen. Doch die Leibgarde sollte der Shabai auch Augen und Ohren sein, wichtige Botschaften überbringen und ihr beratend zur Seite stehen. Bei Audienzen, vor allem aber bei öffentlichen Auftritten wurde die Leibgarde von geheimnisvollen Robenträgern unterstützt, die sich einzig der Leibgarde als Magier zu erkennen gaben. Auch wenn die Magier es vorzogen unter sich zu bleiben, so schulten sie Bersath dennoch bereitwillig darin woran man magisches Wirken erkennen kann, was Magier oder Magiergruppen vollbringen können und über welche Macht sie selbst verfügten. Auch sie waren der Shabai ergeben und wollten sie um jeden Preis schützen.

Als die Shabai schließlich am Ende ihrer Reise Luth Mahid erreichte hatte sie vollbracht, was niemand zuvor gelungen war. Sie hatte die Wüste geeint. Das Mädchen mit dem Flammenhaar, wie sie manch Bewunderer nannte, hatte einem ganzen Volk Zuversicht gegeben, die nicht einmal die Nachricht über das galadonische Heer trüben konnte. Bereits früh am nächsten Morgen nahm die Shabai sich ihrer nächsten nicht minder gewaltigen Aufgabe an. Die unzähligen Sippen Endophals zu organisieren. In den folgenden Wochen begriff Bersath erst, wie wie wichtig die Shabai für Endophal war. Aus den Schatten heraus beobachtete er die Frauen die zu ihr kamen, die feindseligen Blicke die sie einander zuwarfen und das Misstrauen, dass sie umgab wie ein Wolke billigen Duftwassers. Er war zutiefst beeindruckt wie es der Shabai gelang Schicht um Schicht der Jahrtausende alten Fehden aufzudecken und Recht zu sprechen, wo sich die Sippen seit Generationen nicht einigen konnten. Die zarten Bande des Vertrauens wusste sie zu Nutzen um die Sippenführerinnen zur Zusammenarbeit zu bewegen. Unter der Anleitung der Vorreiter aus Luth Mahid und endophalischer Kronsoldaten, die nach den Aufständen die Seite gewechselt hatten bildete sich das erste Heer Endophals.

Der Eifer mit dem die Endophali sich auf die Schlacht vorbereiteten war beeindruckend, doch die Shabai war überzeugt davon, dass sie noch nicht bereit waren Galadon auf offenem Feld gegenüberzutreten. Um Zeit zu gewinnen entschied die Shabai, Crowahst und Askane zu opfern. Ihre Entscheidung stieß auf Widerstand, vor allem aus dem Norden Endophals. Doch der Blick der Shabai trocknete den Widerstand aus wie Fela die Wüste. Bersath wusste, dass der Shabai diese Entscheidung viel schwerer fiel, als sie zu zeigen bereit war. Es war eine der wenigen Entscheidungen, die die Shabai ganz allein traf und Bersath ahnte, warum sie das tat. Die Shabai wollte die Last der Schuld allein tragen.


Vor den Toren Kanaths, 27. Trier, 23 nach Hilgorad


Die Nheras, die schwarzen Hengste, hatte die Shabai für sich und ihre Leibgarde als Reittiere gewählt. Eines von 500 Fohlen wird als Nheras geboren und niemand kann erklären warum. Einst galten sie als Zeichen besonderen Wohlstandes, doch waren sie allesamt der Shabai zum Geschenk gemacht worden und kein Endophali wagte mehr, eines dieser Pferde zu besteigen, außer es geschah im Auftrag der Shabai.
Bersath stieß diese Gedanken beiseite, was jetzt zählte war, die Schnelligkeit seines Nheras. Die Schlacht war entbrannt und Bersath verschaffte sich einen raschen Überblick. Über ihn hinweg rasten riesige Geschosse, brennende Steine fielen vom Himmel herab und ein Sandsturm bildete sich inmitten der galadonischen Truppen. Sie kämpften gegen irgendjemanden oder irgendetwas, dass bereits ihre Reihen erreicht hatte, während Hunderte, vielleicht Tausende den elementaren Gewalten zum Opfer fielen, die über sie hereinbrachen.
Der Prinz eilte zu seinen Truppen zurück, versuchte verzweifelt die Schlachtordnung wieder herzustellen, doch seine Mannen waren entmutigt. Der lange Marsch, die fielen Entbehrungen und das alles um zu sehen, wie die Kameraden einfach verbrannten, von riesigen Steinen erschlagen, von unheiligem Getier zerfetzt oder vom Wind wie Puppen herumgeschleudert wurden, war zu viel. Als die Endophali schließlich heranstürmten hatten sie wenig Mühe mit den zermürbten galadonischen Truppen. Einige Hundert hatten sich jedoch um den Prinzen gescharrt und setzt sich tapfer zur Wehr. Doch aller Mut, aller Glaube war vergebens, einer nach dem anderen fielen sie der enormen Übermacht zum Opfer.
An Freund und Feind vorbei trieb Bersath sein Pferd mitten in das Zentrum der Schlacht. Ein endophalischer Pfeil traf seine Wade, ein galadonisches Langschwert zerfetze seine Rüstung an der linken Seite. Doch er ließ sich nicht beirren. Als er den Prinzen schließlich erreichte, durchbohrten gerade fünf Pfeile die Brust des Dämonendieners Evandol. Bersath ließ sein Nheras neben den Prinzen springen und war gerade aus dem Sattel gerutscht, als die nächste Salve sich gierig in den Pferdeleib fraß. Entsetzen lähmte die Glieder der Endophali und Bersath baute sich schützend vor dem Prinzen auf. Er wusste, dass die Klinge des Prinzen ihn jede Sekunde durchbohren würde und so sprach er so schnell er konnte: "Die Shabai wünscht, dass der Prinz verschont wird. Sie erwartet ihn als ihren Gast in Kanath."
Bersath hatte all seine Überzeugung in seine Stimme geworfen und sich entschlossen gegen seine Brüder gestellt. Er musste sie einfach überzeugen, den Prinzen zur Shabai zu bringen. Seine letzten Gedanken sollten ihr gelten, doch der erwartete Stoß blieb aus. Die Endophali vor ihm, sahen ihr erwartungsvoll an, sie hatten sich seiner, nein, korrigierte er sich selbst, sie hatten sich IHRER Autorität gebeugt. Als Bersath einen Moment später immer noch am Leben war, drehte er sich langsam um. Der Prinz ließ seine blutige Klinge in die Scheide gleiten und als er seine Stimme erhob, klang sie fest und würdevoll. "Bringe er mich zu seiner Herrin" Bersath fühlte wie sich seine Brüder in seinem Rücken verkrampften, die Worte waren keine Bitte, kein Flehen, es war ein Befehl. Er musste seinen Zorn erst niederringen, doch dann stellte er eine Garde von zwölf Soldaten zusammen und gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Kanath.


Kanath, 29. Trier, 23 nach Hilgorad


Bersath hatte die Shabai geholt, als der Prinz sich zu regen begann. Er hatte es sich nicht anmerken lassen, als er zur Shabai gebracht wurde, doch der Prinz war schwer verwundet worden. Bersath war sehr überrascht gewesen, dass die Shabai sich persönlich um die Wunden des Prinzen gekümmert hatte. Auch als er erwachte, galt die erste Sorge der Shabei der Gesundheit des Prinzen. Erst als sie sicher war, dass er wieder genesen würde, kam sie auf andere Dinge zu sprechen. Doch mit keinem Wort erwähnte sie die Schlacht, die Unterwerfung, die Besatzung oder die Befreiung Endophals. Sie sprach mit dem Prinzen über Musik, Mode, Theater, die Dämonen Galadons und sogar über die Mächte.
Nachdem der Prinz wieder zu Kräften gekommen war, ging die Shabai oft mit ihm in Kanath spazieren und erlaubte nur zwei Wachen sie zu begleiten. Erst nach einigen Wochen erkannte Bersath, dass die Shabai, indem sie den Prinzen so offen präsentierte, ihre Macht unter Beweis stellte. Überall schlug dem Prinzen Feindseligkeit entgegen, doch aus Respekt vor der Shabai behandelt sie ihn höflich und krümmten ihm kein Haar. Bersath vermutete, dass diese Demonstration nicht für die Endophali, sondern für den Prinzen gedacht war und bewunderte die Weisheit der Shabai. Herrscher taten alles mögliche um ihre Macht zu demonstrieren, die Shabai ging spazieren.
Die Shabai gewährte dem Prinzen alle Privilegien eines Gastes, erlaubte ihn sogar Übungskämpfe durchzuführen und die Stadt zu verlassen. Zwei Wächter der Shabai waren stets an der Seite des Prinzen, wenn er seine Gemächer verließ. Dennoch sprach die Shabai vom Prinzen niemals als einem Gefangenen und die Leibgarde hatte keine Weisung, den Prinzen gegen seinen Willen zu begleiten. Doch der Prinz forderte sie niemals auf ihn allein zu lassen.



Kanath, Carmar, 23 nach Hilgorad


Jede Woche speiste die Shabai einmal gemeinsam mit ihrem Gast und natürlich war stets ein unsichtbarer Wächter anwesend. Eines Abends jedoch bat die Shabai Bersath sich dazuzusetzen. Als das letzte Glas Wein getrunken wurde, wechselte die Shabai einmal mehr das Thema:
"Prinz Wilfried, unsere Reiche haben einander viel Leid zugefügt. Ich habe mir vor den Toren Kanaths keine Schlacht gewünscht. Doch es ist geschehen und ich kann es nicht zurück nehmen. Ebenso wenig wie die Unterwerfung Endophals und die Jahrhunderte der Besatzung. Vor den Toren Kanaths entlud sich der Haß, den unsere Völker füreinander empfinden und der Kreis des Leidens hat sich geschlossen. Nichts liegt mir ferner, als den Schritt zu tun, der uns in einen neuen Kreis führt.
Es ist an der Zeit, dass ihr uns verlasst. Ich bin mir sicher euer König erwartet sehnsüchtig eure Rückkehr. Ich möchte euch bitten ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, die ich euch Morgen mitteilen werde. Wann immer ihr den Wunsch habt mich wiederzusehen, reist nach Falkenstein. Meine Vertrauten werden euch dort finden und euch zu mir bringen. Was immer ihr in euren Gemächern zurücklasst, werden sie mitbringen, um sich zu erkennen zu geben.
Bersath, ich möchte dich bitten den Prinzen zu begleiten, bis vor den König, wenn es dir möglich ist. Die sichere Heimkehr unseres Gastes liegt mir sehr am Herzen. Zeige dem Prinzen die Pracht der Wüste und gehorche ihm, sobald ihr Galadon erreicht habt."


Endophal, Seker, 23 nach Hilgorad


Welche Botschaft der Prinz auch immer übermitteln sollte, Bersath fragte nicht und der Prinz erzählte es nicht, obwohl es ihn sehr zu beschäftigen schien. Wie die Shabai es wünschte, mied Bersath die Städte und die größeren Oasen. Wenn es nichts zu besprechen gab, verbrachten die beiden Männer die Reise schweigend. Es war jedoch kein bedrückendes Schweigen, sie hatten sich einfach nichts zu sagen. An der Grenze zu Galadon überreichte Bersath dem Prinzen ein Abschiedsgeschenk der Shabai, ein fein gearbeitetes Schwert, mit einem Griff aus Elfenbein, dessen Klinge mörderisch scharf war. Bersath war nicht überrascht zu erfahren, dass der Prinz sein eigenes Schwert in Kanath zurückgelassen hatte.
Aus Bersath dem Führer, wurde Bersath der Leibwächter. Bereits die ersten Soldaten auf die sie trafen, stellten ihre Abneigung offen zur Schau und vielleicht hätten sie sofort angegriffen, wäre Bersath nicht als Diener des Prinzen aufgetreten. Bersath glaubte nicht, dass die Soldaten den Prinzen kannten, doch dieser legte soviel Kraft und Autorität in seine Stimme, dass Bersath gut verstehen konnte, warum die Soldaten es nicht wagten die Worte des Prinzen in Frage zu stellen. Dieses Schauspiel wiederholte sich erst in Falkenstein und dann in jeder weiteren Stadt ihrer Reise. So heimlich sie Endophal verlassen hatten, so offen trat der Prinz nun auf und Bersath dämmerte, dass es allein der Glanz des Prinzen war, der ihm am Leben hielt.


Königlicher Palast, Draconis, Sekar, 23 nach Hilgorad


Bersath missfiel der Gedanke, doch es blieb ihm nichts anderes übrig als von der weißen Stadt beeindruckt zu sein. In der Wüste ist Wasser etwas kostbares, gemessen daran war Galadon unendlich reich und Draconis erbaut auf einer riesigen Oase. Doch Bersath konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Sie wurden zum Thronsaal geführt, wo der König den Prinzen und seinen "fremdländischen Begleiter" empfangen wollte. Vor der letzten Tür wurden sie jedoch getrennt, der Prinz erhob keinen Einspruch und so ließ Bersath es zu. Er konnte verstehen, dass der König zuerst mit dem Prinzen allein sprechen wollte. Er wurde in einen Nebenraum geführt, was er daran erkannte, dass plötzlich die Stimme des Prinzen an seine Ohren drang, der dem König die Botschaft der Shabai überbrachte:
"Endophal ist ein freies Reich, dessen Volk niemals einen fremden Herrscher dulden wird. Doch hegt es nicht den Wunsch Krieg mit Galadon zu führen. Als Unterpfand des Friedens schenkt das endophalische Volk euch das Leben des Prinzen von Savaro."
Bevor Bersath über die Bedeutung dieser Worte nachdenken konnte, spürte er einen Stich an seinem Hals und der Schmerz breitete sich rasch aus, als würde seine Haut in Flammen aufgehen. Er stürzte zu Boden als das Gift das Leben aus seinem Körper trieb und fasste seine letzten Gedanken. Die Shabai hatte ihn gebeten den Prinzen sicher zum König zu bringen, das hatte er getan. Sie hatte ihn nicht gebeten, zurückzukehren. So konnte er in Frieden sterben, er hatte den letzten Auftrag der Shabai erfüllt und das war, worauf es wirklich ankam.


Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
Ich habe erst kürzlich die Erlaubnis erhalten, die Geschichte zu veröffentlichen. Fertig geschrieben war sie kurz nach Veröffentlichung des vorletzten Teils. Soweit ich das beurteilen kann, wurde die Veröffentlichung immer wieder verschoben, während neue Pläne für den Plot geschmiedet wurden. Schließlich geriet sie wohl einfach in Vergessenheit. Mir war es aber wichtig, die Geschichte zu einem Ende zu bringen.


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 17 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de