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 Betreff des Beitrags: Eine dunkle Messe
BeitragVerfasst: 31.12.14, 13:04 
Edelbürger
Edelbürger
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Registriert: 12.06.02, 19:27
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In einer dunklen Halle versammelten sich kurz vor dem Dunkeltief etwa zwei Dutzend vermummter Gestalten. Einige von ihnen in dunkle Wehr gehüllt, einen gehörnten Helm auf den Kopf, und jede Bewegung begleitet vom leisen Knirschen, Stahl an Stahl reibend, eine unmissverständliche Warnung an die blanken Klingen, die die Gestalten umgegürtet trugen. Andere der Gestalten waren gehüllt in schwere nachtschwarze Roben, deren Stoff ein seltsames Eigenleben innezuhaben schien, ein Aufwellen von unnatürlichen Schatten, ein unangenehmer Anblick, von dem man gern seine Augen wenden wollte. Die Berobten trugen Stäbe von widerwärtiger Natur, einige scheinbar gefertigt aus aneinandergereihten Fingerknochen, die andren aus scheußlich grauschwarzem Holz, geformt in widernatürlich organisch anmutende Formen, mahnend an das hervorgekehrte Innerste eines Menschen, an Gedärm und in schwarzem Holz erstarrte Glieder.

Angamon, unser Herr und König, verberge uns unter deinen schwarzen Schwingen, auf dass uns der brennende Blick der falschen Götter verschone...

Reglos lauschte die Kongregation ihrem Prediger, der in einfachem grauen Gewand gekleidet war und mit sonorer Stimme hinter dem Altar stand, auf dem das Blut unzähliger Opfer dunkle Flecken hinterlassen hatte, die selbst mit jahrelanger Schrubberei nicht mehr zu entfernen waren.

"Dir wollen wir unsere Seelen opfern, damit du uns von den Fesseln löst, die Tare fern der Erleuchtung binden. Dein Sieg über die Vier ist unabwendbar und bis zum Ende ihres Zeitalters wollen wir dir dienen, in fleischlicher Form und nach unserem Tode. Nimm unsere Seelen...

Oh, ich glaube, das dürfte genügen. Endlich..."

Ein tiefer, erschöpfter Seufzer vom Prediger. Ein erleichterter Seufzer, endlich diese Scharade, dieses Klischee einer schlechten Messe zu Ende bringen zu dürfen, endlich nicht mehr von Gestalten in nachtschwarzen Gewändern umgeben zu sein, die mit jedem Wort dieser dummen und einfallslosen Predigt an seinen Lippen hingen. Sondern nurnoch von Leichen in dunklen Stoff gehüllt. Ein stummes Kopfschütteln über die Einfallslosigkeit seines nun toten Publikums, ein tadelndes Kopfschütteln über ihre simple Dummheit und in letzter Konsequenz auch über sich selbst. Nicht nur ob der Tatsache, es so lange mit diesem stupiden Haufen mit seiner Vorliebe für finsternes Schwarz, düsteres Rot und morsche Knochen, ausgehalten zu haben, sondern auch über den eigenen kleinen Fehl, über den eigenen Makel.

Ein fähigerer Giftmischer hätte die Wirksamkeit der vergifteten Kerzendochte nicht derart unterschätzt, ein fähigerer Giftmischer wäre nicht gezwungen gewesen, diese Predigt derart in die Länge zu ziehen, so viele nichtssagende Sätze voller Pathos und Theatralik aneinander zu reihen. Nein, ein fähigerer Giftmischer hätte sich das ganze Leid ersparen können, an Ort und Stelle weiteres Lobhudelei sich aus der Nase ziehen zu müssen. All dies, diese leise Enttäuschung über die eigenen Fertigkeiten, die Qual, sich derart weit selbst entwürdigen zu müssen, war einen Seufzer und ein Kopfschütteln wert. Ein Glück, dass keine lebendige Seele von dieser lächerlichen Predigt weitererzählen hätte können. Langsam wäre auch seine Schaustellkunst am Ende gewesen, sein Geist nicht mehr in der Lage, sich noch weitere lächerliche Sätze einfallen zu lassen, sich weiter derart zu erniedrigen. Schon die letzten Sätze plagte ihn ein dumpfer Kopfschmerz und eine widersinnige Lahmheit in der Zunge, als sich nicht nur der Geist, sondern auch der Körper sich regte, um sein Widersinnen, seinen Unwillen kund zu tun, diese Scharade weiterzuführen und noch weitere derart abgedroschene Sätze predigen zu müssen.

Mhmhm. Ob dieser Haufen niederer Seelen, gemeiner Seelen, lächerlicher Seelen, kleingeistiger Seelen wirklich genug ist, um es als Paktopfer darzubringen? Um einige von den kümmerlichen Resten wird er sich auch noch mit Anderen streiten müssen, wie ein Aasgeier. Was man nicht alles tut für die Unsterblichkeit... zumindest muss ich keinen von diesen Kleingeistern je wiedersehen.


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