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 Betreff des Beitrags: Zwischenwelten
BeitragVerfasst: 24.04.15, 11:18 
Einsiedler
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Dunyas Gang, ungezwungen, langsam und entspannt führte sie zielstrebig vom Hafen Brandensteins fort. Nicht zum ersten Mal. Nicht zum ersten Mal begleitete sie dabei das Gefühl nicht willkommen zu sein.
Wir gehen wo wir gebraucht werden - nicht wo wir willkommen sind.
Der Tag neigte sich dem Ende, der momentane Hellzykus hatte allerdings gerade erst begonnen. Wie eine streunende Katze umherscharwenzelnd, traf sie doch bald auf ihresgleichen, schwarz wie sie und die Voraussicht gebot Vorsicht. Die junge Frau mit dem kecken Lächeln ließ nicht zu, dass eine schwarze Katze ihren Weg kreuzen würde, also bog sie ein, und eine Weile gingen sie einen gemeinsamen Weg. Unheilsverheißungen unter sich - beide gänzlich zu Unrecht. Der Abschied war naturgemäß unkompliziert und ohne viele Worte und eigentlich nicht nötig. Kreaturen wie sie kamen nicht und gingen nicht. Sie waren im Prinzip immer da, mal näher und mal ferner, und am Ende des Weges, wenn Schritte zu Geschichten werden, Geschichten zu Erzählungen und Erzählungen zu Märchen, sind dies die Feinheiten die nur eine geringe Rolle spielten und im Angesicht einer ganz großen Skala untergingen.
Als die Katze sie verlassen hatte, folgte sie Straßen. Vorgegebenen Straßen. Ein Ziel hatte sie vor Augen, doch war der Zeitpunkt noch ungünstig, das sagte ihr Gefühl ihr genau.
Ihr Weg führte sie an der brandensteiner Burg vorbei. Das Gefühl nicht willkommen zu sein befiel sie abermals.
Wir gehen wo wir gebraucht werden - nicht wo wir willkommen sind.
Sie dachte an den Argwohn mit dem man sie, eigenwillig wie sie durch und durch schien, an der Seite ihrer Schwester betrachtete. Willkommen zu sein - nie ist es eine Frage großer Gesten gewesen, sondern des Gefühls. Sie ging einen Umweg, der sie näher an das Haus ihrer Schwester brachte. Es fühlte sich richtig an einmal einen kurzen Blick in diese Richtung zu werfen. Blut war dicker als Wasser und es war ihr wichtig der einen Regel zu folgen die für sie und nur sie persönlich besonders wichtig war. Eine Regel die einen Platz wies. Solche Regeln waren wichtig, wenn man in Zwischenwelten wanderte, jenseits der bekannten Ziele. Man musste ja wissen wo man steht.


Wir gehen wo wir gebraucht werden - nicht wo wir willkommen sind.

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 Betreff des Beitrags: Re: Zwischenwelten
BeitragVerfasst: 11.05.15, 20:08 
Einsiedler
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Registriert: 15.04.15, 12:24
Beiträge: 9
Die letzten Nadelstiche in dem weißen Hemd wurden mit ruhiger Hand, und dem Summen ein leiser, ruhigen und vielleicht auch etwas melancholischen Melodie vollendet. Eine Melodie die sie vor langer Zeit in Rothenbucht hörte. Die Melodie eines Lieds über die Einsamkeit. Es war nicht, dass die Einsamkeit durch die Worte Gesungenen in das Bewusstsein gehämmert wurden. Es war ein sanfter, scheinbar seichter Text, und die irgendwie leicht traurige Melodie, in scheinbar gänzlicher Dissonanz zum Gesungen, erzeugte diese Unstimmigkeit die, den Zuhörer unbewusst das Haupt schieflegen ließ. Diese Unstimmigkeit die den geneigten Zuhörer nähertreten ließ. Eine Melodie die ihre ganz eigene Art an Magie zusammenwob. Didi mochte dieses Lied, denn es erinnerte sie an die Tatsache, dass Magie, so sehr Akademien mit dem Begriff des Arkanums versuchten sie zu verwissenschaftlichen, ein Mysterium blieb und nicht nur jenen vorbehalten blieb, denen es leicht fiel ihr ihren Willen aufzuzwingen. Und während sie einen Moment diesen Gedanken nachhing, kam die Nadel zur Ruhe, und während sie den Gedanken die Zeit ließ sich zu entfalten, herrschte Stille im Saal der Brandensteiner Burg. Die selbstbewusste Stille welche Dunya in Momenten umgab, in denen das Treiben um sie herum nur zu rege war, sie selbst aber der Mittelpunkt eines stillen Mikrokosmos zu werden schien – sie breitete sich nun aus, gewann an Größe und ließ einen Moment selbst die Wachen innehalten und einen Moment der Ruhe verspüren, als die Dynamik der wachen Welt einen kurzen Moment zu verblassen schien.

Er währte nicht lange, jener Moment, denn kurz darauf wurde sie von dem Gefühl wie etwas an ihrem Knie kratzte, wieder zurückgeholt ins Hier und Jetzt, und mit ihr auch ihre Umgebung. Shirelle, ihre kleine, schwarzfellige, hasenohrtragende Begleiterin versuchte auf Dunyas Schoß zu klettern. Mit einem entzückten Lächeln sah sie kurz zu dem Häschen hinab und ging in die Hocke, um ihrer Begleiterin keinen zu tiefen Fall zu bescheren. „Du hast Recht, wir sollten gehen und sehen ob wir zu Hause gebraucht werden“ sprach sie wissend nickend, während sie dem Tier kurz mit der rechten Hand über die Löffel strich.
Das Hemd war noch nicht ganz fertig, die Stickereien noch nicht komplett, aber für den Moment würde es reichen. Sie wusste ohnehin bereits, dass es seinem Träger, ihrem Neffen, keine große Begeisterung abringen würde. Er würde dem Moment entgegenfiebern an dem er zum ersten Mal eine Rüstung tragen dürfte, und nicht ein besticktes Hemd. Aber das war egal, die Sorge überwog und der Familiensinn war jenseits des Danks dafür Selbstzweck genug.
Sie packte ihr Stickzeug zusammen, faltete das ansonsten fertig genähte Hemd, und ohne sich umzuschauen, machte sie sich bereits auf den Weg durch den Hof. Das Häschen ließ sich nicht lange bitten, und hoppelte an ihr vorbei und davon. Wie sie selbst wohl für ihre Schwester, konnte sie über das Häschen nicht wirklich sagen ob es zu Hause auf sie warten würde, wenn nicht wo es stattdessen sein würde. Nur dass es zurück kommen würde, und dass es ihm gut gehen würde. Und für Dunya bedeutete dies die halbe Welt.

Eine fröhlichere Melodie verließ gesummt ihre Lippen während sie, wie so oft die Hände in ihren Hosentaschen vergraben, ihre Sticktasche und das Hemd unter den linken Arm geklemmt, durch die Straßen Brandensteins spazierte. Ein leichter Nieselregen begann einzusetzen und Dunya nahm daraufhin ihren Hut ab und hielt eine Weile ihr Gesicht den fallenden Regentropfen entgegen, in einem kurzen Ausbruch kindlichen Vergnügens. Es störte sie keineswegs dass sie eine ganze Weile unter einem Dach innehalten musste um daraufhin ihren Lidstrich und ihre schwarzen Lippen mit einem Kohlestift erneut nachzuziehen. Sie nahm ohnehin nicht den direkten Weg, ihr Spaziergang führte sie durch Gassen, den Hafen entlang, am Tempel vorbei, eine Weile recht ziellos wirkend, ehe sie den direkteren Weg zum Ruatha-Anwesen einschlug.
Sie hatte einen angenehmen Petrichorduft in der Nase und die letzten Klänge der fröhlichen Melodie auf den Lippen als mit ihrem Zuhause auch eine wartende Gestalt in ihr Blickfeld und dann auf sie zukam.
Verzeiht, den Vieren zum Gruß. Ich suche Dunya Ruatha, die Schwester der Edeldame Ruatha. Man bat mich ihr diesen Brief zu überreichen, waren die Worte des etwas durchnässten Boten, der nicht ganz umhin kam, selbst etwas tiefer durchzuatmen, als er die teilnahmslose Seelenruhe seiner Gegenüber bemerkte, welche nicht minder vom Regen durchnässt wurde. Di. Wie bitte, entgegnete der Junge nun etwas ruhiger atmend als die einsilbige Antwort der jungen Frau mit einem willkommenheißenden Lächeln serviert wurde. Di, oder Didi, niemand sagt tatsächlich Dunya, höchstens unsere Mutter wenn ich etwas erklären muss, erklärte die schlanke Frau, die in der Auffassung der meisten wohl gerade so dem Mädchenalter entwachsen schien. Verzeiht, Fräulein Di... nun... Nein, nein, du machst das ganz falsch. Wer redet denn jemanden den er beim Spitznamen nennt noch mit Titulatur an, fiel Di ihm abermals ins Wort, wenn auch wieder auf angenehme, denn irgendwie einfach unkompliziert direkte Art und Weise. Ich kann den Brief nicht annehmen, war ihr bedauernder Einwand. Aber er ist von der Freifrau Al... es ist egal von wem er ist, intervenierte sie abermals, mit einem bedauernden Ausdruck auf den Zügen, welcher aber nach nicht mehr als einer Sekunde einem aufmunterndem Lächeln wich. Ich verstehe aber, dass du natürlich nur bezahlt wirst wenn dieser Brief mich ereilt hat. Du kannst ihn in unseren Briefkasten werfen. Aber wie wollt ihr erreichbar sein, wenn ihr keine Briefe entgegennehmt, war der berechtigte Einwand des jungen Boten während er den Brief wie vorgeschlagen in den Briefkasten schob. Der junge Bote hatte mit der Antwort bereits gerechnet, denn das entwaffnende Lächeln war nicht von den Zügen des seltsamen Mädchens entwichen bevor sie mit einem knappen gar nicht, jegliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit jener Marotte beseitigte.
Aber kümmert es euch nicht.... Ich bin weit davon entfernt mich nicht zu kümmern, fiel sie ihm wieder ins Wort, aber jegliche weitere Erläuterung blieb aus während Dunya langsam auf die Eingangstür zuspazierte. Ich werde etwas Tee aufsetzen und wir werden anschließend über etwas anderes reden, ja? Hast du Geschwister, zum Beispiel, warf sie unkompliziert ein, während sie ihm über die Schulter hinweg ein kurzes Lächeln noch zuwarf um ihn hineinzuwinken.

Ihre Melodie war wieder längst verklungen als sie allein in der Küche saß, nachdem der Bote gegangen war, stattdessen lauschte sie dem Geräusch der kleinen Nieselregentropfen die vom Wind gegen die Fensterscheibe getrieben wurden. Auch ein Moment der Stille hatte seine eigene Magie, nur das Leuchten dieser Magie kehrte sich nach innen – und Di – Di kehrte sich mit.

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