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 Betreff des Beitrags: [Mitmach Thread] Fischmenschen, Kraken und Schlafende
BeitragVerfasst: 25.08.15, 14:57 
Ehrenbürger
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[ooc: hier können kleine Storys zum laufenden Fischevent gepostet werden. Gerade hab ich selbst keine, darum lass ich gern Spielern den Vortritt! :-)]

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„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“
– David Ben-Gurion


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 Betreff des Beitrags: Erde
BeitragVerfasst: 5.09.15, 00:07 
Festlandbewohner
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Es war zur Mitte des 8. Dunkelzyklus, als Sidra sich nochmals von ihrem Lager oberhalb des Seiltänzers erhob und sich umzog. Eine dunkelblaue, schlichte Robe, die sie meist trug, wenn sie hinaus in die Wildnis oder in den Kampf zog. Dazu den bei ihr üblichen dunkelblauen Umhang und das dunkelblaue Tuch, was vom Gesicht einzig die Augenpartie offen ließ. Einen kleinen, leeren Beutel steckte sie noch ein, griff zu ihrem Stab, der mit allerlei eingeschnitzten endophalischen Zeichen verziert war und verließ das Heim und durch das Westtor die Stadt.

Der Weg war nicht weit, aber in Zeiten wie diesen war es gefährlich geworden, die schützende Stadt zu verlassen. Dennoch atmete jedes Mal ein Teil von ihr auf, wenn sie es tat und die festen Mauern, gepflasterten Straßen und mal mehr, mal weniger engen Gassen verließ. War es sonst oft ihr Ziel, kein Ziel zu haben, sobald sie Falkensee verließ, hatte sie nun sehr wohl eines und schlug den Weg gleich Richtung Norden ein, immer an der Stadtmauer entlang. Im Norden der Stadt bog sie nach Osten und blieb auch hier in der Nähe der Mauer. Und dann lag der Ort vor ihr, den sie aufsuchen wollte - der Morsansanger von Falkensee. Bis auf die Rufe von ein paar wenigen Nachtvögeln, war es in der Umgebung ruhig. Ein paar Windlichter erhellten dürftig den Ort, den sie durch das schmiedeeiserne Tor betrat und dann hielt sie erstmal inne und betrachtete ihn.

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Sidra hatte durchaus schon von den Totenriten der Galadonier gehört und manche Endophalis, gerade die Sesshaften, betrieben ähnliche. Doch ihr waren sie damals, als sie sich auf die Reise in die Welt hinaus machte, erstmal unbekannt gewesen. In ihrem Wüstenstamm, der nomadisch durch die Sharra zog, war es üblich, dass man die Toten nach dem Abschied und einer Totenwache am nächsten Tag verbrannte, um am Ende ihre Asche in alle Windesrichtungen zu verteilen. Eine der größten Strafen - neben der Sklaverei - war nicht einfach nur die Hinrichtung des Delinquenten, sondern auch das simple und gewollt achtlose Liegenlassen der Leiche, damit Tiere ihn fraßen.
Einen Toten in der Erde zu verbuddeln wirkte auf sie ähnlich demütigend. Fette Würmer und Käfer würden sich an dem Leib gütlich tun und ihn aushöhlen - allein diese Vorstellung ließ sie schaudern. Mochte auch der Geist des Toten schon fern sein - eine gewisse Verbindung zum Leib bestand schon noch, solange dieser irgendwo herumlag oder zerfressen wurde.

Langsam durchschritt Sidra den Morsansanger, jedoch immer auf dem Weg bleibend, der sich einmal als Ring durch den Platz zog. Jedes Grab schaute sie sich einen kurzen Moment an, fragte sich im Stillen, was es wohl einst für Menschen gewesen waren, deren Leiber hier nun im Erdreich lagen. Manche Gräber waren sehr schlicht, andere mit allerlei Blumen geschmückt und offensichtlich gepflegt. Hier und da standen Statuen, ein paar Windlichter, die notdürftig Licht spendeten.

An welchem Grab sollte sie sich bedienen?

Aber es war wohl egal. Es ging bloß darum, die Erde eines Morsansanger zu nehmen und so hielt sie an einem Grab inne. Die Inschriften auf den Tafeln konnte sie, die der galadonischen Schrift nicht mächtig war, eh nicht entziffern. Sie ging in die Hocke, schaute nochmals kurz um sich, ob sie jemand beobachten würde, dann holte sie den Beutel hervor und begann zwei Hände voll mit Erde vom Grab in den Beutel zu schaufeln.

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Es war geschafft. Leise verließ sie den Ort wieder, wenngleich sie für einen Moment das Gefühl hatte, etliche Augen wären auf ihren Rücken geheftet. Nicht unbedingt ein neues Gefühl, aber an diesem Ort sorgte es für den Anflug von Schuldgefühl, das sie aber rasch beiseite wischte. Es galt einem Lebenden zu helfen und mit diesem beruhigenden Gefühl, kehrte sie in den Seiltänzer zurück.

(ooc: Vor lauter Kerzen ist es da leider sehr hell - stellt es euch dunkler und schauriger vor!)


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 Betreff des Beitrags: Der Talisman
BeitragVerfasst: 8.09.15, 17:22 
Festlandbewohner
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Dieses Mal führte ihr Weg auf dem Rücken ihrer Stute in den Nordwesten der Insel. Dieser Ort hatte ihr schon gefallen, als sie das erste Mal sich hier umgesehen hatte. Die Wälder, die Ruhe - sah man von dem Piratenlager ab - und vor allem das Gebirge mit seinen versteckten Winkeln, schroffen Felsen und dem pfeifenden Wind in den Höhen. Ein Teil in ihr drängte sie förmlich dazu, wieder hierher zu reisen und da es der Teil war, dem sie den Großteil ihrer Macht verdankte, gab sie dem Drängen nach. Ein Teil des Preises, den man für so einen Pakt zu zahlen hatte.

Der Ort, den sie sich auserkoren hatte, war schon bald wieder gefunden. Noch stand Fela am Himmel und es war hell genug, als sie sich unter dem mächtigen Baum niederließ, der weit seine im Wind rauschende Blätterkrone über Sidra und dem Waldboden spannte. Tief gruben sich armdicke Wurzeln im reichen Waldboden ein und hier und da erklang ein Rascheln und Säuseln. Sidra spürte die unsichtbaren Blicke auf sich, als sie hier im Schneidersitz saß, nur noch bekleidet mit ihrer weiten Robe, das schwarze glatte Haar offen im Wind wehen lassend und die Tätowierung auf ihrer Stirn, die einem stilisierten, senkrecht stehenden Auge glich, entblößend. Es war ein angenehmes Gefühl von Freiheit, so fern von den Menschen, deren Hast, Blicke und Wünsche.

Ruhig atmete sie durch, ließ die Umgebung auf sich wirken und befreite ihren eigenen Geist sowohl von den Sorgen, als auch von den Freuden, die ihr das Leben in Falkensee bescherten. Ihre Konzentration richtete sich auf den Wind - frisch, kühl, der Geschmack der See in sich tragend. Ihre Konzentration glitt hinüber zu den Geräuschen, die sie umgaben - das Rauschen der Blätter, ein Rascheln im Gebüsch.
Ich passe auf.
Sidra reagierte nicht, als Teh'Fennek sich von ihr löste und den Platz umschritt. Er war seit ihrer Kindheit immer bei ihr und der Auslöser für das, was sie nun war. Er war für sie so natürlich wie ihre beiden Arme und nun nahm er ihr die Sorge um mögliche Störungen oder gar die Gefahr, dass ihr Lebenskreis sich hier schließen könnte.
Sie versank förmlich im Hier und Jetzt, wurde eins mit den Kräften der Umgebung, fühlte nun noch stärker die Präsenz der Geister, die hier reichlich vorhanden waren. Vor allem an und in diesem gewaltigen Baum und ihre Aufmerksamkeit war auf sie gerichtet.

Als sie spürte, dass sie soweit war, griff sie zu einem Bündel, was in ihrer Nähe im Laub lag. Etwas Holz, Leder, ihr Schnitzmesser, Sandpapier und der Beutel, gefüllt mit der Erde des Morsansanger, befanden sich darin. Solange Fela noch schien und das Licht ausreichte, arbeitete sie und schnitt das Leder zurecht - einen Teil zu einem dünnen, langen Band; das andere Leder wiederum, was vom Hasen stammte, nähte sie zu einem kleinen, simplen Beutel um. Aus dem Holz schnitt sie grobe Kugeln heraus, deren Kanten sie mit Sandpapier rund abschleifte, durchbohrte und dann jeweils mit eingeschnitzten, stilisierten Blättern und Bäumen verzierte. Am Ende füllte sie noch den Beutel aus Hasenleder mit etwas Erde vom Morsansanger und schloss ihn sehr gründlich, ehe sie dann begann, diesen am langen Lederband mittig zu befestigen und die Holzkugeln rechts und links vom Beutel aufzufädeln.

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Zum Schluss verknotete sie die beiden Enden des Lederbandes fest und betrachtete nochmal gründlich ihr Werk, während Fela weit im Westen im Horizont versank und nur noch die Felsen in einem rötlichen Licht tauchte und sich ein bläulich-nebulöses Zwielicht über den Wald senkte, ihn langsam in Dunkelheit tauchte.

Nun war der Moment da, um dem Talisman noch den letzten, magischen Schliff zu geben. Einem Anker gleich sollte dieser seinen Träger auf dieser Insel halten. Statt sich dem Meer zu übergeben, sollte er stärker an die Erde gebunden werden und entsprechend hatte sie den Talisman gestaltet, doch es fehlte noch etwas. Oder besser gesagt: jemand.
Sidra wandte sich nun dem Baum zu, legte den Talisman behutsam zwischen den dicken Wurzeln auf dem Boden ab und kniete sich ebenso zwischen sie. Einen Moment hielt sie inne, hielt innere Zwiesprache mit dem, der ihr vor ein paar Götterläufen ihre Macht verliehen hatte.
Bleibst du bei mir?
Wo soll ich sonst hin, Mensch?
Das Gebirge ist nah.
Du wirst mich danach hinbringen.
Abgemacht.

Sie atmete tief und ruhig wieder durch, schloss langsam ihre Augen und vergrub dann ihre Finger im Erdreich zwischen den Wurzeln. Einen längeren Moment blieb sie so hocken, konzentrierte sich einzig auf ihre direkte Umgebung und das Leben, was hier sprudelte und verging. Gleichmäßig in einem Rhythmus zog sie tief die Luft ein und gab sie wieder ab, bis sich ein Kribbeln in ihren Händen und Füßen sowie rund um ihren Mund einstellte. Dann lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf den Baum, glaubte zu fühlen, wie Ströme aus dem Boden über die Wurzeln in den Baum übergingen, wie er sich davon nährte und dadurch gedieh. Und nicht nur er.
Sie löste die Finger aus dem Erdreich, strich über die Borke behutsam und liebevoll und legte die Hände mit gespreizten Fingern ab, neigte sich vor und legte dann ihre Stirn mit ihrem eingestochenen, dritten Auge auf seinem Stamm ab. Die Ströme änderten sich nur wenig, aber es fühlte sich so an, als wenn der Baum ihre Berührungen erwiderte. Und sie fühlte sie.

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Kleine Wesen, für die meisten Sterblichen nicht sichtbar, huschten über den Stamm, die Äste, lebten auf Blätter, segelten auf ihnen hinab und umschwärmten seine Wurzeln. Je ursprünglicher ein Wald war, desto mehr Geister lebten dort. Je mächtiger ein Baum war, desto mehr Geister zog er an. Einem Schamanen nicht ganz unähnlich. Doch was dieser Baum an Energie und Geistern beherbergte, war kein Vergleich zu ihr und ihren Begleitern.
Neugierig näherten sich die Baumgeister und es war ihr, als huschten sie neugierig um ihre Hände.

Leise begann sie zu sprechen, in der Sprache, der sie sich sicher war, Endophalisch, doch es war gleich, was sie gesprochen hätte, sofern der Sinn gleich geblieben wäre.

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"Du weißt, was Wurzeln sind, Geist des Baumes. Hilf mir, einen Bruder an Land zu verwurzeln, bis sein Fluch von ihm genommen ist. Folgst du mir?"

Sie fühlte die Bereitschaft des kleinen Baumgeistes, spürte die Aufregung der anderen Geister. Sidra griff zu dem Talisman, der noch immer zwischen den Wurzeln lag und hob ihn auf ihren beiden Händen an, die Augen blieben weiterhin geschlossen, bis auf jenes auf ihrer Stirn, was sich nie zu schließen schien.

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Es war vollbracht. Sidra öffnete ihre Augen wieder, sah hinab auf den Talisman und strich kurz behutsam über diesen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über ihre Gesicht und sie erhob sich wieder, während sie fühlte, dass auch Teh'Fennek wieder bei ihr war.

Nur wenig später saß Sidra an einem kleinen Lagerfeuer in den Bergen. Der Blick ging weit über den Wald zu Füßen des Gebirges, wo sie den Talisman hergestellt und zu einem Anker für einen Bruder ihres Blutes gemacht hatte. Sterne funkelten über ihr Haupt und hinter ihr schnaufte leise Halima im Schlaf. Sidras Blick glitt hinauf zum Sternenzelt, doch wenn sie sonst immer mit Faszination zu diesen hinauf geblickt hatte, sah sie nun besorgt im Geiste etwas anderes - halb Mensch, halb Krake.
Nur die Anwesenheit des Teh'mahit'Ehir, der einen nicht unwesentlichen Teil ihres Ichs ausmachte, dämpfte die Sorge, denn solange die Ewigkeit anhielt, gab es für ihn keinen Anlass zur Sorge.

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