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 Betreff des Beitrags: Von grünen Flügeln und wütenden Zwergen
BeitragVerfasst: 30.09.19, 17:56 
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Zitat:
In einem Haus irgendwo in Brandensteins erhebt sich ein ergrauter Mann aus seinem Bett und kneift, beim Blick durch das Fenster, die Augen zusammen.
Die Hand wandert an seine Schläfe während man im Raum nur ein Gemurmel von einer Horde wütender Zwerge in seinem Kopf hört.
Nach einem langgezogenen Seufzer richtet er sich auf und öffnet den Kleiderschrank um eine kleine Sammlung aus verschiedensten Gewändern, Hemden und Tuniken zu Tage zu fördern, alle vereint durch einen einzigen Farbton: Dunkelgrau.
Abschätzig fährt sein Finger von einem einfachen Holzbügel zum nächsten, nur um schließlich bei der schlichtesten Robe hängen zu bleiben, während sich Erynnion ächzend die Robe und das darunter liegende Gewand anlegt, schweift sein Blick neuerlich hinaus in den Felaschein und mit Ihm gleiten seine Gedanken fort …

… hin zu jenem gestrigen Abend. Er fühlte sich als hätte der Kampf zwischen Bellum und dessen Sohn leibhaftig in seinem Kopf stattgefunden und bei Astrael das hatte er verdient. Einen Abkömmling des Drachengeschlechts, eine Kreatur des Feuers, einen Anhänger des Elements des Herrn Ignis einzufrieren. Ferames und die anderen Patronen der Pfade seien ihm gnädig. Nun … worüber machte er sich Gedanken ... es hatte funktioniert. Dieses Mal. Jetzt galt es das Bestmögliche aus der Situation zu gewinnen. Hoffentlich hatte Alfred bereits alles Nötige vorbereitet. Gewiss hatte er das. Alfred war in solchen Dingen sehr zuverlässig. Zumeist. …

… vollständig angekleidet und gestärkt trat er in den Eingangsbereich des Hauses und betrachtete sich im Spiegel.
Ein alter ergrauter Mann … das war aus dem einst schneidigen Alumni des grauen Hochturms geworden. In einem selbstironischen Anflug von Heiterkeit zuckt ein Mundwinkel kurz nach oben, ehe die schlichte Robe glattgestrichen wird und er langsam die Haustüre öffnet um hinaus zu treten. Auf dem Weg zum Portal der Akademie betrachtete er die Bewohner Brandensteins, wie sie ungestört ihrer Arbeit nachgingen. Gewiss, manche Uniformen wiesen Brandspuren auf, der ein oder andere Eimer wurde noch immer gereicht um die letzte Glut zu ersticken, aber jenseits dieser kleinen Anzeichen wirkte die Stadt unbekümmert. Beinahe so als hätte am Abend zuvor keine riesige fliegende Echse den Hafen verheert, und wäre in den Straßen Brandensteins unter Aufbietung aller Kräfte erlegt worden.
Als er an einem kleinen Mädchen vorbeiging, das zwischen den Markständen herum schlenderte, entfleuchte dem sonst so ausdrucklosen Gesicht ein weiteres kaum merkliches Lächeln. All dies hatte sich am Ende doch gelohnt und wenn der Lohn nur darin besteht, diese Illusion von Sicherheit und Beständigkeit zu bieten, nach welcher sich das galadonische Volk seit so vielen Jahrhunderten verzerrt. Zu Schützen und zu bewahren, dies war ebenso eine der Aufgaben der arkanen Gesellschaft. Eine seiner Aufgaben.

Gänzlich in Gedanken versunken passierte er das Portal und fand sich just vor den Flügeltüren zum Akademiegelände wieder. Schwerfällig werden jene aufgedrückt, nur um den Blick auf die bläulich leuchtende Barriere am anderen Ende des Innenhofs freizugeben.
Auf halbem Weg hob der Magus bereits die Hand an und kaum hatte er die Barriere berührt, leuchteten die innen liegenden Runen kurz auf um den Weg freizugeben und sich hinter dem Mann wieder zu schließen. Während er die Treppe hinunter wandert, reckt der Galadonier bereits den Hals um auf den Garten hinab zu blicken. Zunächst sah man nur den gewaltigen Leichnam des roten Drachen, ehe sich nach und nach zwei Tische und zwei hölzerne Hocker auftun. Auf einem saß, über einem großen Stück Pergament brütend und mit einem Kohlestift in der Hand, Alfred, der getreue Wegbegleiter und Hausdiener der Familie Comari.
Als er immer näher kam, blickte die kleine grüne Kreatur auf und setzte an zu sprechen „Meisters, ihr sehens blass aus! Spaß gesterns zu viel geworden für alten Meisters?“…

… ohne ihm weitere Aufmerksamkeit zu schenken, geht er am grünen Männlein vorbei und betrachtet das Blatt Pergament auf welcher sich eine genaue Skizze des Körpers des Drachlings vorfindet. Sorgsam wurde scheinbar in minuziöser Arbeit über mehrere Zyklen hinweg jedes kleinste Detail verzeichnet. „Gut. Du bist deinem Zweck gerecht geworden.“ spricht er mit leicht kratziger Stimme und betrachtet die diversen kleinen Messer, Sägen und andere Instrumentarien auf dem zweiten Tisch.
Alfred wiederum blickt den Alten erfreut an „Meisters seiens zufrieden?“. „Alfred“, erklingt es nun doch im strengen Tonfall eines Lehrers, „was genau ist deine Aufgabe wenn der Kopf des Meisters schmerzt?“
„Alfred sollen arbeiten und Mundwerk geschlossen haltens?“, „Exakt.“ ein zufriedenes Nicken folgt auf die knappe Aussage „Nimm ein weiteres Stück Pergament zur Hand und notiere die von mir ermittelten Ergebnisse. – Schweigend!“ …

… die Ärmel der Robe werden gerafft, ehe er zu einem Maßband greift und damit beginnt von der Länge und Anzahl der Krallen, über den Durchmesser der Hörner bis über den gesamten Umfang des Brustkorbs und die Ausmaße des Schwanzes unzählige Fingerbreiten, Schritte und Mengenangaben anzusagen, die vom eifrigen Diener sorgsam notiert und auf der Skizze entsprechend verzeichnet werden. Nachdem dieser Arbeitsschritt getan war, rafft er sich wieder auf und wandert hinüber zum Tisch mit den übrigen Feinwerkzeugen. Einen Moment lang richtet er seinen Blick zum Ventusgefilde …

… Ein so schöner Hellzyklus, beinahe zu schön um ein solch blutiges Werk zu verrichten und doch musste es getan werden. „Alfred, während ich die Kreatur häute, wirst du zwei weitere Skizzen anfertigen. Je eine die, die exakte Struktur des Muskelgewebes und der Sehnen aufzeigt und eine weitere welche sich mit dem Skelett und der Position der inneren Organe beschäftigt. Verstanden?“, der Imp setzt bereits dazu an seinen Mund zu öffnen „Alfred?!“ und schließt ihn sogleich wieder um nur artig zu nicken. „Sehr schön.“
Und so greift er nun mehr zu einem kleinen skalpellartigen Häutungsmesser, dessen Schneide – ähnlich wie die Pfeilspitzen der Drachenfall-Projektile – aus hauchdünn geschliffenem Diamant zu bestehen scheint und beginnt von der Einstichstelle eben jenes Pfeils langsam, Stück für Stück die Haut mit den daran befindlichen Schuppen abzutragen. Zu Beginn deutlich weniger geschickt aber mit der Geduld und der Detailbesessenheit eines Menschen der seit Jahrzehnten mit hochempfindlichen Gerätschaften und instabilen Substanzen hantiert arbeitet er sich langsam von Extremität zu Extremität. Dabei werden immer wieder verschiedene Eigenschaften über Dicke und Beschaffenheit der einzelnen Hautschichten laut vor sich her gesprochen und vom zeichnenden Grünling kurzer Hand notiert.
Erst als Fela das zweite Mal seit dem Betreten der Akademie hinter ihren silbernen Weggefährten verschwindet und das Licht der Fackeln den Akademiehof zu erhellen scheint, liegt das Schuppenkleid mehr oder minder sauber vom Körper getrennt und in jeweils zwei Schritt lange Streifen geteilt sowie zu einem Stapel aufgehäuft neben dem Leichnam. Schwerfällig richtet er sich auf und greift sich ein Leinentuch vom Tisch um die Schweißperlen von der Stirn zu wischen, ehe er sich langsam auf dem zweiten Hocker niederlässt und den fortweilend skizzierenden Diener wie gleichsam auch sein Werk mustert. Als er so die verschiedenen Muskelstränge und Sehnen betrachtet zieht es seinen Geist neuerlich in die Ferne …

… Beim fehlenden Auge des Allwissenden ... diese Kopfschmerzen … zuletzt war er zu Zeiten Cortans derart gefordert worden. Zunächst als Magus und Konstrukteur diverser arkaner Apparaturen und schließlich als Kanzler. Bei letzterem hatte er kläglich versagt. Zusammengefasst würde man wohl behaupten, er hätte bei allem versagt, das nicht ansatzweise mit dem Arkanen oder der dazugehörigen Säule des Reiches zusammenhängt und so hatte er mit dem Alter erkannt, dass dies Berufung, Fluch und Segen zugleich war. Dieses Mal würde er nicht weichen, nicht verschwinden, sich nicht zurückziehen. Es gab nun mehr wieder einen Bereich in dem sein Wissen und seine Fähigkeiten von Nutzen waren … und dieses Mal würde er die Stadt durch seine Abwesenheit nicht dem Feuer anheim geben. Brandenstein würde kein zweites Falkensee werden …

… mit diesem Gedanken richtete er sich auf und griff zu einem anderen Werkzeug das in Größe und Form wohl am ehesten einem kleinen Fleischerbeil ähneln mag. Die kommenden beiden Zyklen verbrachte er damit, das Fleisch von den Knochen der Kreatur abzutrennen, die Sehnen und Muskeln zu zerteilen, in die Länge zu ziehen und dabei neuerlich einige Daten für sein kleines Helferlein laut auszusprechen. Nach und nach Schälte er sich so Muskelpartie um Muskelpartie vor. Indes saugte sich seine Robe immer mehr mit Blut und anderen Körpersäften voll und es offenbarte sich dabei ein weiterer Vorteil des Dunkelgrau, ein Vorteil welcher seit der Zeit der Gründung des Grauen Pfades bekannt ist.

Dunkelgrau verbirgt das Blut in dem man watet.

Während Stundenläufe verrinnen, Fela, Vitamalin und Astreyon ihren ewigen Tanz fortführen und man ein ums andere Mal das Beil niederfahren hört, verbleibt bald nur mehr das Skelett der gewaltigen Echse. Hin und wieder, genauer gesagt, immer dann wenn er auf eines der inneren Organe stößt hört man wieder vereinzelte Ansagen, ehe jenes sorgsam gesäubert, entleert und in ein großes Glas mit gelblicher Flüssigkeit darin eingelegt wird. Bei den Vieren, viel hatte seine Zeit als Spion der Grauen Garde in der schwarzen Akademie Siebenwinds nicht mit sich gebracht, nicht viel aber doch zumindest die nötigen Fähigkeiten um einen Leichnam fachgerecht zu zerteilen und zu konservieren, wofür auch immer. „Alfred, mein Trinkschlauch!“ hört man es am Ende und der Mann lehnt sich erschöpft an einen der Bäume im Innenhof und sinkt daran herab während der Gehilfe einen Trinkschlauch greift und jenen recht ungalant in Richtung des alten Mannes wirft. Dieser fängt mit zittrigen Händen den Wasserschlauch und nimmt einen Schluck daraus.
Die gewaltigen Knochen ins Auge fassend, reifte in dem Mann eine Idee …

… Die kurze Betrachtung im arkanen Gefüge, vor dem eigentlichen Scharmützel, offenbarte enormes arkanes Potential. Er würde im Laufe der Untersuchungen jede einzelne Komponente, seien es nun die Zähne, die Klauen, die Knochen oder das Leder auf etwaige verborgene Eigenschaften untersuchen. Gerade Knochen und anderes Material aus lebendigen Wesenheiten, weisen zumeist eine enorme Leitfähigkeit für arkane Energie auf. Vielleicht ließe sich aus diesen gewaltigen Knochen ein Fokus … ein Stab … fertigen. Ja, das würde er versuchen.
Seit sein Stab damals im Kampf gegen die Winzerin zerstört wurde, sehnte er sich wieder nach einer eigenen Waffe. Vollständig geschaffen durch seine Hand, getränkt mit seiner Aura – seiner Essenz – und einzigartig innerhalb Mandons …

Umso mehr die Idee in ihm Gestalt annahm, umso mehr Kraft schien sie ihm zu spenden und so raffte er sich neuerlich auf, für den vorerst letzten Akt dieser Untersuchung.
Er griff nun mehr zu einer kleineren, ähnlich scharf geschliffenen Säge und begann damit die Knochen an den Gelenken und bei den vorhandenen Knorpeln voneinander zu lösen, um sie nach und nach in einzelne – transportable – Stücke zu verarbeiten. Alfred indes lies den Kohlestift, weiter und weiter über die mittlerweile dritte Skizze gleiten, ehe auch jene ein genaues Abbild der vor ihm aufgereihten Szene abgab. Die detailreiche Zeichnung lässt eines offenbar werden, wo es ihm an Feingefühl, Manieren und Verstand mangelt, wird etwaiges durch seine Fähigkeiten durchaus wett gemacht. Wieder mag Morsan einige Male sein Stundenglas drehen, ehe schließlich in den späten Abendzyklen auch das Skelett zerteilt und alle Bestandteile fein säuberlich in die Katakomben der Glur’Sigilim verbracht wurden. Beinahe … alle.
Das gut zwei Schritt lange und beinahe einen halben Schritt breite Brustbein wird sich wohl am späteren Abend in der Werkstatt des Magus wiederfinden.

Nach getaner Arbeit werden die Katakomben sorgsam verschlossen. Das Werkzeug fortgeräumt und schließlich, müde, erschöpft und mit einem weiteren vollen Maß an Kopfschmerzen tritt der Magus schließlich vor die Barriere.
Er schließt die Augen und spricht in einem tiefen Befehlston „As’e Odal!“ und als er nun die Hand hebt und mit ihr die Barriere berührt, fällt die bläuliche Barriere in sich zusammen. Die Schutzrunen an der Innenseite verglimmen und der Magus tritt den Weg in Lifnas Arme an.

Heute Abend würde er den Adeptus unterweisen und anschließend zurückkehren um die arkane Untersuchung der Komponenten zu beginnen. „Alfred, deine Werke wirst du vervielfältigen und an die Kanzlerin sowie die Tafelrunde weitergeben.“
Wieder setzt Besagter an zu sprechen „Wage es nicht!“ nickt jedoch anschließend wieder nur artig und verschwindet irgendwo innerhalb des Komplexes der königlichen Akademie der arkanen Künste zu Siebenwind …

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Erynnion Comari - Hochmagier des Grauen Pfades


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 Betreff des Beitrags: Re: Von grünen Flügeln und wütenden Zwergen
BeitragVerfasst: 2.10.19, 12:48 
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Zitat:
Zu Beginn des fünften Hellzyklus am 1. Carmar des Götterlaufs 30. nach der Thronbesteigung Hilgorad des Ersten aus dem Hause ap Mer findet sich auf dem Gelände der schwebenden Akademie ein in dunkle Roben gehüllter Mann wieder.
Seinen Blick gen der aufgehenden Fela gerichtet, mag er einer Statue gleich mit, in den Ärmeln der Robe gefalteten Händen, dastehen und seiner Dinge harren während seine Gedanken auf eigenen Pfaden herum wandern…

… Instrumentalisierung der Angst des einfachen Volkes als politisches Druckmittel … Bei Morsans verkümmerten Stimmbändern. Langsam wächst seine Sympathie für die Praktik eines Lich ihren Geist aus dem Körper zu entfernen … diese kleinen Dwarschim. Nun, Instrumentalisierung der Angst - ein interessantes Werkzeug. Gerade in diesen unruhigen Zeiten. Würde die Plumpheit des Versuches nicht eher für den Verstand des Ergebnisses einer inzestuösen Verbindung eines Goblins und eines Ogers in vierter Generation sprechen, könnte dies durchaus für Unruhe sorgen. Er sollte sich umgehend um diesen Aushang kümmern und das Volk für die eigentliche Gefahr sensibilisieren. Der Frieden der Baronie ist nicht nur wünschenswert sondern absolut notwendig. Er musste sich im Anschluss an die Untersuchung unbedingt um jene leidige Thematik kümmern. Doch für den Moment, galt es den Adeptus einzuweisen. Seinem elfischen Zeitgefühl geschuldet, kann dessen Eintreffen nur mehr Zyklen entfernt sein …

Just in diesem Moment ist an den Treppen zum Akademiegarten ein, in eine Robe gehüllter, blonder Elf zu erkennen. „Exzellenz“, erklang es vom Elfen während dieser sein Haupt neigte. „Adeptus“, ein knappes Nicken mag der Lohn für die standesgemäße Begrüßung sein, „Lasst uns beginnen.“
Mit diesen Worten wendet sich der Magus um zur schweren Holztür, die den Eingang der Katakomben und Kerker der königlichen Institution markiert. Die darauf befindliche dunkelblau leuchtende „Sigil“-Rune, verschwindet bei der folgenden Berührung, ehe das Siegel sich löst und die Tür langsam aufschwingt um den Blick auf den ehemaligen Übungsraum der Glur’Sigilim freizugeben. An Stelle des üblichen Mobiliars finden sich dort nun Tische an der Wand aufgereiht, welche wiederum diverse Gläser mit den Organen, Phiolen mit Blut, Galle und anderen Körperflüssigkeiten, Knochen, Krallen, wie auch die restlichen Überbleibsel der einst stolzen Kreatur beheimaten.
Auf einem der drei hölzernen Hocker im Raum sitzt neben einem Stapel Pergament und mit dem beinahe vollständig aufgebrauchten Kohlestift in der Hand ein wohlbekannter grüner Helfer. „Meisters, ihr sehens immer noch blass aus! Meisters sollten weniger Wein saufens!“, ein vernichtender Blick trifft den nun mehr verstummenden Alfred. Er hält vor einem der Tische inne und deutet dezent auf die darauf befindlichen Phiolen mit diversen Körperflüssigkeiten. „Um meiner nostalgischen Ader Genüge zu tun, Adeptus, werdet ihr euch zunächst dem Blut sowie etwaigen anderen Inhalten dieser Phiolen widmen.“ Ein sachtes zucken der Mundwinkel folgt, „Untersucht sie auf etwaige verborgene Eigenschafen sowie deren Reaktion auf die üblichen elementaren Reaktionen. Feuer, Kälte, derlei. Zuletzt erfüllt sie mit arkaner Energie und dokumentiert eure Ergebnisse.“
Im Anschluss wanderte er weiter zum Tisch mit den kleineren Knochen, Krallen, Zähnen und Hörnern um sich dort niederzulassen. „Alfred.“ „Ja, Meisters?“ „Notiere die Prüfergebnisse sorgfältig.“
Ehe er dazu übergeht nach einem der diversen kleinen Messerchen zu greifen und nach und nach von je einem Horn, einem Knochen sowie einem Zahn Reste abzukratzen und diese den verschiedenen Elementen in unterschiedlicher Konstellation auszusetzen. Während er sich darauf konzentriert die einzelnen Filiae in der unmittelbaren Umgebung der Reste zu beeinflussen, begibt sich ein kleiner Teil seines Geistes neuerlich auf Reisen …

… Wann genau hatte er eigentlich erkannt, dass die teils grausamen teils erniedrigenden Aufgaben, nur denen zu Teil wurden in welchen großes Potential schlummert? Potential im arkanen Wirken, Potential bezüglich der Ausprägung der Gifu Astrael, Potential im Sinne eines scharfen Verstandes, doch vor allem werden Demütigungen traditionell jenen Mitgliedern der arkanen Gesellschaft angetragen, die ebenso das Potential wie auch die Persönlichkeit besitzen um vom Pfad ab zukommen und in eigener Selbstüberschätzung zu einer Gefahr werden könnten. Eine Gefahr für sich selbst. Vor allen Dingen jedoch für Mandon in seiner Gesamtheit. Wann genau hatte er dies für sich erkannt? War es als Magister Greifenring am Glur’Drun beinahe einen Riss in der Sphärenwand verursachte beim simplen Versuch den Ankerpunkt eines Portals zu versetzen? War es als er das erste Mal diese Insel betreten und den Ursprung des Ödlands erforschte? Nein, es war jener Moment am großen Dunkel vor vielen Umläufen, als er mit der Obidienz Astraels fast die Insel vernichtet hätte. Diese unbändige Macht, dieser gewaltige Geist, diese Kraft. Damals hatte er die Gefahr noch abwenden können. Wann mag wohl für den Adeptus der Zeitpunkt kommen an dem Astrael ihn an seine Grenzen führt und nur die Entscheidung bleibt zwischen dem unausweichlichem Tod Vieler und der Erkenntnis. Der Erkenntnis das die Gabe des Allsehenden ein zweischneidiges Schwert ist. Als Fluch der stets gibt und nimmt, als Verantwortung gegenüber der gesamten Schöpfung. Er hoffte jener Moment würde sich noch in der Studienzeit des elfischen Knaben einfinden. Umgeben von erfahrenen Magiern und wohl behütet durch seine Lehrmeisterin. Doch dies vermag am Ende nur Einer zu entscheiden …

In einer monotonen Stimmlage wurden die verschiedenen Mengenangaben und die Reaktionen auf Feuer, Wasser, Luft und Erde dokumentiert. Der getreue Grüne flattert indes von einem Tisch zum anderen und während er die Ergebnisse der Untersuchungen notiert stößt er regelmäßig an den verschiedenen Gläsern und Phiolen am Tisch an. „Alfred. Setz dich. Sofort.“
Just in diesem Moment flattert er ganz nah an das Ohr des alten Mannes heran und kommt hierbei mit dem Ende seines Kohlestifts der Ohrmuschel sehr nahe. „Alfred was soll das?!“ zischt Erynnion entnervt. „Müssens genau prüfens für Exorzismus, Meisters!“
Eine Augenbraue wandert irritiert nach oben, während er sich zu seinem Diener umdreht. „Exzorismus?“ „Ja, müssens austreiben kleine Zwergens aus Meisters Kopf!“
Ein resignierter Seufzer entweicht ihm anschließend, wortlos wird sich umgedreht und die Nasenwurzel sanft massiert. Schließlich setzt er sich wieder auf den Hocker und spricht mit deutlich überreizter Stimme „Odal Zechti!“ woraufhin seine Augen eine grau-silbrige Farbe annahmen und das Sichtfeld des Sprechenden auf die arkane Ebene wechselt. Mit einem ausgiebigen Kopfschütteln wird jeder Gegenstand auf dem Tisch vom Horn bis zum Knochen betrachtet, studiert und wieder werden einige Daten dem grünen Exorzisten angesagt. Ehe damit begonnen wird jede einzelne Komponente mit arkaner Energie zu fluten und deren Leitfähigkeit zu überprüfen …

Wie würde er seinen Stab … arghs … weshalb musste Alfred seine Kopfschmerzen erwähnen … ja … Wein musste die Lösung sein!
Dennoch wie würde er seinen Stab zusammensetzen? In einem Arkaniumbad tränken? Das kam auf die Aufnahmefähigkeit des Knochen an.
Welche Paraphernalia sollten verwendet werden? Spinnenseide, Alraunen, Schwarze Perlen … natürlich … doch es wird mehr erforderlich sein als nur dies.
Zudem wird jenes kleine Nebenprojekt wohl unter all den Wirren der Insel einen nachrangigen Platz einnehmen. Denn … wo war der Leidensgenosse des roten Wyrm? Griffen jene nicht zusammen die Festung der Ritterschaft an? War der einsame Angriff des Wyrms Absicht oder wurde er nur enttarnt beim Versuch die Insel zu verlassen? Welche Rolle spielte Ras Altanin und Cordovan bei alle dem? Fragen über Fragen.
Fragen die nach einer Antwort verlangen …

Einige Zyklen später wart das Werk vorerst vollendet. Die Eigenschaften der verschiedenen Materialien untersucht. Einzig die Schuppen und die Haut waren verblieben und so stand er auf um sich zustrecken. Er wurde wahrlich alt, jeder Knochen in seinem Leib schien zu knacken und sich auf seine ganz eigene Weise über die neuerliche Bewegung zu freuen. „Alfred. Fasse das Notierte zusammen. Vervielfältige deine Skizzen und lege alles in die große Kladde auf meinem Schreibtisch.“ „Sehr wohl, Meisters. Und dann machen wir Exzor …“ „Alfred!“ der Imp zog den Kopf merklich ein und zeichnete weiter an seiner Skizze. Einen halben Dunkelzyklus später sah man den alten Mann das Gelände der Akademie durchqueren und das Portal passieren …

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Erynnion Comari - Hochmagier des Grauen Pfades


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 Betreff des Beitrags: Re: Von grünen Flügeln und wütenden Zwergen
BeitragVerfasst: 3.10.19, 16:49 
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Zitat:
In den frühen Morgenzyklen in einer kleinen Schreibstube irgendwo am Campus der königlichen Akademie der arkanen Künste zu Siebenwind sitzt ein alter Mann in dunklen Roben gehüllt an einem ausladenden Kirschholzschreibtisch. Auf dem Tisch befindet sich ein großer Stapel Pergamente, das übliche Schreibwerkzeug, sowie eine dampfende Tasse Kräutertee.
In aller Ruhe wird Pergament für Pergament durchgesehen, manche korrigiert, manche unterzeichnet und wieder andere nur überflogen. Als er bei einem Bericht des Novizen Darbren über den Zustand der Taubenschläge angekommen war, griff er nach seiner Teetasse, nahm einen Schluck und lehnte sich im gemächlich zurück. Während der Bericht eingehender studiert wird wandert ein Teil seiner Gedanken in die jüngste Vergangenheit ab …

… Novize Darbren, dieser Noanim war wahrlich ein Segen. Eines eifrigen Dieners gleich kümmerte er sich um die einfacheren Dinge in der Haushaltsführung der Akademie. Wäre doch nur alle Schüler, so fleißig. Und doch … wäre dem so, würden sie von ihrem Studium abgelenkt. Wenn man also den Wert der Hausarbeit mit jenem der Bildung eines fundierten Wissensschatzes vergleicht – was mag überwiegen? Eine einfache Antwort. Wie gerne würde er eines Tages noch einen persönlichen Schüler unterweisen. Einen letzten wachen Verstand, dem er all sein Wissen überantworten könnte. Ein Herz das nicht an der Unbarmherzigkeit mancher Wahrheiten zerbricht. Einen Geist der nicht durch den Ruf der Macht korrumpiert wird. Jemanden mit dem er die Verantwortung eines Geheimniswahrers teilen, ja sie vielleicht sogar abgeben könnte. Einen vielversprechenden Schüler des Grauen Pfades. Doch würde ihm der Allsehende diese Gnade gewähren? …

… mittlerweile wart die Tasse geleert und der Pergamentstapel auf eine letzte Schriftrolle geschrumpft. Das schlichte rote Wachssiegel wird gelöst und der Inhalt überflogen. Indes wart der kleine Alfred damit beschäftigt die verschiedenen Schriftstücke in unterschiedliche Kladden einzusortieren, manche zu versiegeln und mit anderen wiederum durchs Fenster zu flattern um sie mehrere Stockwerke unter der Amtsstube in das Archiv des Magistrats zu verbringen. Besagter kleiner Helfer kam gerade wieder herein geflogen, als auch das letzte Schreiben unterzeichnet und diesmal vom Magus selbst mit Kerzenwachs beträufelt und mit dem Siegelstempel vervollständigt wurde. „Alfred.“ „Ja, Meisters?“ „Vervielfältige dieses Schreiben. Das Original archiviere in den Kammern des Magistrats, die anderen hänge an den Marktbrettern der Städte aus.“ „Sehr wohl, Meisters.“
Gesagt und auch getan, schnappte sich der Geflügelte geschwind die Schriftrolle und verschwand durch das Fenster ebenso schnell, wie er gekommen wart. Der Mann hingegen erhob sich langsam und wanderte zum hintersten Schrank seines Domizils, um jenen zu öffnen und seine Robe aus edlem Stoff gegen eine schlichtere zu tauschen. Nur um wenige Kerzenstriche später durch die verschlungenen Gänge hinab in die Katakomben zu wandern.
Dort angekommen fand er an den Tischen eine schmucklose Hadernrolle wieder. Eine Augenbraue wandert fragend nach oben während, das Objekt des augenblicklichen Interesses entrollt und die ersten Zeilen überflogen werden.
Ein Zucken der Mundwinkel folgt, ehe er sich auf einem der Hocker niederlies um das restliche Pergament aufmerksam zu studieren …

… Ah. Der Untersuchungsbericht des Adeptus. Immer noch warm … starke Ausprägung der Affinität … entsprechend heftige Reaktion gegenüber dem Gegenelement … Interessant. Sehr interessant. Es scheint beinahe so als hätte der Elf aus seinen vergangenen Erfahrungen doch so manches gelernt. Fügt man dies mit seinen eigenen Ergebnissen zusammen ergibt sich ein eindeutiges Bild. Er würde eine der Phiolen in seine eigene Werkstätte überführen um sie für sein kleines Nebenprojekt zu gebrauchen. Langsam schien auch dieses Gestalt anzunehmen. Ja. Er würde die heutige Untersuchung abschließen, ein Untersuchungsprotokoll anfertigen und sich dann seinen ganz persönlichen Forschungen widmen. Verbliebe nur noch die Frage wie man einen derartigen Stab, ein derartiges Werkzeug … eine solche Waffe nennen sollte. Sie sollte mit seiner Aura … seiner persönlichen Essenz getränkt und somit wie das elfische Holz geprägt werden. Eins werden mit seinem Geist. Bedenkt man dann noch die enorme Verbundenheit zum Element Feuer – DEM Element der Magica Combativa – könnte man beinahe eine göttliche Fügung hinter diesem Zufall vermuten … Hrm. Glur’Fem. Wie passend. So soll es sein …

Schlussendlich wird der Bericht bei Seite gelegt und der Tisch vor ihm genauer in Augenschein genommen. Auf dem Tisch befinden sich Gläser mit den verschiedenen Organen im Zentrum sowie einige größere und kleinere Schuppen die aus ihrer ledernen Einfriedung befreit wurden. In aller Ruhe greift er nach einem der kleinen skalpellartigen Messer und beginnt damit von jedem Organ ein kleines Stück zu entfernen und auf kleine Schälchen zu legen. Als jene Stückchen der einst so stolzen Kreatur aufgereiht vor ihm auf dem Tisch lagen, hob er beide Hände an und schloss langsam die Augen. Wäre nun ein arkanbegabter Beobachter zugegen, würde dieser erkennen wie nach und nach die Wasserknoten und somit die Flüssigkeit herausgezogen wird bis nur mehr ein kleiner Rest im elementaren Geflecht der nun mehr ausgetrockneten Organe verbleibt. Physisch manifestiert sich dieser Effekt im Austreten der Flüssigkeit aus den Poren und dem anschließenden sofortigen verdampfen der winzigen Wasserpartikel. Kaum wart dies geschehen wird eine Mörser sowie eine Stößel zur Hand genommen und der Inhalt jedes einzelnen Schälchens nach und nach zu Pulver zerstoßen.
Sobald das letzte Stückchen, ein kleiner Würfel aus der übergroßen Leber des Drachlings, zerkleinert war hörte man auch schon ein wohlbekanntes Flattern in den Gängen der Katakomben.
Einen Kerzenstrich später wurde die Eisentür aufgestoßen und ein fröhlicher kleiner grüner Mann kommt herangeflogen um sich neben seinen Meister niederzulassen. „Meisters, habens fertig!“ „Gut. Alfred.“ „Sollens notieren Meisters Schwachs … Ergebnisse?“ „Alfred …“
Kopfschüttelnd wird nach und nach jedes Pulverschälchen auf die verschiedenen Einwirkungen elementarer Einflüsse untersucht und die entsprechenden Ergebnisse diktiert.
Der kleine Störenfried wiederum sucht sich ein Blatt Pergament und beginnt zu notieren …

… Er war vermutlich der erste Gelehrte seit vielen Jahrzehnten wenn nicht sogar Jahrhunderten, der die Möglichkeit hatte einen Lindwurm nicht nur zu beobachten, zu bekämpfen und die zu überleben. Nein, er hatte auch noch die Möglichkeit seine Überreste zu analysieren und auf diese Art und Weise nicht nur Schwachstellen zu entdecken, sondern diese Wesenheiten im Allgemeinen zu studieren. Kreaturen die vermutlich dem ältesten Geschlecht Tares, wenn nicht sogar den mythischen Go’hor selbst, entstammen. Durch dieses Erbe würde auch die enorme Verbundenheit und Kontrolle über die Elemente, die Eingeweide des Weltendrachen, erklären. Ja, eine wahrlich faszinierende Materie. Hätte er genügend Zeit, so könnte man Monde damit verbringen die Überreste zu untersuchen und ein ganzes Buch, oder gar mehrere Bände darüber schreiben. Doch es mussten schnelle Ergebnisse geliefert werden um die Insel und ihre Bewohner zu schützen. Alles andere hatte zu warten und um in späteren Zeiten nachgeholt zu werden.
Es verblieben immerhin nur mehr wenige Monde bis zum Dunkeltief und bis dorthin musste eine Lösung gefunden werden. Eine Lösung die pervertierte oder gar besessene Wyrm verhindert. Denn die Urgewalt der Kreaturen in Kombination mit dämonischen Kräften würde unsere geliebte Baronie hinweg fegen. Welch fürchterlicher Gedanke ….

Am Ende angekommen hielt, er einige Augenblicke lang inne und betrachtet die verschiedenen Ergebnisse seiner Untersuchung. Dieses Wesen schien wirklich mit jeder Faser seines Körpers dem Feuer zugetan.
Fasziniert von diesem Gedanken, griff er nach der ersten kleineren Schuppe und versucht sie mit seinem Messer durchzuschneiden. Wenig später greift er nach einem kleinen Hammer und einem angespitzten Meisel um eine weitere Schuppe zu durchbohren.
Als auch dies abgeschlossen wart legt er eine größere Schuppe vor sich, schließt die Augen und schlingt die umliegende Geistfäden um die Enden der Schuppe um jene mittels Telekinese soweit als möglich zu biegen und schließlich zu brechen.
Überrascht zieht er eine Augenbraue hoch und beginnt die Schuppen ähnlich wie das Pulver zuvor mit verschiedenen Elementarzuständen wie Hitze, Kälte, und derlei zu konfrontieren um am Ende sogar zu versuchen sie mit seiner arkanen Energie zu fluten und auf diese Weise ihre Leitfähigkeit und eine eventuelle Resistenz gegen Magie zu prüfen. Nachdenklich fährt er sich durch den Bart. „Gut, ich denke es wird Zeit. Alfred?“ „Meisters?“ „Bring deine Notizen und die Untersuchungsergebnisse des Adeptus in meine Amtsstube. Wir haben einen Untersuchungsbericht anzufertigen.“
Der Diener schnappt sich die Hadernrolle vom Tisch und flattert mit samt seiner eigenen Notizen davon und knapp einen halben Dunkelzyklus später, schließt sich der alte Mann seinem Wegbegleiter an um für einen Großteil des Abends in seiner Amtsstube zu verweilen.

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