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 Betreff des Beitrags: Leben und Sterben für den Herren
BeitragVerfasst: 7.09.15, 14:54 
Bürger
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Registriert: 30.05.12, 16:25
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Wohnort: Berlin
Der ohnehin schon dunkle Raum wurde immer dunkler. Der Tardukai mit seinem Fratzenhelm vor ihr verschwamm langsam zu einem bizarren Abbild. Zu dem trüben Blick kamen diese furchtbaren Kopfschmerzen, ein bohrender Schmerz in ihrem Kopf. Dann merkte sie nur noch wie sie fällt, ob sie neben ihren Körper stehen würde. Dumpf schlug sie auf den hölzernen Boden auf, dieser ächzte unter dem Gewicht der schweren Rüstung. “KHETAI!” Nahm sie wie betäubt die metallisch dumpfe Stimme des Tardukai wahr. Es hörte sich an wie eine Drohung ein Befehl oder doch eine Warnung? Doch vor was? Sie war müde, die letzten Tage waren anstrengend, hart, fordernd. Ist es nicht das was er von uns erwartet? Sich ständig zu verbessern? Doch wie weit geht es? Irgendwann fallen wir alle manche früher manche später. Sie fiel jetzt. War es Erschöpfung? War es vielleicht der Dämon der vor einigen Tagen sie verspeisen wollte? Oder war es der Allmächtige selbst? Nun es spielte jetzt keine Rolle mehr. Es war dunkel, still geradezu erholsam. Kein Tardukai der mit Fangfragen auf sie lauarte und ihrer Meinung nach gerade zu jede falsche Antwort genüsslich auskostete und als Belohnung Schläge und Schnittwunden vergab. Körperlicher Schmerz, ja das konnten die Tardukai gut. Sehr gut sogar doch man darf ihre Methoden nicht hinterfragen, es dient alles einer Vorbereitung..einer Vorbereitung.. auf was? Auf das hier? Keine vorlauten, unfähigen und besser wisserischen Feradai. Die sie ihren letzten Nerv kosteten, das war eine große Prüfung. Die Feradai, wie viel Geduld, Gnade und Verständnis musste sie für diese aufbringen. Nur um im nächsten Augenblick einen Dolch im Rücken zu fühlen. War das auch eine Prüfung? War das ganze Leben eine Prüfung die er uns auferlegt? Und jetzt? Stille, Dunkelheit, er war bei ihr, sie fühlte es.

Langsam kam sie zu sich, zu ihrem erstaunen stellte sie fest, war sie nicht mehr in der dunklen Feste der Tardukai, nein sie war in einem Haus, relativ schlicht mit ein paar Bänken und ein paar Tischen. Auf den Bänken saßen einige Leute. Vor ihr Stand ein vermummter Mann mit einem Stock. Er fragte sie ob sie bereit wäre die Urteile zu sprechen. Urteile? Wo war sie hier gelandet? Er erklärte ihr weiter das sie Richterin sei in einer Stadt in der Wolfsmark und die Abgesandte des Fürsten. Sie musste innerlich Lachen. Es war doch sicherlich ein Scherz. Die Schwarzmagier an der Akademie zur Linken erlaubten sich sicherlich einen Spass. Oder schlimmer noch die Anwesenheit von Toran Dur in der Burg rief Götzendiener auf den Plan welche sie in die Falle lockten und ihr Wahnvorstellungen bescherten.

Sie war Misstrauisch verschwieg zunächst ihre Herkunft. Wollte sie doch nicht als Verräter gelten am Fürsten und der heiligen Bruderschaft. Begab sich jedoch zum Richtertisch und nahm an diesem Platz.

Der erste Fall wurde hineingeführt. Ein Mann der angeblich gestohlen und gelogen hat. Er hatte einen anderen das hart verdiente Geld für die Nahrungsmittel gestohlen. Sie sollte darüber urteilen. Natürlich handelte der vermeidliche Dieb falsch und er verkörperte auch all das was die Tardukai als schlecht bezeichnen würden. Doch hier ging es nicht um das Maßstab der Tardukai sondern der Landbevölkerung. Sie könnte nicht mit dem Maß der Tardukai meßen. Sie wollte mehr Zeugen hören sich ein klares Bild machen verlor sich jedoch in Details. Sie suchte nach den feinen Nuancen in der Geschichte den Übergängen von Schwarz zu Weiß das Graue, es musste doch noch mehr geben als nur Hell und Dunkel. War es nicht teil ihrer Ausbildung, alles zu hinterfragen? Wo lauerten die Fangfragen? Alle drängten sie, sie ließ sich nicht drängen stets einen kühlen Kopf zu behalten ihren Verstand zu benutzen in Stresssituationen, war es Teil der Ausbildung? Doch es musste eine Entscheidung getroffen werden, doch wie konnte sie richten ohne alle Facetten zu kennen? Was wäre wenn sie falsch Urteilen würde, ein Detail übersehen würde? Wie könnte sie sich dann vor ihrem Fürsten verantworten? Wie könnte sie zu ihren Taten stehen? Aufrichtig wenn sie nicht alles bedacht hätte? Viele Fragen doch wo war die Antwort? Die einzig richtige Antwort? Eine Zwischenlösung musste her. Der Dieb wurde in ihre Obhut gegeben bis sie alle Zeugen gehört hatte. War es ein Fehler? War es ein Fehler das Böse an sich zu nehmen so nahe? Oder war es gerade richtig, das Böse zu sehen, es zu erkennen und sich jeden Tag damit auseinanderzusetzen? Die Augen zu verschließen es weg zu schicken, es wäre doch nur die Entscheidung eines Feiglings und das wollte sie nicht sein.

Der zweite Fall wurde hineingeführt. Ein Diener des Schlächtergottes. Sein gebaren respektlos gegenüber ihr, dem Fürsten und Angamon. Er versuchte die Bevölkerung aufzuwiegen gegen den Fürsten und Angamon. Sie wollte ihn bekehren, vielleicht bestand ja noch Hoffnung für ihn, sie wollte gnädig sein ihm vergeben. Doch er warf nur mit blasphemischen Wörtern umher. Sie wies den Gerichtsdiener an ihn in eine Zelle sperren, es gab keine, sie befahl ihn in Ketten zu legen, es gab keine. Es könnte nur eine Entscheidung geben. Er müsste sterben. Doch sie konnte es nicht sagen, warum nicht? Wieso haderte sie? Kein Hadern kein Zargen, war es nicht das was ihr die Tardukai beigebracht haben? Zu ihren Entscheidungen zu stehen? Alles getan zu haben und sich dann zu entscheiden und dann dazu zu stehen? Wäre das nicht Ehrenvoll gewesen? Wieso konnte sie es nicht? Hatte sie noch Hoffnung für den irrgläubigen? Wollte sie es nicht wahrhaben, das es für manche keine Hoffnung gibt und es ein Akt der Gnade gewesen wäre ihn schnell zu töten? Sie ließ ihn wegschicken, zu den Tardukai sie sollen ihn versuchen zu bekehren und falls nötig zu töten. Sie drückte sich ihrer Verantwortung. Wie jämmerlich, zeugte es doch nur von Schwäche. Schwäche die sie nicht zeigen durfte die überhaupt nicht existieren durfte.

Der dritte Fall wurde hineingeführt. Das Gesicht kam ihr sehr bekannt vor, zwar etwas gealtert aber sehr bekannt. Sie fragte nach dem Namen, es war ihr Bruder. Ihr großer Bruder war er stets ein Vorbild für sie, diente er voll und ganz seinem Fürsten stets eiferte sie ihm nach und jetzt? Er wurde angeklagt sich dem Fürsten und Angamon abgewandt zu haben und das schlimmste war, er gab es noch zu! Er versuchte es ebenfalls mit ihr, sie zu “bekehren”. Die Gesichtszüge die man als freudig werten könnte versteinerten sich schnell als sie seine Worte wahrnahm. Ihr Urteil war entsprechend, sie hätte keinen Bruder mehr. Er soll ebenfalls der heiligen Bruderschaft übergeben werden. War es ein Fehler? Sollte sie über ihn Urteilen? Er war ein Verräter, er, als Tardukai müsste es doch wissen, was er sich und ihr damit antat. Sie konnte sich nicht anmaßen über einen Tardukai ein Urteil zu sprechen. Nur die Tardukai richten über ihres gleichen. Und sie? Sie war doch nur eine kleine Schülerin.

Der vierte Fall wurde vor sie geführt. Eine Frau, winselnd kniete sie vor den Richtertisch. Ihr Gesicht war verhüllt, dann wurde es offenbart, die Frau, es war sie. Sie blickte in ihr eigenes Antlitz. Nun war es ihr klar was hier passierte, sie war nicht in der Wolfsmark, und dieses Gericht, es war kein Gericht einer Stadt im Fürstentum, nein, dieses Gericht, das war ihr eigenes Gericht, sie würde über sich selbst urteilen und jene Eigenschaften welche die Viere ihr als Ketten aufgebaren. Der Dieb, der Codex der Tardukai, die Tugenden der Khetai, sie zögerte es war ihr Fehl. Der Bellumsdiener, der Feind den sie mit Abscheu hasste, sie wich vor der Verantwortung, ihr Fehl. Der Bruder, das eigene Fleisch und Blut, es gab ihn nicht es gab nur die Bruderschaft, den Fürsten und Angamon, sie traute sich nicht, ihr Fehl. Nun sah sie sich und all ihre Schwächen, ihr Wanken, ihr Zögern es erfüllte sie mit Eckel wie sie dort kniete sich windete um Gnade flehte. Das wollte der Gottkönig nicht das wollte der Fürst nicht das wollte die heilige Bruderschaft der Tardukai nicht, das wollte sie nicht. So erwies sich sich einen letzten Akt der Gnade. Sie zog ihren Dolch und stach sich in den Hals.

Der kalte vandrische Stahl bohrte sich in ihren Nacken, es tat nicht weh, kein Schmerz, hatte der Stahl doch die angenehme Eigenschaft alles mit einer eisigen Kälte zu betäuben. Kein Zucken, kein Winden, kein Flehen, kein Jammern sie wusste bald wäre sie bei ihm. Nach wenigen Herzschlägen war es vorbei. Der Stahl glitt aus dem weichen Fleisch. Die Wunde wurde mit ihrem hellen Umhang verschlossen damit der geweihte Raum nicht mit ihrem Blut besudelt wird. Onach Thul veh Nekrum, Sein Wille auf Ewig. Nahm sie noch wahr, wie im Delirium, wie im Traum der Raum um sie herum drehte sich wieder und wurde Dunkel für immer Dunkel. Sie starb still. Ihr Kleidung färbte sich, färbte sich Blutrot. Sie war nun bei ihm.

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"Mena rech ekh Bennain - tora dolmon ekh got deskos Tardukai!"
"Niemals werden wir weichen - wir, die wir die Treuesten der Treuen sind!"


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