Die junge Schöpferin des Wassers hielt noch einmal inne, bevor sie die Priorei Ecclesia Elementorum in Brandenstein verließ. Ein tiefer Atemzug, der letzte ruhige Moment vor der heutigen Unternehmung, dann fiel die Tür hinter ihr auch schon ins Schloss. Ein kurzer Abstecher zur Kriegerschule Brandensteins. Nithavela war bereits dort, ebenso David Glaron und einige seiner Streiter. Sie versuchte eine Reaktion in der Hohepriesterin zu lesen, irgendeinen Hinweis, dass diese vielleicht ebenso zumindest ein wenig aufgeregt war. Diese gab sich jedoch so ungerührt wie immer. Nach einem kurzen Gespräch gingen beide Richtung Handwerkshaus, während David auf den einen oder anderen Nachzügler wartete.
Dort eingetroffen fanden sie Mirandil bereits die letzten Vorbereitungen treffend. Nachdem dieser einen Herren abgewimmelt hatte, wahrscheinlich ein interessierter Kunde wie Lilias vermutete, packte er die restlichen notwendigen Utensilien auf seine Pferde. Kurz darauf traf David mit seiner Schar von Kriegern ein. Auch der Kapitän, die wohl beste moralische Unterstützung, die sich Lilias wünschen konnte, schloss sich ihnen dort an. Nur Gwendolyn, Mirandils Lehrling, fehlte noch, die Truppe hegte aber Vermutungen, dass sich diese gemeinsam mit Aihdariell, einer weiteren Schülerin von Nithavela, bereits in Avindhrell befand. Nichts hielt die Gruppe mehr in Brandenstein, und so zogen sie los. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten fanden sie sogar den richtigen Trampelpfad durchs Unterholz, der sie nach Avindhrell führte.
In Avindhrell angekommen wurden sie bereits von Gwen und Aihdariell begrüßt. Der Trupp hatte nach dem anstrengenden Marsch durch den Wald kurz die Möglichkeit zu verschnaufen, während sich alle sammelten und die beiden Novizin der Xan ihr weitere Vorgehensweise diskutierten. Auch eine Liedermacherin war zufälligerweise zugegen, die sich später als Dylanda Carribas herausstellen sollte. Lilias erklärte ihr, dass sie die Gruppe gerne begleiten durfte, so diese Lust dazu verspürte, betonte aber ebenso, dass es eventuell gefährlich werden würde.
Anschließend suchten sie das Gespräch mit Lanalla, einer Sirene welche oft in Avindhrell anzutreffen ist. Aihdariell, Gwen und Lilias hatten diese bereits einmal aufgesucht, um einige Dinge in Erfahrung zu bringen.
Nach dem großen Inselbeben, welches die Verbindung zwischen Sickerschlund und Meer kappte, waren die Sirenen seit jeher im See eingeschlossen gewesen. Der heutige Plan sah folgendermaßen aus: die Gruppe wollte die unterirdische Verbindung wieder freiräumen, und ein solides Tor einbauen, welches nur von einer Seite her geöffnet werden konnte. Dies würde den Sirenen die Möglichkeit geben das Meer wieder zu beschwimmen. Durch das Tor hatten sie aber eine sichere Rückzugsmöglichkeit, falls ihnen Gefahr drohen würde. Die Sirene, welche im Gegensatz zu manch anderem Teilnehmer bereits von dem Plan bescheid wusste, lotste anschließend alle zu einem bestimmten Uferabschnitt des Sees...
Doch wie erledigt man so schwere Arbeiten am Grund des Sickerschlunds, ohne selbst eine Sirene oder ein anderweitiger Bewohner der Tiefen zu sein? Die Antwort war Wasseratmung, ein Vorgang, den Aihdariell und Lilias zuvor von Nithavela gelernt und anschließend oft geübt hatten. Damit konnte ein Schöpfer des Wassers sich selbst und anderen Personen ermöglichen unter Wasser zu atmen. Wie lange und wieviele Personen? Das hing ganz davon ab, wie mächtig, geübt und entsprechend vorbereitet der Schöpfer des Wassers war. An besagtem Stück des Seeufers wurde das entsprechende Ritual durchgeführt, bevor die Sirene einen riesigen Sog beschwor, welcher die Gruppe in die Tiefe beförderte.
Am Grund des Sees begannen alle vorsichtig die Umgebung zu erforschen, während manch einer gleichzeitig mit den veränderten Bewegungsverhältnissen unter Wasser zu kämpfen hatte. Vor allem ein Holzbein ist dabei recht wenig dienlich, wie ein bestimmter Teilnehmer der Gruppe erkennen musste. Nach einer kurzen Strecke durch einen Höhlenkomplex, entdeckten die Abenteurer auch schon den Ort des Geschehens. Eine riesige Ansammlung an Gesteinsgeröll und Sediment hatte die Verbindung zum Meer versperrt.
Nun folgte der für die meisten wohl anstrengenste Part des Unterfangens. Die Krieger begannen das Geröll mühsam beiseite zu Schaffen, sowohl mit bloßen Händen wie auch den mitgebrachten Waffen, welche sie zum Nutzen der Hebelwirkung verwendeten. Beizeiten wurden sie von den beiden Jungschöpferinnen und deren Gabe Einfluss auf das Wasser zu nehmen unterstützt, diese konnten jedoch nur eingeschränkt helfen, da sie sich gleichzeitig darauf konzentrieren mussten den Segen der Wasseratmung aufrecht zu erhalten. Doch irgendwann war es geschafft. Der Durchgang war offen, jedoch musste sich die Gruppe einem Angriff weniger freundlicher Meeresbewohner erwehren, bevor Mirandil und Gwen das Tor in die Öffnung einbauen konnten.
Gesagt, getan! Die Truppe verblieb noch kurz, um den restlichen Höhlenkomplex und den Wohnort der Sirenen zu besichtigen. Zuletzt wollte der Kapitän noch den Kuss einer Sirene erhaschen, diese war aber so gar nicht begeistert von dessen Idee und hinterließ eine gänzlich andere Form der "Verabschiedung" auf seiner Wange. Anschließend wurde die Gruppe wieder nach oben geleitet.
Oben angekommen, das Licht der Felastrahlen erblickend, wurde die Wasseratmung beendet. Wobei der ein oder andere Teilnehmer besser damit zurechtkam, überflüssiges See- und Meerwasser aus seinem Körper zu entfernen.
Im Anschluss daran sammelten sich alle wieder am Ufer, wo ihnen von einer der Sirenen Geschenke als Dank überreicht wurden. Es war geschafft, und so ging ein jeder zu später Stunde wieder seiner Wege... Bis die Dienerinnen Xans erneut zu einem Abenteuer rufen würden, ganz und gar kein Seemansgarn!