Prolog - Das Leben ist ein Puppenhaus
Der Seelenwald lag ruhig da. Hier und da sauste der Wind durch die blättrigen Wipfel der Bäume und wog jene sanft hin und her. Es war ein stiller und ruhiger Tag im Astael. Einzig der Marktplatz in Garan war gefüllt mit Händlern die ihre Waren feil boten. In der Nähe des Marktplatzes fand das Villenviertel sein Zuhause und wie der Name schon sagte, standen dort prächtige Häuser mit noch prächtigeren Gärten. Eines dieser Häuser bestand nicht aus Stein, wie die anderen in der schönen Straße, sondern wurde aus Holz gebaut. Trotz des schlichten Materials stand dieses Haus in Größe und Schönheit den anderen in nichts nach, denn jedes einzelne Holz schien mit Schnitzereien wunderschön und liebevoll versehen zu sein. An der Tür hing ein kunstvoll verziertes Schild mit der Aufschrift „ Thedras Holzblume“
Wo sonst aus diesem Haus das rhythmische Schlagen von einem Hammer auf Holz zu hören war, schien Stille vor zu herrschen. Im Schlafzimmer hingegen hörte man eilige Schritte die ihren Weg über die Treppe nach unten fanden, um in der Küche heißes Wasser zu holen. Ein weiteres Paar Füße hörte man vor der Türe des Schlafzimmers, ruhelos auf und ab marschieren. Ein Schrei durchbrach die Stille, gefolgt von einem Babyschrei und einem erschöpften Seufzer. Das kleine Baby wurde nach der Säuberung, von einer Hebamme dem Mann vor der Tür überreicht. Er war Gut 1,85 m groß und besaß breite Schultern und schwarze kurze gepflegte Haare. Sein Gesicht war freundlich, besaß eine schmale Kontur und ein spitzes Kinn. Er selbst trug einen Vollbart der ebenso schwarz schien. Auf Thedras Gesicht bildete sich ein sanftes gütiges Lächeln und er küsste das Mädchen in seinen Armen. „ Theresa du hast die Augen deiner Mutter“ murmelte er sanft und strich über den Schopf der Kleinen. Ruhig und mit bedachten Schritten, trat er, die Kleine behütend im Arm haltend, an das Bett heran und überreichte das Mädchen der schwarzhaarigen wunderschönen Frau im Bett, die aufgrund der vorangegangenen Strapazen sichtlich geschwächt wirkte. „ Hier mein Täubchen, Theresa ist bei bester Gesundheit.“ Die Frau lächelte sanftmütig und nahm den kleinen Engel in den Arm. „ Thedras, sie hat deine Ohren!“ meinte sie neckend und strich ihr über die schmalen sanft geschwungenen Ohren. Leicht pikiert gab Thedras etwas nuschelnd die Antwort, „ Sonja, jetzt wirst du aber gemein…“, beide lachten leise…..
So wie der Wind stetig im Wandel ist und die Blätter des Seelenwaldes ihre Farben stetig wechselten, so wuchs auch die kleine Theresa heran. Ihr Vater, der mittlerweile am Hof eines der ansässigen Adligen eine noch rentablere Arbeit gefunden hatte, war fast nie Daheim, doch schickte er regelmäßig Gold für den Unterhalt. Wenn er Daheim war, nahm er sie mit in den Wald, wo sie auf Bäume kletterte und die Natur genoss. Ihre Mutter ermahnte sie ständig nicht wie ein Junge herum zu tollen und die schönen Kleider kaputt zu machen, die sie bekam, doch sie konnte nicht anders, es machte viel zu viel Spaß im Wald herum zu turnen.
Eines Tages, sie war bereits 10 Astrael alt, durchstreifte sie allein den Seelenwald. Sie genoss den Herbst, die bunten Farben im Wald und das herunterfallende Laub, das im Spiel des Windes sanft und verspielt den Weg zum Boden nahm. Sie vergaß die Zeit und ging tiefer in den Wald als je zuvor. Erst als es dunkel wurde bemerkte die junge Dame, dass sie nicht mehr wusste wo sie sich befand. Umherirrend suchte sie den Weg nach Hause, doch fand keinerlei Anhaltspunkte. Sie kauerte sich zusammen und wimmerte leicht, als der Wind die Kälte brachte. „ Eine junge Dame wie ihr es seid, weint nicht. Selbst wenn sie ihren Weg aus den Augen verloren hat, findet sie stets den Weg zurück.“ Sprach sanft eine Stimme die sie nicht einzuordnen vermag. Eine Elfin stand auf einem der Bäume, ihr Haar war schwarz, ihr Lederpanzer grünlich und ihr Kapuze Grün wie das Moos. Die Mandelförmigen Augen beobachteten Theresa sanftmütig. Das kleine Mädchen wollte beginnen zu sprechen, doch in diesem Moment sprang die Elfe mit einem Salto vom Baum auf den Boden, so graziös, dass es ihr die Sprache verschlug und sie mit offenem Mund da stand. „ Vergiss nicht zu Atmen junge Dame“ meinte die Elfin sanft und lächelte, jede ihrer Bewegungen schien fließend in einander über zugehen, ohne Verzögerung. Alles an ihr wirkte Perfekt, keinen Makel hatte ihre Haut, schön wie eine Rose und doch, durch den Langbogen auf dem Rücken, stachlig. „ Hallo, …“ presste die Kleine hervor. „ Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten, dein Vater bat mich auf dich zu achten während du im Wald bist und ich erfülle meine Versprechen immer.“, sie legte sanft den Kopf schief und schloss dabei die Augen. Theresa nickte nur kurz und ging mit der Elfin mit. Respekt und Furcht unterbanden ein Gespräch, so trat sie schweigsam aus dem Wald heraus. „ Danke Frau…“, die Elfin winkte kurz ab und ging in die Hocke „ Mein Name ist Amarthanel Cuel, kleine Thessa, versuch es nicht auszusprechen nenn mich einfach Ama“. „ Danke Ama, vielen, vielen Dank.“ Die Elfe lächelte kurz und verschwand dann wieder in den Schatten. Thessa kehrte nach Hause zu den besorgten Eltern zurück, durfte sich einige wütende Worte anhören und verschwand dann in ihrem Zimmer wo sie, in Gedanken an die Elfe, mit einem Lächeln sanft einschlief.
Ab diesem Tag, war Ama immer mit Thessa im Wald unterwegs. Auf die Bitte hin, schnitzte ihr Vater ihr sogar einen kleinen Bogen und so zeigte Ama Thessa das Bogenschießen und wie man sich im Wald lautlos bewegte, wie man die Bäume nutzte und die Kräuter die man im Wald fand. Es waren schöne weitere 6 Jahre in denen Thessa viel übte und immer besser wurde. Ihr Haar war nun mittlerweile bis zu ihren Hüften gewachsen und sorgfältig mit einem Zopf auf dem Rücken verwoben. Ihre Kleidungsstil bestand größtenteils aus Leder und sie schloss sich mittlerweile der Jägerschaft an in der sie aufgrund ihrer Leistungen hohe Anerkennung erntete.
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