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Der Morgen danach.
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Autor:  Brand [ 2.05.16, 11:20 ]
Betreff des Beitrags:  Der Morgen danach.

[Mitmachen erwünscht!]

Eingetrocknetes Blut auszuwaschen war eine rechte Plage. Erst hatte er eifrig mit der Wurzelbürste geschrubbt, dann das Hemd mit Rum getränkt und war schließlich dazu übergegangen, es erst einmal gründlich im Salzwasser aufweichen zu lassen. Ähnlich hartnäckig war der festgebackene Schlamm an seinem Stiefel und dem Holzbein. Letzteres immerhin konnte er abhobeln und schleifen, bis eine saubere Holzschicht wieder zu Tage trat. Den Stiefel musste er mit Muskelschmalz bearbeiten und ihn schließlich wieder einfetten. Eine Mühe war es, und bedingt durch die repetitiven Bewegungen schweiften seine Gedanken immer wieder ab, hin zu den Grauen des letzten Tages.

Immer noch kamen ihm Galle und Magensäure hoch, bis es hinter dem Brustbein brannte und er geradezu würgen möchte. Ausdünstungen faulender Leichen setzten sich allzu gern in Haut, Hemd und Haaren fest und erinnerten ihn jetzt noch an den Leichenwald. Die Orkenküche, das Schlachtfeld im wahrsten Sinne des Wortes. Blut und Tod waren einem Bewohner Siebenwinds irgendwann so gut vertraut wie der kontinuierliche Nieselregen, aber die niederträchtige Absicht dahinter erschütterte ihn. Die Schwarzpelze hatten sich, anders als die heimischen Orken zuvor, nicht mit Schlachtenruhm und -beute zufrieden gegeben. Systematisch und in vollster Absicht hatten sie die Toten verschleppt, ausgeweidet, zerlegt und eingekocht. Was war grauenhafter? Dass diese Orken ihrem wilden Wesen nachgingen - oder, dass einige Mitreisende gestern mit größter Begeisterung vom Menschenfleisch gekostet hatten?

Das Sodbrennen und das flaue Gefühl im Magen würde ihn noch länger begleiten. Ein Weh, das der Rum nicht zu stillen vermochte.

Autor:  Nithavela [ 2.05.16, 11:48 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Der Morgen danach.

Matt und erschöpft erhob sich in den späten Morgenstunden in einem Haus in Falkensee eine andere Frau und wusch sich, begleitet von einem leisen Gebet, das Gesicht und die Hände. Nach den Geschehnissen des letzten Tages hatte sie über eine Stunde im Bad verbracht, und das heiße Wasser und ihre Gaben hatten die Verletzung gelindert und den Gestank der Orken und ihrer Opfer vertrieben. Entgegen ihrer Gewohnheiten nahm sie sich keine Zeit für ein Morgenbad, denn dieser Tag würde voller Arbeit sein, und je früher sie damit begann, desto eher konnte sie aufhören. Es würde keine angenehme Arbeit sein.

Die Erlebnisse des gestrigen Abends hatten die sich meist so stoisch gebende Priesterin ernsthaft erschüttert. Nicht die Orkenküche, sie hatte auf Siebenwind schon weit größere Abscheulichkeiten gesehen und schon lange gelernt, sich davon nicht mehr berühren zu lassen. Auch nicht ihre kurzzeitige Begegnung mit einem von einem Orken geschleuderten Blitz, dessen Spuren immernoch gerötet auf ihrer Haut standen und erst in einigen Tagen verblassen würden. Nein, was sie aus ihrer gewohnheitsmäßigen Ruhe gebracht hatte, war das Massaker unter den Piraten, und die völlige Gleichgültigkeit derer, die durch ihr Land zogen. Dies waren keine Monstren oder Dämonenpaktierer, sondern einfache Leute, die zu den Herren und Göttern beteten und gewiss solch ein Schicksal nicht verdienten.

Außerdem hatte sie zuviel Zeit und Mühe in die Piraten investiert, um sie einfach so dezimieren zu lassen. Sie erkannte, dass ein Teil ihrer Indignation darauf beruhte, dass die Orken "ihre" Piraten angegriffen haben, und dass sie sie auch auf gewisse Art eher wie ein Werkzeug denn als Menschen oder gar Freunde betrachtete. Die Erkenntnis erschreckte sie für einen Moment, dann schob sie sie aber beiseite für einen späteren Zeitpunkt. Die Verwundeten unter ihnen mussten versorgt werden, und die weniger glücklichen eine würdige Bestattung erhalten, im Namen Xans und Morsans. Sie würde später über sich selbst meditieren. Sorgsam packte sie die Satteltaschen ihres Pferdes mit Verbandsmaterial, Heilsalben und langen Stoffbahnen, die als Leichentücher dienen konnten, und machte sich auf den Weg zum Schlachtenpass.

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