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Im Wüstensand
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Autor:  Briac [ 29.06.16, 12:33 ]
Betreff des Beitrags:  Im Wüstensand

Es steht ein Baum im Wüstensand,
Der einzige, der dort gedieh;
Die Sonne hat ihn fast verbrannt,
Der Regen tränkt den durst’gen nie.


Mit den ersten Strahlen deraufgehenden Fela, räckelte er seine dunklen Füße und richtete sich langsam auf. Sein Blick fiel auf seine Brüder im gemeinsamen Schlafsaal der männlichen Endophali. Sie schliefen ruhig und unbekümmert, Seite an Seite, ein jeder auf einfachen aber bequemen Matten. Dies war ihm nicht nur als symbolisches Zeichen wichtig, sondern auch ein demütiger Umgang mit seinen Traditionen. Die tägliche Rückbesinnung auf seine Wurzeln und seinen Anfang zu spüren, ganz gleich welche Position er am Tage inne hatte, beruhigte ihn ungemein.
Er ging in den Keller um seinen Körper zu reinigen, anschließend erfolgte das rituelle Anlegen seines Turbans. Er nahm sich die Zeit, gleichwohl sich die Gedanken der aufdrängenden Arbeiten bereits ihren Weg in sein Inneres suchen wollten. Erfolgreich schaffte er es, die Oberhand zu gewinnen und bei einer üppigen Auswahl an Obst, Milch und Fladenbrot, die nötige Kraft für den bevorstehenden Tag zu sammeln. Er dankte für die reichen Gaben, die ihm zur Verfügung standen und brach zum Rathaus aus, dort wo alles vor langer Zeit begann.

Als einfacher Angestellter und Händler hatte er auf der grünen Insel begonnen. Fleiß, Mut und ein gewisses Maß an Verschlagenheit hatten ihn aufblühen lassen. Eine erdrückende Phase seines Blutes musste er überstehen, denn nur Bahiyah teilte sein Schicksal auf der von Winden umwehten Insel. Er pflegte die Kontakte zu seinen Freunden, wie den Nortraven beider Lager. Er erkannte ihre Stärke durch Zusammenhalt und Freundschaft und war von beiden Seiten beeindruckt. Ein selbes nur radikaleres Bild zeigte sich bei den Orken, doch sie waren stets ein geschlossenes Volk. Solche kleinen Gruppen gab es auch unter den Galadoniern, doch leider viel zu selten und zu unbeständig. Um ein Haar wäre er dem stolzen Löwenorden beigetreten. Doch der große Wille etwas Neues zu schaffen, loderte in seinem Kopf. Rückblickend war es nur diese Leidenschaft, die ihn unaufhörlich antrieb. Er nutzte seine vielen Handelskontakte um einen Grundbedarf aufzubauen, durch die Arbeit für Falkensee konnte er eine neue Heimat für sein Blut errichten. Er arbeitete dafür mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und bald schon erhörten seine Schwestern und Brüder, vom Krieg und Widerstand gezeichnet, seinen Ruf.

In seiner falben Krone hängt
Gewürzig eine Frucht voll Saft,
Er hat sein Mark hinein gedrängt,
Sein Leben, seine höchste Kraft.


Er rief und sie kamen. Sie kamen mit dem hölzernen Pferd über das große Wasser geritten, Krieger und Magier, Handwerker und Gelehrte. Aus jeder Ecke der weiten Wüste, jeder von ihnen mit einer individuellen Stärke und tiefem Charakter. Mit einem festen Bewusstsein für ihre gemeinsamen Traditionen und Werte, einem Respekt untereinander, der auf der Insel seinesgleichen sucht. Der Grundstein war durch die vielen helfenden Hände geschaffen worden, kein einziger zog sich kleinlaut zurück denn das feurige Blut der Endophali fließt unaufhörlich durch ihre Adern.
Doch dann zogen die dunklen Wolken auf und brachten Leid und Missgunst in ihr Werk. Schwer und erdrückend lag die Last zur dunkelsten Stunde auf ihnen und keine Erinnerung an den großen Feuerball konnte Licht in ihre Herzen bringen. Es war ein Augenblick des Wendepunktes, eine enorme Last für ihn. Das Werk ihrer langen Arbeit drohte in sich zu zerbrechen, sie waren nur noch eine Fingerspitze vor der vollständigen Zerstörung entfernt. Eine schwere Entscheidung, doch der einzige Ausweg war gefallen. Die Finsternis war verzogen, doch der undurchsichtige Nebel blieb.

Die Stunde, wo sie, überschwer,
Zu Boden fallen muss, ist nah‘,
Es zieht kein Wanderer daher,
Und für ihn selbst ist sie nicht da.


Freunde aus alten Tagen wandten sich ab, gemeinsame Abenteuer und Abende der Einheit waren mit einem Tag nichtig. Eine Wendung die ihn betrübte, aber er wollte ihnen den neuen Pfad zeigen, der sich der gesamten Insel bot. Mit Nachdruck und Fleiß gingen nun seine Schwestern und Brüder, Angestellte und neue Freunde an ihr Werk. Sie sahen die Möglichkeit in ihrer aufblühenden Oase und arbeitet Hand in Hand dafür. Nun sah sie prächtig aus, erstrahlte in farbenfroher Kraft und doch konnte der Nebel nicht verziehen. Sie verstanden die Notwendigkeit und Tragweite nicht, erkannten nicht den vorbestimmten Weg und schossen mit haltlosen Bemerkungen um sich. Niemand seiner alten Begleiter, für die er gekämpft hatte, nahm sich nach den Verhandlungen die Zeit für ein Glas Wein oder ein Gespräch. Kein Toran Dur,kein Custodias, kein Adhemar Ravenforth und keine Muja al Ruatha. Abgestoßen in den Sand, ohne ein Maß an Verständnis oder dem Willen der Erklärung.
Nur einer war unerbittlich geblieben, hatte vielleicht mehr gesehen als andere es konnten und konnte Verständnis aufbringen, weil er selbst in eine ähnliche Rolle gedrängt wurde, ohne es zu wollen. Er sah den jungen Elf noch heute genau so wie an den Tagen seiner Ankunft auf der Insel und dachte gerne zurück. Ein lockerer, unbeschwerter und wacher Geist, der für andere lebte und Leidenschaft in sich trug. Damals hatten sie viele Ähnlichkeiten. Vielleicht war er dadurch bei den Gesprächen näher gewesen als er gedacht hatte, bis sich ihre Pfade entgültig trennen sollten.

Er setzte sich an seinen Schreibtisch und verfasste die Tagespunkte für die kommende Ratssitzung. Seine mangelnde Zeit hatte zu Einbußen seiner Macht geführt, er hatte den Blick für das Offensichtliche verloren und suchte nicht mehr die Gespräche, wie früher. Er hatte sich zu einer Person entwickelt, die er zuvor noch verachtet hatte. Doch Anführer verändern sich, Anführer wandeln sich im Laufe der Zeit und Anführer müssen blind vertrauen können. Das konnte er nicht mehr – und es war höchste Zeit dies zu ändern.

Zitat:
Anath Kunra, verehrte Ratsmitglieder.

Durch die kürzlichen Ereignisse sind folgende Punkte für die außerordentliche Ratssitzung zu behandeln:

1. Der aufgelöste Friedensvertrag und seine…



Autor:  Briac [ 1.07.16, 10:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Im Wüstensand

Heiß brannte der Sand unter seinen Füßen, über ihm loderte der Feuerball in seiner gnadenlosen Pracht. Einzig der wechselhafte Wind, der über die Dünen wehte und Staub aufwirbelte, brachte Abkühlung. Er ging auf die Knie und griff in den Sand, feinkörnig rieselte er zwischen seinen Fingern hindurch und nur ein kleiner Rest verblieb in seiner Handinnenfläche. Er richtete den Blick auf den verbliebenen, kleinen Haufen. Er wirkte solide und sicher in seiner Hand, doch plötzlich erfasste ihn eine Windböe und trug einen Großteil hinfort in die ewige Wüste, wo er zurück zu seinem Ursprung fand. Flach bedeckte er nur noch seine Handinnenfläche und an einigen Stellen schimmerte bereits seine Haut durch. Er ballte seine Hand zu einer Faust und umschloss den restlichen Sand, es brannte wie Feuer. Er spürte wie kleine Brandblasen entstanden, wie sie seine Hand der Hitze nicht länger widerstehen konnte. Rot glühend und mit bestialischem Gestank verging seine Hand und brannte in lodernden Flammen auf, die Flammen fraßen sich den Weg zu seinem Arm und weiter zu seinem Kopf hinauf. Bald schon stand sein gesamter Körper in Flammen und so verging er selbst und wurde zu Staub, der vom Wind davon getragen und eins mit der ewigen Wüste wurde.


Heute saß er schon lange auf seiner Bank. Viel zu lange. Dabei hatte er doch versprochen, es nicht wieder zu tun, aber der Druck war zu groß geworden in den letzten Tagen. Er nahm einen sich windenden Wurm aus der Schale und befestigte ihn in gewohnter Routine an dem Haken, dann warf er die Angel aus. Nun war es also so weit gekommen, der Scheideweg war eingeläutet und die Stimme der Mehrheit hatte gesprochen. Eine interessante Ratssitzung mit reger Beteiligung und einer Linie, die er erahnt und befürchtet hatte. Doch konnte sie es nicht begreifen, sie war blind geworden in ihrem Eifer für die Stadt. Ein Weg, der nur den Untergang bedeuten kann. Denn diese Vorsicht und Angst sorgt für die Stagnation und Eintönigkeit, der sie ausgeliefert waren.
Er liebte sie von ganzem Herzen. Er hatte größten Respekt vor ihren Worten, ihrer Weisheit und Weitsicht, sie verkörperte in jedem Augenblick ihr gemeinsames Blut und ihre Traditionen. Seine Liebe und Anerkennungen blieben ungebrochen, er würde sich sofort einer jeden Klinge in den Weg stellen und sein Wasser für ihr Überleben geben. Eine Liebe die keine Grenzen kennt, wie sie ohne romantischen Einfluss nur bestehen kann. Leider war das „doch..“ unausweichlich. Sie war von Ehre, „doch“ im Augenblick der Entscheidung war sie von Gefühlen beeinflusst und offenbarte ihre Schwäche. Sie wollte sie erpressen um ihren Willen zu bekommen und drohte mit ihrer schärfsten Waffe, dem Verlust ihrer Hingabe. Er war mehr als nur enttäuscht, nicht über ihre Meinung oder ihren Standpunkt, sondern über diese Form der Konfliktlösung. Es gab immer andere Wege, Alternativen und Vorschläge, doch sie begab sich auf das unterste zur Verfügung stehende Niveau. Ein tiefer Schnitt in ihrem makellosen Aussehen. So wollte er sie nicht mehr überzeugen, ihre getrennten Pfade waren der richtige Weg, denn eine ähnliche Situation wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen.

Er spürte ein Ruck in seinem Arm, ein leichtes Ziehen und schnell riss er die Angel zurück. Die Strömung hatte ihm abermals eine fette Beute geschenkt. Mit weniger großer Begeisterung nahm er den stinnkenden Stiefel vom Haken ab und legte ihn zu den anderen. Es kam ihm wie das höhnische Gelächter der Mächte vor, dass er am heutigen Tage nichts anderes erbeutete. Vielleicht war es eine Botschaft an ihn.

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