Über Wochenläufe hinweg hatten die Fey die Wälder durchstreift und jeden Schritt vom Gesang der Wälder bestimmen lassen. Dort, wo das Lied der Bäume am kräftigsten erklang, gar nach ihnen rief, dort baten die Fey um eine Gabe eines jeden Baumes. Und mit der Absicht im Herzen, dass ein Heim jener daraus entstehen soll, die den Wald im Andenken ihrer Geschwister in den Wäldern ebenso ehrten, wurde ihrer Bitte stattgegeben.
Das Tra'avain, das heilige Holz der Fey, das mit dem Lied selbst gewoben werden konnte, wie Stoff; das geformt werden konnte, wie nasser Ton; wurde respektvoll und ehrfürchtig von den Fey aufbewahrt bis der Tag gekommen war, an dem es seiner Bestimmung zugeführt werden sollte. Die Kanzlerin gewährte ihnen ein angemessen großes Gebiet in den sicheren Mauern der Stadt. Nicht so selbstlos, wie sie es darstellte, wusste sie doch ganz genau, dass die Hilfe der Fey'haîm, die wirtschaftlich eine große Rolle in Brandenstein spielten, nicht zu unterschätzen war.
Ahilarlan, Melerwens treuer Gefährte, der das Tra'avain unermüdlich von Wald zu Stadt führte die Wochenläufe über, hatte sich an seine neue Besitzerin durch die intensive Arbeit gewöhnt. Kraftvoll wurde der junge Hengst durch die stete Belastung und gelassener und ergebener, wenn es darum ging geduldig im Wald auszuharren, während die Fey das Tra'avain sammelte, wo er zu anfangs noch scheu und ungezähmt war und sich nur widerwillig ihren Bitten ergeben wollte.
In ihrem inneren Auge und in ihrem Blut hatte sie den Ort, den sie bald Heim nennen wollen, vollständig vor Augen. Drei Tagesläufe hindurch hatte sie meditiert und sich nur auf ihre absoluten Grundbedürfnisse konzentriert, auf dass für das Folgende jedwede ihr innewohnende Kraft vollständig zur Verfügung war. Am vierten Tage erstand sie in den frühen Zyklen und begab sich mit Pferd, Tra'avain und den freiwilligen Helfern, die sich ihrer Sache anschlossen, zu dem Ort, der ihr neues Heim werden sollte.
Sie gab den Arbeitern, die das Gebiet vorbereiteten, Anweisung, dass Erde und Gras unbehelligt bleiben sollten. Nur sämtliche unnnatürliche Dinge, wie Steinplatten der Wege und ähnliches sollten sie entfernen. So standen sie vor der ebenen Grünfläche und sie kam nicht umhin eines ihrer raren Lächeln zu zeigen. Sie glücklich zu stimmen war einfach, wenn man ihren klaren Anweisungen schlichtweg folgte und sie den eigenen Fertigkeiten entsprechend umsetzte. Intuitiv gab sie ihren Helfern vor, wie das Holz verteilt werden sollte und sie machte sich daran es zu justieren und es im Erdreich zu fixieren, auf dass Witterung, Tiere oder aber jene, die mutwilliger Zerstörung nicht fern waren, ihre Vorbereitungen nicht zunichte machten.
Als das das Tra'avain ausgelegt wurde, setzte sich Melerwen mittig zwischen das nahezu ebenerdige Tra'avain-Gerüst und legte die Hände auf die Träger aus Tra'avain die sie und das Gerüst, das sie gemeinschaftlich errichtet hatten, verband. Als das Tra'avain sich langsam ihrer Handform ergab als sie ihre Kräfte in das Holz einfließen ließ, ging allmählich ein hölzernes, schwerfälliges Knarren durch die Träger, als die Rinde aufbrach und das glatte Holz sich tief in die Wiese zu winden begann.
Sie wusste, dass dieser Prozess nun mehrere Wochenläufe aufrechterhalten werden musste. So wies sie auch ihre Geschwister an, ihr Lied ihrem neuen Heim zu singen, auf dass es wie ein starker, alter Baum eine Säule ihres Volkes auf der Insel werden konnte.
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