Mit mittig gekreuzten Armen verneigte sie sich gen Altar und beider Ankhs, ehe sie ganz an den Altar heran schritt und kurz den Blick über die Anwesenden schweifen ließ.
Drei. Jedes mal weniger. Nun bisher waren auch noch immer Nachzügler eingetroffen. Und lieber ein harter Kern als gar niemand.Mit dem Körper bildete sie abermals einen Ankh nach ehe sie ruhig sprach:
"Der Herr sei mit Euch und in Euch und durch Euch. Mit Euren Worten, in Euren Seelen und durch Eure Taten. Er gewähre Euch den Schleier der Verborgenheit vor den Augen seiner Feinde, Eurer Feinde und er erfülle Euch mit Mut und Zuversicht.
Ich spreche nun das Glaubensbekenntnis:
Wir glauben an Angamon,
Göttersohn, einziger und wahrer König unter Göttern,
Den Herren über das Sein und das Nichtsein.
Angamon, der Ordnung und Wille in das Chaos brachte,
Angamon, der die neun Erzdämonen unterwarf,
Angamon, den Schöpfer des Dorayon, Meister der schwarzen Magie.
Gebieter der Seelen, Schlächter des Drachenvolkes,
Dein Wille – unser Streben, Dein Werk – unser Blut,
Bis wir eins sein werden in Dir und Deiner Herrlichkeit.
Krin ta Horkum Angamon.
Für den Gottkönig Angamon."
Langsam löste sie die zuvor eingenommene Pose mit den gekreuzten Armen, legte eine kurze Pause ein und hob dann wieder an:
"Es hat sich die letzten male ein wenig eingebürgert, dass ich vor der eigentlichen Predigt einige Worte verliere, doch wurden dieses mal die Fragen überschattet von aktuellen Ereignissen.
So werde ich auf das ewige Heer, die güldene Wehr und die vielfachen anderen Namen, die sie tragen mögen, im Laufe der Predigt eingehen, denn sie sind mit jenem verbunden von dem ich heute erzählen mag.
Wie ihr alle wisst hatte der Gottkönig nicht nur eine Mutter, sondern auch einen Vater, der ihn zeugte.
Die die dem Vater folgen nennen ihn den Herren über Ehre, über Mut, über Pflichtbewusstsein und Gerechtigkeit und jedes mal muss ich mir das Lachen verkneifen wenn ich derlei höre.
Aber beginnen wir dort wo eine Predigt ihren Kern haben sollte. Im Herren und damit in seinen Gläubigen. In Euch. So sagt mir was verbindet ihr mit dem Vater des Gottkönigs?"
Damit wandte sie den Kopf gen des Mannes zu ihrer Linken.
"Nur frei heraus."
"Nun hm er ist nicht klug."
"Einmal was ihr sagtet", sprach die Magierin in der Runde, "sowas wie Ehre, Tapferkeit und den Krieg."
Sie nickte einige male. "Möchte noch jemand etwas ergänzen?"
"Er ist der Herr der Scham. Hüllt seine blutige Gestalt in Gewänder aus Gold und Silber."
Sie stutze kurz ehe sie nickte. "Wie immer interessant. Allerdings.
Ich frage mich wie ehrenhaft, gerecht oder vereinfacht tugendhaft es sein mag nicht zu seinen Taten, seinem eigenen Wesen zu stehen. Ich vermag nicht zu sagen was Ehre für Euch bedeutet. Aber meine Ehre ist mein Dienst. Dem Gottkönig zu willen und dienlich sein zu dürfen.
Der Vater klammert sich an die Illusion einer ehrenvollen Niederlage, an den Glauben, dass ein Sieg für den man nicht bereit war alles zu geben, alles zu tun, weniger erstrebenswert sei als die Niederlage, die man in Kauf nimmt, weil man seine eigenen Ideale dem Zweck, dem Willen eines Gottes unter ordnet. Ich indes behaupte:
Der Gottkönig will den Sieg. Der Gottkönig verdient den Sieg. Ihm diesen vor zu enthalten, darin liegt keine Ehre, sondern einzig die Schmach des Versagens. Der Pflichtvergessenheit, der Verweigerung dessen, was gerecht ist, des Aufbegehrens gegen Ihn und all jene, die für Ihn streiten."
Ihr Blick ging einmal durch die Runde.
"Und genau aus diesem Grund, weil sie alle wie sie sind, seine Eltern wie seine Onkel, sich Grenzen auferlegen wo der Herr selbst in sich selbst und in und, die wir an Ihn glauben, alle Ketten sprengt, keine Grenzen akzeptiert, uns immerzu ermutigt über uns selbst hinaus zu wachsen, Ihm näher zu kommen, Ihm noch ergebener und noch siegreicher dienen zu dürfen ist all das Streben seines Vaters vergebens. Null und nichtig in den Augen des einzig wahren Gottes. Seines Sohnes Angamon."
Ihr Blick ging zu dem Mann in der hinteren Reihe.
"Also ja man kann mit Fug und Recht behaupten, dass er weder klug ist..."
Ihr Blick wandte sich gen des Magiers.
"...noch wirklich zu seinen Taten noch seinem eigenen Wesen noch seinen Zielen offen und aufrichtig steht..."
Zuletzt wanderte der Blick hin zur Magierin.
"...noch den Ansprüchen gerecht werden kann, die diejenigen die dem Vater folgen an den Vater stellen. Der angebliche Gott der Gerechtigkeit. Pah. Ein Blender, nicht mehr. So wie jene, die ihm nach folgen, im Leben wie im Tod. Denn im Tod da schart er sie um sich selbst, entsendet sie um die Grenzen die die Götter zwischen den Reichen zogen zu verteidigen, trennt so die seinen von jenen, welche dem stillen Onkel nachfolgen müssen. Ob sie wohl manchmal darüber streiten? Wer weiß?
Was wir aber wissen ist, dass es nicht der Gottkönig war, der diese Grenzen zog und somit ist es sein Recht diese Grenzen nieder reißen zu wollen. Und er wird sie ein reißen. Das ist unbestritten. Aber bis es soweit ist halten unter dem Banner des Vaters jene die er dazu berief ihre Wacht. Dies ist was man als das ewige Heer, das goldene Heer, die güldene Wehr, die Grenzwächter, die Sphärenschreiter und noch vieles mehr benennt.
Ihnen entgegen stehen die Dämonenschwaren, sowie die treuesten Seelen, die im Dienst für den Gottkönig fielen und für diese Ehre auserkoren wurden. Was mich zu dem führt was ich vorhin bereits sagte:
Es sind Seelen. Geboren aus Sterblichen heraus. Sterbliche, die einem Gott folgten, der es nicht wert ist, dass man ihm folgt. Weder unbezwingbar, Noch unkorrumpierbar."
Ihr Blick fiel auf die gerüstete Frau die eilig in den Tempel huschte ehe sie Platz nahm.
"Seelen, die einem Gott folgten, der sie Scham lehrte vor dem Blut, das sie vergiessen. Statt offen dazu zu stehen das Blut der Feinde vergossen sehen zu wollen, wie auch das eigene fließen zu lassen, so der Gottkönig es befiehlt, auf dass es das Werk des Gottkönigs mehre und seinen Willen wahr werden lässt."
Sie zog die Opferschale zu sich heran.
"So wollen wir ein Zeichen setzen für den Glauben an Ihn und wider den Glauben an all jene, die sich Götter nennen und doch kaum mehr sind denn Götzenbilder."
Wie schon so oft wickelte sie das Opfermesser mit dem klobigen Griff aus, setzte es an dem linken Unterarm an und bohrte ein Loch in die Vene, ließ das Blut durch die Hand in die Schale fließen und wartete bis etwa ein Becher voll zusammen gekommen sein mochte, ehe sie an hob.
"Wer Taten folgen lassen will, der möge vor treten."
Der Mann aus den hinteren Reihen trat vor. Sie zog das Messer sachte außerhalb seiner Griffweite.
"Nimm die Waffe, welche Du Dir erkoren hast und reiche sie mir im Anschluss.", sprach sie ruhig zu ihm.
Fragend sah der Mann sie an, worauf sie an knüpfte: "Ihr opfert. Dann segne ich. Alles hat seinen Preis."
Dass der Mann einen verzierten Stoßdegen zog war unerwartet, aber gut. Etwas umständlich öffnete der Mann damit die Vene in der linken Armbeuge und ließ etwas von dem Blut in die Schale fließen ehe er ihr den Degen reichte. Sie nahm ihn entgegen, griff in die Schale und verteilte etwas von dem vermischten Blut auf der Klinge, während sie an hob:
"Herr, Angamon, Gottkönig, dieses Dein Kind erbittet Deinen Segen im Angesicht Deiner Feinde, den Wächter der Sphären, den Behütern des Werkes jener, die Dich zeugten und Dir noch nicht nahe sein können, denn Nichts kann vor Dir Bestand haben.
So ersuchen wir Dich: Möge diese Waffen Verderben über die Jenseitigen bringen, die sich in diese Sphäre wagten, auf dass sie den Hochmut sich gegen Dich und Deine Kinder stellen zu wollen zu bereuen lernen und bekennen müssen:
Sie sind Deiner nicht würdig und so sollen sie fallen vor Deinem Glanze.
Krin ta Horkum. Für den Gottkönig."
Kalt haftete das Blut an der Schneide an, ehe es zu einem rötlichen Raureif gefror, während ein guter Teil davon in die Klinge selbst ein drang. Mit einem leisen Knacken brach das Metall auf, Späne fielen wie ein feiner, scharfkantiger Sterne zu Boden, als die einst elegante und verzierte Fechtwaffe sich wandelte, formte zu einem schimmernden Dolch, kalt, gnadenlos, ein Mordinstrument.
Sie reichte dem Mann den Schlangenzahl an.
"Der Segen währt nicht ewig.", mahnte sie leise an, "Aber der Herr hat die Bitte erhört. Doch bedenke: Sie macht Dich nicht unverwundbar."
Voller Zuversicht antwortete der Mann: "Sie wird das Werkzeug für SEINEN Willen sein." Dann etwas ruhiger: "Mein Dank an Euch und den HERRN."
Sie schüttelte nur ruhig den Kopf. "Ich bin nur das Medium. Der Dank gebührt dem Herren allein."
"So sei es."
Damit ging ihr Blick über die Reihen. "Möchte noch jemand das Opfer vervollständigen?"
Der Magier trat vor und griff nach seinem eigenen Messer, zog es durch die Handfläche und ließ etwas vons einem Blut in die Schale tropfen.
Seltsam.Hinter der Maske war nicht allzu viel aus zu machen und doch spürte sie etwas, das ihr nur zu vertraut war und als sie begann sich auf das Gefühl ein zu lassen war es als könne sie hinter die Maske blicken. Was sie jedoch sah war kein menschliches Gesicht. Sie erkannte einen älteren Wolf, sehnig, hager gebaut, mit stumpfen Reißzähnen. Lange hielt das Bild nicht an, aber nur ein Blick genügte um ihr zu sagen, dass der Magier gerade wohl ähnliches durchlebte. Beide sahen sie sich noch eine Weile an, dann wandte er sich ab und die Magierin trat als letzte vor um das Blutopfer ab zu runden.
Dann hob sie selbst die Schale an und sprach:
"Angamon, Herr, Gottkönig, Vater und Gebieter, wir ersuchen Dich: Sei gnädig und nimm dieses Opfer an, erbracht von jenen die Deinem Weg folgen. Gesegne seiest Du und gesegnet sei Dein Werk, auf dass all jene die gegen Dich stehen bekennen müssen, Du Du allein von ihrem Fall künden magst, dass auch ihre Leben einzig in Deiner Hand liegen. Krin ta Horkum. Für den Gottkönig."
Damit goss sie wie die male zuvor das Blut über dem Altar und den beiden Ankhs aus. Mit einiger Genugtuung nahm sie zur Kenntnis, dass es nach wie vor gut absorbiert wurde, wenn auch nicht so rasch wie die male davor.
Steter Bluttropfen nährt das Werk."Der Herr sei mit Euch und in Euch und durch Euch. Mit Ihm und in Ihm und durch Ihn kann es nur einen Sieg geben. Einen Sieg über seine Feinde. Einen Sieg über Eure Feinde, die er zu den seinen macht. Denn dies ist gerecht."
Damit zeichnete sie ein gleichschenkliges Kreuz in Richtung der Sitzreihen.
"Es segne Euch der Gottkönig
mit dem Mut Ihn an zu nehmen
mit dem Willen Seinem Wort zu lauschen
mit der Stärke seinem Pfad zu folgen
und mit der Weisheit Euer Heil in Ihm zu suchen und zu finden.
Krin ta Horkum Angamon.
Für den Gottkönig Angamon."
Damit kreuzte sie die Arme und verneigte sich ein mal leicht vor jedem der Anwesenden, dann tiefer gen Altar und der beiden Ankhs.
"Sein Segen mit uns allen.", kam es gedämpft aus den Reihen der Zuhörer.