Also wenn es läuft, dann läuft's. Die Messe am Abend war eher unspektakulär gewesen. Ein kurzer Lobgesang auf die Tugend der Treue, eine Zusicherung, dass Angamon noch immer Angamon war und Angamon bleiben würde, dass die Tardukai noch immer dieselben waren die sie schon waren als sie dem Valkai Vandria Raziel ihre Treue gelobten. Auf größere Blutopfer hatte sie verzichtet und stattdessen jedem von ihnen in die linke Hand geschnitten, ein kleiner Schnitt nur, gerade genug Blut um ihnen in einem Zug einen Ankh auf die Stirn zu malen. "Ich zeichne Dich mit dem Mal des Gottkönigs Angamon. Mögest Du Ihm gut dienen und mögen Seine Gaben Dir dienen." Der interessantere Teil des Abends kam später. Die beiden Magierinnen hatten sie schon wieder verlassen. Zeit für Unterricht. Wenn man schon die Treue durch nahm, dann auch richtig. So ließ sie die drei Feradai aus führen was jene unter Treue verstanden, hörte den Ausführungen zu wie sie die Treue zu Angamon und dem Valkai Vandria an priesen. Sie schmunzelte innerlich. Perfekt. Es war doch immer wieder schön wenn alle in die ihnen aufgestellte Falle hinein tappten. Ihre linke Hand hinterließ deutliche Abdrücke und ein wenig von ihrem Blut auf den Wangen aller drei, nachdem sie sie der Reihe nach geohrfeigt hatte. "Treu zu sein heißt immer auch sich selbst treu zu sein. Wer sich selbst nicht treu ist kann auch keinem anderen treu sein." Ihr Blick ging hinüber zum Satai, der gerade durch den Eingang der Kapelle getreten war, ein kurzes Neigen des Hauptes. Die Feradai erhoben sich, wandten sich ihm zu und knieten nieder. Er hieß sie an die Messe fort zu führen, sie entgegnete, dass diese gelesen sei und es an der Zeit sei zu sehen wie viel davon hängen geblieben war. Die Feradai durften sich wieder erheben und setzen. Ihr Blick wandte sich gen Valkum. Gevrikarard! Leide! Ihr Blut auf seiner Wange gefror und die rötlichen Kristalle bohrten, fraßen sich geradezu durch Haut und Fleisch und hinterließen eine schwärende, blau-violette Wunde und einen Feradai, der sie mit einer Mischung aus Verwunderung, Furcht und Schuld besah. "Dein Leben gehört dem Valkai Vandria. Du bestimmst nicht, wann es endet! Hast Du das verstanden?" "Jah hedery Tardukai." "Wiederhole es." So oder so ähnlich ging es den Abend in einem fort. Die Feradai patzten immer mal wieder. Da war Modh, die gegenüber dem Satai fallen ließ, dass sie eine Tardukai werden wollte. Autsch. Nun, den Traum träumten so einige von ihnen, doch woher sollten sie wissen was sie da begehren? Der Satai stauchte sie gehörig zusammen, rieb ihr unter die Nase, die gar nicht so weit von seiner eigenen entfernt war, nachdem er sie beim Zopf gepackt und zu sich gezerrt hatte. Dann bot er ihr seine Hilfe an und fragte sie ob sie diese wollte. Sie bejahte. Arikra klatschte sich innerlich mit der Hand gegen die Stirn. Dass man auf ja/nein-Fragen nicht mit ja oder nein antworten musste lernten sie wohl nie. Den Fehler begingen sie alle, wieder und wieder. Der Satai scheuchte die Feradai in den Burghof, dann beriet er sich kurz mit ihr. Ob Modh denn eitel sei? "Ich habe an ihr weder Eitelkeit noch Schamhaftigkeit ausmachen können bisher. Aber sie und Feradai Valkum stehen einander nahe. Sie waren wohl befreundet. Er war es, der sie hierher brachte." "Ausgezeichnet." Entschlossenen, geradezu vorfreudigen Schrittes stapfte der Satai in den Burghof, sie folgte in einigem Abstand. Dort ließ er dann Valkum Modh die Haare schneiden. Schön kurz, aber ohne sie zu verletzen. Sonst wäre er nicht zufrieden. Sie selbst beobachtete das Werk, anschließend nahm sie die Feradai mit in die Rüstkammer. Ihr Blick fiel auf das goldverzierte Schwert an Modhs Gürtel. Dann wohl noch etwas grundsätzliches. "Was soll das da an Eurem Gürtel sein? Das soll das Schwert sein, das ihr am schnellsten ziehen könnt? Das soll die Klinge sein mit der ihr Euren Dienst verrichten, Eure Brüder und Schwestern beschützen und das Werk des Valkai Vandria mehren wollt? Zieht es! Etwas zögerlich tat Feradai Hochmut, wie der Satai sie getauft hatte, wie befohlen und zog das verzierte Schwert. Der Satai schüttelte nur den Kopf. "Vielleicht hätte ich Euch Feradai Bling-Bling nennen sollen. Gebt ihr ein ossianisches Breitschwert.", schnaubte er. Modh versuchte es zu rechtfertigen aber sie unterbrach sie indem sie ihr eine kupferne und eine bronzene Wehr heraus suchte und reichte. Aus dem Augenwinkel sah sie wie Valkum wiederholt ihre Aufmerksamkeit erbat. Du wartest. "Anziehen." Modh nickte wie ein getretener Welpe und wandte sich zur Tür. "Feradai Hochmut!" "Hedery Tardukai? Der Dolch, ich...", begann Valkum und sie fiel ihm ins Wort. "Hat Euch jemand das Wort erteilt Feradai Valkum?" "Hedery Tardukai?", kam es kleinlaut von Modh, die aber rasch schwieg als sie sah wie Arikras Augen Valkum an funkelten. Valkum zuckte zusammen. "Nekra hedery Tardukai." "Und wieso quatscht ihr mir dann dazwischen?" "Ich weiß es nicht hedery Tardukai." "Das wäre Eure Chance gewesen mich um Verzeihung zu bitten. Die Chance ist vertan. Lasst Euch eine angemessene Bestrafung ein fallen." Sie wartete erst gar nicht seine Bestätigung ab, sondern wandte sich bereits wieder der Frau zu. "Feradai Hochmut. Niemand hier hat etwas davon gesagt, dass ihr den Raum verlassen sollt. Anziehen!", blaffte sie sie an. Modh zuckte abermals zusammen und begann ihr Rüstzeug zu wechseln. Der Satai indes genoß den Moment sichtlich, aber man musste ihn schon kennen um zu wissen, dass es keine selbstgefällige Zufriedenheit war und auch keine Freude daran die Feradai leiden zu sehen. Zumindest nicht direkt. Die allmächtige Aura der Satai und Sakai., dachte sie noch, Die Feradai können gar nicht anders als in ihrer Nähe Mist zu bauen. Aber godh. Jeder Fehler zog eine Strafe nach sich. Jede Strafe war eine Lektion. Je mehr sie fehlten um so schneller konnten sie lernen. Und um so schneller konnte sie sieben. Wer zwei mal denselben Fehler beging konnte beim ersten mal nichts lernen. Wer drei mal denselben Fehler beging wollte weder beim ersten noch beim zweiten mal lernen. Das hätte es gewesen sein können, die Feradai waren um einige Erfahrungen reicher und um einige Illusionen ärmer aus dem Abend hervor gegangen, doch Valkum wollte ihr noch etwas im Vertrauen beichten. Die allmächtige Aura der Satai und Sakai.
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