Vielleicht morgen, vielleicht in Hundert Jahren wird irgendwo eine Flaschenpost angeschwemmt mit folgenden zusammengerollten Brief.
Geliebter Stern meines Lebenslaufes, in tiefster Zweiflung verfasse ich die folgend Zeilen, welche ich als letztes Schriftzeugnis meinerseits an dich erdacht habe. Auch wenn Bösmeinende es vermuten könnten, so bin ich nicht der Narrei anheim gefallen im Glaube eben jener Brief würde dich, mein Fela-Schein, zu unser aller Lebzeiten ein je erreichen. Doch dennoch ist es ein Wohl mein Gedenk in diese Zeilen zu verbringen, um dem Gemüte als Optiat zu dienen; bleibt es doch summa weiterfort befürchtet der ewige Abschied zueinender in der unsbestimmten Sphäre. Im Geiste vermag ich für ewig unsere momentum herbeizurufen. Nicht nur deine vollkommende Körperlichkeit frei von Hüllen oder unsere umschlungenen Leiber in zerwühlten Bettzeug; sondern jeder Augenblicke in welcher nur dein Lächeln alleinig ein ganzes Königreiche samt das meinige Leben und Seelenheil für mich selbigst aufwiegen würde. Nach letzen Wohlverdienten Friede folgend dem glorreichen Sieg des HERREN und seiner Anerkenntnis im Reigen der Götter nutzend zog ich aus, Dich, derer Schönheit mich auch noch in Erinnerung zu blenden vermocht, unserem altes wohlgeliebtes Heime aufzusuchen. Zunächst an ein Irrtum glaubend, der sich baldigst darauf in Gänze auflöste, traf ich in unserem einst so trauten Heim mir fremde Leut an. Jenen Leuten war Dein Name und auch der meinige in Gänze Fremd! Der errichtete Mietzins ging an's städischen Magistrat direkt seit tagesgenau meiner ersten Abreise nach den siebenwindischen Eilanden. Was wart geschehen? Musstest du schweren Herzens die Flucht vor meinen Häschern ergreifen, und in der Eil jegliche Brücke ohne Hinweis abbrechen? Oder hat die unheilige Inqisition dich abgeholt, um Vergeltung für meine Zuwendung zum HERREN, Sein Segen über uns, einzufordern? Und das so nah vor dem Ende dieses verfluchten Zeitalters? Nein, ich vermag das alles nicht zu glauben, denn der HERR, in seiner unendlichen Weisheit und unverstandenen Güte, selbst verlieh mir einst die Macht und die Kraft Dein Leid und Qual auszuheilen. Dies konnt nicht zum Selbstzwecke sein! Doch ich erkannte nun, das meine mannigfaltigen Schreiben der Verzehrung, welch wohl nie gelesen wurden, geschwiege ihr Ziel je erreichten; nie wart im Sinne unserens HERREN. Und nur der HERR - möge er auf ewig gepriesen sein- wird alleinig entscheiden, ob und wie unsere liebestollen Herzen wieder vereint werden könnten. Und dieser Felaschein am Horizont schließlich ist es, welcher mein jetzt schwarzes und gebrochenes Herz in Hoffnung weiterschlagen lässt.
Es schmerzt mich aber, keine besseren Nachricht geben zu können. Doch mache ich dem HERRN und Dir Allerliebste -gleich was sich ergeben wird- keinerlei Vorhaltung. Nicht weil ich deshalb schnöde Worte anhören müsst oder gar den Gram unseres HERREN auf mich ziehe, sonderngleich der Glaube mich in der Sicherheit einer Kindswiege bettet, um sorgfältig bewahrt dem wahrhaftigen Pfade des HERREN weiterfort zu folgen.
Auf Ewig nach dir verzehrend und dem HERREN vertrauend,
Dein liebender Gatte Franz
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