Teil 2: Bearúns Ruf (Klick für Hintergrundmusik)"Wo bin ich?", dachte er sich, als er aufwachte.
Um ihn herum tobte ein Schneesturm.
Suchend sah er sich um. Um ihn herum lagen einige Tote. Verhungert waren sie, oder erfroren.
Egal. Auf jeden Fall fand sich kein Zeichen des Lebens in ihren geschundenen Leibern, die, durch die Kälte gut konserviert, beinahe noch menschlich auszusehen vermochten.
Er sah an sich herab. Und was er sah gefiel ihm ganz und gar nicht.
Abgemagert, ausgehungert und nahezu unfähig, sich auf den Beinen zu halten stand er einsam mitten in der eisigen Ödnis der Khalandrischen Steppe.
"Was war hier nur geschehen?", versuchte er sich zu erinnern. Doch sein Kopf blieb leer.
Mühsam stapfte er durch den Schnee. Jedoch kam er nicht weit. Die Kräfte versagten und er brach erneut zusammen.
"Soll es denn so enden? Elendig verrecken, wie ein räudiger Köter. Ohne der Ehre. Ohne einen Platz in Bellums Halle der Helden einnehmen zu dürfen."
Dies waren die letzten Gedanken, sie sich in seinem Hirn einbrannten, als er erneut drohte ohnmächtig zu werden. Doch aufhalten konnte er dies nun wohl nicht mehr. Zu ausgezehrt war er.
So fiel er also erneut in einen tiefen Schlummer. Und der Schneesturm fegte noch immer über ihn hinweg.
Tage muss es her gewesen sein, als er das Bewusstsein verlor.
Blinzelnd öffnete er die Augen, nachdem ihn eine Stimme dazu aufforderte.
Benommen vor Kälte und Hunger sah er sich um, doch er konnte niemanden erkennen.
"Thjondar!", rief eine donnernd-kraftvolle Stimme erneut.
Er legte den Kopf in den Nacken und schaute nach oben.
In den Wolken über ihm zeichnete sich eine schemenhafte Gestalt ab. Sie vermochte ihn an eine Verschmelzung aus Mann und Bär zu erinnern.
Sollte das etwa...?
"Thjondar. Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Du sollst deine Möglichkeit erhalten in den Stand des Bärenhäuters erhoben zu werden, um deinem Volk mit Kraft und Mut zu dienen.
Denn nur so kannst du dir einen Platz bei Bellum sichern. Ich verleihe dir meine Stärke. Die Stärke, die du brauchst, um hier heraus zu kommen.
Die Stärke, die du benötigst, um deiner Bestimmung zu folgen. Und wenn du genau überlegst, weisst du, wo du hin gehen musst. Was du dann daraus machst, obliegt nur dir."
Auf ein mal fühlte er, wie das Leben in ihn zurück kehrte. Bearún selbst hatte ihn gerufen, ihm eine Aufgabe gegeben.
Und nun war es an ihm, sich der Herausforderung zu stellen, sich auf den Weg zu machen. Auf den Weg zurück nach Siebenwind.
Angetrieben durch Bearúns Ruf.