Edelbürger |
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Registriert: 6.04.04, 14:32 Beiträge: 6702 Wohnort: Hamburg
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Die Rückkehr des AugesDas Dunkeltief war angebrochen und in Ewigwacht brannte noch immer Licht im obersten Stockwerk des hohen, gewaltigen Turmes, der seinem Namen "Hoher Turm" alle Ehre machte. Weit hinauf am Bergmassiv entlang erstreckte sich der Turm, welcher aus dem selben Material wie der Berg errichtet worden war. Die goldenen Toren schimmerten immer wieder, wenn das Feuer im Innenhof des Hauptplatzes von Ewigwacht sich bewegte.
Oben auf dem Balkon des Turmes im obersten Stockwerk stand eine Gestalt mit dunkler Hautfarbe, vollkommen haarlosem Haupt, nicht einmal Augenbrauen oder Wimpern zierten das Antlitz. In hochedle, dunkle Gewänder gehüllt, die mit goldenen Fäden durchzogen waren und an verschiedenen Stellen die Symboliken Angamons und Nemses wiederholten und einem weiten mit nachtschwarzen Federn gesäumten Umhang, stand die Gestalt am Geländer des Balkons und übersah das Ödland mit einer Apparatur, die stark mehreren Teleskopen und Fernrohren ähnelte und auf einer Schiene am Balkon befestigt war.
Die Augen des Präfekten der arkanen Gesellschaft des Pfades zur Linken, dem Ae dor Naquo, dem Schatten des Alleinen, wanderten über die sich anbahnenden Horden von Feuerdämonen. Er hatte es befürchtet, dass Fürstin En'Searia die Gunst der Stunde nutzen würde um den Vulkan in Klauen zu bekommen und somit einen Daimonoiden ihrer Domäne entsenden würde. Eben diese Befürchtung bestätigte ihm der treue Diener Cordovans, als Kalanth kurze Zeit nach dem großen Ereignis in Ewigwacht eintraf. Schon morgen würden die Horden auf Ewigwacht prallen, dass prophezeihte er selbst mit eigener Stimme. Oder war es überhaupt seine Stimme? Nein, es war die des Erwählten des Alleinen, die Stimme Nemses, der sich in seiner Augenform präsentierte. Sie kündete davon, dass sie, die wahrhaft Gläubigen denen er seine Gunst nach wie vor schenkte, während er sich anderen entzog aufgrund ihrer Fehlleitung, als erste Bastion gegen die Horden des Feuers stellen mussten.
Was war das für ein Hochgenuss? Sein Pläne, seine Konzepte, seine Ideen gingen in so kurzer Zeit auf. Die Allianz mit der Bruderschaft der Tardukai, die Gründung des eigenen Zirkels der arkanen Gesellschaft des Pfades zur Linken, welche in Kürze, wie er hoffte, als Hauptinstitution für die Magie zur Linken angesehen würde bei all dem Zulauf und den Erfolgen. Er hatte wieder das Bild vor Augen, wie sie alle gemeinsam als Gemeinschaft der Gläubigen Angamons, der wahren Diener seines Willens, zusammen standen. Seite an Seite standen Arkane, Krieger, Geweihte und Handwerker. Selbst jene, die noch im wahren Glauben an den Alleinen wankten standen festen Schrittes und unbeirrt da und konnten nicht mehr verleugnen, dass Angamon soviel mehr war als seine Eltern. Jene Götter die durch die Kirche alles im Reich versuchten vergebens in irgendwelche moralischen Zwangsgesetze zu knechten und nicht erkannten, dass Angamon nicht der Fürst des Chaos, sondern ein strenger, aber wohlgesonnener Fürst sein konnte, der wusste, dass bei bestehenden Gesellschaften automatisch Regeln des gemeinsamen Miteinanders entstanden, man diese Regeln aber zum Mittel des Zweckes jederzeit neu stecken konnte, dass war wahre Freiheit. Das er damit recht behalten sollte, dass er mit allem was er tat auf dem rechten Pfade wandelte, dass bestätigte ihm Nemses als er den eingefangenen Dämon, den der Präfekt zu einem Mahl verschnürt hatte ihm übergab. Was war es für ein Gefühl der Vollkommenheit als Nemses sich seines Körpers bemächtigte und aus ihm die Stimme des Horwahs für alle Anwesenden hörbar wurde und kündete, dass sie seinen Segen verdienten. So viele Steine fielen von zahlreichen Herzen. Sie alle hatten Gewissheit, dass Angamon als auch sein erwählter Horwah für die Magie zur Linken, sein Wohlgefallen ausdrückte. Sie alle spürten die Vollkommenheit, die Euphorie. Und wieder erinnerte er sich dieser Nähe Angamons als Nemses sich seiner bemächtigte und seine eigenen Worte in seinem Geiste hallten. Sie, die die erste Bastion darstellen würden. Die unüberwindbare Bastion. Er spürte die Euphorie aller Gläubigen, insbesondere der Diener Angamons. Es war ihre Zeit sich zu beweisen und Angamons Geschenk, an vorderster Front zu sein, anzunehmen.
Er hatte inzwischen einige Arkane im Turm versammelt. Vor allem war er dankbar, dass Magistra Juliana ihn auf seinem Weg begleitete und nicht von ihm wich. Sie gab ihm in den letzten Wochen immer wieder den nötigen Rückhalt, die Liebe und die Nähe die er brauchte um sich auch einmal selbst fallen lassen zu können, ohne die dauerhafte Anspannung des Führen spüren zu müssen. Auch wenn er wusste, dass er manchesmal hart und zu führend war, so nahm er sich zumindest vor daran zu arbeiten und mehr eigenen Willen zu erlauben. Sie war schließlich keine junge Akoluthin mehr, sondern Magistra des Pfades zur Linken. Auch über Magister Ihns grenzenlose Loyalität war er dankbar. Er bestätigte ihn immer wieder, dass sein Pfad den er eingeschlagen hatte, der richtige war. Er war einer der wenigen, die er auf Tares Rücken als wahren Freund betrachtete neben der Magistra. Ein starkes Duo, denen er mehr Freiheit in ihren eigenen Handlungen geben musste und vertrauen sollte, dass auch sie ihm kontra gaben, damit er nicht vom linken Pfade abrückte. Denn auch er benötigte mal hin und wieder einen Schubser. Ein Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen als er über die zwei neuen Akoluthen nachdachte und die Maga, deren Einordnung noch aus stehen sollte. Sein Blick fiel vom hohen Turme hinab auf die Gestalt mit den Klauenhänden, die Frau mit den schwarzen Kleidern und der gewaltigen Axt auf dem Rücken, die von ihrer Mühle mit den Arragars herankam. Er war gespannt, ob sie sich ihm endgültig anschließen würde. Und dann war da noch die neue Arkane, die sich ebenso als Akoluthin eignete, sie würde Ihns neue Schülerin werden. Während er beschloss, dass Nata von Juliana ausgebildet werden sollte, sie hatte ein Händchen dafür.
Es fügte sich alles, wie Zahnräder eines Uhrwerks die ineinander griffen und den Zeiger von kurz vor Zwölf auf Zwölf drohten zu drehen. Doch für wen mochte es kurz vor Zwölf sein? Für den Präfekten jedoch begann ein neuer Tag. Ein Tag, der flammendheiß werden würde.
Endlich einmal die Wahrheit - es war der Wille Angamons.
Zuletzt geändert von Vencurius: 5.01.19, 02:12, insgesamt 1-mal geändert.
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