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 Betreff des Beitrags: Das Licht am Ende des Tunnels
BeitragVerfasst: 6.04.19, 13:21 
Einsiedler
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Diese Geschichte liegt zeitlich bereits einige Wochen IG zurück und ist somit nicht mehr an das umschriebene Event gebunden.


...dies war ganz gewiss kein Schabernack den ihm die Gaukler des Obscurum et Spectaculum gespielt haben, es war echt, er hat es schließlich gesehen. Diese Größe, die Form, ja es muss echt gewesen sein.

Der alte Mann sitzt in euphorischer Starre, angespannt und doch nachdenklich im inneren seines Ladens. Es wirkt so als würde sein Körper sich nicht entscheiden können was genau er in diesem Augenblick fühlen soll. Er hatte einen Blick in die Zukunft erhaschen können, seiner Zukunft, oder war es die von ganz Tare? Gedankenversunken zuckten seine trüben und blassen Augen umher, unmöglich einen festen Punkt vor sich auf dem Tisch zu fixieren. Doch erblickten sie nicht das was sich vor ihnen befand, viel mehr wiederholten sie Bilder, Bilder von dem Geschehnis im Zelt des Doktor Thaddäus Hochbrück. Unangetastet stand sein Kelch vor ihm auf dem Tisch und verströmte den süßen Geruch von Wein in seinem Zimmer, der die Luft schwerer und schwerer werden ließ. Innerlich nervös, jedoch Augenscheinlich ruhig saß er da und drehte den goldenen Ring an seiner rechten Hand. Die beiden eingearbeiteten Amethysten funkelten hypnotisierend im Licht der Kerzen, deuteten ein geheimnisvolles violettes Lichtspiel an, das sich in dem Gesamtbild nahtlos einzufügen schien. Schon seit längerem lagen seine Forschungen auf Eis, ihm fehlten die Ideen, eine Inspiration weiterzuführen was er einst begonnen und doch nie beendet hatte. Er hatte so viel Zeit damit verbracht und war keinen Schritt weitergekommen. Doch jetzt, urplötzlich aus heiterem Himmel, scheint die Lösung für sein Problem ganz von selbst zu ihm zu kommen. Wie auf einem Silbertablett serviert und angereicht ohne das er etwas dafür tun musste. Des Rätsels Lösung lag zum greifen nahe, davon war er überzeugt und doch schien etwas in ihm zu zögern. War es seine natürliche Skepsis oder sein gesunder Ehrgeiz? Was auch immer es war es machte ihn rasend. Er drehte den Schmuck an seinem Finger und richtete die facettenreichen Edelsteine gen Handrücken aus. Dies war eine einmalige Möglichkeit für ihn, vielleicht die letzte in seinem Leben. Er musste sich sicher sein, das sein geplantes Unterfangen auf keinem Schwindel fußt, doch wie würde er es anstellen? Vielleicht wüsste er jemanden an den er sich mit seiner Ungewissheit wenden könnte...

...noch 5 Tage...

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Licht am Ende des Tunnels
BeitragVerfasst: 7.04.19, 10:03 
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…zu kurz war die Zeit die ihm blieb. Bereits in wenigen Tagen musste er seine Entscheidung Thaddäus, oder einem seiner Zwischenhändler, vorlegen. Aber eine solche Entscheidung wog schwer.
Die Summe die er zu zahlen bereit sein musste war hoch, fast die Hälfte seiner Ersparnisse würde er in dieses Exkursion stecken und was wenn es sich als ein Schwindel herausstellen würde? Er würde diesen finanziellen Einbruch sicherlich nicht gut verkraften, schließlich hatte er einen Laden zu bezahlen und sein Lehrling frisst ihm ebenfalls die letzten grauen Haare vom Kopf. ..Doch was wäre, wenn nicht? Ein Zucken im rechten Mundwinkel zeigte sich, wohl nur die angespannten Nerven. Nein es war mehr, es war der Wunsch das all dies Geschehene tatsächlich wahr sein könnte.

Der Doktor wirkte vertrauenswürdig, zumindest für jemanden der mit Akteuren, Schaustellern und all dem Rest des fahrendes Volkes unterwegs war. Dennoch war es nicht leicht, nein es war schwer, sogar sehr schwer die Wahrheit in diesem vielversprechenden Gedankenspiel zu finden. Wie konnte er also feststellen ob dieses gut gehütete Geheimnis kein Trugbild der Gaukler war? Er hatte bereits zuvor mit dem Gedanken gespielt eine gewisse Person um Hilfe zu bitten. Maegwynn war erst kürzlich zu Besuch und in ihrer vorlauten Art hatte sie angedeutet das sie mit dem Jongleur des Obscurum et Spectaculum wohl nähere Bekanntschaft geschlossen hatte. Vielleicht... ja vielleicht wäre sie in der Lage sich über ihn zutritt zu den Zelten zu verschaffen und nebenbei die Echtheit des Schatzes zu bestätigen. Dezent schüttelte er den Kopf als wollte er das Szenario nicht weiter durchdenken. Gleich morgen früh würde er sie suchen und fragen, weitere Ideen hatte er nicht. Scheinbar zufrieden atmete er durch, als habe er für den Moment einen Abschluss finden können.

„Herr Reinbach?“

Es klopfte an der Tür, ein Kunde gewiss. Eine willkommene Abwechslung die ihm sicherlich guttun würde. Als er das Schloss seiner Eingangstüre entriegelte und diese langsam öffnete, ahnte er nicht das die Zeit die er hoffte zu haben, bereits abgelaufen war.

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Licht am Ende des Tunnels
BeitragVerfasst: 8.04.19, 19:12 
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...eine Frau mittleren alters stand vor ihm, ihr weißgraues langes Haar wurde nur ein Stück weit von ihrer Kapuze verdeckt doch jedoch waren die blauen Augen gut zu erkennen die das Gesamtbild durch ihre Farbe unterstrichen.
Als er sie hereinbat wurde ihm klar das sie keine Kundin war wie er es vorerst annahm. Es handelte sich bei der Frau um eine Zwischenhändlerin und auf Geheiß Doktor Hochbrücks war sie es, die mit dem Alchemisten das weitere Vorgehen besprechen sollte.
Diese Anmutige Frau stellte sich mit dem Namen Alena vor und auch sie war Teil der Gauklergruppe die seit kurzem in der Stadt Brandenstein aufgetaucht ist. So er sich recht erinnerte hörte er in der Stadt das sie wohl eine Wahrsagerin sei.
Eine seriöse Art der Arbeit dachte sich Sieg, der noch immer überlegte ob dieses Ei, das der Doktor ihm zeigte, tatsächlich authentisch war. Sollte sie es nun sein die ihr überzeugen sollte?
Er vertraute einmal zu oft in das Handlesen anderer, demnach versuchte er seine Vorurteile zu verbergen. Und trotzdem, was auch immer der Grund sein mochte, irgendwas schien sie an sich zu haben, eine Aura die es ihm eher erschwerte sein Misstrauen aufrecht zu halten. Das oder vielleicht war es auch einfach nur der Wein dessen Pegel in den eisernen Kelchen, so sich der Abend in die Länge zog, immer weiter abnahm.

Über kurz oder lang, die Einzelheiten über den Vertrag wurden ausgehandelt, der die Grundlage für die Exkursion bieten sollte. Es galt alle anfallenden Kosten für Planung, Transport, und Begleitschutz zu berücksichtigen und das alles auf eine diskrete Art, denn ein solches Unterfangen wie das Bergen eines so seltenen Objekts sollte gut durchdacht sein und nicht unter den Augen der Öffentlichkeit stattfinden. Er würde kein Vermögen ausgeben für irgendein Ei, sondern für das eines Lindwurms, eines entfernten Nachfahren der Drachen. Hier gab es keinen Spielraum für Fehler oder eine Lückenhafte Planung, es musste wenn perfekt laufen. Innerlich noch immer Zwiegespalten das richtige zu tun und von Zweifel geplagt die er versuchte nicht zu zeigen, gar unter seiner kindlichen Euphorie zu verstecken, willigte er ein.
Der Vertrag solle aufgesetzt werden.

...noch 4 Tage...

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Licht am Ende des Tunnels
BeitragVerfasst: 9.04.19, 20:21 
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...Rückblickend auf Alenas Besuch am Vorabend saß er am Tisch im oberen Stockwerk seines Ladens und sinnierte mit Blick durch die offenen Fensterläden über das Geschehen.
Das Gespräch das er mit ihr geführt hatte begann reibungslos und in angenehmer Atmosphäre, so könnte man es beschreiben und dennoch... etwas lief schief und hatte den Dialog in eine andere Richtung lenken lassen.
Er kräuselte angestrengt seine spröden Lippen und schob angespannt seinen Unterkiefer in einer kaum bemerkbaren Bewegung vor. War er wütend auf sich selbst? Oder enttäuscht von ihr? Warum hatte er nur diese einfache Frage gestellt, die den ach so hellen und zuversichtlichen Abend, urplötzlich hinter vielfach dunklen Vorhänge verschwinden ließ? Er war ein unglücklicher Narr, so dachte er und vielleicht war dies ein Zeichen, eine Botschaft, gar ein schlechtes Omen bezogen auf das was er sich vorgenommen hatte anzugehen. Konnte er es sehen? Diese Nachricht vor sich erkennen, die sich wie unheilvolle Runen vor ihm auftaten? Wenn man ihn am Fenster gesehen hätte, wie er schweigend auf die leeren Marktstände starrte die vom letzten Regenschauer glänzten, so hätte man diese Fragen eher verneinen wollen. Er löste sein angespanntes Gesicht und drehte dem Fenster den Rücken zu, als hätte er es satt weiter die Pfützen zu zählen die die Pflastersteine vor und um seinen Laden zierten. Er hatte keine Zeit weiter über diese Frau zu Urteilen, die er nicht kannte, denn seine Tage waren begrenzt. Er durfte diese Tatsache nicht verdrängen, nicht sein eigenes Schicksal außer acht lassen und die Möglichkeit die sich ihm bot aus den Augen verlieren. Es war das Lindwurm-Ei das er brauchte und nichts anderes sollte darüber hinaus Priorität haben.
Würden seine Annahmen richtig sein und die Aufzeichnungen die volle Wahrheit umschreiben... er würde in der Lage sein, sein Leiden zu beenden und vielleicht … nur vielleicht noch viel mehr. Selbst wenn es nur ein Teil von dem wäre was er sich erhoffte, wäre es ein Erfolg.

Mit wenigen Schritten entfernte er sich vom Fenster und näherte sich dem Tisch in seinem Wohnbereich. Ruhig streckte er seine Hand nach der Orchidee aus um die er sich so gerne kümmerte. Behutsam ließ er die Kuppen seiner knochigen Finger an der Unterseite einer angetrocknete Blüte entlangstreichen, hob sie ein wenig an, als wäre es ein Versuch sie aufzumuntern. Schwach war sie und ähnelten ihrem Besitzer in gewisser Weise. Kaum von den Fingern gelöst, fiel sie wieder in ihre hängende und lustlose Haltung zurück, ein Zustand der sich nicht beheben lassen würde, egal wie sehr er sich bemühen würde. War es wieder ein schlechtes Omen das sich zu zeigen versuchte? Er musste es ignorieren wenn er voranschreiten wollte und das Risiko eingehen alles zu verlieren.

Die Zeit drängte und sie wog so unsagbar schwer dieser Tage...

...noch 3 Tage...

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Licht am Ende des Tunnels
BeitragVerfasst: 10.04.19, 20:11 
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...Er hatte schon lange nicht mehr so viel Kundschaft wie an diesem Abend und es warteten noch drei oder vier weitere auf ihn, so wie er es von seiner Seite des Tresens erblicken konnte. Eine Mischung aus vielen bekannten aber auch neuen Gesichtern die seine Dienste in Anspruch nehmen wollten. Für genau solche Momente hatte er einen Lehrling eingestellt dachte er sich als er die Dukaten abzählte. Doch es war genauso typisch für seinen Schützling, sich nicht an so dicht besuchten Tagen im Geschäft zu zeigen, zum Leidwesen seines Meister.

Noch bevor sich das rege Treiben in seinem Verkaufsraum dem Ende näherte, vernahm Sieg aus den Winkeln seiner schwachen Augen eine ihm inzwischen nicht unbekannte Silhouette, die im hinteren Teil des Eingangsbereiches, an einem der Regale stand. Ohne das sie sich umdrehen musste erkannte der Alchemist sie, es war Alena, die Seherin der Gauklertruppe. Wahrscheinlich war es ihr auffallend hellgraues Haar welches sie verraten hattte, denn mit seiner eingeschränkten Sicht hätte er andernfalls Mühe gehabt sie zu erkennen.
Geduldig und irgendwie versucht unauffällig schien sie auf ihn zu warten. Erst als der letzte Kunde den Laden verlassen hatte wandte sie sich dem Alchemisten scheinbar ein erstes mal zu. Ein eigenartiges und beinahe beklemmendes Gefühl lag in der Luft. Wie konnte es auch anders sein nach dem abrupten Wandel des Gesprächsverlaufes am gestrigen Abend.

Sie, Alena, die sich ebenfalls der Kräuterkunde und Tränkemischerei verschrieben hatte und so quasi eine ihm Gleichgesinnte auf dem Wissensweg der niederen Alchemie war. Es bedrückte ihn was er am Vorabend erfahren hatte und ohne weiter auf das Thema eingegangen zu sein hatte er bereits die Geschichten in seinem Kopf weitergesponnen. Alena stand unter Verdacht Hexerei auszuüben. Sie selber hatte es nie direkt gesagt, doch gestand sie ein das sie Verbindungen pflegte zu einer Kräuterhexe die ihr das Wissen über so manche Tinktur beigebracht hatte.
Hexerei, dieses ketzerische anbeten von falschen Göttern. Grund für viele schlaflose Nächte die er in seiner Vergangenheit erdulden musste. Nie kam etwas gutes dabei raus wenn Hexerei im Spiel war. Und dennoch stand sie da, vor ihm und inmitten seines Ladens. Es musste ihr viel abverlangt haben das sie ihn erneut aufsuchte, sagte er sich selbst in einem inneren Monolog während er in ihre Richtung blickte. Andere hätten das Weite gesucht oder schlimmer noch sie hätten ihn verfluchen können. Doch nichts von alledem ist eingetreten. Hier stand sie nun, mutig und entschlossen, doch mit einem Deut von Demut in ihrer Stimme als sie ihn grüßte. Auch an ihr ging der Ausgang des Gesprächs nicht spurlos vorbei. Sie hatte Sieg für aufgeschlossen gehalten, so sagte sie. Vertraute ihm ihr Geheimnis an, einem Menschen den sie nie zuvor gesehen hatte. Sollte er sich geschmeichelt fühlen? War es das was er empfinden sollte? Was wenn es nur ein Trick war sein Vertrauen zu gewinnen? Er fand keine Antwort auf seine Fragen, wusste selber nicht mehr was er glauben oder fühlen sollte. Einmal mehr befand er sich in einer Zwickmühle, eingeklemmt zwischen falsch platziertem Vertrauen und ignorantem Misstrauen, wissend das egal für welche Seite er sich entscheiden würde, den bitteren Preis zahlen müsste.

Als Alena ihm den Vertrag vorlegte und Siegs matte Augen darauf fielen, schien für einen kurzen Moment eine gewisse Klarheit in ihm zu übernehmen. Richtig, der Vertrag, das Lindwurm-Ei, er wusste wieder worum es ihm gehen sollte und worauf es jetzt ankam. Er musste alles andere fallen lassen, ignorieren um sich auf das wesentliche zu konzentrieren, danach wäre immer noch Zeit sich um andere Dinge zu kümmern, ja er würde viel mehr Zeit haben. Und so nahm er den Vertrag vom Tresen.

Es gab nun kein Zurück mehr nur noch ein Voran.

...noch 2 Tage...

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Licht am Ende des Tunnels
BeitragVerfasst: 19.04.19, 21:34 
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...Wo hatte er es nur hingelegt? Ein wenig nervös durchsuchte der alte Greis seine unsortierten Stapel von Dokumenten, schleppte sich zu den Regalen in seinem Arbeitszimmer und durchblätterte schon beinahe überhastet Bücher die dort auf ihn warteten. Offensichtlich unzufrieden bei seiner Suche fuhr seine rechte Hand aus und griff nach dem erstbesten das sie zu fassen bekam, völlig unbedeutend was auch immer es sein mochte. Wenig später wie vom Zorn gelenkt flog ein ausgehöhlter Spinnenpanzer, der zuvor als Briefbeschwerer diente, durch den Raum, kollidierte mit einem Stuhlbein und eierte trunken über die kalten Steinplatten die den Boden zierten. Schnaufend blies er durch seine Nasenflügel um sich seiner künstlichen Wut Luft zu machen und sah sich dabei im Raum orientierend um. Leise fluchend, in der Hoffnung das es die Viere nicht hörten, stampfte er zu den nächsten Dokumentenstapeln. Einer von ihnen kämpfte damit nicht sofort bei den leichtesten Erschütterungen umzufallen. Auf einem anderen Stapel schienen die oberen beschriebenen Schriftstücke offensichtlich nur darauf zu warten von einem gezielten Windstoß erfasst zu werden um Zuflucht unter einem Regal oder Teppich zu finden und sich so für einen längeren Zeitraum den Blicken des Alchemisten entziehen zu können. Ein jeder der diese zerbrechlich aufgetürmten Dokumente sehen würde, hätte das verlangen verspürt sie mit etwas zu beschweren...

Er suchte weit bis in den nächsten Dunkelzyklus hinein. Das wilde Zucken seines eigenen Schattens verriet das die Kerze einer seiner Laternen kurz vor dem erlöschen war. Er unterbrach seine Suche für den Moment, wenn auch ungern aber er brauchte Licht wenn er seine Suche weiterführen wollte. Mühsam schleppte er seinen vom Alter gezeichneten Körper die Stufen hinab in den Keller. Recht schnell stieß ihm der vertraute Geruch in die Nase. Von nassem Papier das zum trocknen über dünne geflochtene Seile gelegt wurde die Quer von einer bis zur anderen Seite der Kellerwände gespannt waren. Irgendwo unter ihnen, ein wenig versteckt, ruhten Kisten mit Werkzeugen aus denen er sich eine der frisch gezogene Kerze nahm die er kürzlich vom Markt erworben hatte. Als er sich wieder aufgerichtet hatte fiel sein trüber Blick auf die geschlossene Tür im Raum. Sie führe in das Zimmer seines Lehrlings. Trotz der kürzlichen Ereignisse und der guten Verkäufe der letzten Tage wurde Siegfried klar das es ruhig war im inneren der Mandragora. Er hatte seinen Schützling lange nicht gesehen. Was auch immer er Trieb, was konnte wichtiger sein als die bevorstehende Reise? Aber Klarion wusste nichts davon, es war Tage her das er Heimgekehrt war und Sieg würde ihn zurücklassen müssen auch wenn es ihm schwerfallen würde.

Vielleicht war es besser so, dachte er sich als er an den Aufstieg der Treppe in Angriff nahm. Schließlich wusste keiner so recht ob die Exkursion gefährlich werden würde. Darüber sinnierend machte er sich dran die Lichtquelle in der Laterne auszutauschen. Die Flamme war bereits klein und schwach. Noch bevor er sie mit Daumen und Zeigefinger erlöschte entzündete er an ihr den Docht der neuen Kerze. Die Überreste vom vorherigen Wachsklumpen waren noch warm und weich, in der Mitte sogar noch heiß. Ein kaum erwähnenswerter Schmerz durchzog ihn als er unvorsichtig mit dem Finger in den flüssigen Teil rutschte und sich das Wachs wie eine zweite Haut um seinen Finger legte und erkaltete. Instinktiv zog er seine Hand zu sich und betrachtete die glatte Form die sich gebildet hatte. Beinahe sah es aus als wäre er in einen Jungbrunnen gefallen, keine verräterischen Falten waren an seinem Finger auszumachen. Dies entlockte dem Alten tatsächlich den Ausdruck eines Lächelns und nur zögerlich begann er das Wachs von seinem Finger zu brechen als würde er nur widerwillig sich von dem Anblick trennen wollen.
Wenn alles nach Plan laufen würde, wenn er tatsächlich ein echtes Lindwurm-Ei in seine Finger kriegen würde... Er könnte den Jungbrunnen wahr werden lassen... ja er wäre vielleicht sogar in der Lage Galtors Blick für den Moment abzuwenden. Er bräuchte nicht mehr zu fürchten was ihn jeden Tag plagte und vielleicht.. ja nur vielleicht.... urplötzlich senkte er demütig seinen glasigen Blick und zeichnete eine Raute vor sich auf die Brust.
Welch törichte Vorstellung, was wagte er da nur zu glauben? Er war doch nur ein unbedeutendes Kind der Viere, nicht mehr und nicht weniger, er durfte nicht mehr hoffen... er durfte nicht... oder doch...?

...noch 1 Tag...

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Licht am Ende des Tunnels
BeitragVerfasst: 30.05.19, 12:21 
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Unruhig bewegte er sich in seinem Schlafgemach umher. Es war der Tag des Aufbruchs und somit schien es nur natürlich das seine Nervosität sein handeln übernahm. Ein zufälliger Griff nach Kleidung zum wechseln, festeres Schuhwerk, Handschuhe gegen schlechtes Wetter. Er stockte in seiner Bewegung als würde ihn ein Gedankenblitz treffen und starrte stillschweigend auf seinen Rucksack. Er wusste nicht wohin die Reise gehen würde. Er kramte in seinen Schriften, suchend etwas bestätigen zu wollen und da war er, der Vertrag den er unterschrieben hatte. Rasch öffnete er das gesiegelte Dokument und rollte es aus.


Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
Hiermit verpflichten sich die Parteien
-
I. Siegfried Reinbach, Alchemist zu Brandenstein
II. Thaddäus Hochbrück, Doktor zu Draconis
-
zur Erbringung folgender Leistungen:
Doktor Hochbrück wird Herrn Reinbach zu einem in diesem Vertrag nicht näher genannten Ort bringen
-
und alle damit verbundenen Kosten auf sich nehmen
-
an welchem er im Rahmen einer gemeinsamen Expedition ein sogenanntes Lindwurmei für Herrn Reinbach bergen wird.
Dann und nur dann wird Herr Reinbach eine Zahlung von 150.000 Dukaten
-
Abzüglich der bereits getätigten Anzahlung von 50.000 Dukaten
-
an Herrn Hochbrück Leisten. Diese Anzahlung ist im Falle eines Scheiterns der Expedition nicht rückforderbar.
Dieser Vertrag ist nach galadonischem Recht bindend. Siebenwind 19. Onar 30. n.H.
*Hochbrück-Siegel*
Thaddäus Hochbrück
*Siegel der Mandragora*
Siegfried Reinbach

Seine Stirn rollte ein wenig hoch und verräterisch zeigten die Falten auf ihr was dem Alten durch den Kopf ging. Der Vertrag zwischen ihm und dem Doktor ließ nicht zu das der Ort bekanntgegeben würde. Es könnte ein Versteck auf dieser Insel hier sein, oder auch vielleicht auf einer anderen. Ja sogar irgendwo zwischen heißen Dünen und verfallenen Ruinen inmitten Endophals, oder in den fernen und frostigen Gipfeln des Nordlandes. Man wusste nicht viel über Lindwürmer und ihr Habitat. Und wer es wissen würde der würde sicher nicht sein Wissen teilen ohne eine entsprechende Gegenleistung zu erhalten. Wogegen sollte er sich also rüsten? Gnadenlose Kälte? Sengende Hitze? Es half nicht sich weiterhin Gedanken zu machen, er musste von allem ein wenig mitnehmen und sich der Situation anpassen.

Eilig packte er die letzten Sachen ein und füllte seinen abenteuerlich aussehenden Rucksack mit Schreibmaterial und Tränken die er aus den Regalen seines eigenen Ladens nahm. Sein Blick wanderte zur Kellertreppe die hinunter in die Räumlichkeiten seines Lehrlings führten. Klarion hatte sich auch heute nicht blicken lassen und dies seit mehr als nur einem Wochenlauf schon. Sieg wusste nicht wie lange die Reise andauern würde, wie lange er seinen Schützling alleine lassen müsste. Es war etwas was er mit berücksichtigen musste, doch bot sich noch die Zeit für solche Spekulationen? Trotz der geistigen Vorbereitungen wirkte alles um ihn herum hektisch und keinesfalls durchdacht. Hatte er also Zeit für eine letzte Nachricht an seinen Lehrling? Nein... er musste jetzt gleich aufbrechen und vielleicht, … ja nur vielleicht wäre er im nächsten Mond wieder zurück auf der Insel die er seine Heimat nennt.

Das ungewisse lag nun vor ihm und würde er nicht genau wissen worum es geht, so würde er jetzt sicher nicht in Eile seine Sachen packen, sondern vielmehr im Stuhl an seinem Schreibtisch ein Glas Wein genießen wollen. Ein letztes mal eilte er die Treppe hinauf, rückte einen Hocker vor seinen Schrank und zog sich mühsam auf diesen hinauf. Es war die hölzerne Truhe die oben auf dem Möbelstück ruhte und an dessen Inhalt der alte Mann interessiert war. Der Deckel wurde zur Seite geschoben und ein gezielter griff entnahm ein in Stoff gehülltes Objekt. Staub begann um Sieg zu tanzen als er die Schichten an Tüchern aufschlug um erst den abgenutzten Knauf und wenig später die ebenso gezeichnete Klinge hinauszuziehen. Ein Relikt alter Tage, beinahe so alt wie Sieg selbst. Erleichtern nahm er es an sich und schob es unter den Gürtel seiner Robe. Er brauchte etwas das das er sich klammern konnte, etwas das ihm Halt bot gegen die mögliche Gefahr die ihm bevorstand.

Selbst wenn es eine Reise ohne Wiederkehr sein sollte, er hatte sich entschieden und er würde sein Leben dafür aufs Spiel setzen, egal wie es ausgehen würde. Was vor ihm lag war mehr als nur eine Exkursion. Es war sein letztes Abenteuer, Sein persönliches letztes Kapitel im Buch des Lebens welches er bereits glaubte gelesen und geschlossen zu haben.
Es war eine unerwartete Wende in seinem Dasein mit der er nicht mehr gerechnet hatte. Es war als sähe er seit langem ein Licht am Ende des Tunnels und in diesen Moment war es so als fühlte er sich jung, versetzt in seine Zeit als Abenteurer und Schatzjäger, in die Zeit der goldenen Tage und Nächte die ihm zu dem gemacht haben was er heute ist. Mit dem Schließen seiner Ladentür war es so würde er im Gegenzug das Buch seines Lebens erneut öffnen. Mit jedem Schritt den er sich von seinem Heim entfernte, begann er zu blättern, Seite um Seite umzuschlagen. Und als er im Hafen das Schiff bestieg welches auf ihn wartete, schrieb er die ersten Zeilen und somit den Anfang seiner wohl letzten großen Geschichte.

...Tag des Aufbruchs...

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