Tardukai Markos, in den Wäldern vor Pas zur Zeit der vandrischen Kriege gegen das Großkönigreich
Mondtag, der 27. Duler, 34 nach HilgoradDie Worte auf dem Pergament wurden sich kaum ändern, auch wenn er sie wieder und wieder lass. Natürlich war ihm das bewusst, und doch musste der Gedanke arbeiten. Wie ein Korn, welches man in die Erde gab und hegte und pflegte, bis daraus etwas erwachsen war, welches man ernten konnte.
Der Tardukai rollte die Schrift und trat über den Burghof. Hinauf an der Kapelle vorbei und in die Quartiere der Tardukai. Vielleicht eine Hand voll Seelen auf dieser Insel kannte den Ort, welchen er aufsuchte. Ein Geheimnis alter Tage mit einer Geschichte die in Blut, Ehre und Treue geschrieben ist. Hier an diesem Ort im Dunkel konnte er seinen Geist vollends fokussieren.
„Herr Angamon, allmächtiger Vater.
Jene geschriebenen Worten zu deuten verlangt mir alles ab, Herr.
Der Weg ist der in den Schatten, den Mantel der den Mythos kleidet.
Hier, mit wachem Blick vollführen wir die Aufgabe seit Jahrhunderten.
Wieso soll darin nun ein Wandel geschehen? Ich verstehe es nicht.
Sie mögen vergeben, doch zu Vergessen ist etwas gänzlich anderes.
Auch wir werden nicht vergessen. Die Flammen, die Torturen, die Schmähungen.
Nein dieser Frieden ist eine Scharade. Führe mich auf Deinem Weg,
führe mich im Schatten und an den Ort, der bestimmt ist Deinen nächsten Schritt zu tun.
Mein Schwert, wo du es verlangst.
Mein Wort, wo sie es erflehen.
Mein Glauben, unerschütterlich bei dir.
Meine Treue, auf ewig, hier und auch in Deinem Reich.
Herr Angamon, allmächtiger Vater.“Stunden verbrachte der dunkle Streiter in den Tiefen Ewigwachts. Das leise fließen des Blutes in nahezu vollkommener Dunkelheit unter Ihren Augen. Wieder und wieder kreisten die Gedanken des Mannes um die Tatsache, die ihn seit seiner Rückkehr beschäftigte, sich nun jedoch nochmal mit deutlich mehr Gewicht zurückmeldete. Er fasste einen Entschluss, einen Plan der einem Ritt auf einer Klinge bei stürmischer See gleichkommen würde. Doch er scheute diesen Gedanken nicht. Er wusste das Er bei ihm war. Alles was geschah, geschah in Seinem Namen. Es geschah, weil Er es wollte. Sein Bruder und auch die Exzellenz lauschten den Worten und fanden darin keinen Widerspruch. So sei es also, möge das Spiel beginnen. Am Ende des Weges Sein Wohlwollen, oder die endlose Dunkelheit.
„Es ist logisch, dass ihr für diesen Schritt erwählt wurdet. Ich hoffe, dass wenn all dies vorbei ist, wir uns wieder an einen Tisch setzen können“. Der Verstand des Regenten arbeitete wie erwartet. Er war ein Taktiker mit schwerer Last auf den Schultern. Nur zu gern ließ er sich davon einen Teil abnehmen. Die Worte des Tardukai waren wohl bedacht und vorbereitet. Zumindest dieser Stein war ins Rollen gebracht. Jetzt würde der blaue Ritter liefern müssen.
Der nächste Weg des Streiters führte unweit der Burg an die Küste. Hier kleidete er sich in eine einfache Lederkleidung und setzt mit dem Boot über. Noch bevor das kleine Ruderboot anlegte sandte er Worte an seinen Herren und jener antwortete wie erwartet. Seine Klinge fand reiche Beute und viele verlorene Seelen starben auf seinem Weg über den Strand, die Wälder und in die Höhlen. Ihre Waffen konnten den Schutz des Streiters nicht überwinden, eine Schneise der Vernichtung zog er hinter sich her bis er sein Ziel erreicht hatte. Der Mann kämpfte tapfer und mutig, doch schlussendlich wankte er und der Streiter erhob die Stimme.
„Dein Kampf endet hier, du bist erwählt für einen höheren Zweck. ER wählt dich dafür!“
Die Worte kamen kraftvoll und entfalteten umgehend ihre Wirkung. Der Mann, mitten im Schlag, erstarrte von Seiner Macht getroffen zu einem wehrlosen Niemand. Er nahm ihm das Bewusstsein und band ihn. Danach verließen die beiden den Ort, um in die Ferne zu reiten. Nach Osten, durch den Wall und von dort abermals in den Süden.
Er kam ihm auf halbem Weg entgegen. Der Gesandte war gekommen seinen Preis einzufordern. Der Tardukai übergab den Mann in die Obhut des Gesandten und erklärte seine eigene Existenz für unumstößlich. Der Tod eines wehrlosen wäre gleichbedeutend einem Tod durch die eigene Klinge. Der Gesandte akzeptierte und der Wehrlose fand in Grausamkeit den Tod durch das Maul der Kreatur. Der Handel war besiegelt ein weiterer Schritt getan. Nun galt es diesem weitere folgen zu lassen, wenngleich dafür andere Dinge zuvor passieren mussten. Es würde ein wenig Zeit vergehen müssen.
Endtag, der 31. Duler, 34 nach HilgoradDie folgenden Tage waren durch das Zusammentragen von wertlosem Besitz geprägt. Diese Dinge würden ihren Zweck erfüllen, so hoffte er, bei den Goblins am Wall. Diesem Stamm ging es nicht gut, und die Brandensteiner hatten zu übereifrig gehandelt. Zugegeben, ihre Taktik war nicht dumm, aber doch fehlte es ihr an Weitsicht und Verständnis für das große Ganze. Dazu hatten sie zu Anfang gezögert, etwas, was er nun ausspielen würde. Mit gepackten Taschen macht er sich auf den Weg, um einen Handel mit den Goblins zu machen. Ein jedes Lebewesen folgt einfachen Grundbedürfnissen, wir nennen diese Instinkte. Die Goblins waren darin keine Ausnahme und der Aikar klug genug diese zu verstehen. Der Tardukai offerierte dem Aikar, das was sein Stamm am dringendsten brauchte und das was die Brandensteiner nicht geben konnten oder wollten. Der Aikar nahm sich die Zeit zu überlegen, wie erwartet. Er nahm die gebrachten Dinge aus den Taschen und gab sie dem Aikar mit auf den Weg des Nachdenkens. Als die Augen des Aikar groß wurden, war ihm bereits klar, welche Antwort er erhalten würde. Es war nur eine Frage der Zeit.
Mondtag, der 3. Dular, 34 nach HilgoradSo sollte nun der nächste und bei weitem komplexeste Schritt folgen. Das ziehen der Schnüre eine Goblins und des Regenten war einfach, ihre Spielregeln waren eng gesteckt. Aber das würde nicht ausreichen, noch nicht ganz zumindest. Dazu war ihm danach, abermals gefordert zu werden und so trafen sie sich erneut. Die junge Tänzerin mit der Gabe, welche ihn mit nur eine Geste ihrer Hand, womöglich einem Gedanken in ihrem Kopf, in Staub verwandeln konnte. Er war angezogen von ihrer Macht und ihrem Einfluss. Sie war wichtig für das Gelingen des Ganzen. Doch selbst wenn es scheitern sollte, würde diese Bekanntschaft überdauern und dafür Sorge tragen, dass er auch zukünftig gerne die Insel bereiste und seiner Aufgabe nachging, so sie nur da wäre für einen Tanz der Worte, einen Tanz der Ideologien bis hin zur schmerzhaften Wahrheit, dass er bei ihr niemals das Licht entzünden würde können. Ihr Herz war eine Festung mit unüberwindbaren Mauern, und doch würde sie so wichtig sein.
Es begann wie immer, der Austausch der letzten Ereignisse. Sie war nicht untätig geblieben, wie erwartet und auch er teilte ihr weitere Details des Planes mit, wie sie es zweifelsohne erwartete. Der Formalien genüge getan, nahmen sie den ersten Schritt in die Vergangenheit auf sich. Er berichtete ihr von dem Mann, der er nicht mehr war und sie teilte eine Wunde der Vergangenheit mit ihm. Er nahm den Köder nur behutsam an, sie wusste um ihr Talent den einfachen Geist zu verwirren und er wollte ihr nicht zu viel Genugtuung geben. Sie sprachen lange und wenngleich es noch vieles mehr gab, musste das Gespräch hier enden. Er wusste genug, um eine weitere Reise zu machen. Anschließend wollte er sie besuchen kommen. Dort würde sie das Gespräch ungestört fortsetzen können. Er würde allerdings etwas vorbereiten müssen.
Wandeltag, der 4. Dular, 34 nach HilgoradEr schätze den Ritt ins Grüne. Es gab einen neuen Blick auf die Dinge und befreite somit den Geist für diese kurzen Momente von der Last des Planes. An seinem Ziel angekommen sammelte er sich in etwas Abstand auf das Zusammentreffen mit den Nordmannen. Ihre Art war für Ehre aber auch das deutliche Wort bekannt. Er hatte damit kein Problem, die entscheidende Frage war ohne eine andere. Würden die gemeinsamen Tugenden ausreichen darüber hinwegzusehen was man über die seinen sagte?
Das Gespräch verlief respektvoll und überaus zufriedenstellend. Es ist manchmal erstaunlich wie wenig die Obrigkeit dieser Insel über ihre Aufgabe Bescheid weiß. Lange sind die Tage gezählt, wo ein Breitschwert regieren konnte und mit Gewalt seinen Zwingen dort durchsetzen, wo es gerade nötig war. Und doch war es offenkundig schwer diese Verhaltensmuster abzulegen. Dazu wiegen Narben der Vergangenheit manchmal sehr tief. Er hatte sie vorbereitet auf dieses Zusammentreffen und dezent darauf hingewiesen. Es sollte hier keine Probleme geben. Am Ende des Gespräches war doch etwas geblieben, was er nicht erwartet hatte. Es tauchte ein Band auf. Ein starkes Band zwischen ihnen und ihr. Höchst interessant.
Auf dem Rückweg reiste er durch Brandenstein. Dieses Bad in der Menge, der von Lügen Geblendeten, war eine Notwendigkeit. Hier wurde die Aufgabe deutlich, für die Er sie erwählte. Zwischen Alltag und gelegentlichen Freuden mischten sich immer wieder Enttäuschung und Tränen. Die Hallen des Tempels waren in letzter Zeit immer mal wieder erhellt worden. Ein gutes Zeichen, es wäre sonst auf Dauer wohl auch langweilig geworden. Die Frage ob es eine zärtliche Dienerin der Hure war, wie in seinen ersten Tagen oder ob es ein Streiter mit kochendem Blut war würde vorerst eine Antwort schuldig bleiben. Womöglich war es sogar ein spitzzüngiger Diener des Einäugigen … oder eine Diener des Seelensammlers. Dafür war gerade keine Zeit. Er wandelte durch die Gassen zu einem der kleinen Läden, um dort für nur wenige Augenblick zu verweilen. Das Gesuchte war erstanden. Auf Wiedersehen Brandenstein. Möge Er dir und den deinen gnädig sein in den kommenden Monden.
Auf dem Rückweg wanderten seine Gedanken zu seiner Schülerin. Sie war bereits lange fort. Er würde sie doch wohl nicht zu sich gerufen haben?
Diesen Abend verbrachte er am Schrein unter dem Himmelszelt. Er nahm das alte Messer seines Großvaters heraus und begab sich auf einen sehr alten Pfad der Künste, die er einst von eben jenem Großvater beigebracht bekommen hatte. Es war Jahre her, doch gewisse Dinge, verlernt man nicht. Er nahm sich zuerst einen Stock zum üben vor, ehe er die Klinge in den frühen Morgenstunden hervor nahm und zu bearbeiten begann. Hierbei glitten seine Gedanken zu Graf Aarion und seinem Sohn. Die Tage des Anfangs...
Arkum eth Vegehk vara onach, ged ta Sakai, keretry Areth ta Logan