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Die Sonne stand noch tief über den Feldern von Dunquell, als Ergon, ein Hobbit mit rundem Bauch und rußverschmierter Schürze, den ersten Kürbis prüfend anstupste. „Der klingt satt“, murmelte er zufrieden, klopfte zweimal und grinste. Das dumpfe „Tonk“ bedeutete: festes Fleisch, reif, perfekt. Genau so sollte er sein.
Er trug den Kürbis in die Küche des Tavernensmials – eine kleine, aber wohlgeordnete Welt aus Tontöpfen, Kupferkellen und Kräutersträußen, die kopfüber von der Decke hingen. Durch das Fenster fiel das goldene Licht des Spätherbstmorgens auf den alten Holztisch. Hier begann sein Lieblingsritual.
Mit einem kräftigen Schnitt teilte Ergon den Kürbis. Der süßlich-erdige Duft stieg sofort in seine Nase. „So riecht der Herbst“, sagte er leise, während er die Kerne mit einem Löffel herausschabte. Die besten Kerne legte er beiseite – die würden später geröstet, leicht gesalzen, als Garnitur.
Er schnitt das Fruchtfleisch in Stücke, nicht zu klein – der Kürbis sollte seine Form behalten, bis er im Topf selbst beschloss, weich zu werden. Dann ließ er etwas Butter in einem gusseisernen Kessel schmelzen. Als sie zu singen begann, gab er Zwiebeln hinzu, fein gehackt, und rührte, bis sie glasig wurden. Der Geruch erinnerte an späte Sommerabende, an Lagerfeuer und warme Brote.
Nun kam der Kürbis dazu, dann ein Schuss klarer Brühe und eine Handvoll Muskatblüte, die er im letzten Jahr auf dem Markt von Brandenstein ertauscht hatte. Ein wenig Pfeffer, eine Prise Salz, zwei Lorbeerblätter. Ergon rührte bedächtig, als spräche er mit dem Topf: „Nur nicht hetzen. Gute Suppe wächst wie guter Kürbis – mit Geduld.“
Während der Kessel leise blubberte, nahm er eine zweite Pfanne und röstete die Kürbiskerne mit etwas Honig und Butter. Das Knistern erfüllte die Küche, und der süße Duft mischte sich mit dem würzigen Aroma aus dem Topf.
Nach einer Stunde war die Suppe bereit. Ergon zog die Lorbeerblätter heraus, griff zum Stampfer und zerdrückte die weichen Stücke, bis eine goldene, cremige Masse entstand. Dann goss er einen Schuss Sahne dazu, umrührte, und schmeckte ab. Ein winziger Löffel genügte – und ein warmes, zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Er füllte eine Schüssel, legte die gerösteten Kerne darauf, ein paar Tropfen Kürbiskernöl – dunkelgrün, duftend – und setzte sich an den Tisch. Draußen raschelte der Wind, irgendwo bellte ein Hund, und in der Ferne rief eine Bärtlan nach ihrem Sohn.
Ergon seufzte glücklich, nahm den ersten Löffel und dachte: „Vielleicht bin ich kein Maggi, aber das hier – das ist meine Art von Zauberei.“
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