... auch die Bäume entlang der Allee immer finsterer zu werden schienen, sich denen des Waldes anglichen und der Pfad beinah unmerkbar in den Wald hineinführte.
Die dicken, knorrigen Äste hingen weit über den Weg hinüber und schienen das Licht zunehmend irgendwie aufzusaugen, denn nur noch spärliche Strahlen berührten den Boden. Alles ward in ein schummriges, aber ebenso finsteres und fast unwirklich-beängstigendes Licht gehüllt.
“dies alles waren natürlich nur Gefühle, aber... nun ja, die machten ihn als Menschen ja auch aus, mh?“
Für einen Augenblick zuckten seine Mundwinkel zu einem leichten Schmunzeln, während er mit dem Geräusch dumpfer Schritte über den Waldboden stapfte, dann schien er sich wieder voll auf seine Umgebung zu konzentrieren. Immer wieder glitt sein Blick hinauf zu den Baumwipfeln, immer öfter drehte er sich um und spähte hinter sich oder zu seinen Seiten in das dichte Gestrüpp, mit nachdenklicher Miene seinen Mantel enger um sich ziehend und hin und wieder seine Schritte beschleunigend.
Gerade hatte er seinem Gang den alten, regelmäßigen Rhythmus zurückgegeben, als er plötzlich wie panisch herumfuhr, und in just dem Augenblick hinter einem Strauch am Rande des Pfades kreischend einige dunkle, seiner Meinung nach durchaus riesige Vögel aufflogen und durch das Blätterdach entschwanden.
Mit weit aufgerissenen Augen sprang er einen Schritt rückwärts, der anderen Seite des Weges entgegen, und als er sich hiernach langsam und noch immer etwas zitternd wieder umdrehte, sah er sich in kaum ein paar Schritt Entfernung einem kleinen, aber dafür umso breiterem, hutzeligen... Männchen "ja, konnte man es so bezeichnen..?" gegenüber. Überhaupt erinnerte das Ganze mehr an einen Baum denn an ein menschliches Wesen, gerade seine Haut machte den Eindruck von uralter Borke; allerdings hatte es Arme, kleine, dicke Beine, eine Art knolliges Gesicht und es hielt sich aufrecht...
"Bei den Vieren!! Was...?"
Erneut zuckte er zusammen, stemmte sich gegen den Baum, der ihm inzwischen im Rücken stand und starrte entsetzt auf das Wesen vor ihm.
Eine ganze Weile stand es nur einfach still da und tat nichts weiter, als ununterbrochen auf ihn, oder zumindest doch in seine Richtung zu sehen. Er rutschte noch ein weiteres Stück in sich zusammen, seine zitternden Muskeln beruhigten sich aber nach und nach wieder ein wenig.
Langsam hob das Wesen einen Arm in seine Richtung, ein Spalt tat sich auf Mundhöhe in seinem Gesicht auf und eine Stimme aus einer Mischung von Astknarren und Blätterrascheln, so schien es dem Verängstigten, erklang.
du.....
das Wesen neigte seinen übergroß scheinenden Kopf ein wenig zu Seite
anders
“anders als die anderen..!!“ vollendete ebenjene Stimme den Satz, während der Blick des Männchens kurz aber gemächlich den Weg entlang in die Richtung wanderte, aus der der Wanderer gekommen war. Diesem schien es jedoch, als seien diese Worte nicht durch sein Ohr von ihm gehört worden, und erneut und mehr als je zuvor weiteten sich seine Augen und über seiner Nasenwurzel bildete sich eine Steile Falte..
Dann jedoch geschah etwas merkwürdiges mit ihm.
Er sah, wie alles immer lichter wurde, das vorher finstre wurde zu einem heimeligen Glimmen, fast schon dem eines Herdfeuers, nicht ganz, aber ebenso bekannt und vertraut. Was ihn zuvor erschreckt hatte, die großen, überladenden Zweige, das dichte Gehölz und die kleinen Nebelschwaden, die hie und da über dem Boden schwebten, schien ihn nun zu beschhützen, kam ihm, wenn schon nicht freundlich, so doch irgendwie eng, innig mit ihm verbunden vor.
Als der Wanderer nach irgendwann seinen Blick senkte, bemerkte er, dass er wohl unbewusst dem Waldmännchen seit geraumer Zeit folgte, denn seine Beine trugen ihn über den Laub bedeckten Boden. Keinem sichtbaren Pfad schienen sie zu folgen, das Glimmen und Leuchten um ihn her aber nahm zusehends zu; auch war nun deutlich zu sehen, dass es von den Bäumen und ihren Blättern ausging. Der Geführte hob seinen Blick und schaute sich etwas verträumt um, sowieso nahm dieses Erlebnis immer mehr die Gestalt eines Traumes an; ein unwirkliches Gefühl, gerade so, wie er es sich vorstellte zu fliegen, überkam ihn und sacht schmunzelte er über sich selbst, während er noch immer aufmerksam und friedvoll “ja, das war wohl die passendste Beschreibung für all dies“ die Eindrücke in sich aufsog.
Dann .. erreichten sie den Rand einer kleinen Lichtung, kurz erhaschte er einen flüchtigen Blick auf einen Baum in deren Mitte, ein immenser Baum, und fast meinte er kleine Gestalten sich davor tummeln zu sehen “sein Herz..?“, dann jedoch hatten sie ihre Wanderung schon fortgesetzt und wieder waren sie rund um von Bäumen, Gesträuch, Nebel und losem Blattwerk umgeben.
Allmählich aber nahm ebenjene Stimmung wieder ab, und mit ihr auch die kaum zuvor gekannten Gefühle des Besuchers, noch aber war er zu überrascht, zu verstört klarere Gedanken zu fassen, wie er es doch... gelernt hatte.
Am anderen Ende des Waldes angekommen, denn dieses musste es sein, so zumindest hatte man es ihm beschrieben, sagte ihm ein kurzer Blick auf die Gegend, die vor ihm lag, verlangsamte der Führer seine Schritte, blieb schließlich stehen und drehte sich zum Wanderer um.
Wieder erschallte seine Stimme, nun jedoch erneut klar und deutlich in der Luft
nun... verstehen?
Wenn er sich das zugestanden hätte, hätte der Besucher gemeint ein Lächeln oder gar Schmunzeln im Gesicht seines Gegenübers erkennen zu können, und so hoben sich auch seine Mundwinkel freundlich ein wenig.
Eine Weile verharrte er beinah regungslos, dann senkte und hob er den Kopf kurz
[TT]ich denke...[/TT]
seine Stimme kam ihm seltsam rauh vor, erneut lächelte er aber sacht und schloss für kurze Zeit die Augen.
“dann nicht vergessen..!“
kurz noch keimte ein ansteckendes Lachen in seinem Innern auf,
und als er die Augen wieder öffnete sah er nichts als grauen, wenn auch nun vielleicht nicht mehr ganz so unheimlich wirkenden Wald vor sich.
Noch lange Zeit stand er allein und lächelnd dort, blickte wie abwesend in den Wald.
Erst als die Sonne sich “zum zweiten Male??" hinter den Horizont senkte, drehte er sich langsam um, mit jedem Schritt ein wenig ausgelassener dreinschauend und dem Stoff für etliche Geschichtenabende von dem dunklen Wald, schwarzen Hexenringen, Irrnebeln und guten Ratschlägen zur Umgehung des Waldes im Kopf......
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