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 Betreff des Beitrags: Ein Treffen mit der Vergangheit
BeitragVerfasst: 31.01.03, 18:28 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 31.01.03, 18:05
Beiträge: 73
Wohnort: aus dem bauch meiner mama
Träume schirmten meine Ruh,
Als mir flog ein Traumbild zu,
Das eine dunkle Gestalt sich verlief,
Wo ich im Schnee liegend schlief

Ganz verstört, der Hoffnung bar,
Die sie weit gewandert war,
Düster, müde von der Müh,
Schrecklich erklang mir sie:

„Wer lässt den Wald weinen fern?
Ob wir ihn wohl klagen hör´n?“
Jetzt!!.. schaun fern sie nach mir aus
Zwei dunkel rot´ Augen fern voraus!

Eine Träne entrang sich mir;
Doch schon naht´ ein Glühwurm hier:
„Welch Geschöpf, das noch wacht,
Ruft den Wächter dieser Nacht?“

Ich erleuchte diesen dunkeln Dämmergrund,
Während schmerzend es in meinem Kopf ´einher summt:
-Seinem Sang folgt hintendrein-
„Kleiner Wandrer, eile heim!“


...mühsam, doch energisch stapfte sie durch den tiefen Schnee. Das Gewicht bei jedem Schritt auf den knorrigen Stab stützend, lief sie jetzt nun seit 3 Kerzen durch den Wald. Warum war sie eigentlich aufgebrochen? Ja-, sie hatte zu lange in dieser stinkenden Stadt festgesessen. Tagelang schlug sie die Zeit tot um auf diesen verfluchten Schneider zu warten, bis sie es schließlich aufgab. Was hatte sie sich nur gedacht dabei, ihn im Voraus zu bezahlen. In einem Punkt war sie sich sicher: Würde dieser Herr Schneider ihr über den Weg laufen, so würde er es bereuen, egal ob es nun ihre eigene Schuld war oder die seine. Doch nun wärmten die mit fellgefütterten Stiefel ihre Füße und ein dicker Schal verbarg halb ihr Gesicht. Wenigstens ein Schneider Brandensteins war in der Lage gewesen, ihr die Sachen pünktlich anzufertigen. Und nun war sie aufgebrochen, einfach so. Weg von allem, raus aus dieser Stadt. Mittlerweile war sie tief in den Wald vorgedrungen ohne jeglichen Bedacht darüber was ihr eigentliches Ziel war, lediglich die Gegenwart des Waldes und seiner Stimmen schien noch die entferntesten Winkel ihrer selbst zu ereilen. Die Dämmerung schuf Platz für die Nacht und ein dunkler Schleier legte sich im Wald nieder. Sie hielt an, stützte den Arm an einen Baum um kurz auszuruhen, denn der tiefe Schnee machte ihr zu schaffen. Da war es der Schrei eines Bären der sie aufhorchen lies. Nicht unweit von ihr lag er im Schnee und starb langsam. Sie wagte sich nicht zu ihm, sondern umkreiste ihn vorsichtig in dem Wissen einen Bären im Todeskampf niemals zu nahe zu kommen. Doch da ward es schon als sie einen zweiten Bären entdeckte und einen dritten. Weitere vier lagen in näherer Umgebung, alle im blutgetränkten Schnee, das Fell teilweise abgezogen, den Bauch aufgeschnitten und der Innereien entledigt. Es war nicht ihr Scharfsinn sondern eher ein fremder Ruf, der ihr plötzlich zu verstehen gab, das sie nicht alleine war. Sollte dieser Jemand oder dieses Etwas noch in der Nähe sein? Ihr Herz schlug augenblicklich schneller. Intuitiv umklammerte sie ihren Stab und spähte suchend in die Umgebung. Etwas war da, bei ihr, hier neben den Kadavern der Bären. War es ein Lichtspiel oder doch das rote Leuchten zweier Augen, die sie plötzlich im Unterholz entdeckte. Starr und ohne Bewegung lagen sie ruhig auf ihr. Ihr Atem ging stoßartig. Es schien als würden alle Bewohner des Waldes ängstlich schweigen, denn von nun an war nicht ein einziger Laut mehr zu vernehmen. Sie fasste allen Mut zusammen, stemmte den Stab demonstrativ vor sich und rief gen fremder Gestalt, sie solle sich zu erkennen geben. Keine Antwort. Die rot-leuchtenden Augen lagen beständig auf ihr....
...Wie es kam wird sie wahrscheinlich nie begreifen können, denn ein fremdartiges Raunen fuhr in ihre Sinne. Wie tausend kleine Nadelstiche auf dem Kopf schlich sich eine mystische Stimme in ihre Gedanken. Ob weiblich oder männlich war völlig unbedeutend, denn ihr innerer Klang folgte einer eigenen Art und Weise, die kein Medium zu haben schien. Mehr aus ihrem eigenen Körper selbst als von den zwei roten Augen her erklang die Stimme: „Dieser Wald leidet. Warst du derjenige der ihn hat leiden lassen?“
Sie wusste nicht was sie antworten solle. Überhaupt war kein klarer Gedanke möglich. Ein schwarzer Schatten hing über ihr und durchlief die tiefsten Tiefen ihrer selbst. Sie lies sich auf die Knie fallen, hielt sich den Kopf und riss die Augen nach allen Seiten auf. Wie eine kalte Hand rumorte es in ihrem Kopf und unaufhaltsam schien es, flogen die Gedanken und Erinnerungen heraus und gaben alles Preis, was sie hatte in den langen Jahren verarbeitet. All den Schmerz und die Angst, alles was bisher immer nur ihr allein gehörte, war nun vollends aufgedeckt und wurde begafft von einer fremden Macht. Stöhnend entfuhr es ihr, sie wisse nicht wer die Bären getötet hatte. Noch weiter und noch tiefer grub sich die Macht in ihre Gedanken. Eine roter Schleier fiel über sie und es waren nur einige winzige Momente wo ihr die Bilder in den Kopf schossen: Bilder von enormer Grausamkeit, von Blut – überall Blut, das Schreien von Tieren, und ein Baum. Ein großer alter Baum, kahl und krank, und unter ihm ein Haufen toter Tieren in einem See aus ihrem eigenen Blut. Immer wieder kamen die Bilder vor ihre Augen und sie schrie nun von Sinnen und Schmerz.......
...Wie betäubt, der Muskelkraft beraubt, lag sie da wimmernd im Schnee und starrte zu den immer noch rot-leuchtenden Augen. Sie waren nicht mehr an der Stelle wie zuvor, sondern blickten nun aus 3 Schritt Entfernung zu ihr hinunter. Die Gestalt war in einer tiefdunklen Robe gehüllt und der Schatten der Kapuze verdeckte das Gesicht, wobei die roten Augen klar hervorleuchteten. Lediglich seine weißen Hände hingen schrumplig am Körper hinab. Lange stand die Gestalt nur da und sah auf sie herab, wie sie im Schnee kauernd neben dem toten Bären lag. Nach wie vor hielt die fremde Macht von ihr Besitz und forschte in ihren Erinnerungen. Noch einmal erklang es in ihrem Kopfe verzerrt: „Dieser Wald leidet. Er wird nicht mehr lange bestehen. Eile heim und berichte deinem Volk darüber!.....Eile heim und überringe ihnen diese Nachricht!“. Wie einem Echo glitten die Stimmen auseinander in alle Richtungen, verteilten sich und verstummten nach einiger Zeit. Die fremde Macht zog sich aus ihrem Körper zurück, leise und gemächlich. Die Flut von kontrollierten Gedanken setzte wieder ein und ein warmer Lebensfunke hauchte wieder in ihre Glieder ein. Die dunkle Gestalt entfernte sich langsam, den Blick jedoch stets auf ihr ruhend. Sie schien mehr über den Boden zu schweben als zu gehen. Irgendwann verschwand sie gänzlich im Dunkel der Nacht, und auch die roten Augen, die noch eine Weile auf sie zu blicken schienen, erloschen dann.
Sie blieb die Nacht neben dem Bären liegen, eher wegen der Erschöpfung als dem Unwille zurückzukehren. Was war das nur für ein fremdes Wesen, welches die Macht hatte in ihre Gedanken und Erinnerungen einzudringen? Selbst bei der Zeremonie, damals auf dem Altar, unter den Augen der Brüdern und Schwestern, hatte sie sich nicht so entblößt gefühlt. Dieses Wesen muss der Diener einer höheren Macht gewesen sein. Einer Macht, die vielleicht der der großen Mutter gleicht oder wenn nicht sogar stärker ist. Doch ist das überhaupt möglich? Gibt es eine Macht, die über den Dreien steht? Wenn sie doch nur eine der Schwestern finden könnte, vielleicht würde sie dann eine Antwort bekommen.


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