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 Betreff des Beitrags: Unschuld...
BeitragVerfasst: 24.01.03, 21:34 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 24.01.03, 18:44
Beiträge: 5
Sie gab auf...

Schweres Keuchen... jämmerliches Schluchzen!
Schnell lief sie immer tiefer in den finstren Wald hinein, dessen mächtig wirkende Baumkronen kein Licht auf den modrigen Waldboden durchließen. Es war bereits nahe vor der Dämmerung, aber war es warm und die Luft bedrückend schwül wie man es aus der Zeit der Vitama empfinden lernte. Sie war weit von ihrem Dorf, ihrer Familie und ihren Liebsten entfernt... doch der Wille, der sie dazu brachte, sich an ihrem Leben festzukrallen, musste sie in die andere Richtung treiben.
Sie wusste nicht wo sie war und wohin sie lief, geschweige wo sie denn nur hin sollte, nur eines wusste sie... sie müsste laufen – laufen, um dem zu entgehen, was von „ihnen“ beschlossen wurde.
Sie wurde gejagt. Sie wurde von denen gejagt, die meinten...
„Sie weiß zu viel.“
Ihr Herz raste wie noch nie zuvor und ebenso lief sie weiter. Jeder Muskel schien zu schmerzen und ihr Blut brannte durch ihre Venen.
„Sie steht wider unserer Sicherheit.“
Was wusste sie denn schon? Wem kam sie auf die Schliche? Sie wusste es selbst doch gar nicht... wie konnte sie sich überhaupt sicher sein, zu sterben?
„Sie ist des Todes!“
Salzig schmeckte sie ihre eigenen Tränen, die ihr heiß über die Wangen rannen und sich sanft auf ihre, vom schweren Atem spröde gewordenen, Lippen legten. Es schien aussichtslos, denn dies war es auch. Je schneller sie zwischen den groß gewachsenen Bäumen durch den Wald rannte und je weiter sie sich ihrer Hölle entfernen wollte, desto lauter zerbrachen die Zweige unter ihren Füßen und desto näher schienen „sie“ zu kommen wie Wölfe, die nur darauf warten, dass ihr Opfer zusammenbricht und sich zum sterben niederlegt, auf dass sie ihre Reißzähne in ihr Fleisch bohren und von ihrem Blut trinken könnten.
Vieles ging ihr durch den Kopf... nein, es rannte an ihrem geistigen Auge vorbei.
Was wäre, hätte sie... Warum, wenn sie doch...
Wirre Gedanken, so fremd und verschleiert wie das vor dem sie sich fürchtete und dennoch wusste sie nicht, was sie zu fürchten hatte. Wie in einem Traum, dessen man sich nie bewusst werden kann, sah und empfand sie wie sie noch nie zuvor empfand. Die Nacht des Waldes bildete schemenhafte Gestalten... Fratzen und Stimmen...
Der Aufschrei eines Mädchens! – Sie war noch keine 16 Jahre alt. –
Sie war gefallen und äußerlich im Willen gebrochen lag sie in dem Dreck. Ihr weißes Kleid war nun zerrissen und färbte sich an den Stellen ihrer Schürfungen und Schnitte der Dornenbüsche rötlich. Sie war wie benommen, abwesend und ihrer Umgebung nicht bewusst... Aber „sie“ kennen keine Gnade und Mitleid, wenn es um ihre Bruderschaft und dem Willen des Herren geht und so kamen sie dem Mädchen stetig näher, unbeirrt von dem Weinen und geschluchzten Flehen.
„Es gibt keine Rettung vor den Dienern der Dunkelheit.“
Ich muss laufen... dachte sie sich wie es ein Beutetier instinktiv nicht besser gewusst hätte. Die Angst erquickte ihren Leib und ihr junges Blut strömte wieder rascher durch die Adern, dass das Leben vom neuen in ihr aufgebahrte. Als sie sich gehetzt aufrichtete, ließ der Schreck ihre Glieder erstarren. Einer „ihrer“ hatte sie gefunden. Vollkommen in einem finstren, aber dennoch reichlich verzierten Gewand stand er vor ihr. Ein Krieger? Ein Magier? Man kann es ihnen nicht ansehen... einer gleicht dem anderen und ihre Gesichter scheinen von tiefen Schatten bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Hastig sah sie hinter sich. Ob sie noch Hoffnung empfand? Die schemenhafte Gestalt rührte sich nicht und das Mädchen begann wieder zu rennen. Einen Blick wagte sie hinter sich, doch wünschte sie danach, sie hätte stur und feige nach vorn gesehen, denn die Gestalt war fort als wäre der Mann nur ein Trugbild gewesen. Hätte sie doch niemals an denen gezweifelt, die sich als ihre Freunde ausgaben und ihr wie die Liebsten vorkamen... dann, ja vielleicht dann hätte sie die Wahrheit nie erfahren, wer sie waren und was sie wollten.
„Es ist bequem an der Lüge zu hängen.“
Die Worte, denen sie einst lauschte, wollten nicht mehr von ihr gehen. Sie glaubte, langsam den Verstand zu verlieren oder hatte sie es bereits? Denn wo waren sie, ihre Verfolger?
Allmählich erfasste das Mädchen die Resignation. Was sollte denn noch all der Schmerz... dieses leidvolle Treiben und die quälenden Fragen. Ihr schwerer Atem wurde ruhiger, nicht weil sie von der Erschöpfung überwältigt wurde, sondern weil sie an einer Lichtung stehen blieb.
„Sie wird schnell aufgeben.“
Es war nun bereits Nacht und zum letzten Male wollte sie zum Himmel aufsehen, um sich an der Pracht der Sterne zu erfreuen... ein langer, friedvoller Seufzer mit letzter gebliebener Lust entwich ihrer Kehle als diese Nacht ihr die Sterne verwehrte und anstelle der dunkle Mond, der alles um sich herum zu verschlingen schien, am Himmel auf sie abstarrte.

Es war vollkommen still und mit größter Trauer sah sie auf den tiefschwarzen Teich vor sich ab. Niemand war zu sehen oder zu hören als der Bolzen zwischen ihren Schulterblättern ihr Herz durchschlug. Ohne einen Laut des Schmerzes fiel sie kerzengerade in die Blüten des Teiches, die selbst in tiefster Nacht so wunderschön anzusehen waren... zwischen ihnen ein ebenso schönes Mädchen, so friedlich... und bald vergessen.

...denn wer entkommt schon den Daimoch Ae?


Zuletzt geändert von DaimochAe: 31.01.03, 19:27, insgesamt 1-mal geändert.

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