Am Abfahrtstag früh morgens im Reiterbüro
„Elamio, mach die verdammte Tür auf!“ mit zerzausten, wirren Haar, einem Zettel in der rechten Hand und nur mit eine dünnen Nachthemd bekleidet, hämmerte Merelina mit der Linken gegen die Tür zu Elamios Zimmer. Der dumpfe Knall und das darauf hin folgenden genuschelte Fluchen aus den Zimmer zeugte wohl davon das er recht unsanft wach geworden war, wovon auch sein mürrischer Gesichtsausdruck zeugte, als er kurz darauf den Kopf aus denn Zimmer streckte und zu ihr hinabsah. Kurz verwandelte sich dieser dann in ein dümmliches, lüsterne Grinsen, als er ihre Aufmachung bemerkte, bevor er den Kopf wieder ruckartig anhob, als Merelina ihn schwungvoll eine Zettel unter die Nase hielt.
„Wann ist der gekommen? Warum hast du mich nicht geweckt ihn mir zu geben? Wieso hast du ihn neben mir auf Kopfkissen gelegt, wenn ich den nun übersehn hätte! Was stehst du so ruhig rum , zieh dich an geh zum Hafen frag wann das Schiff losfährt, hol mir ein paar Taschen dann und hilft mir den Kram zusammen zupacken, ach ja und haltbares Essen und trinken! Verdammt was stehst du so ruhig herum ? Männer tse, alles muss man allein machen!
Zieh dir endlich was über und geh zum Hafen!“
Ehe Elamio überhaupt reagieren konnte, war Merelina auch schon wieder, einen unaufhaltbaren Sturm gleich, davon gesaust dabei weiter vor sich herzetern und wild mit den Armen fuchtelnd. Kurz fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und machte einfach wieder die Tür zu seinen Zimmer zu, noch mal in sein Bett kriechend. Die Decke weit über seinen Kopf ziehend murmelte er noch kurz verächtlich „Weiber!“ und schlieft schnarchender Weise wieder ein.
Derweil wuselte Merelina weiter völlig unkoordiniert durch das ganze Haus, Chaos in allen Ecken verursachend, während sie ihre Sachen im den Schlafraum der Reiter zusammen sammelte. Störende Reiter wurden gnadenlos beiseite gedrängt die, die was sagen wollten böse angefaucht, oder zu Hilfsdiensten eingespannt, was zur Folge hatte das sich einer nach den anderen klammheimlich aus den Büro verdrückte, unter mehr oder weniger fadenscheinigen Ausreden.
Die plötzliche Leere im Büro, nur durch Merelinas herum Gewirbel mit Leben gefüllt, hatte natürlich unweigerlich zur Folge das Elamios schnarchen gut hörbar durch das Haus hallte. Mit einen wütenden Fauchen schnappte Merelina sich den kleinen Eimer im Bad und füllte ihn randvoll mit eisigen Wasser und schleppte ihn unter zahllosen Flüchen hinauf zu Elamios Zimmer. Mit schwungvoll ausholender Bewegung, verteilte sie den Inhalt des Eimers über Elamios Bett, was zur Folge hatte das dieser, mit unnatürlich hoch quietschender Stimme, aus den Bett hochfuhr und neben den Bett zu sitzen kam. Den nun leeren Eimer schleudere sie achtlos in eine Zimmerecke und deutet mit den Finger erst auf ihn und dann zur Tür, „Zum Hafen gehen, Taschen und Essen holen, tragen und packen helfen! Sonst erzähl ich denen von der Forstverwaltung mal von deiner Liebe zur Jagt ohne Jagdschein!“ Die Arme vor der Brust verschränkend starrte sie mit finsteren Blick zu Elamio hinab der noch immer völlig verwirrt auf den boden saß, dann aber sich scheinbar sammelnd losbrüllte „Sagmal wer ist hier eigentlich der Boss, du freches Weibsstück?“, gelassen zuckte sie darauf hin nur kurz mit den Schulter „Wenn es danach geht, wer am meisten arbeitet, wohl weder du noch ich.“ Kurz warf sie ihm noch seine, auf der Truhe neben der Tür liegenden, Hosen und wendete sich wieder ab. „Du darfst dir vorher noch 2 Minuten Zeit lassen dich anzuziehen“, meinte sie im gönnerhaften Ton und tapste noch immer Barfuss und im Nachthemd wieder davon.
Stunden später, Elamio war inzwischen vom Hafen wieder gekommen hatte ihr ein paar Taschen und ein großes Essenspaket gebrach, bevor auch er sich klammheimlich davon gestohlen hatte, saß Merelina, nun vollständig angekleidet, mit verzweifelten Gesichtsausdruck vor eine Riesen Haufen Taschen und Beuteln.
„Verdammt, das kann ich doch nie alles mitschleppen ...“ nach und nach sortierte sie eher wiederwillig einige Sachen wieder aus. „Nun gut, die Waffensammlung muss hier verbleiben, die Werkzeuge, das Glas, das Eisen, das Gold nehme ich mit egal wie, hm ...worauf kann ich noch verzichten....“, mit den kopf in den Taschen verschwinden, warf sie wieder Chaos machend, mit eher Unnützen Kram um sich, ein Haufen Kissen, Wolle, Pfeile, bunte Glaskugeln, Türgriffe und alles mögliche an Krimskrams, wie ihn wohl sonst nur eine diebische Elster in ihren Nest sammeln würde, sortierte sie nach und nach eher wiederwillig aus, bis eigentlich nur noch ihr Schmuck, ihre Kleider, etwas Geld und Kleinkram in den Taschen verlieben.
Das Gepäck auf diese Weise, auf die für eine Frau Überlebens notwendigen 5 Großraumtaschen reduziert, sah sie sich etwas wehmütig im Büro um. Einer plötzlichen Eingebung folgend, streifte sie ihre dunkel, zerschlissene Robe über, mit der sie so gern durch die dunkeln Gassen gehuscht war und verlies das Gebäude, um ein letztes mal durch Brandenstein zu spazieren. Lächelnd hob sie den Kopf zum Himmel, kurz den Schneeflocken zusehend, wie sie sanft und lautlos zum Boden fielen, den kurzen so friedlichen Moment offensichtlich genießend.
Langsam rollte eine einzelne Träne ihre Wange hinab, während sie mit wehmütigen Lächeln über den Marktplatz blickte.
„Soviel erlebt hier, Schmerzen und Freuden, körperliche und seelische. Freunde gewonnen, m mir Feinde gemacht. Gelacht habe ich viel und auch geweint, bin gereift im Geiste, habe viel gelernt und dennoch, ich könnte hier nicht bleiben, niemals ohne Ihn....
Er ist meine Heimstatt, der Ort wo mein Herz zuhause ist, muss immer um ihn wehen...mein Fels...“ Langsam setze sie ihren Weg fort, kurz durch die Fenster der Taverne blickend, in die die anderen Reiter sich geflüchtet hatten, sah lächelnd zu wie sie miteinander redeten, bevor sie wieder zurück zu den Büro ging.
„Etwas muss ich noch tun, eh ich die Insel verlassen kann!“ ,entschlossenen Schrittes ging sie zu Elamios Zimmer und zog aus einer der Taschen der Robe ein paar Dietriche. Kurz musterte sie diese grinsend, eh sie sich daran machte das Schloss der Tür zu knacken, um dann sein Zimmer zu durchwühlen.
„Ha!“ mit triumphierenden Gesichtsausdruck hielt sie mit einen mal eine süße kleine Quietschente hoch, die sie unter seinen Kopfkissen gefunden hatte.
„Die nehme ich mit!“, die Ente mit sich nehmend ging sie festen Schrittes zurück zum Schlafraum und nahm langsam, leise ächzend dabei, ihre Taschen in die Hände. Ein letztes mal blickte sie noch zum Haus zurück während sie schwer schnaufend und wankender weise, sich und die Taschen zum Hafen schleppte.
„Platz da, verdammt noch mal geht mir aus den Weg!“, laut fluchend und unverschämt drängelnd und schubsend, bahnte sie sich am Hafen den Weg durch die Menschmassen, sich immer wieder nach Anaih umblickend. Gerade wollte sie einen vor sich stehenden Mann, mit dem sie zusammengeprallt war, ebenfalls laut anranzen, als dieser mit leisen Lachen zu ihr sprach „Nicht so stürmisch mein Wind, auch Felsen können fallen.“
Ihn verwundert musternd, lies sie plötzlich achtlos alle Taschen fallend, während sich Tränen in ihren Augen sammelten, hob sie langsam die Hand zu seinen Kopf und zog das Kopftuch von diesen. Scheinbar Ewigkeiten starrte sie ihn nur wortlos an, das im Wind flatternde Kopftuch in der Hand haltend, bevor sie sich mit einen erstickten Aufschrei in seine Arme stürzte und sich an ihn klammernd, den Kopf in seiner Robe vergrub. Eine Weile hielt Anaih sie nur so umarmt, ehe er den Zeigefinger unter ihr Kinn legend ihren Kopf anhob, ihr ins Gesicht blickend. „Hast du mich also doch noch erkannt mein Wind“, ein gequältes Lächeln erschien auf ihren Gesicht, bevor sie langsam und zaghaft über die verätzte Gesichtshälfte strich. „Was hast du nur wieder angestellt Anaih.“, kurz reckte sie sich zu ihm und küsste sanft seine Lippen. „Denke nicht das ich dich auch nur noch einmal alleine lasse, es scheint man muss ständig auf dich Acht geben“, meinte sie mit zittrigen Lächeln in versucht neckenden Ton, während weiter ein paar Tränen in ihren Augenwinkeln glitzerten.
Kurz tief, wie erleichtert scheinbar, durchatmend, schloss er sie wieder fest in die Arme.
„Lass uns an Bord gehen Merelina, es wird Zeit“, mit diesen Worten lies er sie wieder los und nahm ein paar ihrer Taschen in die Hand, sie vor ihr her auf das Schiff tragend.
Sie stand an der Reling als das Schiff losfahren wollte und sah zurück zum Hafen, während Anaih sie dabei, von hinten die Arme um sie schlingend, festhielt.
Mit einen mal erblickte sie Elamio der schreiend und winkend auf das Schiff zu rannte. Grinsend winkte Merelina ihm mit seiner Quietscheente zu, zuckt dann aber erstaunt zurück als er auf das gerade abfahrende Schiff zusprang....
Auf Wiedersehen Siebenwind
_________________ Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche)
Zuletzt geändert von Delila: 28.01.03, 19:45, insgesamt 1-mal geändert.
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