Voll Sorge schaute sie in Richtung des steilen Abhangs vor ihr. Durch die Dunkelheit konnte sie nur erahnen wie tief sie gefallen war. Ein falscher Tritt auf dem schmalen Grad hatte genügt. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel gut und gerne 300 Fuss den Hang hinab. Sie musste längere Zeit ohnmächtig gewesen sein. Denn als sie aus der Ohnmacht erwachte war es Nacht. Es war bereits dunkel und der Schmerz in ihrem rechten Bein sagte ihr, dass es wohl gebrochen war. Dazu kam, dass sie plötzlich fror. Eine Erfahrung welche sie über Jahre hinweg nicht mehr gemacht hatte. Ein Griff an ihren Hals liess sie zusammenfahren. Das Amulett. Es war weg und somit auch der Schutz gegen die unsägliche Kälte. Sie wusste nur zu gut was das bedeuten würde. Kein Stück Holz in der Nähe mit dem sie ein Feuer machen oder ihr Bein schienen konnte. Nur kalter vereister Stein und hartgefrorener Boden. Sie versuchte den Platz kriechend zu verlassen. Aber der unsägliche Schmerz stopte ihre Bemühungen bereits nach ein paar Metern. Und wohin sollte sie den auch kriechen? Trotz Schmerzen musste sie Lachen. In der Dunkelheit war nichts auszumachen. Kein Baum der Schutz geben konnte, kein Strauch, nur Fels, Steine, Eis und Schnee. Hier würde also alles enden.
Sie musste zurückdenken an die Zeit im Hexenhaus, an all die Brüder und Schwestern, Sie dachte an Sha Shabani. Sie war mit ihr zusammen eine der ersten Hexen auf der Insel. Es war die Nähe zur Mutter welche hier besonders spürbar war. Sie dachte daran wie sie RAR und GROG gefunden hatte, sie dachte an die kurzen Freundschaften die sie hatte. Es waren nicht sehr viele, war sich doch eine ausgesprochene Einzelgängerin. Aber es waren gute, schöne Freundschaften. Während sie so über ihre Zeit hier auf der Insel nachdachte, fing sie an sich langsam auszuziehen. Kleidungsstück um Kleidungsstück legte sie ab. Faltete sie sorgfältig zusammen und legte sie neben sich auf den kalten Boden. Sie spürte die Kälte kaum mehr. Im Gegenteil es wurde ihr warm. Sie dachte an die Streitereien die sie immer hatte, vor allem mit den Schwestern. Dabei verzog sich ihr Mund zu einem bedrückten Lächeln. Sie werden froh sein mich los zu sein. Ich war keine bequeme Hexe. Nein das bei Leibe nicht. Eben eine schwarze Hexe. Doch diese Stadtweiber gingen ihr mit ihrer arroganten, hochnäsigen Art auch immer wieder auf die Nerven. Die hatten immer das Gefühl etwas bessers zu sein. Die vielen Rituale kamen ihr in den Sinn welche sie in sehr positiver Erinnerung hatte. Doch auch die Zurückhaltung vieler Hexen gegenüber der Mutter. Sie musste lachen als ihr die Geschichte mit Silberhaar in den Sinn kam. Nicht einmal als Gesandte der ........ aber was solls. Es war vorbei. Sie war schon etwas Besonderes. Nicht so wie die Anderen. Eine Träne rollte ein Stück über ihre Wange bis sie ein Stück weiter unten zu Eis gefror. Sie sah grüne, blühende und früchtetragende Bäume, sie sah die Tiere des Waldes wie sie zu ihr kamen, Vögel welche ihr ein Lied sangen, Schmetterlinge in allen Farben des Regenbogens. RAR kam auf sie zu und schmiegte sich an sie. "Du begleitest mich mein Freund. Mir wird endlich warm." Dann sah sie das Licht. Zuerst sehr weit weg doch dann immer näher und heller. Noch einmal nam sie alle Kraft zusammen und streckte die Hände dem Licht entgegen. Als es bei ihr war umfasste es Kitara und trug sie fort "Mutter"