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 Betreff des Beitrags: Das sterbende Herz
BeitragVerfasst: 21.02.03, 04:57 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 10.12.01, 21:07
Beiträge: 57
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht während sie aus dem Zimmer rannte. Sie war ja so dumm..... Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss, doch sie rannte nur noch, rannte wie um ihr Leben.
Beinahe wäre sie die Stufen hinunter gefallen, doch sie kümmerte sich nicht darum, es war ihr egal. Sie wollte nur noch weg, weg von diesem Ort an dem sie sich so nackt fühlte, so allein. Sie öffnete hastig die schwere Eisentür zur Waffenkammer und lies sie hinter sich wieder ins Schloss fallen. Das laute Krachen musste so spät nachts die ganze Burg wecken, doch es war ihr egal!
Wieder wischte sie sich mit ihrem Hemdsärmel über das tränenverschmierte Gesicht und betrat den einzigen Ort, an dem sie sich sicher fühlte, sicher und geborgen. Auch wenn jeder des Bundes Zutritt hatte, das hier war IHR Lager, ihr zuhause und das würde sich nie ändern.
Sie öffnete eine der Truhen und holte ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich die Nase.
Erschöpft lies sie sich auf den einzigen Stuhl im Raum sinken.
„Warum? Warum habe ich das getan?“ fragte sie sich selbst immer wieder doch sie erhielt keine Antwort.
Ihr blick fiel auf die Rose, die schon so lange auf ihrem kleinen Tisch stand.
„Seltsam...“ dachte sie bei sich selbst „Die Blüte verwelkt niemals und verliert auch nie ein Blatt“ Sie lächelte traurig. Die Blume war wie sie...niemals Schwäche zeigen, immer aufrecht durchs Leben schreiten, egal was kommt. Und doch immer für andere da sein, ihnen ein Lächeln abringen und ihnen bewusst machen, dass es immer ein Morgen gibt und die Sonne immer anderswo aufgeht, während sie an einem Ort unter geht.
Wieder kreisten ihre Gedanken um IHN. Sie war froh, dass sie ihm helfen konnte. Wie verletzlich und hilflos hatte er in ihrem Arm gewirkt und doch hatte sie ihm neuen Mut geschenkt, er hatte wieder Hoffnung und das war das einzige, worauf es ankam sagte sie sich immer wieder!
Ihre Gefühle waren unwichtig, Hauptsache ER fand sein Glück und das hatte er offensichtlich. Sie hatte sie gesehen, die Frau, der sein Herz gehörte und sie wusste das er sie aufrichtig liebte. Sie würden glücklich werden zusammen, da war sie sich ganz sicher!
Nein......sie hatte kein Recht sich einzumischen, er durfte es nie erfahren und sie hatte Angst, dass sie vielleicht schon zu viel gesagt hatte....das ihre Gesten oder ihre Blicke vielleicht bereits zu viel verraten hatten. Panik ergriff sie.
Doch sie atmete tief durch und wischte die Angst und ihre Tränen hinfort.
Nein, dass konnte nicht sein, er war zu sehr mit sich beschäftigt. Er konnte es nicht wissen und er sollte es auch nie erfahren, schon zu seinem eigenen Besten! Sie wusste, dass er diese Liebe niemals erwidern konnte und selbst wenn, würde sie nur Leid und Unglück über ihn bringen. Nein, soweit würde sie es niemals kommen lassen! Bisher hatte die Liebe ihr nur Unglück gebracht, sie würde nicht zulassen, dass sie auch IHN zerstörte.
Wie ein kleiner Junge hatte er geweint in ihren Armen, geweint, weil die Frau seines Herzens zu viel Angst hatte ihn zu lieben. Wie gut konnte sie das verstehen...
Auch sie fürchtete sich vor der Liebe und immer noch ist die Angst so groß, das sie nicht zulassen kann, dass ihr jemand zu nahe kommt. Jedes Mal, wenn sie es versuchte, wurde sie verletzt, wurde ihr Herz in Stücke gerissen und jedes Mal starb ein größerer Teil von ihr.
Er sagte, er hätte noch nie jemanden getroffen, der so erwachsen war wie sie. Verächtlich seufzte sie. Wie hätte er auch wissen sollen, das dieses „erwachsen sein“ nur durch Schmerz, Leid und unerwiderter Liebe gewachsen ist! Nein, das wünschte sie sich nicht für ihn! Diese Last sollte er nicht tragen müssen. Ja, wahrlich, sie hatte das Gefühl das ganze Leid der Welt auf ihren Schultern tragen zu müssen.
Sie liebt ihn, das hatte sie vom ersten Augenblick an gewusst, als sie ihn sah. Aber er liebt eine andere...natürlich! Warum sollte ein Mann wie ER auch ausgerechnet etwas für SIE empfinden.
Da war es wieder, dieses tiefe Gefühl unendlichen Schmerzes. Und doch war sie seltsamerweise auch glücklich! Er hatte sie in sein Herz blicken lassen, hatte ihr einen Teil seiner Selbst gezeigt, so ehrlich und unverfälscht durch den Alkohol.
Sie seufzte und war erleichtert das er so viel Schnaps getrunken hatte. Sicherlich konnte er sich morgen an nichts mehr erinnern. Das würde ihr wenigstens weiteres ersparen. So war es ihr Geheimnis das sie fest in ihr Herz schließen würde. Nur sein brummender Schädel würde ihn an die Nacht erinnern, aber ihre Lippen waren versiegelt. Niemals würde sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen! Sie würde die Schmerzen ertragen, die sie bei seinem Anblick hatte und niemand würde es ihr anmerken können. Darin hatte Sie bereits mehr als Genug Erfahrung!
„Wie lange Alana?“ hatte er sie gefragt „wie lange kannst du es aushalten....ohne ein Wort, ohne eine Geste oder selbst nur ohne einen Blick deines Geliebten“ hatte er sie gefragt.
Langsam wiederholte sie ihre Antwort und sprach sie leise immer wieder vor sich hin:
„Bis an das Ende aller Tage“
So würde es sein, so MUSSTE es sein, auch um seinet willen!
Nochmals holte sie tief Luft und versuchte ihre Fassung wieder zu finden. Sicherlich würde er schon schlafen nach so viel Schnaps. Sie horchte eine Weile in die Stille der Burg, doch sie vernahm kein Geräusch und so fasste sie den Entschluss wieder in den Schlafsaal zu gehen und sich endlich hinzulegen. Sie fühlte eine unendliche Müdigkeit an ihren Gliedern zerren. Sie erhob sich und atmete nochmals tief durch als sie die Tür des Lagers öffnete und dachte immer wieder an ihre Worte „Bis an das Ende aller Tage...“
Sie zog die Tür hinter sich leise ins Schloss und ging festen Schrittes nach oben.
Doch als der Luftzug der geschlossenen Tür die zarte Blüte der Rose erreichte löste sich eines der Blütenblätter und sank lautlos zu Boden.

Es hatte begonnen!


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 Betreff des Beitrags: Der Ehre Zwiespalt
BeitragVerfasst: 22.02.03, 19:39 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 23.08.02, 01:17
Beiträge: 172
Noch im fahlem Rechteck, das der schwächer werdende Mond durch die Öffnung der Türe in den Wehrgang der Stadtmauer warf, entzündet er die Handlaterne und warf die Türe dröhnend ins Schloss. Das Licht der Flamme erhellte den Gang nur spärlich, doch weit genug, daß er den Stapel Holzes erkennen konnte.
Er nahm ein paar Pfähle, legte sie aus und warf ein Stück Fell darüber, so das er nicht auf der Kälte des Bodens zu harren brauchte.
Dann liess er sich nieder, mit schwerer Bewegung und stellte die Laterne neben sich. Einen Moment lauschte er, doch seine Ohren vernahmen nur Stille. Er war allein.

Seine Augen fuhren über die Laterne, und so unstet wie das Flackern der kleinen Flamme darin, so unstet waren seine Gedanken. Sein Herz jedoch brannte heisser als jedes Feuer und drohte ihn schier zu verzehren.
Der Tag war unbeschwert gewesen, zum erstenmal seit langer Zeit ein Gefühl, doch nicht so einsam zu sein.
Und als SIE dann die Taverne betrat, fiel ihm ein Gutteil seiner Worte des versoffenen Vorabends wieder ein, und es trieb ihn an ihren Tisch, wollte er doch nur ein Wort des Bedauerns über sein unschickliches Verhalten ausbringen. Doch wie es manchmal geht, die Dinge schlugen einen anderen Pfad ein, einen Pfad, vor dem er sich nun fürchtete.

Am Tische, dies ward ihm schnell gewiss, saß SIE nicht nur, weil sie ihren Kummer im Trunke ersticken wollte, nicht nur, weil sie eines Kameraden Stimme im Troste brauchte, nein.
Er schlug sich heftig vor die Stirn. Wäre ihm doch nur ganz zu Beginn ihrer Unterhaltung eine Ahnung gekommen, ER hätte es von sich ferne halten können, ja BEIDE hätten weiter in Kameradschaft ihrer Wege ziehen können. Sie tranken gemeinsam, lachten im Gleichklange, doch sie... sie weinte alleine . Und dies hielt ihn gefesselt, ihre Tränen, die sie weniger ihrer ob kürzlichen Trennung vergoss, weniger ob ihres unwiederbringlichen Verlustes in vergangenen Tagen. Ihre Tränen ...waren Gegenwart. DIES hatte er gespürt!

Ein Fluch entfuhr ihm. Seine verdammte Neugierde hatte ihn weiter bohren lassen, doch konnt er dies nun nicht mehr wenden. Und als SIE aufsprang, als DIE ANDERE an den Tisch trat, als IHRE Gefühle endgültig den Mantel wohlgeübter Selbstbeherrschung durchbrachen, und sie dann die Taverne floh, da gab es auch für IHN kein Halten mehr, denn nun war es offenbar.

Draussen dann, als sie trunken und verloren in den Gassen stand, nicht mehr die Kraft, fortzulaufen vor IHM, legte er ihr die Rechte auf die Schulter. Die Worte waren ihm wie eingebrannt.
„Sagt mir ...“ und noch jetzt spürte er die Enge in der Kehle, die ihn schier Ersticken wollte „...sag mir ...kenne ich jenen Mann nur allzu gut?“
Ein stummer Selbstvorwurf durchtränkte seine Erinnerung an jenen entscheidenden Moment, als sie sich ihm zuwandte und gradezu ängstlich flehend erwiderte: „Sieh in einen Spiegel"

Dann brach sie vor seinen Augen zusammen. Er tat, was er für jedermann getan hätte, und als Sie unruhig in flachen Schlaf fiel, verliess er die Burg eilig, wohlwissend, das er diese Dunkelheit woanders zubringen musste.

Und nun saß er hier, in Kälte und dem Schein eines kleinen Kerzleins, und fragte sich ... „WARUM“?
Warum, warum grad ICH? Er kannte sie kaum, nur ein paar Worte in der Vergangenheit. Warum nur fiel ihres Herzens Verlangen grade auf ihn?
Stöhnend legte er den Kopf in den Nacken, und die Nebelschwaden seines Atems verloren sich einsam in der Dunkelheit des Gangs.
Noch etwas harrte einer Antwort, einer Antwort, die wohl unwägbare Folgen zeitigen mochte.
Denn er wusste nicht, wie SEIN Herz sprach ... , und SIE hatte erkannt, das er noch nicht völlig frei war ... .

Und die Einflüsterungen begannen.
Die eine Stimme sagte in spöttischer Galanterie zu ihm: „ Was dauerst du dich, du Narr, sie ist ein Weib und du ein Mann. Fühle den Drang deiner Lenden, lasse deinen Kummer bei IHR ...“
Und die andere Stimme antwortete in tadelnder Hohlheit: „Bedenke deine Ehre und beflecke jenes Weib ja nicht, bedenke, wen SIE erst gestern verliess ...“
So ging es hin und her, und die Stimmen nannten jeden Aspekt SEINES Zweifels, bis er schliesslich aufsprang und in die Stille des Ganges brüllte „ GENUG...“

Der Holzstapel fiel klappernd in sich zusammmen, und der Schrei des Mannes hallte in den kahlen Mauern des Wehrgangs wie endgültig wieder. Achtlos hob er das Stück Fell auf und stopfte es wieder in seinen Tornister.
Da die ersten Strahlen eines neuen Hellzyklus sich ihren Weg durch die Ritzen des Türrahmens bahnten, verlöschte er auch die Laterne.
Schliesslich fuhr seine Rechte wie von Selbst auf die Klinge und ließ sie sirrend aus der Scheide rasen, bis daß die gekreuzte Griffstange vor seinem Munde lag. Ein kurzer Kuss darauf, den Blick enttschlossen zur Türe.
„Fortes Fortuna adiuvat..., Kameradin, Gefährtin und ...“ Sein Blick ging zu Boden, des letzte Wort verschluckend.

Als er in das Licht des Tages trat, vermeinte er für die Dauer eines Atemzuges das Gesicht einer anmutigen Dame zu sehen, deren Blick allein auf ihn gerichtet war.


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