Wie hat sie nur so unvorsichtig sein können. Wenn es doch nur um sie gegangen wäre, sähe dies ganz anders aus, aber sie hat beinahe die Existenz und die Tarnung der anderen bedroht.
Immer wieder schossen die quälenden Gedanken durch ihren Kopf und hielten sie wach. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter und seine Arme schlossen sich um sie und hielten sie sicher und fest. Sein Kopf ruhte an dem ihren und sein Atem ging langsam und gleichmäßig. Er war geblieben, weil sie ihn gebeten hatte, sie wollte wissen das er nah wenn sie einschlief...doch der Schlaf wollte nicht kommen. Eigentlich hätte sie einfach nur glücklich sein müssen, ...doch wie konnte sie schlafen mit dem von der Lüge schweren Herzen. Sie würde jeden belügen....vielleicht ohne nur einmal mit der Wimper zu zucken...doch nicht ihn... jeden anderen der nie das Geheimnis erfahren dürfte... doch sie durfte nicht sein Herz belügen.
Zerrissen von den Gefühlen und den Gedanken schob sie ganz langsam seine Hände in seinen Schoss und versuchte auch ihren Kopf von seiner Schulter zu nehmen und sein Haupt an der weichen Lehne zu betten. Mit angehaltenen Atem sah sie ihn an, doch nur ein leises schnaufen war zu hören und er schien fest weiterzuschlafen. Sie betrachte ihn mit einen stillen und liebevollen Blick. Seine Züge waren entspannt und friedlich und mit dem zerzausten Haar wirkte er fast wie ein kleiner Junge. Tränen stiegen in ihre Augen... Sie brauchte frische Luft...
Liandra du musst aufpassen. Du gefährdest uns alle damit... und sollten sie erfahren das du uns enttarnst werden sie dich strafen...
Die Worte des kleinen Jungen hallten durch ihren Kopf und wirkten wie ein Peitschenschlag.
Die Schritte ihrer kleinen Füßen gab knirschende Geräusche im tauenden Schnee und wurden schneller und schneller... Der kalte Wind lies ihre Tränen trocknen und die Wangen auskühlen, doch sie lief durch die Dunkelheit als könnte sie vor der Wahrheit fliehen... doch tief im Herzen wusste sie, das sie es nicht konnte... Sie konnte nicht verleugnen was sie war und doch musste sie schweigen... Sie wusste nicht wie lange sie es schaffte und sie wusste nicht wie lange sie Lügen musste.
Sie hätte sich nicht reizen lassen dürfen von dem Fremden. Er sprach in aller Öffentlichkeit vom Vater, das man ihn verleugnen wolle, und ganz nah war sie davor zu reagieren, nur ein flüchtiger Hauch traf sie im aufsteigenden Jähzorne und trennte sie vor dem was sie verraten hätte... wie konnte es soweit kommen? Ihr Herz krampfte beinahe bei dem Gedanken was sie beinahe getan hätte ...
Er hatte gefühlt...diesen Moment, das war sicher, denn sie hat es ebenso gespürt...er ist aufmerksam geworden ...nur ihre Lügen, diese verdammten lügen haben nähere Fragen vermieden... sie hat diese Fragen nicht verschwinden lassen, sondern nur aufhalten und aufschieben können.
Ihre Schritte im Schnee erstarben und sie sank auf die Knie hinab. Sie sank vorne über und stützte sich mit den Ellenbogen in den Schnee. Schluchzend und weinend bettete sie ihren Kopf auf die Unterarme. Ihr Herz krampfte sich vor Leid zusammen, als sie in ihrer Erinnerung seine schlafende Gestalt sah...
Weinend kniete die kleine Gestalt in dem Schnee als der Vater den Horizont zum morgen küsste... gequält von einem Gedanken
Früher oder später wird er die Wahrheit erfahren müssen
|