Müde und abgekämpft hat das Tier letztendlich den Weg zurück zu seinem Herrn gefunden. Schwer war die Last, denn ein kleines silbernes Röhrchen baumelt an ihrer Kralle. Es enthält zwei zusammengerollte Briefe, welche mit filigraner Schrift bis zum Rand beschieben sind.
Verehrter Patritzier der Hafenstadt Brandenstein, Arkadons Feuer mögen Euch ewig Wärme spenden!
wie es Euch sicherlich kaum entgangen ist, haben unglückliche Ereignisse in jüngster Zeit eine tiefe Wunde in unseren ehrwürdigen Orden gerissen. Schwerlich wird sie zu heilen sein und es wird nicht in den nächsten Tagen geschehen. Dennoch hat Euer Anliegen für uns höchste Dringlichkeit und wir werden uns seiner sobald wie möglich annehmen. Allerdings sei schon vorweg vermerkt, dass es mit sehr grossen Schwierigkeiten verbunden ist, einen unserer Priester aus dem Schutze des Tals der Elemente hinaus nach Brandenstein zu entsenden. Ich hege die Hoffnung, dass - mit Arkadons Hilfe - dies kein unmögliches Unterfangen bleibt, denn die von Euch geschilderte Lage der Bürger Eurer Stadt erfüllt uns mit grosser Sorge. So bleibt uns zunächst nichts anderes, als den Bürgern Siebenwinds trostbringende Worte zukommen zu lassen. Möge der beiligende Brief ihre Hoffnung stärken.
Die Acht mit Euch! gez. Ailyn Thel'andhalas Dienerin der Flammen
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*der zweite Brief ist ungleich grösser noch dichter beschrieben*
Ihr Geschöpfe Siebenwinds, welche Ihr von heiligem Leben erfüllt und doch von unheiliger Finsternis umgeben seid, die Herren der Elemente mit Euch!
Tod und Verderben überzieht derzeit jene Lande, welche einst Eure Felder und Wälder waren, wo sich einst Eure Städte in Glanz und Schönheit erhoben; dort wo sich einmal Eure Zuflucht, Euer Heim befand, herrscht nur noch Trostlosigkeit und das Dunkel. Wie tief muss der Schmerz doch in Euch sitzen! Wie sehr mögen Eure Herzen voll Gram und Trauer erfüllt sein, über den unglaublichen Verlust von dem, was Euch das Liebste war. Unsereins weint Tränen jeden Tag über die Grausamkeit die Euch anheim gefallen ist.
Mögen wir nun fast unendlich weit von Euch entfernt sein, so sind wir doch mit unseren Gedanken immer bei Euch, die Ihr leiden müsst, wie es wenige nur ertragen können. Nein, wir haben Euch nicht vergessen, Kinder Tares, wir haben Euch niemals vergessen. Und noch weniger haben es die Herren der Elemente selbst, denn sie sind unerschütterlich in ihrem Sein und stark und voller Macht immerdar!
Sehet hinaus, denn über, unter und in allem was Euch umgibt, liegt ein Teil von ihnen verborgen. Nein, nicht verborgen – vielmehr für alle sichtbar, welche Ihr Herz öffnen und sich von ihrem Wesen durchfließen lassen. Umschwemmt nicht unerschütterlich das Meer Xans die Stadt in der Ihr lebt? Wachsen Bäume, Sträucher, gedeihen Tier und Pflanze nicht noch immer auf der heiligen Erde Riens? Wehen die Lüfte und Winde Khalebs nicht weiterhin in jede Pore des Lebens? Brennen denn nicht noch immer die Feuer des Ignis in Euren Heimen, deren Ursprung tief unten unerschütterlich den Leib des Drachen erwärmt?
Verzagt nicht, Geschöpfe Siebenwinds, denn die Elementarherren durchweben noch immer das Gefüge der Welt. Fasst Vertrauen zu ihnen! Ja mehr noch, zeigt Ihnen, dass Ihr sie noch nicht vergessen habt, zeigt Ihnen Euren Dank für all jenes, was sie Euch geschenkt haben, indem Ihr Ihnen Eure Verehrung und Eure Liebe entgegenbringt. Sie werden es Euch niemals vergessen und auch wenn fast alles verloren scheint, so werden sie immer da sein – unerschütterliche Lichter der Hoffnung in Euren Herzen.
Im Namen des heiligen Ordens der Ecclesia Elementorum Ailyn Thel’andhalas Dienerin der Flammen
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