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 Betreff des Beitrags: Auf hoher See
BeitragVerfasst: 19.04.03, 01:29 
Edelbürger
Edelbürger

Registriert: 21.12.01, 23:42
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Er sah sie vor sich. Ihre blauen, schimmernden Augen, wie sie vor ihm stand, und mit ihrem warmen Lächeln zu ihm hoch blickte. Er, aufrecht, vor ihr stehend und seine Hände auf ihren Schultern. Wie sie so dort standen, im Schrein des Bellum, und sein Kopf sich langsam ihr näherte, wie er leicht die Augen schloss und ...

„Aaaachtuuung!!“. Der Aufschrei der rauen Matrosenstimme riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Schlagartig wurde ihm wieder bewusst, wo er sich eigentlich befand. Er war nicht bei ihr, er war fern von ihr. Auf einem Schiff, und er hatte noch immer eine große Aufgabe zu erfüllen. Ruckartig drehte sein Kopf sich in die Richtung, in die der schreiende Matrose deutete. Mit zerrissenen Segeln, wehend im Wind, raste das alte, leicht modrige Schiff, über die Wellen gleitend, auf ihr Schiff zu. Keine Flagge prangte am Maste des Schiffes, kein Banner und kein Abzeichen, einer der königlichen Schiffe. Es war eines der dunklen Flotte. Und es war auf Kollisionskurs mit ihrem Schiff. Je näher es heranpreschte, um so deutlicher wurde die Skelettkrieger auf dem Deck des Schiffes. „Hart Steuerbord!“, schrie der Kapitän über das Deck des kleinen, wendigen und schnellen Schiffes aus der königlichen Flotte.

Es war ähnlich, wie schon auf der Hinfahrt. Sie würden erneut versuchen, das Schiff zu rammen. Das erste Schiff der Dunklen würde kein Problem sein, ihm auszuweichen für das wendige Boot ein Kinderspiel. Doch die Seeblockade bestand nicht aus nur einem Schiff. Am Horizont sah man weitere, beinahe unzählige der Schiffe, wie dieses welches auf sie zusteuerte. Doch das wendige Boot lehnte sich etwas zur Seite und machte einen weiten Bogen, so dass das große Schiff es niemals noch erreichen konnte.

„Hart zur anderen Seite!“, wieder schrie der Kapitän, und das nächste Schiff kam auf sie zu, diesmal von der anderen Seite. Er stand wie überflüssig an Deck, machtlos gegenüber den Schiffen. Das große Schiff hatte einen langen, angespitzten Holzpfahl an der vorderen Spitze befestigt. Es würde nicht einmal viel Geschwindigkeit brauchen, um das Schiff der königlichen Flotte mit diesem Rammbock zu zertrümmern und zu versenken.

Hastig drehte er den Kopf zur anderen Seite, das erste Schiff steuerte noch immer auf sie zu, nun mit angeglichenem Kurs, um das königliche Schiff noch zu erreichen. Er schloss für einen Moment die Augen, und er sah wieder ihr Gesicht, lächelnd, so voller Hoffnung, dass ihn für den Bruchteil einer Sekunde warm ums Herz wurde, ehe ihm ein leises „Bellum steh uns bei!“ von den Lippen glitt.

Sie kamen immer näher, wie Felsen, die ihn zu erdrücken drohten. Unaufhaltsam, sich den Weg durch die Wellen bahnend, dem Schiff der königlichen Flotte entgegen. Er biss sich auf die Unterlippe und seine rechte Hand umklammerte den Schwertgriff. Er würde nicht aufgeben, nicht kampflos. Er würde kämpfen, nicht nur seiner Mission wegen, sondern auch wegen seinem Ziel, seiner Hoffnung, seiner Liebe. Dem Gedanken, sie wiedersehen zu können. Er würde nicht kampflos untergehen, und wenn er dafür persönlich an Deck eines der dunklen Schiffe springen müsste, um mit seinem Schwert die Untoten eigenhändig niederzustrecken, er würde es tun.

„An die Ruder! Wir brauchen mehr Fahrt!“, ein erneuter Befehl des Kapitäns und sofort sprangen die wenigen Matrosen, die die Hinfahrt überlebten, an die Runder und ruderten, als ob es kein Morgen geben würde. Und das würde es auch nicht, wenn sie versagen würden.

Das kleine, wendige Boot gewann an Fahrt, es schien beinahe so, als würde es deutlich dem Kollisionskurs der beiden anderen Schiffe entkommen können, doch auch diese legten auf einmal an Fahrt zu. Sie waren nun beinahe in einer Linie, sie in der Mitte und auf je einer Seite eines der dunklen Schiffe. Wenn sie es nicht schaffen würden, so würden sie von beiden Schiffen in kleinste Einzelteile zerschlagen werden. Er bebte innerlich, seine Hand sah beinahe weiß aus, so stark umfasste er den Schwertgriff, als sei es etwas, an dem er sich festhalten könne.

Nur noch wenige Meter trennten sie von den anderen Schiffen, nur noch wenige Augenblicke würde es dauern, und sie würden entweder versenkt werden, oder davon kommen.

Er schloss die Augen, langsam bewegten sich seine Lippen, ein letztes Gebet formend, dann hörte er ein heftiges, lautes Krachen, von berstendem Holz und riss die Augen auf.

Vor ihm flog förmlich der vordere Mast des Bootes vorbei und krachte wuchtig auf das Deck, das Segel wurde hinfortgerissen und die Fetzen flatterten zu Wasser.

Er sah sich hastig um, panisch gar, um zu sehen, was geschehen war. Als er nach hinten blickte, traute er seinen Augen nicht.

Das Boot musste wohl im richtigen Moment eine Welle erwischt haben und einen entscheidenden Satz nach vorne gemacht haben, denn hinter ihm sah er nur noch eine Menge Holz im Wasser und 2 große Masten mit den vermoderten Segeln zu Wasser liegen.

Sie waren entkommen, ihr Schiff zwar beschädigt, ein Mast, sei es auch nur ein kleiner, unwichtigerer gewesen, fehlte nun und die Schäden an der Seite waren von großem Ausmaße, auch wenn sie die Weiterfahrt des Schiffes nur geringfügig beeinträchtigen würden.

Mit einem scheppernden Geräusch seiner Plattenrüste sank er auf die Knie, reckte die Arme gen Himmel und rief aus: „Bellum sei dank, wir sind errettet!“. Jubelschreie folgten dem seinen Ausruf. Mit einem lauten Knarren wurde die massive Holztür, die unter Deck führte, aufgestoßen und er selbst trat an Deck.

„Sire ... wir haben es geschafft?“ Des Vogtes Stimme klang ungläubig, aber dennoch voller Freude und Erleichterung.
„Ja, mein Herr, die Götter sind uns gnädig gewesen .. Wir sind hindurch!“
„Gelobet seien die Viere! Ich wusste, der Segen den ich forderte, würde uns helfen!“
„Ja, Herr, daran wird es gelegen haben, mein Herr.“ Er sagte diese Worte zwar, und es waren genau die Worte, die der Vogt hören wollte, doch er war innerlich mehr als nur davon überzeugt, dass es keinesfalls der Segen war, den der Vogt erbeten hatte, sondern dass es ihr Segen war, ihr Segen dem sie für ihn ihm Schrein erfleht hatte.

Geschmeidig, wie ein Teil des Wassers, gleitete das schmale Boot über die Wellen hinfort, dem Festland entgegen. Er wandte sich herum und verschwand unter Deck, um zu Beten zu Bellum und zu ruhen.

Es lagen 4 Wochen Fahrt vor ihnen, Vier lange Wochen, Vier Wochen nur Wasser um sich herum. Und es sollte keine Stunde, kein Tag dieser Wochen vergehen, an denen er nicht an sie denken musste. Jeden Tag, mehrmals sogar, betete er zu Bellum, und ein jedes Mal, wenn er seine Augen schloss, sah er ihr Gesicht, ihre Augen, wie sie ihn warmherzig anlächelte.


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