Narzissens Schönheit
Ihr Name war der Blume gleich,
Narziss wurd sie gerufen,
an der Götter Segen war sie reich,
was dachten sie als sie das Mädchen schufen?
Ihr helles Haar so warm und froh,
Ihr leuchtend Aug so funkelnd hell,
Ihr dunkler Teint, so zart und weich,
Ich lieblich Stimm so säuselnd süß.
Bei jedem Blick ein andrer Mann,
ob groß, ob klein, ob jung, ob alt,
sich nicht mehr von ihr lösen kann,
sogar der Frauen Herz erleuchtend bald,
Narziss in aller Munde.
Doch unter Ihnen einer war,
sein Name nicht zu nennen.
der fand die Maid so wunderbar,
er wollt sie nicht nur kennen.
Er schmiedete Tag ein Tag aus
an einem teuflisch Plane,
und kam dann in der Nacht heraus
als dass die Dunkelheit den Weg ihm Bahne.
Von dunkler Hand geführt ward er,
gedrungen in Narziss’ Gemach.
Der Dolch,
er stürzt, er stürzt so tief,
in Narzissen’s Herz hinein.
Kein Schrei, kein Blut,
nur Dunkler Tod.
Weich und schön noch anzusehn,
so trug er mit sich unser Kind,
scheut nicht den Dunklen anzuflehn,
dass er die Augen anderer Bind.
In seinem Bette lag sie dann,
so ruhig, so leis, so tot.
und bevor der Gestank des Tods begann,
da packt in gesalbte Tücher er sie ein,
sie soll für immer die seine sein,
Narzissens Schönheit.
Droben in Narzissens Haus,
die Tränen flossen immerfort.
kein Laut drang mehr hinaus,
doch alles sprach vom dunklen Mord.
Doch jeder der sie einst gesehen.
der folgte ihr zum schwarzen Ort,
konnten sie es nicht verstehn,
warum die Lebensfreud für immer fort.
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