[mit Bezug auf dieses Posting im InGame-Board]
Die Dunkelheit war über den Wäldern im Süden von der öden Ebene, die einmal Rohehafen gewesen war, eingebrochen.
Zwischen den Bäumen, in der Dunkelheit kaum auszumachen, liefen die Toten. Zweige knackten und das trockene Laub schwelte, wo die niederen Dämonen ihre feurigen Spuren hinterließen.
Leichter Hufschlag klang ungewohnt in den Wäldern dieser Tage. Langsam bahnte sich eine Reiterin auf ihrem Streitroß den Weg durch den licht gewordenen Wald, dort, wo einmal die Straße nach Rohehafen gewesen war. Mit ihr zog Kälte auf, unwirklich im immer wärmer werdenden Vitama.
In der Finsternis waren Pferd und Reiterin kaum mehr als ein Schatten, ihre Gestalt wirkte verzerrt und unwirklich als wollte die Dunkelheit selbst den Blick auf sie nicht freigeben.
Das schwarze Metall, dass sie umhüllte, wirkte kalt. Eindrücke der alten, pechschwarzen Rüstung waren zu erhaschen, die verschlungenen Verzierungen an den Schulterpanzern und das sorgfältig eingehämmerte Wappenzeichen auf dem schwarzen Kettenhemd: Ein singender Vogel, in dessen Brust ein Dorn steckte, ganz so, als sänge er eben jetzt sein Todeslied.
Die Reiterin in der Finsternis schien ihren Weg zu kennen und die Dunkelheit hinderte sie nicht. Ein leises Flüstern und Wispern begleitete sie - Rauschen der Blätter im Wind? Schatten folgten der Reiterin, lebendiger als sie sein durften, glitten durchs Mondlicht wie es niemals möglich sein dürfte. Die Schatten spotteten dem Licht der Monde und folgten der Reiterin.
Erst an den marmorweißen Mauern des verlassenen Tempels zerstoben sie zu nichts, krochen zurück in die dunklen Nischen, die das Licht warf.
Das Streitroß schnaubte leise und unruhig als die Reiterin absaß und allein auf den Tempel zuschritt. Sie stieß das Gittertor, das den Weg zum Tempel versperrte auf und trat weiter an ihn heran, an dem leeren Ordenshaus vorbei, hin zu den Stufen des Tempels.
Eine Gestalt lag dort, blut verschmiert und reglos, dunkel auf den strahlend weißen Treppenstufen.
Stumm trat die Gepanzerte näher. Das Metall ihrer Rüstung klirrte leise, Kettenringe knirschten aneinander als sie langsam die gepanzerten Hände zu Fäusten ballte. Wie zur Abwehr oder zum Schutz hob sie einen Arm vor sich. Ihre Bewegungen wurden langsam und immer mühsamer, je näher sie an die weißen Stufen herantrat. Und doch trat sie näher, unerbittlich Schritt um Schritt, bis sie vor den Stufen auf ein Knie sackte. Sie konnte nicht weitergehen... .
Ihre Hände bebten, als sie sie langsam nach dem Verletzten auf den Stufen ausstreckte.
Ihre Bewegung wirkte bizarr behutsam, als sie den Verletzten an den Schultern fasste und langsam zurückzog, fort von den Stufen.
Erst Schritte entfernt gelang ihr, sich wieder ganz aufzurichten. Schwankend lud sie sich den Mann auf die Schultern und trug ihn zurück zu dem Pferd.
Später, als sie das Pferd mit dem Verletzten auf seinem Rücken den Weg zurückführte, krochen die Schatten wieder hervor, flüsternde Begleiter in der Finsternis.
Und schon bald waren die drei in der Dunkelheit verschwunden, auf dem Weg zurück in die Zuflucht, in die Finsternis.
