Die Sonne traf eben den Horizont in zärtlichem Kuß, als Djalil al Fasar auf wakeligen Beinen die Planke des Schoners verließ.
Sein Magen fühlte sich an, als hätte er ein Pfund Datteln mit vergorener Kamelmilch hinuntergespült, und ihm war kalt, elend kalt.

Ob das nun von der schwindenden Sonne oder von seinem geschwächten Zustand kam, vermochte er nicht zu sagen, aber es trug nicht zu seiner Laune bei.
So stapfte er, sein Bündel auf dem Rücken, durch die kleine Siedlung. Es herrschte reges Treiben, und Djalil vermochte seine Verwunderung kaum zu verbergen: Noch nie hatte er ein fremdes Land betreten, und noch nie waren ihm soviele fremde Rassen begegnet.
Einer Eingebung folgend, schloß er sich in gebürendem Abstand einer Gruppe an, die offensichtlich zielstrebig ein Wirtshaus aufsuchte, wie er an ihrer Unterhaltung erkannte.
Dort angekommen suchte sich der junge Beduine einen Platz im Freien, von wo aus er einen Überblick gewinnen konnte.
"Habt ihr eine Bestellung?"
Djalil wurde von der freundlich gestellten Frage überrascht, doch der Anblick schockte ihn vollends.
Ungläubig starrte er auf die Ohren des Mannes der neben ihm stand. Sie waren...nun, sie waren...lang!
Und spitz zulaufend...
Beschämt von seiner Unhöflichkeit bestellte er einen Becher Milch, dennoch den Blick nicht von dem seltsamen Mann abwenden könnend.

Zitternd trank er die Milch und verließ das Gasthaus wieder. Er bat den Löwen ihm Mut zu geben, denn er fühlte wie sich ihm der Magen zusammenzog, so fern der Heimat, und ohne einen vertrauten Freund, der ihm Beistand gewähren konnte.
So irrte Djalil durch die Straßen, kam zu einem Handelshaus, was ihn erwartungsgemäß eher interessierte. Doch zu seiner Bestürzung erkannte er in der Reihe der Wartenden weitere seltsame Wesen, klein und bärtig, von kräftiger Statur und einer rauen, stimmgewaltigen Sprache. Daneben wiederum diese seltsamen Spitzohren.
Niemals hatte ihm sein Vater von solcherlei Wesen berichtet, nie ein Wort verloren dass es solcherlei geben könnte!

Weiter stolperte er, kam an einem Obstgarten vorbei, den er ausgiebig bestaunte. Eine solche Ansammlung fruchttragender Bäume mußte einem reichen Manne gehören, der sich das viele Wasser leisten konnte. Ohne Zweifel mußten diese Bäume häufig gegossen werden, was zum einen Wasser in großer Menge erforderte, zum anderen aber Sklaven oder Diener die es herantrugen und die Bäume wässerten.
Umso erstaunter war er, als er beobachtete, wie ein Mann an einen der Bäume herantrat und sich einen Apfel pflückte. Offensichtlich war der Mann nicht der Eigentümer des Gartens, und so wartete Djalil eigentlich nur auf den Schrei der Wachen, die dem Schurken zweifelsohne sogleich die Hand abhacken würden für den Frevel.

Doch nichts dergleichen geschah, stattdessen begann es zu regnen.
Welch ein seltsames Eiland auf dem er da gelandet war.
Umrunden konnte er es in einer Zeit, in der ein Kamel noch nichteinmal richtig warm geworden wäre, und die wenigen Häuser zeugten nicht von reichem Handel oder auch nur reichen Bürgern.
Warum beim Löwen hatte sein Vater ihm geraten dies Eiland aufzusuchen?
Djalil wollte nichts anderes als so schnell wie möglich abreisen, egal wohin. Doch am Hafen fand er kein Schiff das ihn mitnehmen wollte. Er saß fest auf Etriska, und seine Verzweiflung begann zu wachsen.