*Auf einer Wiese, unweit den Zinnen der Stadt Brandenstein, verharrt in einer sitzenden Haltung, auf einem alten Baumstumpf, eine in weißen Gewändern gehüllte Gestalt.*

*Energisch, brechen die Strahlen Felas, durch die dichte Wolkendecke, und offenbaren den Augen der Betrachter, den wunderschönen restlichen Glanz Tevras, der nach langen Zyklen der Zerstörung noch erhalten blieb.
Farbenfrohe Schmetterlinge umspielen in ihren Flügen die wohlduftenden Blumen und Gräser jener Wiese.
In sanften Zügen streift Khaleb mit seinem Atem zart über jene Mannigfaltigkeit der verschiedenen Pflanzen, welche sich in ihrem gemächlichen Drang, langsam in jene Richtung zu bewegen beginnen und so wellenförmige Schleier, über die Landschaft legen.
Lieblich und Klar, der Gesang der Vögel...
Ein Bild der Ruhe und Harmonie...wie lange noch?*

*Jene Gestalt in weißen Gewändern, beginnt allmählich, die durch den Atem Khalebs umspielten Haarsträhnen, wieder hinter das rechte Ohr zu streifen, wodurch bei genauerer Betrachtung, ein spitzes Ohr zum Vorschein kommt.
Ruhig verharrt sie auf jenem alten Baumstumpf, ihr Blick durch die nähere Umgebung schweifend und sich offenbar an der verbliebenen, ausstrahlenden Harmonie erfreuend, welches man an einem Lächeln erkennen mag, dass längere Zeit die ihrigen Lippen zu umspielen gedenkt.
Gemächlich legt sie die linke Hand auf ihren Schoss und zum ersten male, kann man erkennen, dass jene Finger der linken Hand, ein Pergament zu umfassen scheinen.
Langsam rollt sie jenes auf und zieht mit der rechten Hand eine pechschwarze Feder hervor. In schwungvollen Zügen beginnt sie das Pergament zu beschreiben...doch kein angefangener Buchstabe, scheint durch die Feder auf das Papier gebracht zu werden. Ist es Absicht, Spielerei, oder einfach nur Unsicherheit, dass ein Buchstabe auf dem Papier, eine gewisse Entgültigkeit repräsentiert?*

*Durch die Strahlen Felas im Rücken, nimmt ihr Haar in jenem Lichte, einen gewissen güldenen Glanze an, ebenso scheint die bewegende Feder, einen derartig extrem gegensätzlichen Kontrast, mit dem schwarzen Schimmer einzunehmen, dass man meinen könne, Feuer und Wasser stoßen aufeinander.*

*Nach geraumer Zeit, beendet sie die offenbare Beschreibung des Pergamentes, durch schwungvoll, verschnörkelt wirkende Bewegungszüge der Hand.
Langsam legt sie die Feder beiseite und schließt die Augen. In ruhigen Zügen streift ihre rechte Hand über das Pergament...ein kurzes weißliches Glimmen nimmt jene ein...wie zierlich dünne weiße Fäden, lösen sie sich, ausgehend vom Glimmen, von ihrer Hand und beginnen das Pergament in seltsamer Weise zu um wirren.*

*Als abermals Khalebs Atem die Umgebung in zarten Zügen zu streifen beginnt, löst sich der Griff der linken Hand, vom Pergament und jenes wird durch die hauchzarten Wogen gen Himmel geführt.
Das Glimmen um ihre rechte Hand, verblasst derweil und sachte legt sie jene Hand, verharrend auf die linke, auf ihren Schoss.
Langsam beginnt sie ihre Augen wieder zu öffnen...den Blick langsam gen Himmel führend und offenbar dem Pergament nachblickend...umspielt leise ein melodischer Klang ihre Lippen.*

„Mögest du jenes erhalten...“

*Mit jenen Worten senkt sie langsam wieder ihr Haupt und erhebt sich in ruhigen Zügen vom Baumstumpf. In achtsamen Schritten läßt sie die Wiese hinter sich...und taucht wieder in die trübe, verbittert und leidvoll wirkende Umgebung der Stadt ein...*

*Das Pergament hingegen, getragen von den Wogen Khalebs bahnt sich seinen Weg durch die Landschaft...über die Wiesen und Wälder...den Fluss...um letztendlich ebenso in der trüben Umgebung hinter den Zinnen zu verschwinden...seinen Empfänger suchend...*

*Allmählich scheint es an Höhe zu verlieren und gleitet in sachten Zügen gen Boden...vor die Füsse eines graubärtigen Mannes...dessen Kleidung in einem ebenso neutralen Tone fällt.*

*Ist dies der Empfänger...offenbaren sich auf dem Papier in zierlichen Zügen die folgenden Worte...*

"Sei mir gegrüßt verehrter Freund.

Viele Zyklen sind vergangen, seitdem wir uns das letzte mal begegneten. Hast du den sanften Atem Khalebs vergessen, der uns damals umspielte?
Sind dir die Klänge der Vögel entwichen, die damals bei uns sangen?
Hast du die Farben der Blumen aus dem Sinn verloren, die Tevra ihnen schenkte und welche uns damals umgaben?

Timanor sei wie Galamnor im stetigen Wandel...doch habe ersterer die Kraft, Dinge aus dem Bewußtsein zu tragen...

Beide Kräfte schaffen Ewigkeit...und auch wieder nicht...

...Du wolltest eine Antwort...jene offenbarte ich dir...hat jene Kraft dir diese Erkenntnis genommen?

Erinnere dich...erinnere dich an jenen Zyklus...nutze die Kräfte Rilamnors...und erzeugte das Bild des Himmels, welcher an jenem Zyklus prangte...um dich zu erinnern...

Du weißt wie du mich findest...wenn du dich erinnerst...erinnern willst..."

*Unter jenen letzten Worten, offenbaren sich abschließend auf dem Pergament die Konturen von zwei Flügeln, welche in ihrer Mitte, die Rune „Laf“ zu bilden scheinen.*

*Schlanke, kräftige Finger falten das Pergament, ganz gemächlich, während die Gestalt ihre Schultern an die verschmutzte Innenwand der brandensteiner Mauer lehnt.*

"..Erinnerungen.."

*Die Finger, besetzt mit der harten Haut eines arbeitsamen Lebens streichen über das fast unwirklich helle Pergament. Trommeln kurz gegen eine der gefalteten Kanten.*

"..Flügelschatten gegen das Licht eines Morgens.."

*Das zusammengefaltete Pergament wird zwischen den Fingern gedreht und in einer spielerisch fliessenden Bewegung in einer Gewandsfalte verstaut.*