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 Betreff des Beitrags: Ein Opfer der Schlacht
BeitragVerfasst: 25.07.03, 01:16 
Festlandbewohner
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In eine schwere Rüste gehüllt stapfte der kräftige Mann eilig die Strasse entlang. Die Pflastersteine waren noch leicht feucht von dem erst kürzlich gefallenen Regen und er musste darauf achten nicht auf ihnen auszugleiten. Bei Bellum, was wäre das für ein Tod? Zumindest jedoch hatte der Regen die Ratten von den Strassen getrieben und es waren auch nur sehr wenige Menschen zu sehen. Nur einige junge Krieger und Abenteurer mit leichterer Kleidung eilten an ihm vorbei. Vermutlich wollten sie schneller an jenem Ort ankommen, an dem sich das Schicksal Brandensteins, nein, ganz Siebenwinds entscheiden würde. Darauf hatten sie alle gewartet und nun, da die Zeit gekommn war, empfand ein jeder Freure und Siegesmut. Mit Hilfe der Götter würden sie das Böse besiegen, sei es noch so stark. Vielleicht würde nicht jeder es überleben, doch selbst Schlachten von geringerer Bedeutung brachten Opfer und Verwüstung mit sich. In diesem Kampf zu sterben wäre noch besser, als feige weiterzuleben, dessen war er sich sicher.

Die Sonne stand bereits tief, als er durch das steinerne Tor marschierte. Dieses war aus schweren Steinen gebaut und mit der Stadtmauer zusammen würde es einen vorzüglichen Schutz gegen Angreifer und Belagerer bieten. Auch wenn die Schlacht nicht gewonnen wurde, so war es gut möglich, dass Brandenstein noch einer langen Belagerung trotzte. Der Krieger blickte kurz über die Schulter. In strammer Haltung stand ein Wachmann auf dem Tor und nickte ihm zu, wünschte ihm das Glück, das sie alle brauchten. Er kannte den Namen dieses Wachmannes nicht, obwohl er ihn bereits einige Male gesehen hatte, doch hatte gerade dieser Wachposten eine bedeutende Verantwortung zu tragen. Er nämlich hatte die Pflicht, das schmiedeeiserne, feste Fallgitter zur rechten Zeit herunter zu lassen und somit die Stadt abzuschotten.

Kurz liess der Marschierende seinen Blick zu dem Orkzelt schweifen. Diese Biester würden den Kampf vermutlich nicht leichter machen. Unkontrolliert, dämlich und agressiv wie sie waren, würden sie mehr stören, denn helfen können.

Nochmals fragte er sich, ob er denn alles bei sich trug. Obwohl er bereits etliche Kämpfe erlebt hatte, so hatte er doch nun ein ungutes Gefühl. Zuvor hate er sich selbst immer als den ausführenden Streitarm Bellums sehen können, als einen Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit, doch nun zermürbten Zweifel seinen Geist. Nicht ohne Grund hatte die Novicin ihm aufgetragen Buße zu halten. Nicht ohne Grund hatte er zuvor die Strafen des Feldwebels erdulden müssen. Er war ein Verräter und ihm war nicht mehr zu trauen. Er hatte König und Götter gleichermaßen verraten.

Obwohl die eigentliche Tat eher gering anzusehen war, er hatte schliesslich nur einer Gefangenen, die wegen Störung der Wache im Kerker war, entkommen lassen, doch was ihm wahrlich Unbehagen bereitete, war, dass er sich sein Verhalten selbst nicht erklären konnte.

Als hätten ihn dunkle Geister geführt hatte er das zudem noch ketzerische Weib entkommen lassen. Zum ersten Mal, in seinem nun bereits 42 Götterläufe andauernden Leben, hatte er wider jeglicher Vernunft gehandelt. Nicht aus Liebe, noch aus Mitleid oder Einsicht. Nun würde ihm Bellum zeigen, ob er ihm vergeben, oder sich von ihm abwenden würde.

Die kommende Schlacht war darum nicht nur wie eine der vielzähligen Schlachten, die er bislang erlebt und aus denen er ohne Ausnahme erfolgreich hervorgegangen war. Er war dem Urteil der Götter über sein Vergehen ausgesetzt.

Die Pflastersteine der Strassen waren längst dem Schlamm und Dreck des Weges gewichen. Zu seiner Linken erstreckten sich weite Wälder, in denen die Elfen hausten. Seltsame Geschöpfe waren das. Auch wenn sie einem jungen Menschen ähnlich waren, so hatte er doch gehört, dass sie bisweilen viele hundert Götterläufe auf Tare wanderten. Er war diesen naturliebenden Wesen erst wenige Male begegnet und ausser Unverständnis hatte er nicht allzuviel für sie empfunden. Der Wald war ihm jedoch noch um einiges wohler als das Meer zu seiner linken. Er musste wieder an seine erste lange Reise denken. An den Sturm, in dem das Schiff gekentert war und der nur um ein Haar auch sein Leben mit sich gerissen hätte. Doch Bellums Atem hatte ihn verschont und nach unzähligen Wochen der Ruhe und der Übungen hatte sein geschwächter Körper mittlerweile wieder nahezu die alte Stärke erreicht.

Nun erblickte er die Zelte, die vor der letzten Palisade aufgestellt waren. Ohne sie weiter zu beachten trat er durch die Öffnung in der Palisade. Der breite Platz schien der gewaltigen Menschenmenge nur schwerlich genügend Raum bieten zu können. Stimmengewirr schlug ihm entgegen. Er erkannte teilweise helle und junge Stimmen, aufgeregt und ungeduldig, doch immer wieder durch laute und kräftige Stimmen der Ritter durchbrochen.

Nach einiger Zeit, es mochten wenige Minuten oder gar das ein oder andere Stundenglas vergangen sein, wurde ein Bellumsgebet abgehalten, welches die Krieger auf die kommende Schlacht vorbereiten sollte.


FRAUEN UND MÄNNER VOR DEM HERRN!
TÖCHTER UND SÖHNE DER WAHREN VIER!
OFTMALS SCHON SCHIEND ER TAG DER GROßEN SCHLAHCT GEKOMMEN, DOCH NIEMALS WAR DIE ENTSCHEIDUNG SO NAH WIE HEUT!
LASST UNS ZUM HERRN BELLUM BETEN DASS ER UNS BEISTEHE
WAS IMMER KOMMEN MAG, WAS IMMER
UNS ERWARTET HINTER JENEM BERG!
BELLUM, HERR DES KAMPFES
SCHWERT UND SCHILD FALANDRIENS
BESCHÜTZE UNS IN DIESER UNSRER SCHWERSTEN STUNDE
UND GIB UNS DIE STÄRKE IM GEISTE
UND IM KÖRPER HEUTE ZU BESTEHEN!
HILF MIR DASS ICH DURCH MEINEN EINSATZ DIE UNSCHULDIGEN
BESCHÜTZE UND KRÄFTIGE MEINEN WILLEN
DEM FEIND MIT EHR ENTGEGENZUTRETEN!
SENDE DEINE MACHT AUS UND VERHELFE UNS ZUM SIEG;
DENN NUR DU BESITZT DIE WEISHEIT UNS ALLE ZU FÜHREN!
AUF DEM WEG DEINER GERECHTIGKEIT SIND WIR GEWANDELT
WANDELN WIR HEUTE UND WERDEN
WIR WANDELN BIS ZUM ENDE UNSERER ZEIT
ZEIGE UNS DEINEN LEUCHTENDEN PFAD ZUR EHRE
UND TRAGE UNS IN SOLCH SCHWEREN ZEITEN!
SEI DER SCHWERTBRUDER AN UNSERER SEITE
UND BEGLEITE UNS IN DIESE SCHLACHT!


Er eilte mit den anderen durch den schmalen Tunnel, den die Orks durch den Fels getrieben hatten. Bereit zum Kampf stürmte er heraus und erblickte sogleich den Feind. Dutzende von lebenden Knochen strömten ihrerseits auf die Krieger zu. Wieder und wieder drosch er auf die Knochengerippe ein, erschlug, gemeinsam mit Nortraven, Zwergen, Söldnern und Rittern eines der Biester nach dem anderen. Der Boden war überstreut mit Knochen, Dreck und Blut, denn neben den Untoten. fielen auch in den Reihen der Lichtesstreiter Männer.

Einige der Untoten hatten ihn umkreist und nur mit Mühe parrierte mit dem großen Schild und drosch wild mit dem Schwert auf seine Feinde ein. Plötzlich fühlte er einen Schmerz in der Seite. Etwas warmes floss sein Bein hinab zu Boden. Verbissen konzentrierte er sich auf den Kampf, ignorierte die Wunde an seiner Seite. Raubte der Schmerz ihm die Sinne oder waren es die Untoten, die das Licht aus der Welt saugten? Nach und nach kam Dunkelheit über ihn, hüllte ihn ein und machte es ihm unmöglich zu kämpfen. Er spürte einen weiteren Schmerz in seiner Brust und eine Benommenheit, die in ihm aufstieg. So also fühlte sich der Tod an? Die Schwärze der Nacht zog ihn mit sich führte ihn hinweg über die verlassenen Lande und die Stadt für die sie kämpften.

Dann öffnete der Gefreite die Augen, doch er sah nicht Morsans Hallen, sondern verschwommene Lichter und schatten. Nein! Er konnte nicht tot sein. Der unerträgliche Schmerz kehrte langsam zurück. Als ein Schemen vor ihm erschien fragte er ihn, ob denn die Schlacht gewonnen sei. Mit freundlicher und ruhiger Stimme antwortete dieser ,,wir gewinnen ...''

Nach und nach erkannte er die Umrisse der Frau, die scheinbar Heilzauberei auf ihn wirkte. Auch der Gestank des Schlachtfeldes drang wieder in seine Nase.

Müde schnallte er sich den Schild fester an den Arm und stemmte sich mit dem Schwert hoch. Bellum war also mit ihm. Er hatte ihn gestärkt und ihn nicht in Morsans Hallen gesendet. Er würde diese Schlacht überleben, um in einigen Götterläufen über seine Furcht und seinen Schmerz zu lachen!

Mühsam schleppte er sich zurück in die Reihe. Mit einem Mal erkannte er den Körper einer Frau, der zwischen den lauernden Untoten lag, leblos und ohne Regung. Es war Leutnant Cyria Sperling, eine fähige und zudem gutaussehende Frau. Er kannte sie bereits seit einiger Zeit. Lichter begannen vor seinen Augen zu tanzen und er kämpfte mit sich selbst, um bei Beusstsein zu bleiben. Irgend etwas griff ihn an. Er parrierte einen Schlag mit seinem Schild und versuchte es mit dem Schwert zu treffen. Sein Schwert sauste ohne einen Widerstand zu spüren nach vorne, doch die knochige Gestalt fiel zu Boden. Endlose Zeit stand er, leicht gekrümmt vor Schmerz und auf das Schwert gestützt auf dem Schlachtfeld. Ein Ruf ertönte, nah und doch fern und leise: ,,Schützt den Grossmeister!''

Mit schwachen Schritten stolperte er zu dem Rufenden und stellte sich in die Reihe. Neben sich blickend erkannte er die Strahlende Rüstung eines Ritters und schöpfte neuen Mut. Irgend etwas kam von vorne auf ihn zu und traf ihn an der Brust. Keuchend wich er zurück, die Dunkelheit kehrte wieder zu ihm und verschlang ihn zum zweiten Mal.

Diesmal würde er die Augen nicht wieder öffnen.

_________________
Spieler von: Gerion (inaktiv)
... wenn ihr wissen wollt, was Gerion in Endophal getrieben hat:
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