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 Betreff des Beitrags: Die geheimen Tagebücher des Josef Knecht
BeitragVerfasst: 14.09.03, 15:52 
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J. Knecht, 53 v. Hilgrad. - 9 n. Hilgorad
Astraelgeweihter, ausgetreten aus dem Orden im Jahre 1 n. Hilgorad, einem nicht öffentlichen Tribunal des Ordens zuvorkommend, welches ihn der Häresie beschuldigte.
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Die ganze Nacht hindurch saß Calmexistus in dem Schaukelstuhl am Kamin, ab und zu war er aufgestanden und im oberen Stockwerk des Ordenshauses auf und ab gegangen. Der Morgen brach schon an und Camexistus spürte die Anzeichen von Ermüdung, geistiger Erschöpfung und fand dennoch keine Ruhe.
Der Grund dafür, daß er keinen Schlaf finden konnte, war jene Disputatio, die Schriften seiner Eminenz Donarius Derrvus und die der Brüder des Ordens und der Novizia Anais, welche er am vorangegangenen Tage las in der Bibliothek.

Während er auf und ab ging des Nachts rezitierte er aus dem Gedächtnis immer wieder einige Passagen der Schrift seiner Eminenz: ..daß wir nichts des Göttlichen allgemein ersehnen sollten, da dies eine Einschränkung bedeute .... Mehrmals begab sich Calmexistus im Laufe dieser Nacht in die Kapelle in der Hoffnung, im Gebet, in der Meditation, in der Selbstzucht, sich zu eigen und bewußt zu machen, welches seinem Leben Halt und seiner Seele den Frieden gabn - die Hinwendung zu Astrael. Doch immer, wenn er wieder in das Ordenshaus zurückkehrte, sich wieder in den Stuhl am Kamin setzte, spürte er Zweifel und eine innere Unruhe in sich. Die Worte seiner Eminenz ließen ihn nicht los ... gaben uns die Viere großartige Dinge, doch sind diese Geschenke etwas, was uns umschließt und eingrenzt.... Wieder und wieder stand er auf und schüttelte leicht den Kopf, wenn er wieder wieder Sätze der Schrift für sich selbst leise vernehmbar sprach ...sind wir jeder eine individuelle Erfahrung der Viere und stehen gleichberechtigt als erlebte Erfahrung neben den Ideen zur Schöpfung vor dem Schöpfungsakte...

Der Morgen dämmerte, als Calmexistus sich in die Bibliothek des Ordo Astareli begab, denn ihm kamen in den Sinn die Gedichte, die er fand unter den hinterlassenen Schriften eines einstigen Diener Astraels, dessen Name Josef Knecht wohl gewesen war. Er wollte eines der Gedichte lesen, um sich abzulenken und auch wohl, um Zuversicht zu schöpfen. Calmexistus hatte diese Schriften in einem verstaubten kleinen Kästchen in der Bibliothek seines Ordens gefunden. Eine jede dieser Schriften wies ein "H.H." als Zeichen stets an der oberen linken Ecke des Pergaments auf.

In der Bibliothek holte er das Kästlein aus einer verborgenen Ecke hervor, öffnete es und entnahm einer der Pergamente. Er entrollte das Pergament und las das Gedicht und während des Lesens erfüllte ihn wieder Zuversicht und Hoffnung.

Anmutig, geistig, arabeskenhaft
scheint unser Leben sich wie das von Feen
In sanften Tönen um das Nichts zu drehen,
Dem wir geopfert Sein und Gegenwart.

Schönheit der Träume, Vitamas' Spiele gleich
So hingehaucht, so reinlich abgestimmt
Tief unter deiner heitren Fläche glimmt
Sehnsucht nach Nacht, nach Morsans Reich.

Im Leeren dreht sich, ohne Zwang und Not,
Frei unser Leben, stets zum Spiel bereit,
Doch heimlich dürstet's uns stets nach Göttlichkeit,
Nach Zeugung, Geburt, nach Mut und Ehr, nach Wissen, Weisheit, nach Leid und Tod.


Nachdem er das Gedicht gelesen, hielt noch eine Weile das Pergament in seiner linken Hand, ließ die Schönheit der Verse auf sich einwirken, während seine rechte Hand auf dem Kästlein lag und seine Finger über das Ornament streichten, welches den Deckel des Kästleins zierte. Erschrocken fuhr er hoch, als plötzlich am seitlichen Rande des Kästleins ein kleines Fach – wohl durch die Spannung einer Feder – herausschnellte, in dem ein kleines Büchlein lag. Als Calmexistus das Büchlein herausnahm und es aufschlug, las er auf der ersten Seite

Tagebuch des Josef Knecht

Ich weiß, daß all das, was ich weiß,
nicht den heilgen Vieren ist,
und daß all das, was ich begreife,
ihnen nicht ähnlich ist

_________________
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Furchtbar ist es, zu töten.
Aber nicht andere nur, auch uns töten wir, wenn es nottut.
Da doch nur mit Gewalt diese tötende Welt zu ändern ist, wie Jeder Lebende weiß.


Zuletzt geändert von Calmexistus: 16.09.03, 01:02, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: De mundo sensibilis et de mundo intellegibilis
BeitragVerfasst: 15.09.03, 21:21 
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Spät am Abend , sich vergewissernd, daß er allein in der Bibliothek des Ordo Astraeli, schloß er die Truhe auf, die er sich hatte anfertigen lassen und zu der nur er allein einen Schlüssel besaß. Klein und unscheinbar, in einem Winkel der Bibliothek hingestellt, würde die kleine Truhe wohl kaum einem auffallen. Er nahm das Buch aus der Kiste, setzte sich an den Tisch und schlug das Buch auf. Die auf der ersten Seite stehenden Zeilen las er nochmals

Ich weiß, daß all das, was ich weiß,
nicht den heilgen Vieren ist,
und daß all das, was ich begreife,
ihnen nicht ähnlich ist


Er grübelte nach über diese Zeilen, doch konnte er nur eines in dieser Zeilen herauslesen: Ketzerei

Calmexistus war schon drauf und dran, sich dazu zu entschließen, dieses Buch den Flammen zu übergeben. Doch blätterte er die zweite Seite des Buches auf und erkannte sofort, daß der Schriftzug auf dieser Seite ein anderer war. Er blätterte mehrmals hin und her, verglich und bemerkte dann wiederum doch Ähnlichkeiten in den Schriftzügen. Er kam zu dem Schluß, daß sehr wohl ein und derselbe Josef Knecht die Zeilen auf der ersten als auch auf der folgenden Seite geschrieben haben mußte und die Unterschiede sich dadurch erklären lassen würden, daß die Zeilen auf der ersten Seite zu einer ganz anderen Zeit seines Lebens jenes Josef Knecht wohl geschrieben haben mußte als die Zeilen auf der zweiten Seite. So fiel ihm auch auf, daß die Zeilen der ersten Seite einen ruhigen, klaren Schriftzug aufwiesen, dagegen die Zeilen der zweiten Seite auf ihn wirkten ungestüm in ihrem Schriftbild. So kam Calmexistus zu dem Schluß, da es sich um ein Tagebuch handelte, daß wohl die Zeilen der ersten Seite jener Knecht am Ende seines Lebens geschrieben habe nachträglich

Nun widmete sich Calmexistus dem Inhalt der Schrift der zweiten Seite und las


De mundo sensibilis et de mundo intellegibilis

Ich frage mich, wo das Göttliche ist. Ich fragte die Erde und sie sprach: Ich bin es nicht, und was auf ihr ist, bekannte das Gleiche. Ich fragte das Meer und die Abgründe, und was von Lebendem sie bergen, und sie antworteten: Wir sind nicht das Göttliche; suche über uns. Ich fragte die wehenden Lüfte, und es sprach der ganze Dunstkreis samt allen seinen Bewohnern: Die in uns das Wesen der Dinge suchen, täuschen sich. Ich fragte die Flammen des Feuers und sie sprachen: Wir sind nicht das Göttliche, das du suchst. Und ich erkannte , daß es nur eines gibt, das Antwort erteilt auf meine Frage nach dem Göttlichen: die eigene Seele.

Und die Seele sprach:
Kein Auge, kein Ohr kann dir mitteilen, was in mir ist. Das kann ich dir nur selbst sagen. Und ich sage es dir auf unzweifelhafte Weise. Ob die Lebenskraft in der Luft oder im Feuer, im Wasser oder der Erde liegt, darüber möge man zweifeln, aber wer wollte zweifeln, daß er lebt, sich erinnert, versteht, will, denkt, weiß und urteilt? Wenn er zweifelt, so lebt er ja, erinnert er sich ja, weshalb er zweifelt, versteht er ja, daß er zweifelt, will er sich ja vergewissern, denkt er ja, weiß er ja, daß er nichts weiß, urteilt er ja, daß er nichts voreilig annehmen dürfe.

Und so ist mir klar nun, daß die Außendinge sich nicht wehren, wenn wir ihnen Wesenheit und Dasein absprechen. Aber die Seele wehrt sich. Sie könnte ja nicht an sich zweifeln, wenn sie nicht wäre. Auch in ihrem Zweifel bestätigt sie ihr Dasein. Ich bin und ich erkenne mein Sein und liebe mein Sein und mein Erkennen: In diesen drei Stücken kann mich kein dem Wahren ähnlicher Irrtum beunruhigen, denn ich begreife sie nicht wie die Außendinge mit einem körperlichen Sinne.



Als Calmexistus den ersten Absatz las, entfuhr ihm ein Wohl wahr, wohl war – Recht hast du damit , Josef Knecht. So sah ich es schon immer und sehe ich auch jetzt noch: Die Priester dieser Ecclesia Elementorum sind nicht nahe dem Göttlichen – wenn sie nicht gar Ketzer.

Als Calmexistus den zweiten Absatz las, hätte man ihn bestätigend hm hm sagen hören, wenn auch etwas zögerlich. Beim Lesen des dritten Absatzes sah man, wie seine Stirn sich runzelte. Mehrmals las er diesen Abschnitt mit einem fragenden Gesichtsausdruck, seinen Bart dabei kraulend und aus selbigem Speichel mit dem Handrücken wegwischend.

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 16.09.03, 08:20, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 17.09.03, 18:48 
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Am einem der folgenden Abende saß Calmexistus wieder in der Bibliothek, das Tagebuck des Josef Knecht studierend. Er hatte lange nachgedacht darüber, was er gelesen hatte auf der zweiten Seite des Tagebuches. Nun las er diese Seite nochmals und ihm schien es, als unterscheide jener Josef Knecht zwischen den Sinneswahrnehmungen und dem Geist, zwischen Erkennen und Glauben, zwischen Verstand und Seele.

Was er damit wohl bezwecke entfuhr es Calmexistus, bevor er umblätterte und folgende Seite las


Vom Göttlichen der heilgen Viere wird der erfahren. Der seine Seele dazu bringt, sich selbst erst als Geistiges zu erkennen, um als Geist den Weg in die geistige Welt zu finden. Zu diesem habe ich mich nun durchgerungen, dieses zu erkennen. Und es ist der Logos, das Geschenk des Allwisssenden allein, welcher den Weg weist, den die Seele zu gehen hat, wenn sie zu dem kommen will, wovon sie sprechen muß, wenn sie mit sich selbst ist.

Doch bestehen Zweifel in mir, denn es seien zwei Wege denkbar, welche man gehen könne.

Der eine Weg ist der, der bedeute: Wenn die menschliche Seele diejenigen Kräfte in sich ausbildet, durch welche sie zur Erkenntnis ihres wahren Selbst gelangt, so wird sie, wenn sie nur weit genug geht, auch zur Erkenntnis des Göttlichen, der göttlichen Wahrheit und alles dessen kommen, was mit ihm zusammenhängt.

Der andere Weg aber ist zu sehen als derjenige, der darin bestehe, mit der Entwicklung der eigenen Seelenkräfte an einem bestimmten Punkte abzuschließen und im Glauben allein sich dem Göttlichen zu nähern.


So empfinde ich den letzteren Weg als den, den ich meine gehen zu müssen. Ist nicht in der unbegrenzten innerlichen Seligkeit die Tatsache zu sehen , daß jede Seele zum Erleben des Geistigen kommen kann, welche in sich selbst suchend so weit geht, als sie eben gehen kann, und dann, um zum Höchsten zu kommen, Vertrauen im Glauben und in Zuversicht auf die Kirche der heilgen Viere? Entspricht nicht dieser Weg der rechten Demut im Vergleich zu dem anderen Weg als dem Stolz der Seele entspringend? Ja – so sehe ich es und will allen sagen. daß sie Frieden finden können in der Wahrheit, aber dazu bedarf es der Demut, nicht des Stolzes!

Welche Wonne und welch dauernder Genuß des höchsten und wahren Gutes sich darbietet in der heilgen Schrift des Yehramnis, welche Heiterkeit, welcher Anhauch der Ewigkeit, wie soll ich das sagen? Mit dem Geist sich dieser heilgen Schrift zuwendend erreiche ich einen Punkt, in dem ich erkenne, wie wahr das ist, was uns zu glauben geboten wurde, und wie gut und heilbringend wir bei unserer Mutter, der Kirche der heilgen Vier Orden, auferzogen worden sind.

So bin ich nun sicher nach vielem Zweifel. So will ich streben und kommen so weit, als ich mit meinen menschlichen Kräften in der Erkenntnis komme; von da ab führt mich dann das Vertrauen, der Glaube, in die höheren geistigen Regionen hinauf.


Nachdem Calmexistus den Txt gelesen hatte, schaute er etwas verwundert drein. Laut nachdenkend sprach er:

Sonderbar, warum dieser Knecht glaubte, daß er in der Erkenntnis sich dem Göttlichen nähern könnte. Warum soll ich etwas zu erkennen mich mühen, was in meiner Seele von den Göttern mir und einem jeden gegeben? Und ist es nicht ein gar ketzerisches Wort, davon zu reden, so wie er geschrieben? Ist es nicht der Glaube allein, der mich der göttlicher Wahrheit nahebringt? Und letztlich - ist nicht die Erkenntnis fehlbar? Wobei ich mich auch frage, was dieser Knecht denn nun eigentlich verstehen mag, was er Erkenntnis nennt? Nun ja - aber so scheint er doch den Weg des Glaubens allein beschreiten zu wollen

Irgendwie haderte Calmexistus, ob mit diesem Josef Knecht oder mit sich selbst wußte er wohl selber nicht. Da jedoch ein Schnupfen ihn plagte, legte er kurzerhand das Buch wieder zurück in die kleine Truhe, schloß sorgfaltig ab und begab sich dann in das Ordenshaus

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BeitragVerfasst: 17.05.05, 20:41 
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Nach langer Krankheit fand Calmexistus Salanus die Kraft, sich wieder in die Bibliothek zu Brandenstein zu begeben. Und es kam ihm in den Sinn das Tagebuch mit den Aufzeichnungen des Josef Knecht. Und so gelüstete es Hochwürden, in jenem Tagebuch zu lesen. Er begab sich in den Raum, in dem die geheimen Archive des Ordo Astraeli verwahrt werden, öffnete eine kleine, unscheinbare Truhe und entnahm selbiger das Buch. Er blätterte eine Weile etwas gedankenverloren, bis eine Seite er aufgeschlagen hatte und folgenden Text las.


“Und so muß es auf immer sein, dass das geistliche Schwert und das materielle zu sehen sind in der Gewalt der Kirche der Heilgen Viere. Jedoch ist dieses für die Kirche, jenes aber von der Kirche zu handhaben. Jenes in der Hand der Diener der Heilgen Viere, dieses in der Hand des Königs und seiner Soldaten, aber auf die Zustimmung und Duldung der Diener der Heilgen Viere hin. Es gehört sich aber, daß ein Schwert unter dem anderen ist und die weltliche Autorität sich der geistlichen Gewalt unterwirft. Daß die geistliche Gewalt jedwede irdische sowohl an Würde als auch an Adel überragt, müssen wir umso deutlicher bekennen, je mehr das Geistliche das Zeitliche überragt. ... Denn wie die Wahrheit bezeugt, muß die geistliche Gewalt die irdische Gewalt einsetzen und richten, wenn sie nicht gut war.

Wenn also die irdische Gewalt abirrt, dann muß sie von der geistlichen Gewalt gerichtet werden; wenn aber eine niedrigere geistliche abirrt, dann von ihrer höheren; wenn aber die höchste, dann wird sie allein von den Heilgen Vieren, aber nicht von Irdischen gerichtet werden können. Ein Diener der Heilgen Viere richtet alles, selbst aber wird er von niemandem gerichtet.

Diese Autorität ist aber, auch wenn sie einem Menschen verliehen wurde und durch einen Menschen ausgeübt wird, keine irdische, sondern vielmehr eine göttliche Gewalt. Wer immer sich also dieser von denHeilgen Vieren so angeordneten Gewalt widersetzt, widersetzt sich dem göttlichen Willen der Heilgen Viere.

Somit ist als Wille der Heilgen Viere zu erkennen, daß es für jedes irdische Geschöpf unbedingt notwendig zum Heil ist, der Kirche der Heilgen Viere unterworfen zu sein. ..... „

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BeitragVerfasst: 5.11.05, 18:40 
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Eine kleine Hütte im Wald fernab der Wege.
Armselig das Innere der Hütte – ein Holztisch, ein Holzschemel, eine Holzpritsche. Glühende Funken schlagen aus der kleinen Feuerstelle.

Ein alter Mann sitzt am Tisch, im fahlen Licht einer kleinen Kerze in einem kleinen Büchlein lesend


Sein Schwarz ist die Antwort auf der Freunde Tod
Sein Schwarz ist mächtig nach dem Abendrot
Sein Schwarz ist zärtlich zu dem blutigen Herz
Sein Schwarz tötet Liebe und nährt den Schmerz

Der Schmerz ist der Ursprung der eisigen Macht
Der Schmerz ist das Feuer in der endlosen Nacht
Der Schmerz ist die Nahrung des freudlosen Seins
Der Schmerz ist der Wächter des schwarzen Scheins

Das Leid reinigt Seelen von Lärm und Geschwätz
Der Tod und die Trauer sind das schwarze Gesetz
Und wenn Du nicht spürst diesen Abgrund in Dir
Dann lebst Du nur scheinbar die finstere Gier

Der Schein trügt die Augen, doch nicht meinen Geist
Den Schein zu verkaufen ist verlogen und dreist
Der Schein ist die Mode, hübsch, eitel und dumm
Das Schwarz ist ein Abgrund, drum bleibe ich stumm


Mit von der Gicht gezeichneten, zittrigen Händen blättert der Greis eine Seite in dem Büchlein weiter.

Bin allein auf der Welt, niemand da der mich hält,
nur Dein Schmerz in mir drin.
Hatt die Kraft schon verloren und mein Herz war erfroren
auf der Suche nach dem Sinn.
Wie ein Kreis ohne Ziel, kein Entkommen aus dem Spiel,
das ich doch nie gewollt.
Wie die Nacht mich verschlingt und nun Leid zu mir bringt,
werden Träume zu Gold.

Tanze mit mir auf den Tränen der Zeit,
denn bis zu unserem Tode sind wir Ewigkeit.

Du hörst in mich rein, was ich glaubte zu sein,
war doch nur Illusion.
Einstge Worte nur Qual, nun Dein Kuß meine Labsal,
denn die Nacht wartet schon.

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 5.11.05, 19:04, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Lustbarkeiten des Traumes
BeitragVerfasst: 4.04.06, 16:37 
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Ein alter Mann sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein

Allmächtiger Astrael, so bitt ich dich demütig, dass deine mächtge Hand alle die Unkraft meiner Seele heile und mit reicherer Gnade die lüsternen Regungen auch meines Schlafes ersticke.

Oh Astrael, du lässest reich und reicher deine Gnaden in mir wachsen, dass meine Seele, ledig von diesem Vogelleim des Gelüstes, mir zu dir hin folge, dass sie nicht mehr rebelliere gegen sich selbst, daß sie auch im Schlafe nicht unter Bildern von tierischer Geile jene Schändlichkeiten der Unzucht bis zum Fluss des Fleisches treibe, nein, dass sie nicht einmal den Willen dazu habe.

So bitt ich dich als dein demütiger Diener zu verhüten, dass nichts dergleichen mich noch gelüste, in diesem Leben überhaupt, nicht nur in diesem Mannesalter. Denn ich weiß um deine Allmacht und dass du mehr zu tun vermagst, als wir bitten und verstehen.

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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 6.05.06, 17:05 
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Ein alter Mann sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein

.....

Zwei Herrschaften sind es, welche begründet durch zweierlei Liebe. Die weltliche Herrschaft, welche begründet durch Selbstliebe, die sich steigert bis zur Verachtung der Heilgen Viere. Die geistige Herrschaft, welche sich gründet durch die Götterliebe, welche sich erhebet bis zur Selbstverachtung.

Fürsten und Vasallen, Ritter und Adelgeschmeiß sind verhaftet der irdischen Herrschaft, sie rühmen sich ihrer selbst, doch wir, die wir durch die Liebe der Heilgen Viere leben, ehren die Heilgen Viere in Demut.

Jene suchen den Ruhm von Menschen, wir suchen den höchsten Ruhm in den Heilgen Vieren.

Jene erheben im Selbstruhm ihr Haupt, wir sprechen zu den Heilgen Vieren:“Ihr seid unser Ruhm und Ihr erhebt unser Haupt empor.“

Jene werden durch Herrschsucht beherrscht, die Diener in der Heilgen Kirche der Heilgen Viere dienen in Demut, Fürsorge und Gehorsam als Knechte der einzigen und wahren Herrschaft.

Jene nennen sich Herrscher und nennen sich weise, doch von Stolz beherrscht sich ihrer eigenen Weisheit überhoben sind sie zu Narren geworden und haben verwandelt die Herrlichkeit der unvergänglichen Heilgen Viere in ein Bild, gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden Tiere. Diese sind es, die um seine Majestät wie Schmeißfliegen und Speichellecker, welche besudeln seiner Majestät Heiligkeit und besudeln, was göttliche Schöpfung.

So bekenne ich mich zu dieser Wahrheit hier in dieser Zelle, in der ich schmachte und meines Schicksals harre. Doch ich bekenne mich zu dem, was mir auferlegt als göttliche Pflicht........in andere Hände ...


Die folgenden Zeichen sind verwischt und nicht zu entziffern.
Lediglich ist eine kleine Zeichnung, welche ein Auge darstellt, um das ein geschlitzter Ring geschlungen ist, ist in der rechten unteren Ecke der Seite schwach zu erkennen. Als Salanus dies Zeichen erkennt, murmelt er "so war auch er einer des Ringes des Argio...".

Salanus sieht sich dann im Kapitalsaal um, um sich sicher zu sein, dass er allein ist.

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 Betreff des Beitrags: Im Dienste der Heiligen Inquisition
BeitragVerfasst: 13.05.06, 23:47 
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Ein alter Mann sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein


Vernehmungen jener, die uns nach der Zerschlagung jenes zerstörerischen Zirkels im Lehen der Baronie Morthum in die Hände gefallen sind, haben wenig genug erbracht. Kaum eine Silbe war jenen verderbten Kreaturen zu entlocken, die uns weiteren Aufschluß über die Structures dieses unseligen Kultes gegeben hätte, noch über weitere Un-Personae, die sich dem Allbösen in blinder Verehrung hingegeben haben. Selbst in der inquisitorischen Befragung wußten sie sich der Wahrheit zu verschließen, kein klares Wort vermochten wir ihren verderbten Lippen zu entlocken. Bei einigen umnachtete sich der Geist ob des düsteren Wirkens ihres Götzen - diese haben wir, nachdem kein Quentchen Verstand mehr in ihnen zu finden war den reinigenden Flammen übergeben. Andere nutzten die Stunden, da man ihnen Ruhe gewährte, um zur Einsicht zu kommen und auch um ein vorschnelles Ableben zu vermeiden. Trotz vorschriftsgemäßer Fesselung gelang es einigen, sich selbst zu entleiben, zumeist, indem sie sich mithilfe ihrer eigenen Fesseln erwürgten oder indem sie ihre Häupter wieder und wieder an die Mauern schlugen, bis ihnen die Hirnschale zerbarst. Dabei schrie oder stöhnte nicht einer von ihnen, um sein unheiliges Tun nicht zu verraten.

Als erschreckendstes Beispiel, welche Macht der dunkle Götze über die ihm Verfallenen ausübt, erschien uns aber eine, die ihm so zu eigen war, daß sie unter der Macht der hochnotpeinlichen Befragung sich selbst die Zunge abbiß. Das Weib war dabei noch so kaltschnäuzig, das abgetrennte Stück dem ehrenwerten Inquisitor ins Gesicht zu spucken. Auch diese haben wir dem Feuer übergeben, nicht ohne die Vierheiligen Litaneien zu verlesen. Dies, wie auch ihren Tod ertrug das Weib in schier unheimlicher, morsanischer Ruhe. Indem sie sich gab wie eine heilige Märtyrerin verspottete sie noch im Moment der Verdammnis die hochheiligen Viere. Es ist erschreckend, wie viel Kraft diese unseligen Kreaturen aus ihrem falschen Glauben zu schöpfen vermögen.

Nebenbei bemerkt kam es bei den Hinrichtungen, bei denen ich Zeuge war, in nicht einem Fall zu jenen, in einschlägigen Berichten angeführten schrillen, unsphärischen Schreien, die man darauf zurückführt, daß die Seele in die ewige Verdammnis gerissen wird. Dessen ungeachtet hat Vater Hilarion solche Passagen in die offiziellen Protokolle aufgenommen, denn er führt das Fehlen dieses sicheren Indizes dessen, was den Dienern des Allbösen droht, auf eine Sinnestäuschung zurück, einen letzten Versuch der Delinquenten, uns mit Zweifel zu erfüllen, auf dem ihr dunkler Glaube so trefflich zu keimen vermag.

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 14.05.06, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Im Dienste der Heiligen Inquisition
BeitragVerfasst: 14.05.06, 00:00 
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„Es gibt gar solche, die lassen sich von den Lakaien der Viere weismachen, es gäbe ein Kraut, daß nur dort wächst, wohin wir unsere Schritte setzen und unsere heiligen Handlungen tun. Ich sage, bestärkt sie in diesem jämmerlichen Irrglauben. Und vergeßt nicht abseits im Wald dieses Pflänzchen zu züchten und beizeiten im Garten eines Lakaien der Viere auszusetzen“

Dokument unbekannter Herkunft, angebliches Protokoll eines Gespräches mit einem Geweihten des Namenlosen, möglicherweise eine Fälschung, Geheimbibliothek Seiner Hochwürden Dexter Nemrod

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 14.05.06, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 14.05.06, 14:36 
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„Nicht wenige Anhänger des NamenLosen findet man aber unter den Mächtigen: Solche des Adels, die der Überdruß zum Bösen treibt, ebenso wie manch einflußreichen Bürger, der in seinem Kampfe wider seine Konkurrenten sein Heil in unheiligem Bunde sucht. Und auch Magi, die auf ihrer Suche nach Wissen verbotene Pfade betreten, die besser keines Menschen Fuß je berührt hätte, fallen den Einflüsterungen des Namenlosen anheim. “

(Aus einer Lehrschrift Anselm Horningers, Hochgeweihter des Ordo Astraeli und Mitglied des Inquisitionsrat)

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BeitragVerfasst: 14.05.06, 14:49 
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Ein alter Mann sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein

Bislang dachte man, die Diener des Namenlosen könnten geweihten Grund nicht betreten und die Präsenz heiliger Gegenstände sowie die Berührung Geweihter der Heiligen Viere nicht ertragen, so daß ihre Maskerade durch all diese Dinge aufzudecken sei.

Doch wehe, erst vor kurzem mußten wir feststellen, daß wir uns geirrt hatten, ist doch einem Adligen aus dem Geschlecht derer des Fürstentum Malthus, einem allen als götterfürchtig bekannten Mann, der keinen Weihedienst versäumte, von den Inquisitores, die die Kindsraube in diesem Fürstentum untersuchten, die harmlose Maske von seiner verderbten Fratze gerissen worden.

Wie bitter war der Moment, in dem uns offenbar wurde, daß er sich einer Vitamapriesterin bedient hatte, Knaben in Arglosigkeit zu sich zu locken, um sich an den armen Geschöpfen zu verlustieren. Er war nicht davor zurückgeschreckt, die Sinne der Priesterin zu verwirren und mit seinen verqueren und abgrundtief bösen Lehren zu füllen, bis sie ihm willfährig zu Diensten war. Kann es denn sein, daß es den Heiligen Vieren nicht gelingt, IHRE Diener davor zu bewahren?

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 14.05.06, 14:54, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 17.05.06, 00:17 
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Ein alter Mann sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein


Eine Pergament unbekannter Herkunft, auf welchem ein angebliches Protokoll eines Gespräches mit einem Diener des Namenlosen niedergeschrieben, fand ich in der Geheimbibliothek Seiner Hochwürden Dexter Nemrod. Ich fertigte diese Abschrift. Ich schließe aber nicht aus, dass dieses Protokoll eine Fäschung ist.

„Wie kleingläubig und dumm sind die Diener der Heilgen Viere, die tatsächlich glauben alles Böse mache sich an der äußeren Gestalt einer Kreatur bemerkbar. Es gibt nicht wenige, die der Überzeugung sind, daß alle Entstellungen und Verunstaltungen Zeichen der Götter seien. So ist es denn auch zu erklären, daß in manchen Gegenden Bucklige, Kriegsveteranen und von Krankheiten Entstellte Mühe haben, nicht auf dem Scheiterhaufen zu landen. Über uns verbreiten sie, wir würden, einer wie der andere, eines unserer Glieder hergeben, als Zeichen der unbedingten Hingabe zu unserem Herrn. Ha! Kleingläubige Einfaltspinsel! Sicher, es gibt solche, die diesen Weg gehen. Doch hält man uns für so dumm, daß ein jeder solch ein Stigma offen trage? Hält man IHN für so dumm, dergleichen zu fordern? Sie wissen nichts über SEIN Wesen, nichts über uns. In ihrer Dummheit glauben sie jedem Ammenmärchen, das sie zu hören bekommen, wenn es sich nur in ihr armselig enges Weltbild fügt. Laß sie nur weiter in ihrem Glauben und jenen nachspionieren, die durch Unglück, Krankheit oder Krieg versehrt worden sind, denen ihre launischen Götter ein Mal aufdrückten, in ihrer Leichtfertigkeit. Wir werden dies zu nutzen wissen!“

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Furchtbar ist es, zu töten.
Aber nicht andere nur, auch uns töten wir, wenn es nottut.
Da doch nur mit Gewalt diese tötende Welt zu ändern ist, wie Jeder Lebende weiß.


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 Betreff des Beitrags: Im Dienste der Inquisition
BeitragVerfasst: 23.05.06, 19:02 
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Salanus sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein

Sicher ist, dass viele Hexen zu den Buhlen des Namenlosen man zählen muß, denn der Namenlose schenkt ihnen Macht und die Kraft, ihre Nächsten zu verderben und sich selbst Vorteile zu verschaffen.

So geschieht es, indem sich der Namenlose die Gestalt eines dunklen, geflügelten Mannes gibt und ihnen auf verderbteste Art und Weise beiwohnt. Und es geschieht gar, daß er eine von ihnen mit seinem unheiligen Samen befleckt, auf daß die Brut, die dieser Sünde entspringt, zu einem seiner verschworenen Diener werde.

Es mag solche unter den Hexen geben, die diese Mesalliance verabscheuen und die dem Verderbten nicht verfallen sind. Doch ist es Gewißheit, daß nicht einer ihrer geheimen Zirkel frei wäre von seinen Einflüsterungen.

Und so gilt es dem Hexenunwesen mit der gleichen Unerbittlichkeit entgegenzutreten wie den anderen Dienern des Alldunklen Götzen und sie nach bestem Wissen der reinigenden Kraft des Feuers auszusetzen, auf daß ihr böses Spiel ein Ende habe.


Salanus legt das Büchlein bei Seite und blickt nachdenklich drein. Sodann murmelt er: "Wahrlich - unerbittlich muß man diese Brut ausrotten."

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 Betreff des Beitrags: Im Dienste der Inquisition
BeitragVerfasst: 25.05.06, 14:03 
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Salanus sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein:

Zutiefst im Geheimen wirkt der Kult des Namenlosen und nur wenig davon dringt je an das Licht Felas.

Man weiß, daß sich seine Diener in Roben in Schwarz und Purpur hüllen, doch tun sie dies nur während ihrer geheimen Rituale an verborgenen Stätten, ansonsten sind sie nur schwerlich zu erkennen.

Gewiß ist auch, daß sie, um einen Pakt mit ihrem Gott zu schließen und so zu Macht zu gelangen, einen Teil ihrer selbst opfern müssen, ein Körperglied, einen Zeh oder Finger als erste Stufe der Selbstaufgabe, später das Herz, dann den Schatten. Auch komme es wohl vor, dass seine Diener sich zu entmannen haben und seine Dienerinnen hässlichsten Kreaturen willfährig zu sein haben.

Als höchstes und letztes Opfer bieten die unheiligen Jünger ihrem namenlosen Götzen ihre Seele dar, die dieser mit großer Lust verzehrt.

Solche Opfer aber verlangt der dunkle Namenlose, um die wahrhaft Gläubigen von den Zauderern und Wankelmütigen zu scheiden, denn nur die, die gewillt sind, sich selbst ihrem Herrn zu opfern, sind würdig, daß er sich ihnen offenbart. Hat der Namenlose aber erst einmal die Seele seines Dieners genommen, so können selbst die Heilgen Viere diesen Verdammten nicht mehr retten.

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 Betreff des Beitrags: Im Dienste der Inquisition
BeitragVerfasst: 27.05.06, 18:29 
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Salanus sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein:


Im Geheimen wirkt der Kult des Namenlosen und ebenso im Verborgenen liegen die Weihestätten des verderbten Gottes: Wilde, öde Landstriche, in denen die viergöttergefällige Weltenordnung kaum Fuß zu fassen vermag, Gebiete, die keinen Herrscher kennen, noch eine Ordnung, Gefilde, in denen Gesetz allein ein hohles Wort ist und ein jeder allein sich seine Regeln formt. Dies sind die Orte, da sich vornehmlich die Zirkel des Verabscheuungswürdigen zusammenfinden. Wilde Steppen, unwegsame Wälder, hohe Gebirge, Gefilde fernab jeglicher Zivilisation, doch wo ein Lehensherr und seine Vasallen im Namen seiner Majestät Hilgorad herrschen, die schwächlich oder mit Hinterlist über Wohl und Wehe des Landstriches und seiner Bewohner wachen, dort mag man auf Stätten der Anbetung treffen: uralte Steinkreise, Moorinseln oder verborgene Täler, unergründliche Höhlenlabyrinthe, die Kuppe eines Hügels, uralte Walstätten, verrufene Gemäuer, Orte, an denen Sphären oder Elemente aneinander stoßen, Stätten voll alter Magie, dies sind bevorzugte Plätze, die sich die Diener des Namenlosen für ihre schimpflichen, verderbten Rituale erkiesen. Die heiligsten Stätten des namenlosen Gottes aber sind zu finden auf einem Eiland, welches das Lehen Siebenwind .

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BeitragVerfasst: 5.08.06, 16:43 
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Salanus sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein:


So hört man oft, daß die Diener des Bösen von denen des Guten leicht zu scheiden sind, zeige sich ihre Verderbtheit doch in Äußerlichkeiten, wie fehlenden Gliedern oder Augen. Die langen Jahre der Beschäftigung mit diesem Phänomen haben mich gelehrt, daß dem nur selten so ist. Allzu oft verbirgt sich das Böse gerade hinter der Maske der Unschuld und der Maske der Glorie und des Glanzes weltlicher Fürsten.

Ich sage aber, wenn es den Dienern des Namenlosen an einem mangelt, dann ist es am Herzen, und das ist es, was sie ihm als Opfer darbringen. Wie aber soll selbst der Scharfsichtigste diesen Mangel mit bloßem Auge erkennen?

Auch wisse man von den Dienern des Namenlosen, daß viele derer durch überdurchschnittlichen Mut, hervorragende Klugheit und ein faszinierendes Charisma gekennzeichnet sind. Doch sind sie zu gleicher Zeit ausgesprochen gefühlskalt, berechnend und skrupellos, sowie von tiefer Machtgier erfüllt

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BeitragVerfasst: 11.08.06, 23:59 
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Salanus sitzt am Tisch im Kapitelsaal des Tempels zu Falkensee und liest in einem kleinen Büchlein:

So ist es wohl wahrhaftig, dass der Namenlose ein Kind Vitamas.

Denn ist es nicht vor allem seine süße, gifttriefende Zunge, die einem Jeden Versprechungen macht?

Ist es nicht sein liebreizendes, verlogenes Antlitz, mit dem er einen Jeden auf seine Seite zu ziehen vermag?

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 Betreff des Beitrags: In der Kapelle zu Brandenstein
BeitragVerfasst: 14.08.06, 02:34 
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Zwei Tage dauerte es, dass Salanus seine neue Wirkungsstätte Brandenstein erreicht hatte.

Nach dem Komplet wollte er noch ein kleines Weilchen vor dem Schlafen in dem kleinen Büchlein lesen. So machte er es sich in dem Schaukelstuhl bequem und las.


Der Glaube an den Namenlosen ist gnadenlos und es gilt so für die Verblendeten, niemals zu zweifeln, wollen diese nicht furchtbare Strafen auf sich hinabrufen, gegen die alle bekannte Pein, jede Folter, jede Qual, die ihnen beigebracht werden kann, wie Honigschlecken anmuten muß.

Deshalb ist es unmöglich, die Verblendeten von ihrem Irrglauben abzubringen und hätten sie auch die Verdammnis vor Augen. Wiewohl einige Unverzagte behaupten, daß es machtvollen Geweihten gelingen kann, auch zu diesem Zeitpunkt noch die verderbte Seele zu retten. Mir allein fehlt dazu der Glaube, denn noch nie wurde ich einer solchen Bekehrung ansichtig, und ich habe schon viel gesehen.

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BeitragVerfasst: 13.10.07, 22:20 
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Lange schon hatte Salanus nicht mehr gelesen in dem Tagebuch jenes Josef Knecht.

Nun saß er in dem kleinen Ordenszimmer der Kapelle zu Brandenstein, das Büchlein vor sich auf dem Tisch liegend.

Er blätterte und blätterte in dem Büchlein, bis er wohl die letzten Seiten des Büchleins aufgeschlagen.


110.Tag im Kerker der Canes Belli

Die Canes Belli, so treu ergeben dem Erzkonzilium wie sie blind sind, wollen mich hetzen, mich zu Strecke bringen. Aber so nehme ich wohl wahr ihren Ärger und ihre Wut, so sie sehen, dass es ihnen nicht leicht, mich zu Fall zu bringen.

Wenn die Canes Belli mich der inquistorischen Befragung unterziehen, vermag ich zu erkennen in ihren Augen ihren Ärger über meine Antworten, auf die sie keine Einwände zu erheben vermögen. Ich mag auch zu erkennen ihre Wut darüber, nicht ihr Schwert aus der Scheide ziehen und mir einfach den Kopf abschlagen zu dürfen. Dass dieses nicht geschehe, verdanke ich Dir, oh Allwissender Astrael und deinen Dienern, die vereinet sind in dem Ring der Wissenden.

Und doch weiß ich, dass am Ende sie mir meinen Kopf vom Leibe trennen werden. Die Brüder des Ringes werden nicht verhindern können, was wohl mein Schicksal ist.


Etwas abgesetzt ist auf der Seite des Büchleins weiter zu lesen:

Und so ich erkenne ich wahrhaftig, dass meine Güter nicht liegen in der Außenwelt und ich sie nicht suchen darf mit Fleischesaugen im Sonnenlichte. Denn die ihre Freude in der Außenwelt finden, die werden leicht eitel und verlieren sich in das Sichtbare und Zeitliche, an dessen Vorstellungen sie mit hungrigem Denken lecken. O wenn sie doch der Hunger ermattete und sie riefen: Wer wird uns die wahren Güter zeigen? Und ich will denen sagen und sie mögen es vernehmen: [I]Allsehender Astrael, erhebe über uns das Licht deines Angesichtes. Denn wir selbst sind nicht das Licht, das alle erleuchtet, sondern wir werden von dir erleuchtet, dass wir, die wir weiland in Finsternis waren, ein Licht in Finsternis waren, ein Licht in dir sind.

Wie haben doch all Jene, die sich in ihrer Weisheit, ihrer Macht aber auch Ihrer Frömmigkeit suhlen, in Unwissenheit das Eitle so lieb und die Lügen so gerne. Wie unwissend sind die doch, dass sie nicht erkennen, dass all die Gebilde, die sie für Wahrheit halten, nur Eitelkeit und Lüge sind. O könnten sie im Innern das Ewige schauen; wie ich dies geschmeckt. Wie oft ergrimmte ich, dass ich es ihnen nicht zeigen konnte, weil sie mir ein Herz zubrächten, das in ihren auf die Außenwelt gerichteten Augen war und sprächen: Wer wird uns die wahren Güter zeigen? Denn erst, da ich mir in meines Herzens Tiefe zürnte, als ich zerschlagen war, als ich meinen alten Menschen als Schlachtopfer darbrachte und durch begonnenes Sinnen auf meine Erneuung meine Hoffnung auf dich, oh Allwissender Astrael gründete, da erst begannst du, oh Allwissender, mir süß zu werden und erfreutest mein Herz. Und ich schrie auf, da ich dies Wort las von außen und in meinem Innern Deine Wahrheit erkannte: Nimmer wollte ich reich werden an irdischen Gütern, Zeitliches verschlingend und selbst von ihm verschlungen, da ich in der ewigen Einfalt andere Früchte gefunden hatte[/I]

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BeitragVerfasst: 25.10.07, 21:15 
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In dem kleinen Ordenszimmer der Kapelle zu Brandenstein liest Salanus wieder in dem Tagebuch.



120.Tag im Kerker der Canes Belli

Tage sind nun vergangen und kein Verhör fand statt an diesen Tagen. Ist dieses ein gutes Zeichen? Ich denke nicht.
Dem Geschwätz der Wachen konnte ich entnehmen, dass ein hoher Würdenträger, ein Ritter begleitet von einer Schwadron Streiter vor Tagen angekommen sei und seit wohl nun 5 Tagen auf Geheiß seiner Majestät höchst selbst in der Festung weilt.

Das sardonische Grinsen, mit dem mich die Wachen zu würdigen wissen seit diesen Tagen, lässt mich Schlimmes befürchten. Mir schwant, dass es mein Schicksal ist, dass durch das Schwert jenes Ritters mir ein Ende bereitet werden soll.

Ein Prozess wäre damit umgangen und somit wäre es für die Canes Belli eine Lösung. Doch wenn dem so ist, dann ist es letztlich die Hand seiner Majestät, die meinem Leben ein Ende bereitet. Kann es wahrlich sein, dass seine Majestät solch Schuld auf sich lädt? Mir fällt es schwer, dieses zu glauben. Und doch kommen mir in den Sinn mahnende Worte einiger meiner Brüder des Ringes, dass man auf der Hut sein müsse vor jenen, die seiner Majestät nah stehen als Ratgeber.

Ich muss das Vertrauen gewinnen eines der Wächter, auf dass ich ihm dieses Buch anvertrauen kann und dieser es heimlich einem meiner Brüder zutrage. Gebe der Allwissende Kraft für dieses Vorhaben – es mag vielleicht meine letzte Tat sein.


Etwas abgesetzt ist auf der Seite des Büchleins weiter zu lesen:

So zeige mit mahnenden Worten der Finger eines jeden Dieners des Allwissenden auf die weltliche Obrigkeit, die, lüstern nach Herrschaft, welcher sich die Völker dienend beugen, von der Herrschbegierde beherrscht wird.

Aus dem Weltlichen nämlich kommen die Feinde, gegen die die von den Heilgen Vieren gewollte Ordnung verteidigt werden muß. Freilich viele von denen, die weltlicher Herrschaft dienen, kehren sich ab von den Irrwegen der Gottlosigkeit und werden demütige Diener eines wahrhaften Herrschaftstaates allein im Namen der Heilgen Viere sein.
Aber viele auch glühen in heißestem Haß gegen ihn und legen schreienden Undank an den Tag gegenüber offenkundigen Wohltaten der Heilgen Viere, da sie doch heute den Mund nicht auftun würden gegen den wahren Götterstaat der Viere , wenn sie nicht an dessen geheiligten Stätten vor dem feindlichen Schwert das Leben neu gefunden hätten, das ihnen Anlaß zum Hochmut wird.


Salanus legt das Büchlein bei Seite und blickt nachdenklich drein. Sodann murmelt er: "Wahrlich - unerbittlich muß man auch diese falsche Natternbrut zertreten wie einen Wurm."

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BeitragVerfasst: 10.11.07, 04:14 
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In dem kleinen Ordenszimmer der Kapelle zu Brandenstein liest Salanus wieder in dem Tagebuch des Josef Knecht.


130.Tag im Kerker der Canes Belli


An meine Brüder im Glauben an den Allwissenden!

Dieses werden meine letzten Zeilen wohl sein, die eine durch meine Hand geführte Feder zu schreiben vermochte. Ich weiß, dass Ihr um mich trauern werdet. Doch trauert nicht, denn auch ich hadere nicht mit meinem Schicksal, weiß ich doch:
Nur scheinbar ist in der Sphäre eines gelebten Schicksals die äußere und die innere Zeit dieselbe; in Wahrheit bedingt einzig Erfülltheit mit Erlebnis das Maß einer jeden Seele – anders zählt sie von innen den Ablauf der Zyklen als der kalte Kalender. Berauscht vom Gefühl Vitamas, erfüllet vom Geist Astraels, selig entspannt durch Morsans Ruhe und mit Bellums Schicksal befruchtet, erfuhr ich unendliche Fülle in kürzester Frist. So will ich dankbar sein für das Geschenk, welches die Heilgen Viere mir darreichten, weiß ich doch darum, dass abgelöst von der Leidenschaft der Heilgen Viere bedeute, endlose Jahre der Leere empfinden, als gleitende Schatten, als taubes Nichts.
Darum will ich zählen in meiner Lebensgeschichte nur die gespannten, die entscheidenden Augenblicke, in denen ich dem Allwissenden so nah. Einzig dann, wenn ich mit dem Beistand des Allwissenden meine ganzen Kräfte ins Spiel gebracht, war ich für mich, war ich für die anderen wahrhaft lebendig. Immer nur dann, wenn in mir die Seele loderte und glühte, erfüllet vom Willen und Geiste des Allwissenden, war ich auch äußerlich Gestalt.


Die folgenden Zeilen sind verwischt und nicht mehr zu lesen

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BeitragVerfasst: 28.11.07, 21:06 
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Zwischen den Seiten findet Salanus in dem kleinen Büchlein ein zusammengefaltetes Pergament, dessen Zeilen teilweise verwischt und somit nicht mehr zu lesen sind.

Meine Brüder, wie schmerzt es mich in meiner Seele, so ich diese Zeilen Euch niederschreiben muss, die Euch berichten von der frevelhaften Tat, der Hinrichtung meines Lehrer, Eures Bruders Josef Knecht. Wie groß ist doch ...
...
...
...
... Qualen. Nur den Kopf hatte mein Meister Josef Knecht noch niederzubeugen auf den Block, den er mit beiden Armen, ein Liebender seines Todes, umfasste. Bis zum letzten Augenblick hatte er die Größe eines Diener des Allwissenden bewahrt. Mit keiner Regung, mit keinem Wort hatte er Furcht verraten. Würdig hatte er sich zum Sterben bereitet. Welche Ehrfurcht vor dem ...
...
...
...
...
... des Allwissenden. Aber was hilft alle menschliche Würde, alle erlernte und ererbte Haltung gegen das Grauen, das jedem Mord anhaftet! Niemals kann – und hier lügen alle Schriften und Berichte – die Hinrichtung eines lebenden Menschen romantisch und rein ergreifend sein. Immer wird der Tod durch das Henkersbeil zum grässlichen Schrecknis und zur niedrigen Schlächterei. Und so sage ich Euch, dass keine ...
...
...
...
... Fratzen der Rittersleute und deren Schergen. ... Der erste Hieb des Scharfrichters hatte schlecht getroffen, nicht durch den Nacken ist er gefahren, sondern stumpf auf das Hinterhaupt. Ein Röcheln, ein Stöhnen bracht erstickt aus dem Munde des Gemarterten, aber nicht laut. Der zweite Schlag fuhr tief in den Nacken und ließ das Blut grell aufspritzen. Aber erst der dritte löste das Haupt vom Rumpf. Welch Grässlichkeit war es, dass es mir war, es bliebe mein Herz mir stehen vor Schmerz, als der Henker das Haupt aufheben und zeigen wollte, und das Haupt seinen Händen entglitt. Wie eine Kegelkugel rollte und polterte es blutüberströmt auf den Bretterboden des Podestes, und da der Henker es jetzt abermals fasste und aufhob, lähmte mich das Entsetzen vor dieser Schlächterei. Blass sah das mir fremde, kalkweiße mit den gebrochenen Augen auf die anwesende Ritter und Edelleute. Noch eine Weile lang zuckten konvulsivisch die Lippen, die zu übermenschlich gewaltsam die Angst der Kreatur in sich verpresste, und die Zähne schlugen gegeneinander. Welch Entsetzen packte mich, als die Henkersknechte mit einem Lächeln auf den Lippen den blutüberströmten Rumpf und das Haupt ergriffen, um es zu dem Feuer zu schaffen, in dessen lodernden Flammen Haupt und Rumpf verbrannten.

Oh meine Brüder, welche Qualen ich ...


Gepriesen seie der Name des All.....

Ignaz Moravius
Demütiger Diener des Allwissenden

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Zuletzt geändert von Calmexistus: 28.11.07, 21:08, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 25.01.08, 22:25 
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Vor drei Tagen begab sich Hochwürden Salanus nach Brandenstein. Wichtiges war zu tun in Brandenstein. Schriftstücke mussten zu anderem Ort gebracht werden, Gespräche mit Brüdern waren zu führen. Doch trotz all der Hektik und Eile vergaß er nicht, das kleine Büchlein einzustecken.
Am gestrigen Abend, den ganzen Tag schon war er voller Vorfreude darauf, setzte er sich in die Bibliothek zu Falkensee und las in dem kleinen Büchlein. Doch stimmte ihn sehr nachdenklich, als er folgenden Text in dem Büchlein las.


Noch steht die Kirche der Heilgen Viere über allem und gebietet im Namen der Heilgen Viere; von unten blickt, gläubig, demütig hingegeben, das Volk dem Heilgen Worte entgegen. Noch wagt sich kein Zweifel gegen die geistliche Wahrheit, und es rührt sich kein Widerstand, offenbart die Kirche der Heilgen Viere doch den Willen der Sahor.

Der Bannstrahl der Heilgen Vier Orden zerbricht das Schwert des Adligen, des Ritters, des Edelmanns und erstickt den Atem der Ketzer. Völker, Stämme, Rassen und Klassen, so fremd und feindlich sie einander sind, verbindet dieser einhellige, demütige und tiefe Glaube an die Sahor zu einer Gemeinschaft, welche zum Ruhme seiner Majestät und des Galadonischen Reiches ist.

Noch ruht das Reich im Schoße der Kirche der Heilgen Viere, manchmal von mystischen Träumen erregt und bewegt, manchmal erschüttert durch das frevelhafte Tun der Diener des Namenlosen Gottes, aber es ruht noch, jeder Wunsch nach freiem Geist, im Tun sich nach eigen Gutdünken ausrichtend, ist ihm fremd.


Doch werden schlimme Zeiten kommen, in welchen alles wird in den Abgrund zu stürzen drohen.

Schon jetzt hat eine Unruhe begonnen, welche des Volkes Seele bewege. Es erheben sich einzelne von den Knien, auf denen sie gesenkten Hauptes sind gelegen vor den Heilgen Vieren und der Kirche der Heilgen Viere. Dreist blicken sie empor, statt der Demut beseelt sie ein feister Denkmut und Fragemut. Durch ein trügerisches Selbstvertrauen sehet sich manch einer nicht mehr als ein Geschöpf der Heilgen Viere, das nach dem Tau der göttlichen Gnade dürstet, sondern als Mittelpunkt des Geschehens, als Kraftträger Tares. Demut vor den Heilgen Vieren schlagen um in ein Gefühl sinnlichsten, betörenden Machtrausches der Weltlichkeit.

So erfasst mich Furcht, wenn ich in die Zukunft zu blicken wage. Ich sehe, dass Unrast wird gären in den Ländern des Reiches, atmende Angst und Ungeduld wird in den Seelen herrschen. Sich von den Heilgen Vieren, der Kirche der Heilgen Viere abwendend, wird das trügerische Gefühl der Sehnsucht nach Freiheit und Macht weichen einer ratlosen Verwirrung, halb Angst, halb enthusiastischer Taumel. So wird es geschehen, denn dieses ist immer die erste Antwort der Seele, wenn sie ihr Maß plötzlich verliert, wenn alle Normen und Formen, auf denen sie als auf einem Beständigen fußte, gespenstig unter ihr weg gleiten.

Alles auf Tare wird von einem ungeheuren Stoß erschüttert werden, selbst die untersten Schichten des Seelenreiches, welche sonst unberührt geblieben von den Zeitenstürmen, wird dieser Stoß erreichen. Von der Heilgen Kirche der Viere bewahret und geschützt, hat der Glauben an die Heilgen Viere wie ein Fels unverrückbar allen Orkanen standgehalten. Doch über Nacht wird alles Gewisse fraglich werden, bezweifelt werden, was vielen Geschlechtern zuvor ein unumstößliches Heiligtum war.

Männer und Frauen, sich selbst weise schätzend, werden sich gleich den Göttern sehen wollen, werden spotten darüber, was das Werk Heilgen Vier Orden, des Ordo Astraeli über Jahrhunderte hervorgebracht. Ein geistiges Fieber, welches jene selbst Ratio nennen, wird jene erfassen. Alles, was wahrhaft von den Heilgen Vieren, wird in heißem Fieberwahn, was sie Wissenschaft nennen, welken dahin vor dem heißem Atem dieses Fiebers, wird zertrümmert werden durch jene, die diesem Fieberwahn anheim fallen. Alles wird erfasst werden von diesem Fieber im Hirn, alles gerät wie durch ein Erdstoß ins Wanken. In den Abgrund der Verderbnis wird letztlich alles stürzen, alles was wahrhaftig das Werk der Viere und das Werk der Heilgen Vier Orden. Immer heftiger wird die Gärung, alles wird kommen in Fluss.

Möge Astrael uns allen beistehen!

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 Betreff des Beitrags: Re: Die geheimen Tagebücher des Josef Knecht
BeitragVerfasst: 31.08.08, 05:54 
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* In dem kleinen Ordenszimmer der Kapelle zu Brandenstein sitzt Salanus in seinem Schaukelstuhl und liest in dem Tagebuch des Josef Knecht.*


Auf irrigen Pfaden sehe ich wandeln gar manchen Bruder, welcher aufgrund seines tiefen Glaubens an Astrael, aber auch aufgrund seiner angeborenen Sanftmut leichtgläubig, mehr auf die Gelehrten hört, die sich im Vertrauen auf die weltliche Weisheit allzu sehr auf die menschliche Vernunft verlassen. Diese Brüder erliegen den verlockenden Worten der Gelehrten, die da behaupten, dass es, um die Wahrheit zu erkennen, die in vielem verborgen ist, von größerer Bedeutung ist, den Geist durch subtile Erwägungen zu üben, da ein in solchen Dingen ungeübter Geist verworren aufnimmt, was gesagt wird, weil er nicht sorgfältig zu unterscheiden weiß und daher unterliegt dem Irrtum


Den Brüdern, die sich verführen lassen von der Gelehrten Worte, aber sage ich:

Entsaget den Künsten des Verstandes, tuet ab von Euch, was immer noch den Sinnen oder der Klugheit verhaftet ist, befreiet Euch vollkommen von allem Sein oder Nichtsein, und erhebet Euch, wenn Ihr es könnt, bis zur Höhe des Nichts-mehr-Unterscheidens über das Ganze hinaus, bis dicht an die Schwelle des Verschmelzens mit dem Allwissenden Astrael, der über jedem Wesen und über jedes Wissen ist. Denn erst, wenn Ihr Euch von allem ganz entäußert habet, vornehmlich aber von Euch selbst, unaufhaltsam und absolut und ohne jeden Rest leer seid, erst dann werdet Ihr Euch in reinster Ekstase bis zu jener Sphäre erheben können, die vor aller Erschaffung war, jenseits von aller Welt und jenseits von allem Sein, entblößt auch noch von dem, was jedes und Euch selbst erst zum Wesen macht.

Erkennet, dass durch Euren Verstand, mag er auch noch so geübet sein, Ihr es nicht vermöget, die Tiefe zu durchdringen, was die Heiligen Vieren uns als Geschenk dargereicht und was wahrhaftig ist, denn Euer Geist ist diesem in gar keiner Weise gewachsen.
Lasset ab davon, mit Eurem Geist zu verstehen, sondern erkennet, dass allein Euer Glaube Euch verstehen lässt, dass Ihr aber nichts verstehen werdet, wenn Ihr nicht glaubet.


Nachdem Salanus die Zeilen gelesen hatte, schaute er eine Weile nachdenklich drein.

„So erkenne ich, dass dieser Bruder darum wusste, dass allein der die Wahrheit zu erkennen vermag, der bereit und darum weiß, den Weg des Glaubens zu beschreiten. Ein irriger Weg, gar Häresie ist’s, so ein Diener des Astrael von diesem Pfade der Erkenntnis sich lossage und mehr mit seinem Verstande als mit seinem Glauben an Astrael Wahrheit zu ergründen erhofft. So ich mich entsinne der letzten Tage des Vater Donarius, weiß ich, dass er wohl erlag den Verlockungen des Gelehrtentums und einen irrigen Weg ging, So will ich beten zu Astrael, auf dass der Allwissende zeihen möge und vergeben dem Vater Donarius, auf solch irrigem Pfad gewandelt zu sein.“

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Furchtbar ist es, zu töten.
Aber nicht andere nur, auch uns töten wir, wenn es nottut.
Da doch nur mit Gewalt diese tötende Welt zu ändern ist, wie Jeder Lebende weiß.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die geheimen Tagebücher des Josef Knecht
BeitragVerfasst: 18.04.09, 11:34 
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In der in Radak gelegenen Taverne der Frau Dur sitzt Salanus in dem Schaukelstuhl nahe des Kaminfeuers und liest in dem Tagebuch des Josef Knecht.

Wenig habe ich Wissen gesammelt von der Wirklichkeit, aber unendlich viel von der göttlichen Wesenheit der Dinge. Ja, ich lebte fremd, ja feindlich in meiner Zeit und Sphäre. Bestrebt, dem Allwissenden nahe zu sein, verstand ich der anderen Menschen Lauheit und Verbindlichkeit kaum mehr. Und so ich auf mein Leben zurückblicke, frage ich mich, ob ich mich des Vorwurfs der eigenbrötlerischen Stockigkeit, der fanatischen Übertreiblichkeit erwehren kann.

So ich ein gerechtes und Astrael gefälliges Urteil über mich sprechen müsste, muss ich eingestehen, dass ich blind war gegen alle Erscheinungen des Alltäglichen, des Mittelmaßes. Erst wo meine Gefühle mich etwas vergrößern ließen, wo ich etwas in höhere Dimensionen steigerte, begann mein seherischer Sinn. Nur in den leidenschaftlichen Strudeln meines Glaubens, im Übermaß der inneren war ich der äußeren Welt verbunden, nur dort, wo ich die Wesenheit der Menschen als dämonisch zu erkennen glaubte, sie mir abgründig und unvermutet schien, verband mich ein Band mit dieser Welt.

Wie manche Tiere sah ich nicht klar im Licht, sondern erst im Zwitterschein des Gefühls, in Nacht und der Dämmerung des Herzens. So sah ich nur das Unterste, Ignis gleiche Vulkanisch-Feuerflüssige der Menschennatur. Das Obere des Lebens, die kalte, harte Schale der alltäglichen Existenz, die flache Form ihres Daseins streifte ich kaum mit Geste und Blick. War ich zu ungeduldig, um kühl zu beobachten? Machte mich blind mein Bestreben, dem Allwissenden nahe zu sein? So ich mich dieses frage, kommen mir in den Sinn die Worte eines Mannes, der dem Tode nahe war und dessen Seele bereit für Morsans Reich:

„Das Äußerste, das ich zu tun vermochte,
habe ich getan – Unmögliches versucht.
Mein alles hab ich an den Wurf gesetzt.
Der Würfel, der entscheidet, liegt, er liegt.
Begreifen muss ich’s – und, dass ich verlor.“



Salanus legt das Buch bei Seite und schaut nachdenklich in die züngelnden Flammen das Kaminfeuers.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die geheimen Tagebücher des Josef Knecht
BeitragVerfasst: 19.09.09, 21:50 
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In der Bibliothek „Dedelebres Zuflucht“ zu Falkensee sitzt Salanus in einem der Sessel, auf das vor sich auf dem Tisch liegende kleine Büchlein starrend. Schließlich nimmt er das Büchlein zur Hand und schlägt eine Seite in dem Büchlein auf, um das auf dieser Seite Geschriebene zu lesen, was er in den letzten Tagen wieder und wieder gelesen hat



Die Furcht vor dem Reich Morsans ist es, die meinen Willen irren ließ und so all die Übel mich erdulden ließ. Und darum ist’s geschehen, dass ich ertrug der Zeiten Spott und Geißel, des Adel Willkür, des Stolzen Hochmut, des Frevler Wort und die Torheit des Volkes.

Diese Furcht auch war es, die mich Duldsamkeit und Demut lehrte, doch nun erkenne ich, dass allein diese Furcht mich fliehen ließ vor dem Unbekannten, statt dass ich mich zugewandt dem Unbekannten, welches sich hinter den Pforten verbirgt, über die Galtor wacht.

Die Furcht vor diesem Wissen, sie machte aus mir einen Feigen; Demut und Duldsamkeit machten mich blind, verbargen diese Furcht vor mir selbst. Doch nun erkenne ich, dass all das, was ich als das Gute in mir wähnte, die Demut, die Duldsamkeit, die Selbstlosigkeit, all dieses auch ein Tuch gewesen, welches vor meinen Augen verhüllte die Blässe, welche meinen Gedanken und meinen Handlungen angekränkelt gleich der der Furcht angeborenen Farbe.


Das Tun voll Mark und Nachdruck, nach Wissen strebend, wird aus der Bahn gelenkt durch all das, was ich als das Gute wohl erkenne - die Demut, die Duldsamkeit, die Selbstlosigkeit. Sie machten mich schwach in meinem Streben nach diesem Wissen, welches die Macht in sich birgt, den Tod zu hintergehen und gar Leben zu erschaffen.

Mich dürstet nach diesem Wissen, bin ich mir doch gewiss, dass alles Wissen und auch dieses ein Geschenk des Allwissenden. So ich mich nun dazu entschließe, das Mysterium dieses Wissens verstehen zu wollen, darf ich nicht schwach und furchtsam sein. Wenn diesen Durst ich löschen will, dann muss ich auch kosten von der dunklen Quelle, die da speiset das Böse und wecket in einem zügellose Leidenschaft, Zorn, Hass, Selbstliebe und vieles andere mehr.

Bei Astrael, ich bin mir gewiss, wer das Geheimnis gelüftet, dieses Wissen erlangt, welches aus lichter wie auch dunkler Quelle sich speist, der wird beherrschen eine Macht, die alle andren irdischen Mächte brechen wird.




Abrupt schlägt Salanus das kleine Büchlein zu.

„Bei Astrael, mir zittern die Hände derart bei dem Gedanken, was wohl dieser Bruder auf der folgenden Seite niedergeschrieben haben mag. Ob es wahrlich des Bruder Josef Knecht Ansinnen war, sich das Wissen anzueignen, welches allein man nur zu ergründen vermag, so man bereit, sich dem Dunklen zuzuwenden, dessen Quell allein sich wohl findet....“

Salanus vermag den Gedanken vor sich selbst nicht auszusprechen. Hastig verstaut er das Büchlein in seine Tasche.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die geheimen Tagebücher des Josef Knecht
BeitragVerfasst: 15.10.09, 04:00 
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In der Bibliothek „Dedelebres Zuflucht“ zu Falkensee sitzt Salanus in einem Sessel, mit zittrigen Händen das kleine Büchlein haltend, mit starrem Blick immer und immer wieder die auf der aufgeschlagenen Seite geschriebenen Zeilen lesend.


Wer sich hingegeben des Allsehenden Weisheit hell
Doch auch ergründen will des dunklen Wissens’ Quell

Wer da geweiht durch des Allwissenden Macht
Doch auch verspüren will der schwarzdunklen Verheißung süße Macht

Der muss es vermögen, die Seelen zu berühren
Zugleich ein Wesen muss er haben, die Seelen zu verführen
Dabei frohlockend die angstvollen Blicke dieser Seelen spüren


Wer dies vermag, dem offenbaret sich
Des Dunklen wahres, helles Licht
Das erstrahlet durch des Galtors’ Tor

Doch schwierig ist der Weg zu diesem Ziel.


Man muss es wollen, die Leiber zittern sehn wie zarte Frühlingsblüten
Dass sie dann stille sind, man muss es lieben, dies sanfte zu verhüten

Ergötzen muss man sich daran, die Leiber zu binden an eisenkalte Pfosten
Sich daran erfreuen, wenn die Schläge eigner Hände dürfen selig kosten.

Ein Labsal muss es sein, wenn man den Wein des Blutes ihrer Tränen schmecke
Lechzen muss man danach, dass man die herrlich Ängste ihrer Seelen sanft erwecke


Am Ende des Weges mag sein im kalten Feuer das Herz vereist
Doch das Ziel des Pfades erreicht, das Licht des Dunkel wird erkennen der Geist

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