(von Aspin Schwertklinge)
Sturm wollte nicht abklingen und das kalte Wasser des Regens peitschte mir ins Gesicht. Aber es war egal. Die letzten Stunden waren so verwirrend, daß die Vertrautheit dieser Naturgewalt schon fast willkommen war. Ich ließ Marcian den Weg nach Tiefanbach einschlagen und ritt die mittlerweile verschlammte Straße hinunter.
Durch den Regenschleier konnte ich plötzlich in einiger Entfernung eine Person auf einem Pferd wahrnehmen. Ich dachte bei mir, wer kann außer dir so verrückt sein und in diesem Sauwetter noch draußen sein. Ich kam näher. Mein Herz schlug schneller. Es war die Frau die ich über alles liebe. Was machte sie hier draußen, mitten im Sturm? Sie wendete ihr Pferd da sie wohl ein Nahen bemerkt hatte. Sie blickte mich aus verwunderten Augen an. Nicht verwundert weil sie wohl kaum jemanden bei diesem Sturm erwartet hatte, sondern es war ein Blick der gleichzeitig fragte, flehte, zweifelte und über dem alles hinaus unendlich sanft war.
Wir blickten uns schweigend an. Nur Sekunden, aber sie kamen mir vor wie ein nicht enden wollender Traum. Oh diese Augen, dieses Gesicht...
Sie grüßte mich höflich und ich reagierte, wie ich es immer getan hatte, mit einem Gruß. Aber etwas war anderes, irgend etwas. Ich konnte es nicht greifen und tief im Inneren bewegte sich etwas in mir, so daß meine Verzweiflung, mein Begehren, meine größten Ängste immer stärker in mir kämpften.
Sie lächelte mich an. Oh dieses Lächeln. Wie groß war mein Streben einfach vom Pferd zu springen, sie vorsichtig von Mondlicht zu heben und glücklich zu umarmen. Ihre Lippen zu berühren und ihr einfach endlich zeigen zu können, wie sehr ich sie liebe...
Der Regen verging und nur noch die kalte Feuchte unserer Kleidung erinnerte mich daran, daß es noch vor kurzem geregnet hatte. Sie zitterte. Das nasse Kleid klebte an ihrem Körper und ich konnte die Konturen ihres Köpers erahnen. Die Qual war riesig, aber ich versuchte meinen Blick von ihr zu lösen. Sie erklärte, daß sie sich umziehen wolle und schimpfte darüber, daß kein Busch in der Nähe wäre. Ein Busch? Sie wollte einfach hinter einem Busch ihre Kleider wechseln? Meine Sinne verschwammen. Mir fiel ein, daß die Zelte der Minenarbeiter von Rohehaven oftmals verlassen waren. Ich schlug ihr vor, wenigstens bis dort zu reiten. Hatte diese Frau kein Schamgefühl? Ich merkte wie mein Blut zu kochen begann. Ohje, was machst du. Sie ist nicht für dich bestimmt, sie ist die eines anderen. Aber ich liebe sie mehr als alles andere. Die Gedanken schwirrten wild umher. Marcian trug mich weiter. Oh welch treues Pferd, du bist der Halt deines Herren, wenn er nicht weiß was er tun soll.
Wir erreichten die Zelte. Sie stieg leichtfüßig von ihrer Stute und schritt ins Zelt. Ich konnte ihr nur hinterher sehen. Ich ging zu Mondlicht und hielt ihre Zügel. Stille. Plötzlich das leise Öffnen von Knöpfen. Gleichzeitig das beruhigende Pochen von Mondlichts Blut in ihren Hals, den ich beruhigend streichelte. Ich streichelte ihr Pferd? Und doch wußte ich, daß ich nur sie berühren wollte. Nein, ich darf nicht. Aber... Es dauerte lange, die Stille wurde nur von dem langsamen Kleiderwechsel meiner Liebe gestört. Nein nicht gestört, verfeinert. Ich merkte wie mir mein Mund austrocknete. Das Schlucken viel mir schwer.
Sie kam heraus. Ihre Haare, oh diese wunderbaren Haare, waren nach hinten gestrichen. Sie trug ein wunderbares Kleid. Ich weiß, es schickt sich nicht, aber ich konnte den Blick nicht von ihr nehmen. Sie lächelte. Oh wie schwer und zugleich fröhlich wurde mir mein Herz. Wieder dieses Verlangen. Nein, geb nicht auf. Du darfst nicht, aber....
Sie deutete mir, daß ich nun an der Reihe wäre. Ich? Wieso? Mir war warm, nein fast fiebrig zumute. Ich merkte wie schwer die nasse Kleidung an mir lag. Ihr Blick hatte fast etwas strenges, aber zugleich lag so viel Milde darinnen. Selbst wenn der Befehl es nicht zu tun vom König gekommen wäre, hätte ich nicht anders gekonnt. Ich ging langsam in das Zelt und wechselte meine Kleider.
Ich trat hinaus. Wieder dieses Lächeln. Und wieder dieser innere Kampf in mir. Wir blickten uns an. Es waren nur Bruchteile, aber wieder diese Unendlichkeit meiner Gefühle. Wir wechselten kaum Worte und doch war es, als ob unglaubliches erzählt würde. Oh dieses Begehren. Sie stand nur einen Wippernschlag von mir entfernt. Ich konnte fast ihren Atem spüren und doch trennte und so unendlich viel. Wirklich? Sie schaute mich, und es war etwas in ihrem Blick, was nicht entfernt war. Es war so vertraut. Es war so voll Hoffnung. Oh ihr Vier. Phantasiere ich? Ist es nur der Wunsch der aus mir spricht, oder doch etwas wirkliches...
Wir erzählten von unserer Heimat. Oh Heimat, so süß du doch in der Erinnerung erscheinst und doch nichts im Vergleich mit dieser Person vor mir. Für einen Augenblick war es einfach. Wir sagten Sachen die nichts mit dem hier allem zu tun hatten...
Regen. Ich spürte, wie Tropfen in mein Gesicht fielen. Regen. Es überkam mich. Ich weiß nicht wie, aber ohne das ich es bemerkte, nein, ich wollte es bewußt, oder? Ich nahm ihre zarte Hand. Oh diese sanfte Haut. Ich zog sie ins Zelt und sie wehrte sich nicht. Und dann plötzlich wurde es mir gewahr. Was hast du getan....
Ich stotterte fast. Ihr müßt mich hassen.... Und was erwiderte sie? Ich hatte alles erwartet, daß sie ihre Macht benutzt, daß sie mich schlägt, empört hinausläuft oder einfach nur wütend und strafend anblickt, aber nein. Sie nahm mich in Schutz. Wie? Warum? Wie waren die Gedanken, alles und nichts. Ich spürte, wie nun erste Tränen meine Wangen herunterliefen. Ich kann nicht mehr. Und da. Wie ein starkes Licht in der absoluten Trübnis, berührte ihre Hand meine Wange und versuchte meine Tränen zu verwischen. Sie blickte mich flehend an, bitte nicht zu weinen. Doch je mehr ich ihre zarte Hand auf meiner Haut spürte, je mehr wurde mir bewußt, wie sehr ich sie liebte. Und.....
Ich hob meine Hand und berührte ihre Hand. Ich nahm sie sanft. Stunden, Tage, nein nur Sekunden. Ich erstarrte. Was mache ich? Ich wollte die Hand freigeben. Nein, daß wollte ich nicht, nur alles was ich jemals erlernte, sagte es mir. Wieder der Innere Kampf. Ich öffnete die Hand, aber ließ die ihre nicht fallen. Sekunden.... Sie zögerte, zog dann aber ihre Hand zurück. Sie zitterte. Sie zitterte? Sie muß mich hassen. Nein. Doch. Oh mein armes Herz, der Dolch steckt immer tiefer in dir. Du darfst nicht, aber doch sagt jede deiner Faser deines Körpers, jeder Gedanke deines Geistes, daß nur sie zählt, das ich nur sie liebe. Was ist die Ritterschaft? Ein Traum. Was ist der König? Nur ein Mensch. Was sind die Vier, was die Elemente?....... Blasphemie. Was denkst du. Nein, es kann nicht falsch sein. Doch. Nein, die Mächte lenken uns, sie bestimmen unser Schicksal. Ist es falsch? Ja? Nein....... Ich liebe sie, nur sie............
Sie zitterte. Ihr Blick lag auf mir. Ich sah in ihre Augen. Oh diese tiefen Augen in denen sich alles spiegelt, was ich begehre. Es drängte mich, ich kämpfte. Ich schnelle nach vorne, nein langsam aber doch plötzlich. Ich merke wie meine Lippen die ihren berühren. Ich schmecke ihre Süße, nur ein Hauch und doch das schönste was ich je erfahren durfte. Oh, was mache ich. Panik. Sie bleibt still stehen. Aber ihre Augen wachsen. Was...... Ich merke wie mich meine Beine nach draußen tragen. Schneller immer schneller. Angst, Schrecken. Oh dieser Augenblick, schöner und grausamer als alle andere bevor....................
Zuletzt geändert von Hegtor Garlon: 9.12.01, 17:54, insgesamt 1-mal geändert.
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