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 Betreff des Beitrags: Wirr
BeitragVerfasst: 2.02.02, 02:14 
Altratler
Altratler

Registriert: 3.12.01, 20:04
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Der Regen viel stetig in der schmalen Gassen zwischen den hochgebauten Häusern Kalamudus’ und das fahle Licht der Nacht durchdrang nur schwach das wirr gewobene Netz der Dächer. „Der Regen fällt, er macht mich nass...“, sagte eine klare Stimme, die aus dem Mund eines Jungen kam, der zusammengekauert an einem großen Regenfaß lehnte. Seine Kleidung war zerschlissen und die Haare lagen kraus auf seinem Kopf. „Muss aufpassen damit nicht nass, wenn nass, dann krank, krank schlecht“ Untermalt von einem sich selbst zustimmendem Nicken legte dürre Gestalt sich die Hand auf den Kopf und nahm den Faden des Selbstgespräches wieder auf. „Schütze mich, damit nichts passiert, passe auf auf mich... immer gut aufpassen, dann alles gut... alles gut...“ Er sackte aus der verkrampften Haltung, die ihn vor der Kälte schützen solltezusammen und schlief schnell ein.

Mit einem strahlenden Lächeln überblickte die Gestalt, die kurz zuvor noch mitleideregend und schwach in der Gosse lag die grünen Wiesen. Lachend rannte er den Hang hinab, wobei er seine Arme ausbreitete und das Gefühl hatte losfliegen zu können. Vögel zogen über den Himmel und saßen in den Bäumen, ein Reh war auf der Spitze eines der Hügel zu erkennen und sah den Jungen ohne Scheu an. Nach einiger Zeit ließ er sich rücklings in das weiche, saftige Gras fallen. „Warm... schön... zu Hause“, sprach er leise, während er die frische Luft tief einatmete.

Als er die Augen öffnete, die immernoch in den Höhlen eines schlanken Gesichtes wohnten, welches am oberen Ende seines dürren Körpers endete sah er in denhellen schein der Sonne. „Bah! Weg! Stinkt!“, rief der Junge empört als ihm der Geruch des Ortes in die Nase stieg, an dem er sich jetzt befand. Als er sich umsah entdeckte er nur die hohen Wände der Häuser zwischen denen er letzte Nacht eingeschlafen war. Trotzdem er hätte wissen müssen wo er sich befand schlug er wild um sich. Seine Schreie klangen die Gasse entlang, doch niemand beachtete den gedämpften Klang, der auf einen der größeren Wege drang. Langsam schwächte sich das Geräusch ab und heftig atmend Sprang der Junge auf. Noch waren seine löchrigen Kleider durchtränkt von dem Regen und von den Rinnen an den Dächern tropfte es an einigen Stellen herunter, aber die Sonne stand hell am Himmel. „Nicht lieb weggehen zu Hause, aber gut, wir machen, was müssen daraus machen“, sorgsam strich der Junge sein Hemd glatt, ohne zu bemerken, daß das ebenso sinnlos war, wie der Versuch den er unternahm um seine zotteligen Haare mit den schlacksigen Fingern zu glätten. „Tewlin gehen Markt essen kaufen für uns“, sagte er, wie sonst fast alles andere, zu sich selbst, „essen kaufen, damit Hunger weg, Hunger haben wir, für uns kaufen wir.“ Die tapsenden Schritte führten Tewlin, wie sich der Junge selbst nannte die Gasse entlang, über einige größere Straßen, bis er zielsicher den Marktplatz erreichte.

„Wenn nicht zu Hause immer essen, zu Hause anders“, murmelte er jetzt leiser als zuvor, denn er wusste, wie die anderen Menschen reagierten, wenn sie ihn reden hörten. Das Gedränge auf dem Markt war wie immer groß und laut waren die Schreie der Markrufe, die ihre Waren anpriesen. In der Masse ging Telwin fast schleichend umher und versuche möglichst niemanden anzurempeln. An einigen Ständen, an denen Obst und Gemüse feil geboten wurde ging Telwin langsam vorbei. Seine Augen wanderten stets über die breite Palette der bunten früchte, in seinen Augen leuchteten sie strahlend hell wie die Sonne und er musste sich anstrengen nicht zu lachen. In den Jahren, in der er jetzt so lebte hatte er gelernt, wie er sich verhalten musste, um keine Probleme zu bekommen. Seine flinke Hand griff plötzlich nach einem knallroten Apfel, der in der Mitte des Standes lag und versteckte ihn so schnell hinter dem dünnen Rücken, daß niemand etwas gemerkt hatte. Da er nicht mehr auf einmal verstecken konnte zog Telwin sich mit seiner Beute vom Marktplatz zurück und verschlang den Apfel hastig. Obwohl er schon so lange auf diese Weise lebte schien sein Hunger immernoch jeden Tag ein Stück zu wachsen und er konnte nichts dagegen tun.

Nicht einmal im Ansatz gesättigt, aber ohne den Drang mehr zu essen lief Telwin durch die Straßen und Gassen Kalamudus’. „Werden Wasser ansehen, wir sehen bis Schiff runterfällt“, sagte Telwin zu sich, während er sich zum Hafen der Stadt aufmachte. Nur ein kleines Stück abseits des eigentlichen, des lauten und geschäftigen Hafengebietes blieb Tewlin nahe des Wassers stehen und sah zum Horizont. „Schiff fällt, weg... Schiff springt, da, kommt an, leer, fährt weg, fällt... weg...“, lächelnd legte der Junge den Kopf schief. „Wie fühlt sich an wenn fällt? Wir, Tewlin“, fuhr er fort und richtete sich dabei gerade auf, „wir wollen fallen mit Schiff, aber Menschen schmerzen, Menschen schlagen, darum verstecken.“ Mit diesen Worten fasste er den Entschluss sich auf ein Schiff zu begeben und mit ihm zu fahren, bis er am Horizont herunterfallen würde, doch bei alledem wollte er versteckt bleiben.

Aus diesem Grund schlich ein junges Wesen, dessen schwacher Verstand kaum einen Sachverhalt zu erfassen vermochte in der Dämmerung am Hafen herum. Nur ein leises Murmeln ging von Tewlin aus, als er eine Planke hinauflief und sich dann irgendwo unter Deck verkroch. Der beißende geruch des Teers, der das Schiff abdichtete gefiel ihm nicht, aber es gelang ihm nicht zu schimpfen, wie er es sonst immer tat, wenn ihm etwas derart missfiel. Nachdem das Schiff den Hafen verlassen hatte sah sich Telwin mit einem ganz neuen Problem konfrontiert. Er konnte nicht wie sonst immer auf den Markt gehen und sich seine knappe Nahrung stibitzen. Schon am ersten Abend, den der Junge auf dem Schiff verbrachte öffnete sich die Luke zu seinem großräumigen Versteck, deren gesamtes Ausmaß erst jetzt in dem schwachen Licht zeigte. Als Telwin das Schiff betrat hielt er sein Versteck für eine kleine Kammer, aber wie sich nun herausstellte war es ein Lagerraum voll mit großen und kleinen Kisten. Zusammengekauert in einer Ecke beobachtete er ein paar Seemänner, die Vorräte aus dem Lager holten und auch, wie sie beim Eintreten eine Lampe entzündeten, die an einem Pfeiler hing. Genausoschnell wie es hell wurde, war das Licht auch wieder verschwunden, aber Telwin hatte sich genau eingeprägt wie er zu der Lampe gelangen konnte. Im flackernden Lichtschein sah er sich um und fand schnell wonach er suchte, eine Kiste mit Trockenfleisch. Sofort machte er sich darüber her und schlang riesige Stücke des Fleisches herunter.

Auf diese Weise lebte Telwin mehrere Wochen, bis plötzlich etwas unerwartetes geschah. Nicht nur eine kleine Luke wurde geöffnet, sondern so viele, große Luken in den Laderaum, daß ihn das Licht, welches er schon vermisst hatte in seinen Augen brannte.

[geht noch was weiter, aber ich bin erstmal off]


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BeitragVerfasst: 2.02.02, 10:52 
Altratler
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Auf diese Weise lebte Telwin mehrere Wochen, bis plötzlich etwas unerwartetes geschah. Nicht nur eine kleine Luke wurde geöffnet, sondern so viele, große Luken in den Laderaum, daß ihn das Licht, welches er schon vermisst hatte in seinen Augen brannte. Etwas ängstlich, aber auch froh, daß es endlich wieder heller war trat er aus seinem Versteck hervor und wurde von dem Licht verschlungen, als er sich den Luken näherte. Hoch am Himmel stach das Licht der Sonne herab und als sich Telwins Augen an das Licht gewöhnten klatschte er fröhlich in die Hände. Er war wieder zu Hause. „Ja, zu Hause hell... schön... warm... zu Hause besser Schiff...“, sagte er, während seine Blicke über die blühende Landschaft streiften und kurz bevor er loslief. Der Junge, der sonst in einer kalten Welt lebte, die ihm so gefühlslos gegenüberstand fühlte sich hier wohl, er war geborgen bei seinen Freunden, den Tieren. Jede Nacht kam er nach Hause und tollte über die Wiesen, die kein Mensch sonst je gesehen hat.

Telwin schrie erschrocken auf, als er unsaft von der Wiese gerissen wurde und in das Gesicht eines Seemannes blickte. Wild schlug er um sich und zappelte am ganzen Leib, während der Seemann verwirrt versuchte ihn zu beruhigen. Irgendwie schaffte der großgewachsene Mann dann Telwin zu packen. „Hey hör mal! Beruhigt dich erstmal!“, sagte der Seemann mit rauher Stimme. „Nicht anfassen, macht Schmerzen, wollen weg, Telwin weg!“, rief die dürre Gestalt laut und erbost, aber langsam beruhigte er sich, als er merkte, daß der harte, zähmende Griff des Mannes sich nicht lockerte. „Mensch Junge, wie lange bist du schon hier?“, fragte der Mann, als er Tewlin einigermaßen beruhigt hatte. In gemäßigter lautstärke und mit dem Tonfall, mit dem man oft mit Tieren spricht antwortete Telwin: „Telwin sind hier, ja, lange und kurz, aber nicht Schlagen, Telwin mögen nicht!“ „Schon gut schon gut, Kleiner, dich wird schon keiner Schlagen, aber mach, daß du hier runter kommst, bevor dich jemand sieht! Komm, ich bring dich raus“, mit diesen Worten brachte der Seemann Telwin aus dem Lagerraum, führte ihn über die Planke hinab vom Schiff und ließ ihn, als er den Pier betrat wieder allein. Mit der Handfläche schlug der alleingelassene Junge sich gegen den Kopf und überlegte laut wo er hingehen sollte: „Telwin nicht gefallen mit Schiff, Schiff gelogen, aber Telwin fahren nicht Schiff wieder, werden gehen Markt, essen finden, weggehen, Ort finden wo nach Hause gehen kann, Telwin geht ... dalang!“ Und so ging Telwin zwischen den Geschäftigen Hafenarbeitern hindurch und verschwand irgendwann hinter einer Hausecke.


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