Wie ich bereits erzählte, traf ich auf einen Waldläufer, der mir von der Existenz der Chael Nad’ra berichtete. Von nun an änderte sich mein Leben: Das ziellose Umherstreifen in den Wäldern Siebenwinds hatte ein Ende und ich hatte von nun an ein Ziel, welches ich um jeden Preis erreichen wollte. Jedoch gestaltete sich die Suche nach denen, welche im Einklang mit der Natur leben, als sehr schwierig. Ich durchquerte die Wälder und fragte einsame Wanderer nach dem Ort, wo die Chael Nad’ra zusammen findet. Die meisten konnten mir keine Auskunft geben, sie fragten nur, was oder wer das denn sei. Ich fand bald heraus, dass es eine sehr zurückgezogene Gemeinschaft sein muss, deren Existenz nicht vielen bekannt ist. Daraufhin beschloss ich, noch intensiver zu suchen und war bald im äußersten Nordosten Siebenwinds, bald tief im Südwesten, nur um festzustellen, dass meine Wanderungen keinen Erfolg hatten. Auf der ganzen Insel war keine Spur der Chael Nad’ra zu entdecken.

Als ich zum wiederholten Male in der Nähe von Buckelhausen war, traf ich auf einen alten Halbling, der alleine im Wald unterwegs war. Wir blickten uns beide erstaunt an, und nach kurzem Misstrauen fanden wir uns schnell in einem Gespräch wieder. Er hatte reichhaltig zu Essen dabei und wir redeten über die Natur, über Gartenbau, Pflanzen, Pfeifenkraut und vieles mehr. Dabei kamen wir auch auf die Zerstörung der Natur zu sprechen, die der Halbling ebenso missbilligte wie ich. „Habt Ihr schon mal etwas von der Chael Nad’ra gehört?“, fragte ich ihn, ohne viel Hoffnung auf eine positive Antwort zu haben. „Die Chael Nad’ra ist überall“, antwortete er und schmunzelte dabei. „Überall?“, entgegnete ich ihm, noch immer fest daran glaubend, dass ich nach einem bestimmten Ort suchte. Ich war es satt, Antworten in Metaphern zu erhalten. Der Halbling, dessen Name wohl Tobias war (soweit ich mich recht erinnere), sah, dass mich diese Antwort nicht befriedigte. Daraufhin sprach er „Mehr kann ich euch leider auch nicht sagen, ich weiß nur, was mich meine Vorfahren gelehrt haben“ und zuckte mit den Schultern. Ich lächelte ihn freundlich an und wir saßen noch eine Weile zusammen und plauderten, bis er aufstand und zurück nach Buckelhausen marschierte. Ich blickte ihm nach, seufzte, und legte mich unzufrieden schlafen.

Nach einer unruhigen Nacht wachte ich auf und aß ein paar Bissen von dem Brot, das der Halbling mir geschenkt hatte. Ich dachte über die Worte der letzten Nacht nach und beschloss dann, meine Suche fortzusetzen. Es war schon spät am Nachmittag, als ich eine offene Ebene überquerte. Plötzlich geschahen mehrere Sachen: Ein Feuerstrahl traf mich, ich sank zu Boden, Serian heulte auf und ich verstand: Die Chael Nad’ra ist überall! Sie lebt im Einklang mit der Natur, sie selbst ist die Natur, ein Teil davon. Ich raffte mich auf und rannte um mein Leben. Erschöpft sank ich weitab von der schrecklichen Kreatur nieder und errichtete mir mit letzter Kraft ein Lager. Meine Arme hinter dem Kopf verschränkt legte ich mich hin und schaute in den Himmel über Siebenwind. Gedanken durchschossen meinen Kopf, die Sterne drehten sich in der aufkommenden Dunkelheit und auf einmal merkte ich, dass ich zu einer Stelle gekommen war, die ich vorher nie bewandert hatte. Ich hatte eine Vorahnung, besser, ich wusste, dass ich das gefunden hatte, was ich schon so lange suchte. Ich stand auf - und sah.