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 Betreff des Beitrags: Die Ruhe der Gewissheit
BeitragVerfasst: 23.11.03, 16:02 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 11.11.02, 19:13
Beiträge: 58
Wohnort: da drüben!*zeigt auf ein haus*
Es war dunkel...Vollkommen dunkel..Nichts schien mehr zu existieren..nur die vollkommene Dunkelheit, die alles in ihren Mantel hüllte. Einzig die Schatten der Bäume und Sträucher verzerrten sich zu seltsamen Gestalten und schienen mit ihren Armen nach allem was in ihre Reichweite kam, greifen zu wollen. Der Wind schien ein Eigenleben zu entwickeln und rauschte wild und ungestühm durch das spärlich vorhandene Laub, was das einzige Geräusch verursachte das man wahrnehmen konnte.

Plötzlich und völlig unerwartet konnte man einen dumpfen unterdrückten Schrei vernehmen. Dem Geräusch folgend, würde man wohl auf eine kleine Lichtung kommen, in deren Mitte eine unruhig brennende laterne stand und mit ihrem Schein nur die unmittelbare Umgebung erhellte. Vor dem hellflackerndem Schein der Lampe konnte man die dunkelne Umrisse einer auf den Knien knieenden berobtem Gestalt erkennen, die gerade mit wohl angespanntem Gesichtsausdruck ihren Kopf, in den Nacken warf. Die Robe hatte sie am rechtem Arm bis hin zum Ellenbogen hochgekrempelt und krallte die Finger ihrer linken hand in das Fleisch des entblößten Unterarms, wobei sie ununterbrochen die Luft scharf einzog. Langsam schien die Gestalt wieder zur Ruhe zu kommen und ihr Oberkörper fiel leicht nach vorne über. Mit weitaufgerissenen Augen starrte sie auf die zwei wohl ungefähr stecknadelgroßen Wunden, die in einem geringem Abstand voneinander waren und aus denen sich ein schmales Blutrinnsal über ihren Unterarm ausbreitete. Ihr Atem beruhigte sich wohl immer mehr und war inziwschen schon beinahe wieder gleichmäßig geworden. Allerdings begann sich ihr Körper aufeinmal ruckartig, wie von Schüttelfrost ergriffen, krampfartig anzuspannen und wieder loszulassen. Mit einem seltsamen Ausdruck von Gewissheit in den Augen, schlug sie die Augenlider nieder. Wohl gerade einmal ein paar flüchtige Augenblicke mochte sie so verweilen, ehe sie endgültig vornüber kippte und die Besinnung verlor. Hart schlug ihr Kopf auf die Erde auf und ihre schwarzen Haare legten sich wie ein Vorhang runf um ihren Kopf. Selbst jetzt in der trüglerischen Ruhe der Bessinungslosigkeit schüttelte sich ihr Körper immer noch in krampfartigen Anfallen und ihre Gliedmaßen zuckten unregelmäßig. Die Augen fest zusammengekniffen, merkte sie aber schon lange nichts mehr davon, auch nicht wie sich langsam ihre Körpertemperatur erhöhte und sich die ersten Schweißtropfen auf ihrer Stirn bildeten.

Immer tiefer wurde sie herabgerissen in einen Strudel aus dem, das war , dem, was ist und dem, was kommen würde. Hoffnungslos schien ihr Kampf gegen die grellen Muster und Farben, die vor ihren Augen auf und ab tanzten. Sie versuchte sie zu vertreiben, versuchte einen klaren kopf zu bewahren, doch egal, was sie tat, die Wirbel aus Farben und Mustern, die sich wie in Schlieren hinzogen, wollten einfach nicht weichen. Plötzlich erschienen, wie von geisterhand überall Gesichter, die begannen wild auf sie einzureden. Nein, sie wollte nichts hören, wollte nichts sehen. Verzweifelt versuchte sie sich ihre Ohren zuzuhalten, doch nütze es nicht, sogar ihre Augen weigerten sich von dem Anblick der Gesichter und Frabwirbel zu verschließen. Es waren fremde Gesichter und bekannte Gesichter. Gesichter, von denen sie sich wünschte sie nie wieder zu sehen und Gesichter, die sie schon vergessen hatte. Gesichter aus ihrer Vergangenheit...Sie alle redeten auf sie ein. Doch die Worte konnte sie nicht erkennen und wollte es auch garnicht. Sie wollte hier nicht enden, wollte nicht bis ans Ende ihrer Tage diese Fartzen sehen. Das war es nicht, das sie sich zum Ziel gemacht hatte. Das war die Welt des Wahnsinns und der Schwäche, die nicht die ihre war. Fest kniff sie ihre Augen zusammen und schrie nur ein Wort aus: "Angamon", hallte es mit sämtlicher Kraft und Willenstärke aus Leibeskräften geschrienen wieder. Wie mit einem Peitschenschlag waren die schrecklichen Fratzen und Wirbel endlich weg und nichts schien mehr zu existieren, nicht einmal die Dunkelheit. Ihr Kopf schien wieder frei und klar. Die folgende Stille half ihr dabei ihre Gedanken wiederzufinden und zu ordnen, was eine hohe Konzentration ihrerseits verlangte. Auf einmal bildete sich weitentfernt von ihr ein kleines Lichtbündel, das immer größer werden zu schien. Bald war es schon zu beträchtlicher Größe angeschwollen, als sich aus dieser Lichtkugel heraus ein Gesicht manifestierte. Es war ein männliches altes markantes Gesicht. Sie kannte es. Das lichte aber trotzdem lange graue Haar hing schlaf zu beiden Seiten seines Gesichtes herunter. Wohl hätte das gesicht einen schwächlichen Eindruck gemacht, mit seiner faltigen vom Alter gegerbten Haut und den stumpfen weißen und grauen Haaren, wären da nicht die Augen gewesen, in denen eine Intensität und Wachheit inne wohnte, die beiweitem beängstigend war.
"Wie ich sehe, hast du es wieder geschafft, Ser'zua.", erschallte eine feste und strake Stimme. Sie nickte nur knapp und erwiederte:" Ich werde es immer und immer wieder schaffen, Meister Yert'zua.". "Dessen bin ich mir sicher.", sagte das Gesicht,"Du bist stark und eine würdige Nachfolgerin für mich. Und doch..sei auf der Hut. Selbst du, kannst nicht auf alles vorbereitet sein und es wird die Zeit kommen, in der du mehr gefordert sein wirst, als du es ahnen könntest. Deshalb folge dem Weg der Zual und gehe mit wachem Auge durch die diese Welt. Lerne aus den Fehlern der Menschen, denen du begegnen wirst. Sehe die Schwäche in ihnen..sehe die Schwäche in DIR!". "So will ich es tun, Meister. Habt dank für euren Rat . Habt Dank, dass ich nun wieder den Weg der Zual gehen kann.", sagte sie ruhig und verneigte sich leicht. "Er'tha dsh're, Ser'zua.", ertönte es noch ein letztes Mal, ehe sich das Gesicht langsam auflöste und alles um sie herum zu verschwimmen begann.

Langsam öffnete sie die Augen und drückte ihren Oberkörper vorsichtig vom Boden hoch. Flüchtig strich sie sich noch wie benebelt die wirren schwarzen Haare hinter die Ohren. Gerade eben ging die Sonne auf und tauchte die Lichtung in ein sanftes rötlcihes Licht. Ein sachtes Schmunzeln umspielte ihre Lippen. Ihre Gedanken waren wieder klar und sie wusste was zu tun war. Sie nahm alles so überdeutlich war, ihre Gedanken waren nicht mehr wirr, sondern gerade und entschlossen. Alle nagenden Zweifel waren wieder verschwunden und nur die Gewissheit herrschte in ihr, die Gewissheit, dass sie wusste wer sie war.


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 Betreff des Beitrags: Der Wind des Winters
BeitragVerfasst: 1.12.03, 16:56 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 11.11.02, 19:13
Beiträge: 58
Wohnort: da drüben!*zeigt auf ein haus*
Mit strammen Schritten, den Mantel eng um sich gezogen, eilte sie die gepflasterte Straße entlang. Nicht einen Menschen erblickte sie, nicht ein Anzeichen des Lebens, das sonst so energisch in dieser Stadt pulsierte. Sie liebte diese Zeit des Tages. Nur der kalte trockene Wind schien sich schon in diesen frühen Stunden aufgemacht haben, um den Bewohnern klar zu machen, dass dies sein Tag werden würde. Wie ein dreister Junge, fuhr er ihr durch die langen schwarzen Haare und zerrte mit aller Kraft an ihnen und dem dünnen Umhang, der fest um ihre Schultern geschlungen war.

Doch sie schien davon nicht allzu viel mitzubekommen. Ihr Blick war geradezu an den Boden geheftet und der Blick starr und nachdenklich, ganz ihren Gedanken gewidmet. Sie unternahm oft solche Spaziergänge, einzig allein um das Erwachen der Stadt mitzubekommen. Nicht, dass sie sich sonderlich mit ihren Bewohnern verbunden fühlen würde. Nein, so war es nicht. Sie hatte schon viele Siedlungen und Städte gesehen und überall schien das Leben einen ähnlichen Lauf zu nehmen. Ein Mensch wurde geboren, wurde erzogen, erlernte ein Handwerk und ihm wurde ein Platz in der Gesellschaft zu Teil. Er würde jeden Morgen aufstehen und zur Arbeit gehen, um ein möglichst großes Vermögen anzuhäufen. Früher oder später würde sich dieser Mensch vermählen und vielleicht eine Familie gründen. Hier würde der Kreislauf wieder von vorne anfangen. Ein immer wiederkehrender Kreislauf, ohne Ende, ohne Ziel...ohne Sinn. Sie hatte früh begonnen diesen Weg zu erkennen, hatte früh verstanden, wie das Leben im Normalfalle von sich gehen würde und schließlich erkannt, dass sie diesen Weg nicht beschreiten wollte. Diesen Weg des immer wiederkehrenden Kreislaufes, ohne jemals ein Ziel zu erreichen.

Nun, sie war diesem Wege ohnehin nicht lange gefolgt. Sie wollte und konnte sich damit nicht abfinden still und ohne Stimme in eine einschränkende Existenz gepresst zu werden und dem immerwiederkehrendem Schema zu folgen. Dies war der leichte Weg. Nein sie wollte ihren Platz selbst bestimmmen, sich ihn erarbeiten, ihn ergreifen. Sie war sich der Auswirkung ihres Entschlusses immer bewusst gewesen. Wie jung sie auch gewesen sein mochte, sie hatte begonnen einen anderen Weg zu gehen. Einen Wag, der unberechenbar schien, wie von einer unsichtbaren Hand gezeichnet. Nie konnte sie ihr Ziel erahnen, geschweige denn erkennen. Jeder Schritt war ein Neuer, so wie keiner zuvor. Sie folgte nicht den Fußabdrücken, die jemand anders hinterlassen hatte, so wie es die meisten Menschen taten. Sie setzte behutsam einen Fuß vor den anderen, ohne Zweifel sich für das falsche Leben entschieden zu haben. Sicher hatte sie in der Vergangenheit schon zu große Schritte getan oder war gestolpert, doch auch dies konnte sie nicht davon abbringen ihren Weg zu gehen.

Leicht hob sie ihren Kopf an und merkte plötzlich wie sich etwas Feuchtes und Kaltes auf ihrem Gesicht niederließ. Erstaunt fasste sie mit der Fingerkuppe ihres linken Zeigefingers auf diese Stelle und strich leicht über sie. Augenblicklich richtete sie ihren Blick auf hinuaf in den Himmel. Langsam, wie kleine Tänzerinnen schwebten winzige weiße Schneeflocken herab. Es waren nur sehr wenige und sie schmolzen sobald sie den Boden berührten. Und doch..Es wurde Winter. Dies zeigte sich immer deutlicher. Ihr erster Winter hier auf diesem Eiland...Und dennoch..Sie war jetzt schon so lange hier, nicht mehr viel Zeit hatte zu vergehen und es würde ein Jahr sein. Auch dies ein Schritt, den sie nicht bereute. Hatte sie doch nie etwas bereut, nie.

Ihr Blick schwief wieder ab hinzu den kargen Fassaden der Häuser mit den leeren zugezogenen Fenstern und Bänken und Schildern vor ihrer Türe. Die farblosen Dächer, über die der Wind spielerisch hinwegfegte. Und die rustikalen hölzernen Türen, hinter denen sich jedesmal andere Lebenswege befanden. Andere wohl wahr, aber dennoch waren sie Nachbarn und Weggefährten untereinander, die sich auf ihren Wegen immer wieder an Kreuzungen trafen und ein Stück hinter anderen her gingen. Doch sie würde dies nie.

Nochmals zog sie den Umahng fester um sich um sich vor der Kälte zu schützen und setzte ihren Weg fort. Hoch oben in einer kargen blattlosen Baumkrone begannen plötzlich die Amseln zu terillieren, und stimmten das erste Lied des Winters an.


Zuletzt geändert von Lyfa reval: 1.12.03, 18:27, insgesamt 1-mal geändert.

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