Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 2.10.25, 08:12

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: unspielbare Charstories
BeitragVerfasst: 16.12.03, 00:55 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 9.12.01, 15:48
Beiträge: 118
Wohnort: Aus dem Innersten der Erde
So, grob umrissen was ich in diesem Thread sammeln will:
Ich weiss nicht, ob ich nicht vielleicht sogar der einzige bin, der sich sowas geleistet hat, aber ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. Vielleicht kennt ihr das ja, ihr schreibt eine Story, seid guter Dinge und wollt sie am Ende zum Spiel auf Siebenwind verwenden, doch was ist? Ihr habt euch in eurem Geschreibsel (oder im Grundgedanken des Chars an sich) viel zu weit vom Hintergrund entfernt. Die Folge? Eine womöglich ellenlange Geschichte, in die man womöglich viel Liebe gesteckt hat, aber bei der ihr am Ende keine Lust habt sie nochmal zu ändern (weil sie in sich selbst stimmig ist)

Und dass der Rat für euch den Hintergrund ändert, glaubt ihr doch wohl selbst nicht ;)

So in etwa auch bei der nachfolgenden Geschichte Mai 2003 geschrieben, handelt von einem Halbelfen (die es ja bekanntlich auf Siebenwind nicht gibt ;)) und mit 55k Zeichen einfach zu lang wäre um sie nochmal zu ändern.
Wer die Gedult dazu hat, viel Spass beim Lesen...



"Kommst du jetzt oder soll ich alleine gehen?" Der hochgewachsene Elf stand in der Kerkertuere und blickte zu mir herunter. Die Wache, die er eben niedergeschlagen hatte ergosst aus einer klaffenden Wunde Blut auf die kalten Steine des Verliesses, in dem ich nun schon 2 Wochen zu Gast gewesen war. Kuehle Augen starrten mich unruhig aus diesem wohlgeformten Elfengesicht an. Langsam erhob ich mich, immernoch von ueberraschung wie versteinert, weil der Elf den Waechter so schnell ueberwaeltigt hatte.

Warum ich im Kerker war hatte man mich direkt schon zu Anfang gefragt als ich in diese kalten feuchte Zelle geworfen wurde. Der gut gefuellte Geldbeutel des Stadtadvokats hat mir dies eingebrockt, wie er so frei und verlockend an dem Guertel dieses dicken unaufmerksamen Herren baumelte. Zu meinem Unglueck waren die beiden Waechter, die den Advokaten mit etwas Abstand begleiteten nicht so unaufmerksam wie der Herr selbst... Ich hab diesen stinkenden grossen Kerl erst bemerkt, als er mich schon an der Schulter packte und mich, als waere ich nichts hochhob, mich zu ihm umdrehte und mich mit seinem grimmigen Auge angestarrt hat. Sein wiederlicher Atem kroch mir sofort in die Nase und ich hatte wirklich Muehe mich nicht zu uebergeben. Dann ging alles relativ schnell, die Anklage wurde erhoben und mein Urteil wurde schnell gefaellt... 4 Jahre Kerkerhaft.

"Willst du nun schneller machen? Wo der herkam sind noch mehr..." Der Elf zerrte mich auf die Beine, ein wenig unsanft, aber wer kann es ihm veruebeln? Er hatte einen Waechter auf dem Gewissen und die anderen wuerden davon nicht unbedingt begeistert sein. Und wie das leider haeufig der Fall ist, so war es auch bei diesem: Sie sterben nicht unbedingt leise. Der Schrei muss fast durch das ganze Gefaengnis gedrungen sein.

Ich brauchte ein Weilchen um wieder zu mir zu finden. Die Gelegenheit nutze der Elf um dem Waechter die Waffe und die Schluessel zu nehmen. Er drueckte mir dann den Holzpruegel in die Hand mit dem er den Waechter niederschlug und zog mich durch die dunklen Gaenge des Gefaengnisses. Als die Wachen an unserer Zelle ankamen waren wir schon so gut wie am Wachraum. Der Hall von beschlagenen Stiefeln auf den nassen Steinen hallte von den Waenden wieder, wurde lauter, der Elf drehte sich nach hinten um. Um eine Ecke konnte man den Schein von Fackeln erkennen. Die Schritte kamen naeher, der Schein der Fackeln wurde heller. Angst machte sich breit in meinem Kopf. Wir beschleunigten unsere Schritte. Der Wachraum konnte nicht mehr weit sein. Ich sah schon die schwere Holztuere vor mir im Gang... die beiden Fackeln davor... und die beiden Waechter mit Armbrust die auf uns zielten.
Der Elf legte mir den Arm vor die Brust und brachte mich zum Stillstand. Die beiden Waechter vor uns, das dumpfe Hallen der Stiefel auf Stein hinter uns. Das Surren eines Bolzes direkt an meinem Ohr. Ein schwerer Schlag vor meine Brust. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten um. Ein Schleier der Dunkelheit senkte sich ueber meine Augen. Dann Stille...

Als ich erwachte lehnte ich an einem Baum, es muss wohl kurz vor Sonnenaufgang gewesen sein. Der Elf lag neben mir am Baum, sein Arm war verbunden und der abgebrochene Schaft eines Bolzens steckte ihm in der Schulter. Ein blutiges Schwert zu lag neben ihm. Ich fasste mir an den immernoch schmerzenden Kopf und bemerkte einen Verband um ihn. Neben mir vernahm ich ein leises Roecheln worauf hin sich der Elf auf die Seite lehnte und spuckte blutige Brocken ins feuchte Moos. Er sprach leise ein paar Worte auf Elfisch, ich glaube zumindest, dass es Elfisch war. Langsam und scheinbar unter Schmerzen drehte er sich dann zu mir um.

"Tut mir leid, dass ich dich umhauen musste Junge, aber du waerst mir nur im Weg gestanden."

Ein ueberhebliches Grinsen zeigte sich auf den schmalen Lippen des Elfen die noch ein wenig von Blut benetzt waren. Er erhob sich und lehnte sich leicht an den Baum. Scheinbar hatte er viel abbekommen, er stand nur wirklich fest auf einem Bein und sonst war sein Koerper von Prellungen und Schnitten geziert. Er trug die Uniform eines der Waechter und als ich an mir herunterblickte bemerkte ich, dass ich ebenfalls eine Waechteruniform trug.

"Besser wir laufen so rum als in den Gefangenenlumpen"
"Da hast du wohl recht"
Ich war immernoch sehr durcheinander
"Ich... muss dir wohl danken..."
Zu meiner Verwunderung winkte der Elf nur leicht ab.
"Es wird wohl reichen, wenn du mich zu einem Heiler bringst"
"Ja, ja, natuerlich, sicher, sofort... wenn ich wuesste, wo wir sind gerne"
Er deutete mit erhobenem Schwert Richtung Westen auf eine nahe Stadt.
"Siehst du das? Da geht es wieder nach Draconis... Wir muessen sehen, dass wir vielleicht einen Bauernhof oder soetwas finden, bei dem wir uns neue Kleidung... besorgen koennen"
"Sollte kein Problem sein..."

Ich sammelte das Bisschen an Diebesgut vom Gefaengnis zusammen und stuetze den Elfen als wir uns auf den Weg zurueck nach Draconis machten. Es dauerte auch nicht lange bis wir an einem Bauernhof vorbeikamen. Die Sonne hob sich langsam im Osten vom Horizont ab und verhies einen schoenen Tag zu Beginn des Dular und damit Vitamas Erwachen. Der Bauer mag wohl mit den Knechten auf die Felder gefahren sein um die Aussaat zu taetigen, zumindest stand die Baeuerin mit einer Magd im Garten und haengte frisch gewaschene Waesche zum Trocknen auf. Die junge Magd mag wohl schon etwas um die 17 Morsan alt gewesen sein und zeigte sich in einer strahlend weissen Bluse und einem beigen Rock, was ihre weiblichen Zuege sehr gut erkennbar machte und meine Gedanken von meiner eigendlichen Aufgabe ablenkte. Ich hielt mich hinter einer Hecke verborgen und beobachtete die beiden Frauen. Nach einer Weile ging die Baeuerin, eine Frau fortgeschrittenem Alters, der man angesehen hatte, dass sie ihr ganzes Leben mit harter Arbeit auf dem Hof verbracht hat, ins Haus und liess die Magd alleine im Garten zurueck. Ihre langen Haare funkelten kupfern im jungen Sonnenlicht dieses fruehen Morgens. Ich schlich mich so gut es ging leise an sie an, als sie sich nach unten beugte um ein Gaensebluemchen zu pfluecken. Sie schien mich erst zu bemerken, als ich mich an den Stamm des grossen Apfelbaumes lehnte, an dem die Waescheleine festgebunden war. Ihre grossen gruenen Augen musterten mich, ich konnte Angst und Neugier in ihnen erkennen.

"Wer.. wer seid ihr? Die... die Herrin wird gleich wiederkommen, ihr solltet nicht hier..."

Mehr bekam sie nicht heraus bis ich ihr den Zeigefinger auf die Lippen legte und so ihre liebliche Stimme zum Verstummen brachte. Ihre Atmung beschleunigte sich etwas und ich moechte wetten, dass ihr Herz auch schneller schlug.

"Macht euch keine Sorge junge Dame, ehe die Herrin wiederkommt bin ich schon lange weg... es sei denn ihr wuesstet etwas, was mich noch laenger aufhalten koennte..."

Das elfische Blut in meinen Adern schien doch mehr Wirkung zu zeigen als ich mir haette traeumen lassen, vielleicht war es aber auch das nicht unbedingt unansprechende Aussehen, dessen ich mich nicht verstecken kann und welches ich sicher auch zum Teil meinem Vater verdanke, den ich nie kannte, welches mir hier einen Sieg verschaffte, aber ganz gleich was es war, es beschehrte mir einen Morgen, den ich nicht so schnell zu vergessen gedenke. Waere sie nicht ohnehin schon in den Schlaf gesunken, so waere es mir wahrlich schwer gefallen die Waescheleine um ein paar Stuecke zu erleichtern, aber Morsan wachte ueber ihre Traeume. Scheinbar ziehe ich Geschosse die knapp an meinem Kopf vorbeiziehen magisch an, denn kaum wende ich mich von der Waescheleine ab erwischt mich um ein Haar der schwere Holzpantoffel der Baeuerin. Nur muehsam hielt das Knaeul Kleider auf meinen Armen als ich vor dem Zorn der Baeuerin, die mir wild Verwuenschungen hinterherbruellte, fluechtend das Weite suchte. ueber Umwege fand ich dann auch wieder das Versteck in dem der Elf lag.

Er hatte mittlerweile wieder Blut spucken muessen und sah ansonsten auch nicht unbedingt gut aus, aber ich versuchte mir Hoffnung dadurch zu machen, dass wir es bis nach Draconis nicht mehr weit haetten und dort sicher im Tempel der Herrin Hilfe finden wuerden. Ich musste ihm aus der Uniform, die ohnehin zerrissen und getraenkt mit Blut war, und in die Bauernkleidung hinein helfen, trotzdem er meine Hilfe zuerst ablehnte. Er verlor kein Wort darueber, dass ich so offensichtlich getroedelt hatte, die Sonne begann schon fast den Zenit zu erreichen, als wir endlich aufbrachen. Eine Menge Reisender ging an uns vorrueber, an einem jungen Halbelfenbastard und einem verwundeten Elfen in Bauernkleidung, die sich muehsam die Strasse entlange quaelten, bis endlich ein fahrender Haendler anhielt und uns anbot bei ihm auf dem Wagen mitzufahren. Ich sog mir eine unspektakulaere Geschichte ueber einen ueberfall von Raeubern aus den Fingern, was der Haendler auch fuer die Wahrheit anzusehen schien.

"Und ihr wollt wohl zuerst ins Hospiz, oder? Meinst du dein alter Herr macht es noch lange?"
"Ich... Ich hoffe es, er ist der einzige, den ich habe auf der Welt."

Es war wohl besser den Haendler in dem Glauben zu lassen der Elf sei mein Vater... vielleicht war er es ja auch, schliesslich hatte ich den Elfen nie kennengelernt, der meine Mutter, eine einfache Frau aus aermlichen Verhaeltnissen, die leider das Pech hatte mit Vitamas Gaben zu reich beschenkt worden zu sein, fuer sich nahm, ihr einen Sohn schenkte und bald darauf fuer immer zu verschwinden ohne einen offensichtlichen Grund. Aber diesen Elfen hier hatte ich erst im Kerker kennengelernt, er war mein Zellengenosse... besonders rau fuer einen Elfen, regelrecht verbittert... Er erzaehlte mir im Kerker nie, weshalb man ihn gefangen hielt, deshalb malte ich mir seine Taten grauenvoll aus, denn er musste schon lange im Kerker gesessen haben. "Dorn" wie er von den Waechtern genannt wurde schien gefuerchtet zu sein unter denen die uns in unseren Zellen hatten behalten sollen.
Unser Ausbruch zeigte wohl warum...

Ich vorne bei dem Haendler auf dem Kutschbock, Dorn hinten bei dem Plunder im Wagen, den der Haendler in der Grossstadt unter die Leute bringen wollte, fuhren wir durch das Stadttor von Draconis. Vor Jahren haette mich der Anblick der hohen Mauern noch mit offenem Mund dastehen lassen, als ich als junger Bursche von Zuhause Weg gelaufen bin. Jung und noch naiver als ich es nach meiner Flucht war... vielleicht 16 Bellum auf dem Buckel und nichts als Trotz und Unfug im Kopf. Das Zuhause verliess ich, weil ein reicher Bauer meine Mutter zur Frau nahm. Und er schien nicht viel fuer ihren kleinen Bastard uebrig zu haben, der nur nach seinem Vater zu schlagen schien. Es ist nicht unbedingt foerderlich fuer die Erziehung eines Kindes es taetglich zu schlagen und zu schickanieren. Vor allem konnte ich es nicht mehr ertragen, das meiner Mutter das selbe Schicksal erlitt, wenn ich etwas verbrochen hatte, was zu ihrem Leiden recht haeufig vorkam.

Der Haendler war noch so freundlich uns direkt am Schrein der Vitama abzusetzen, liess es sich auch nicht nehmen uns noch alles gute und viel Glueck zu wuenschen. Die Geweihten nahmen sich Dorns an, ich hielt mich eher bedeckt im Hintergrund, aber auch meine Kopfwunde wurde versorgt. Die Geschichte von den ueberfallenen Bauersleuten nahmen sie nur nickend zu Kenntnis, schien regelrecht an der Tagesordnung zu sein in dieser Zeit der Unruhe durch die Geruechte der Zwergenarmee im Sueden und die Diener des Einen, die hinter jeder Ecke zu lauern schienen. Ich spendete dem Tempel ein Armband, welches Dorn einem der Waechter genommen haben musste und eine Widmung "fuer 20 Jahre guter Dienste" trug. Schaetzungsweise wuerde es kein Geschenk in den folgenden Jahren geben.

Nun war ich wieder hier in Drakonis. Dorn behielten sie noch im Schrein der Vitama, ich selbst musste mich nach einer Bleibe umsehen, zumindest wollte ich es so. Die Sonne war schon dem Horizont nah und stand gross und rot ueber der langen Handelsstrasse, die sich noch bis zum Marktplatz weiterzog durch diese Stadt von wirklich riesigem Ausmasse. Die Strassen waren von den Menschen und anderem Volk gesaeumt, welche sich entweder auf dem Heimweg waren oder die Geselligkeit der umliegenden Tavernen aufsuchten, welche mit eintretender Daemmerung ihre Pforten oeffneten. Die Haende in die Taschen der Lederhose vergraben schritt ich durch die Menge der Reisenden. Keiner bemerkte, dass sein Beutel von meiner Hand in meine Tasche wanderte, was mir die noetigen Dukaten fuer ein Zimmer ueber die Nacht sicher bescherte.

Mein Weg fuehrte mich vor ein relativ hohes Gebaeude, fuer die Begriffe vom Lande sind zwar sehr hoch mit seinen drei Stockwerken, aber hier gab es Haeuser, die bis ueber die fuenf Stockwerke reichen und sich dort mit Muehe und Not halten. Vereinzelt kommt es zwar vor, dass ausgerechnet diese scheinbar gerne ihre Bewohner unter sich begraben. Aber wenn die Goetter gewollt haetten, dass wir uns so hoch in den Himmel wagen und dort sicher sind, dann haetten sie uns Fluegel gegeben. "Zur blauen Schenke" zumindest war das Schild des Gasthauses einladender als die Fassade des Hauses, aber wenn man die letzten Wochen in einem Kerker verbracht hat, dann ist man nicht waehlerisch. Auch nicht, wenn man es sich leisten koennte, aber es ist besser kein Aufsehen zu erregen. Und ein Bauer, der in ein nobles Gasthaus einkehren moechte wird mehr als nur kritisch beaeugt werden. Ein Fehler, den ich bereits auch schon gegangen hatte.

Ich stiess die Tuere des Gasthauses auf, sie knarrte lautstark in der Angel. Ich brauchte mich garnicht einmal grossartig ankuendigen, sondern wurde gleich vom Gastwirt mit einem breiten zahnlosen Grinsen willkommengeheissen. Es war die Art Wirt, die vor allem fuer ihre Verschwiegenheit bei ein paar Dukaten mehr bekannt waren.

"Willkommen in der Blauen Schenke, Fremder. Was...?"
Ein kurzer Handwink brachte ihn zum Schweigen. Noch solch eine vorteilhafte Eigenschaft dieser Art Wirt.
"Ich brauche ein Zimmer, sagen wir fuer eine Woche. Und keine Angst, ich zahle im Vorraus."
Eine weniger gute Eigenschaft dieser Wirte ist ihr Misstrauen, wenn man es nicht macht, aber das breiter werdende Grinsen des Wirtes zeigte mir, dass wir uns verstanden hatten.
"Aber gewiss mein Herr, ich nehme an, ihr wollt das Zimmer dann gleich sehen?"
Auf einen kurzen Handwink sprang ein ueberaus kleiner und scheinbar junger Halbling aus einer Niesche, neben der Tuere, die ich nichteinmal bemerkt hatte und postierte sich vor mir.
"Melvir wird euch zum Zimmer bringen, das Gepaeck tragt ihr wohl selbst wie ich annehme?"
"Sicher..."

Bei Beuteln mit dem eingewickelten Schwert und den wenigen Fundstuecken aus dem Gefaengnis von Gepaeck zu reden war natuerlich uebertrieben, aber so war der regulaere Ablauf. Aber darueber hinaus lief es wie immer unkompliziert, ein wohlwollendes Nicken seitens des Wirtes, als ich ihm einen der frisch erbeuteten Beutel auf den Tisch vor ihm warf und mich dann auf den Weg nach oben machte, der Halbling brachte mich zu dem schaebigen Raum, den man in dieser Form schon gewohnt ist, wenn man nicht viel Wert auf seine Unterkunft legt, sondern eher auf die anderen Dienste des Hauses.

Fuer ein paar Dukaten war man informiert, der Halbling erzaehlte von dem Adligen auf der Flucht im obersten Zimmer, dem Halsabschneider aus Endophal im Zimmer nebenan, dem Kopfgeldjaeger aus Vandris und der Gruppe Elementarmoenche des Ignisordens aus den Feuerwaeldern. Die uebliche Runde, in einer solchen Unterkunft, also brauchte ich mir dessen keine gesteigerten Sorgen zu machen. Vielleicht haette ich dem Adligen einen Abend vor meiner Abreise noch einen fluechtigen Besuch abstatten sollen, allerdings war bereits am zweiten Tag bei ihm nichts mehr zu holen und man warf ihn vor die Tuere. Ich brachte Dorn noch am selben Abend zum Gasthaus und legte dem Wirt noch ein paar Dukaten zur Erinnerung hin, welche ihren Sinn scheinbar nicht verfehlten, Fragen wurde keine gestellt, nur ein sachtes Nicken kam als Antwort.

Auch wenn die Geweihten ihn recht gut zusammengeflickt hatte brauchte Dorn noch zwei Tage um wieder so gut zu genesen, bis er das Zimmer verliess. Ich drueckte mich derweil tagsueber vorwiegend auf dem Markt herum um mir die Zeit zu vertreiben und mich auf dem Laufenden zu halten. Viel gab es nicht zu erfahren, die Reisenden aus dem Sueden Galadons berichteten von vereinzelten Sichtungen und Ansprachen von "wahren Paladinen" wie sich diese dunklen Reiter nannten in den Landen um Tiefenwald. Nicht unbedingt beruhigend, dass dort finstere Gestalten umherreiten und vom Einen predigen, aber solcherlei Neuigkeiten erleichtern meine Art von Arbeit ungemein. Waehrend sogar die Waechter eher einem Reisenden aufmerksam lauschen hat ein Dieb nunmal leichtes Spiel. Aber viel war es ohnehin nicht, was ich ergaunern konnte. Jedoch reichte es fuer einen abendlichen Besuch in einem Badehaus und noch ein wenig was uebrig war fuer die noetige dazugehoerige Verkoestigung.

Es war schon spaet, als ich das Badehaus verliess, meine Sinne immernoch etwas benebelt von den duftenden oelen und dem Zauber der Damen merkte ich nurnoch wie ich an der Schulter gepackt und in eine Gasse gezerrt wurde. Ich erkannte das Gesicht der Person unter der Kaputze nicht und mir stockte der Atem, als sie mir ein Messer an die Kehle drueckte. Meine Beine zitterten und mir lief der Schweiss kalt den Ruecken hinunter als mich der Fremde unter der Kutte aus kuehlen Augen anstarrte.

"Und so schnell waers um dich geschehen mein Junge..."
Ich erkannte Dorns Stimme, aber sein Tonfall liess nicht den Anlass sich ueber die Erkenntnis zu freuen.
"An was fuer einen Stuemper bin ich bei dir nur geraten?"
Er loeste den Dolch von meinem Hals und trat einen Schritt zurueck. Ich atmete leise durch und blickte ihn immernoch von Angst erfasst an. Dorn warf die Kaputze zurueck und erwiederte meinen Blick mit einem fast leidigen Ausdruck in den Augen.
"Man sollte ja annehmen, du waerst schon lange genug dabei um nicht so unaufmerksam durch die Strassen zu maschieren. Sogar ich, mit meiner Verletzung, hatte keine Schwierigkeiten dir zu folgen, dir aufzulauern und... ich haette dich sogar toeten koennen, nun sag mir einen Grund, warum ich es nicht noch nachholen sollte? Bist du doch scheinbar so nutzlos fuer mich..."
Ich konnte nichts erwidern, meine Lippen oeffneten sich zwar, jedoch versagte meine Stimme und ich konnte ihn nur wortlos anblicken. Der kalte Schweiss auf meinem Ruecken schien zu gefrieren und biss sich foermlich in meine Haut. Mein Atem beschleunigte sich und wurde nur von einem hastigen Schlucken unterbrochen, als Dorn den Dolch wieder erhob und mich immernoch mit diesem seltsam leidsamen Ausdruck anstarrte. So flink wie der Dolch dann auf mich zuraste hatte ich nichteinmal mehr die Moeglichkeit auszuweichen, als er direkt neben meinem Kopf an die steinerne Hauswand prallte und mit einem Scheppern auf dem Boden auftraff.
"Weil ich jemanden brauche, der so schnelle und geschickte Haende hat wie du. Alles andere wirst du lernen... oder du lernst es nie und wirst ein jaehes Ende finden auf den Wegen, die ich mit dir zu gehen gedenke."
Als er sich nach dem Dolch bueckte muss er wohl die Lache auf dem Boden neben meinem Fuss bemerkt haben, denn als er sich wieder erhob brach er in schallendes Gelaechter aus, welches in ein roechelndes Husten umschlug und dann schnell wieder erstarb.
"Zu schade, der Besuch im Bad scheint wohl umsonst gewesen zu sein...", sprach der Elf und wandte sich um.

Peinlich beruehrt raffte ich mich auf um ihm nachzufolgen durch die dunklen Strassen von Drakonis, in der sich nurnoch Diebe und deren zumeist berunkenen Opfer oder Einbrecher tummelten. Ich waere am liebsten im Boden versunken, war er es ihm doch auf so simple Art und Weise gelungen mich mit solcher Angst zu erfuellen. Aber er verstand sein Handwerk, was immer es auch genau war.

Es war doch recht kuehl geworden, der Wind fegte den Staub auf der Strasse auf und brachte ihn im Schatten der Haeuser tanzen, als wir an unserem Gasthaus ankamen. Der Wirt liess uns ein und stellte fuer ein paar Dukaten auch keine Fragen. In unserem Zimmer angekommen verriegelte Dorn die Tuere, nachdem er sich vorher auf dem Gang umsah. Ich versuchte mich notduerftig zu reinigen, waehrend er die Waende nach Loechern absuchte und diese dann auch verschloss. Ich war gerade fertig als er ein Pergament auf dem kleinen Tisch entrollte. Mit fragendem Blick kam ich naeher und betrachtete es mir wobei ich nicht viel darauf zu erkennen wusste... ein paar Linien, gekritzelte Notizen in einzelnen Flaechen und noch ein paar Kleckse. Ich blickte Dorn fragend an und deutete auf das Pergament.

"Was soll denn das sein?"
Der Elf atmete ersteinmal tief durch bevor er mir antwortete.
"Es ist ein Plan... der Grundriss von einem Gebaeude..."
Er deutete mir auf das Gekrakel in der unteren Ecke.
"Was soll mir das Tintengekleckse da sagen?"
"Du kannst nicht lesen, hm?"
"Nein, man hielt es nicht fuer noetig das dem Bastard beizubringen"
Ich hob die Schultern um meine Aussage noch zu untermauern.
"Es ist das Kontor des Handelsbundes"
"Und was bringt dir dieser... Grundriss?"
"Er zeigt mir wo sich die ganzen Kostbarkeiten befinden, wo die Wachen patroullieren und wo abgeschlossene Tueren sind."
Die Augen des Elfen leuchteten und ein Grinsen lag auf seinen Lippen.
"Naja, wenn sie abgeschlossen sind wird man es frueh genug merken, oder nicht?"
"Sicher, es sei denn man hat den richtigen Schluessel, dann wird es egal sein"
"Und den hast du?"
Mein Blick sollte meine Skepsis ausdruecken.
"Nein, aber ich weiss wer ihn hat und dabei kommst du ins Spiel."
"Ich habe ihn aber auch nicht."
Gab ich protestierend an.
"Nein, aber du wirst ihn fuer mich stehlen."
"Und wer hat diesen Schluessel."
"ueberleg doch mal Bursche, wer koennte wohl so einen Schluessel besitzen?"
Allmaelig kam mir die Idee.
"Der Handelsrat des Bundes?"
Ich blickte ihn unsicher an, denn ich haette genausogut auch daneben liegen koennen.
"Du bist doch schlauer als ich dachte."
Er strich mir in einer haemischen Geste durch die Haare, was mir absolut missfiel.
"Aber wie soll ich an den Schluessel herankommen?"
"Der Rat ist am naechsten Mittentag auf dem Markt der Stadt, es wird von Leuten wimmeln, also solltest du recht leichtest Spiel haben."
"Ich weiss noch, was passierte, als ich mich aehnlich guten Bedingungen gegenueber sah. Das Ergebnis kennst du ja..."
Er gab mir das mit einem Nicken zu verstehen.
"Aber diesmal bist du vorgewarnt und ausserdem hast du mich dabei, ich werde die Wachen ablenken."
Dass bei dem Unterfangen eine Menge Dukaten rausspringen wuerden stand ausser Frage, aber es war auch ein gefaehrliches, wenn man uns fassen wuerde, waere man sicher nicht gnaedig. Doch der Reiz des Goldes war staerker als die Furcht vor der Bestrafung.

Am naechsten Morgen liessen wir uns von dem Wirt unauffaellige Kleidung besorgen, wozu er auch fuer ein paar Dukaten zusaetzlich bereit war. Braune Weste, dunkelgruene Hose, beiges Hemd und eine dunkelblaue Kappe, alles sehr abgegriffen und alt, aber solcherlei gibt es zu Tausenden in der Stadt.
Wir erkundeten die Stadt, vornehmlich den Marktplatz und spaehten nach geeigneter Stelle, an denen der Rat anzutreffen sein duerfte und auch nach Wegen zur unauffaelligen Flucht. "Es wuerde sicher ein Kinderspiel sein", hat Dorn immerwieder beteuert.

Der folgende Mittentag gab ihm auch recht, denn kaum betrat der Rat den Platz haengten wir uns an seine Fersen. Seine Waechter bemerkten uns nichteinmal, doch Dorn taeuschte dennoch vor ihren Augen vor ueberfallen worden zu sein, wovon sie sich auch ablenken liessen. Der Rat war auch zu sehr gebannt von Dorns Schauspiel um zu bemerken, wie meine Hand in seine Tasche glitt und den Schluesselbund entwendete. Als ich mich zurueckzog und Dorn das vereinbarte Zeichen gab verschwand auch er von der Bildflaeche und wir trafen uns am Rande des Marktes wieder.
"Wir sollten nicht zu lange warten. Wenn der Alte den Diebstahl bemerkt werden die naechsten Tage die Schloesser ausgewechselt werden."
Gab der Elf zu bedenken und griff nach dem Bund in meiner Hand. Ich zog ihn rasch etwas zurueck und betrachtete mir die Schluessel etwas genauer. Ein Grinsen machte sich auf meinen Lippen breit.
"Was meinst du, ist der Schluessel seines Privathauses auch dabei? Ich hoerte er habe eine liebreizende Tochter."
Er entriss mir den Schluesselbund als ich ihn schelmisch anzugrinste.
"Du scheinst auch nur an das Weibsvolk zu denken."
Ich lachte laut aus und wir gingen zu unserem Gasthaus zurueck.
"Nicht nur, ich hoerte auch, dass die Tochter schoenen Schmuck besitzt."
Das brachte auch ihn zum Lachen und wir zogen durch die Strassen Draconis.

Ich weiss bis heute nicht, woher oder wann Dorn die dunkle Lederkluft hatte, die er mir am naechsten Abend, an dem wir den Einbruch durchfuehren wollten, in die Hand drueckte, aber dieser gerissene Elf ging ohnehin Wege, die ich nicht ergruenden konnte. Eine meisterhafte Arbeit war es, die sich eng an den Koerper schmiegte und grosse Taschen hatte, die wir noch gut zu befuellen gedachten. Der Rapier, der fuer mich auf dem Bett bereit lag war von nicht minderer Qualitaet, auch wenn ich bei diesem nicht vorhatte ihn zu benutzen. Dorn ruestete sich mit einem beschlagenen Lederwams, der wohl von einem Braunbaeren stammen musste und zwei martialisch aussehenden Saebel, die er ueberkreuz auf dem Ruecken trug. Dazu noch Unmengen an kleinen Klingen, die wohl gut ausbalanciert zu sein schienen und geradezu in seiner Ruestung verschwanden. Ein dunkler Umhang, den er sich ueberwarf bedeckte die Saebel, die nach unten hin aus dem Halfter zu ziehen waren.

Die Nacht war finster, doch sternenklar als wir uns auf den Weg durch die halbe Stadt zum Kontor machten. Der mitternaechtliche Wachwechsel musste gerade bevorstehen, wenn unsere ueberlegungen stimmten. Durch die Haeuser konnte ich den Vitamalin am Himmel stehen sehen, der uns nur spaerlich die Nacht erleuchtete in den dunklen Gassen und Strassen der Grossstadt. Am Haupttor des Kontors angekommen sahen wir wie die Wachen gerade die Abloesung vorzogen, aber das Haupttor war nicht unser Ziel. An der Suedseite des Kontors war ein kleiner Dienstboteneingang, der uns zu den Verwaltungsraeumen fuehrte. Die Raeume waren stickig und verstaubt, die Tische waren ueber und ueber mit Papieren und Akten bedeckt, kein Fenster zierte die Waende, aber grosse Leuchter waren ueberall verteilt, wenn auch nicht beleuchtet zu so spaeter Stunde. Dorn fuehrte mich durch die Gaenge des Kontors, die sich endlos zu erstrecken schienen. Naechtelang hat er noch ueber der Karte gebruetet und sich den Weg eingepraegt, den wir gehen sollten. Nach einer Weile kamen wir an dem Raum an, den wir uns annehmen wollten. Mit Freude nahmen wir auch an dieser Tuer zur Kenntnis, dass der Schluessel passte und traten in den Raum ein. Beeindruckend waren nicht seine Ausmasse, auch nicht die Anzahl der Kisten im Raume, als vielmehr der Inhalt eben jener drei Kisten, die sich gegenueber der Tuere an der Wand erstreckten. Das einzige Problem an diesen Kisten war, dass man scheinbar zwei Schluessel brauchte um sie zu oeffnen. Wir hatten jedoch nur den einen von beiden. Dorn hingegen schien dies nicht unbedingt als Problem anzusehen. Das Brecheisen, welches nun den Rand der Kiste zierte hatte ich vorher nicht bemerkte. Er schloss das eine Schloss auf und machte sich an dem anderen mit dem Brecheisen zu schaffen. Nach wenig Muehe brach das Schloss aus dem Hartholz der Kiste und er klappte den Deckel der Kiste auf. Was mir daraus entgegenfunkelte laesst sich kaum beschreiben. Die Kiste war bis zum Rand mit Dukaten gefuellt und wenn ich es haette schaetzen muessen, dann waeren es wohl haette es wohl gereicht um mein restliches Leben sorgenfrei zu fristen. Gebannt von dem Anblick blieb ich stehen, waehrend Dorn sich an den anderen Kisten zu schaffen machte. Wie von Sinnen begann ich dann mir die Taschen mit den Dukaten zu fuellen. Da spuerte ich eine Hand auf meiner Schulter. Mein Atem stockte und ich drehte mich langsam um. Dorn blickte mich mit einem haemischen Grinsen an und deutete mir auf die andere Kiste.
"Willst du dich an dem Gold tot schleppen?"
Ich traute meinen Augen nicht, denn diese Kiste war ebenso voll wie die Goldkiste, mit dem Unterschied, dass der Inhalt aus funkelnden Edelsteinen und Schmuck bestand. Sofort machten wir uns daran uns die Edelsteine in die Taschen zu lagern, allerdings legte Dorn grossen Wert darauf nur die besonders grossen und seiner Aussage nach teuren Steine zu nehmen. Auch Anhaenger, Ketten, Ringe aus Gold und einem blaeulicheren Metall - welches ich nicht genommen haette, aber Dorn steckte mir noch welche zu - mit grossen eingefasssten Steinen und zum Teil auch andersfarbigen Verzierungen und filigranen Gravuren, Armbaender und Ohrringe nahmen wir mit.

Haette Dorn mich nicht irgendwann gestoppt haette die Wache uns wohl wirklich ueberraschen koennen, die sich in lauter Unterhaltung vertieft naeherte. Wir schlossen die Tuere und wollten warten bis sie vorbei waren. Mir fiel zu spaet auf, dass wir das Licht der Laterne noch nicht geloescht hatten, was ich noch nachholte, in der Hoffnung, die Waechter wuerde es nicht bemerkt haben. Die die Unterhaltung stoppte und die Tritte der schweren Stiefel waren durch die Tuere klar hoerbar und naeherten sich der Tuere, wo sie verstummten und eine erdrueckende Stille zu herrschen begann.

Unter metallenem Knarren senkte sich die Tuerklinke in fuer mich unendlich erscheinender Langsamkeit. Leise nahm Dorn die beiden Saebel aus ihrem Halfter und haette ich in diesem Moment nicht zu ihm geblickt haette ich diese Tat nicht bemerkt. Sachte nickte er mir zu, worauf ich auch meine Klinge zog und mich etwas an die Wand drueckte. Als die Tuerklinke ganz heruntergedrueckt war raste bereits mein Herz, mein Atem ging schnell vor Aufregung und meine Rechte unklammerte schweissnass den Griff des Rapiers. Ein lautes Knartzen der Tuer in den Angeln brachte mein Blut in Wallung und mir stellten sich die Nackenhaare auf. Ein Schauer ueberfiel mich und ich bekam eine Gaensehaut, als sich langsam und unter dem Quietschen der Angeln die Tuere zu meiner Seite hin oeffnete. Der stechende Geruch der abbrennenden Fackel der Wachen stach mir in die Nase und ihr schein blendete mich kurz worauf hin ich mich noch naeher an die Wand presste. Die vordere Wache lugte mit dem Kurzspeer voran durch den Spalt in der Tuere und muss mich wohl noch gesehen haben, denn als die Tuere dann ploetzlich ganz aufgestossen wurde stuerzte sie mit gehobener Waffe auf mich zu. Wie gelaehm vor Schreck hob ich nur den Rapier in die Richtung des Angreifers und muss ihn wohl ungluecklich getroffen haben, ehe er wie ein nasser Sack zur Seite hin umfiel. Die anderen beiden nachstroehmenden Wachen schienen auch auf mich losgehen zu wollen, jedoch nahm sich Dorn ihrer mit den beiden schnell gefuehrten Saebeln an und draengte sie in den Gang zurueck. Ich zog den Rapier aus dem leblosen Koerper der Wache, die ich scheinbar direkt ins Herz traf, und eilte Dorn nach, der die Wachen in Schach hielt, welche sich mit den Kurzspeeren stechend und seine Schlaege mit den Saebeln parierend gegen ihn zur wehr setzten.
Klirrend halten es von den Steinwaenden wider, waehrend die drei sich im wilden Kampf durch den Gang bewegten. Eine der Wachen fuehrte einen etwas zu weiten Ausfallschritt nach vorne aus, was ihr zum Verhaengnis wurde, denn kaum einen Augenblick spaeter senkte sich sirrend Dorns einer Saebel zu ihm herab und zog eine tiefe Spalte in seine Seite. Ein letzter Schmerzensschrei entkam ihr, ehe sie dann heftig blutend und gegen die Wand gestuetzt langsam nach unten sank. Dorn widmete derweil seine vollste Aufmerksamkeit der uebriggebliebenen Wache, was diese jedoch zum Anlass nahm den Kurzspeer nach Dorn zu werfen und den Gang entlang zu fluechten. Der Elf setzte ihm nicht nach, statt dessen liess er die beiden Saebel wieder auf dem Ruecken unter dem Umhang verschwinden und wand sich zu mir. Von dem immernoch leicht roechelnden Waechter an der Wand, den mittlerweile eine groessere Blutlache umgab nahm er scheinbar keine Notiz mehr und schritt langsam an mir vorbei, der ich noch immer den Rapier umklammernd mitten im Gang stand und dem Geschehen zusah.
"Er wird bald mit Verstaerkung kommen, wir haben was wir wollten..."
Ich wollte das Wort erheben, doch Dorn deutete mir mit einem Handzeig an den Gang in entgegengesetzter Richtung zu folgen. So wandten wir uns von dem Ort des Geschehens ab, die Taschen voller Schmuck und Edelsteine und zwei Leichen, ueber deren Opfer wir diese in unseren Besitz brachten. Ein Schatz wahrlich, aber nunmal mit dem Blut anderer erkauft. Dorn schien es nicht zu kuemmern, also beliess ich es auch dabei und wir flohen ueber Umwege, die Dorn als "Alternativplan" erdacht hatte.

Noch am selben Tage, wir hatten uns bereits nach einem Hehler fuer die Steine umgesehen, denn man wuerde mehr dafuer bekommen, wenn die Lage noch offenscheinig ruhig war und unser Einbruch sich noch nicht herumgesprochen haette, liess der Handelsbund ein Kopfgeld auf uns aussetzen, mit einer mehr oder minder guten Beschreibung die wohl von dem Waechter hatte stammen muessen, den Dorn am Leben liess. Wir erfuhren davon als wir uns mit einem moeglichen Abnehmer einer groesseren Menge der Steine auf dem Marktplatz trafen. Der Herold des Bundes erhob sich in seinem Sattel und bruellte vom Pferd herunter auf die Menge. Wir schenkten dem ganzen bis auf die wichtigsten Details kein Gehoer, aber gewiss war uns, dass der Abnehmer ob der gebrachten Informationen seinen Entschluss ueber den Kauf nochmals ueberdenken wuerde. Als wir fuer einen Moment zum Herold blickten, war er im naechsten schon nicht mehr zu sehen. Und auch wir sahen zu, dass wir unauffaellig das Weite suchten. Schon fast einem regelmaessigen Ritual gleich legte ich dem Wirt bei unserem Eintreffen in dem Gasthaus ein paar Muenzen auf den Tisch, allerdings legte er diesesmal die Hand auf die meine und blickte mich eindringlich an.
"Ich nehme an ihr wollt heute abreisen, oder mein Herr?"
Seine Stimme hatte die selbe Eindringlichkeit wie der Ausdruck in seinen Augen.
"Ich, wir..."
Er unterbrach mich jaeh und sprach in selbem Tonfall weiter.
"Die Stadt duerfte im Moment nicht der geeignete Ort fuer euch sein, zumindest nach dem, was man so hoert."
Ich schaetze ich koennte es als Angst beschreiben, was ich in seinen Augen sah, als ich ihn meinerseits eindringlich anblickte. Ich wollte etwas entgegnen als Dorn seine Stimme erhob, was in der Gegenwart des Wirtes bisher noch nicht der Fall war, dem er trotz seiner gewissenhaften Arbeit immer zu misstrauen schien.
"Was wuerdet ihr denn nun anraten, wenn ihr schon so viel wisst?"
Dieses eine Mal war sein elfischer melodischer Akzent unverkennbar, trotzdem fuhr er den Wirt geradezu barsch an, der zunaechst etwas zusammenzuckte und sich dann Dorn zuwandte.
"Es waere wohl das Beste, Herr, die Stadt zu verlassen, womoeglich sogar gleich den Kontinent, denn der Arm des Handelsbundes reicht weit und wohlweisslich auch weiter als ueber die Stadtmauern Draconis."
Etwas womit er recht hat, ist der Handelsbund doch eine maechtige Gesellschaft, die ihre Kontore ueber ganz Falandrien verteilt unterhaelt, sogar einzelne Handelshaeuser in den Norlanden und Endophal sollen sich in ihrem Besitz befinden, denn zumindest fuehrte der Bund gelegendlich auch Waren aus diesen Landen, Pelze und edelste Schnitzereien aus dem Land der Nortraven und feinstes Tuch und kunstvoll verzierter Ton aus dem suedlichen Endophal. Doch wenn die gewaltige Hand des Bundes so weit reicht, wo sollte man dann sein Glueck versuchen ihr zu entgehen? Ich gruebelte einen Moment darueber nach, doch die Antwort darauf kam wie von selbst, als der Wirt wieder die Stimme erhob und sich mit sichtbarer Scheu weiter aeusserte.
"Es... es soll ein Eiland geben, weit im Westen jenseits des grossen Meeres. Noch nicht lange bekannt und nur schwach besiedelt. Viele meiner ehemaligen Gaeste aeusserten den Wunsch dort hin aufzubrechen, mitunter auch welche, die aehnlichen... Widrigkeiten unterliegen wie ihr."
Ich hob sachte eine Braue und wandt mich zu Dorn um und auch er schien den selben Gedanken zu hegen wie ich. Auf ein sachtes Nicken hin wandt ich mich wieder zum Wirt um.
"Wie heisst diese Insel genau und wie kann man sie erreichen?"
"Sie hiess... wie hiess sie noch gleich? Wartet Herr, vielleicht weiss es der Junge noch, ich komme nicht auf den Namen, verzeiht bitte meine Unwissenheit. Aber ich hoerte in Rothenburg sollten Schiffe dahin ablegen, wobei... Ich denke nicht, dass ihr dorthin aufbrechen solltet. In der Stadt haelt der Bund mehrere Handelshaeuser und es wuerde wohl nicht ausbleiben, dass man euch erkennen wuerde. Seid ihr doch ein recht... ungewoehnliches..."
Das Messer, das neben seinem Kopf in die Wand hinter ihm einschlug brachte ihn zum Schweigen. Als Dorn seinen Arm wieder sinken liess und mir sachte zunickte wandt ich mich wieder dem Wirt zu, dem mittlerweile der Schweiss von der Stirn tropfte und sich keinen Zoll weit bewegt zu haben schien.
"Dann schicke nach dem Jungen und lass dir sagen wie dieses Eiland heisst. Und lasse herausfinden, von wo man sonst noch dorthin in See stechen kann."
Ich beugte mich vor um das Messer aus der Wand zu ziehen und blickte kurz hinter der Theke auf den Boden, wo sich langsam aber sicher eine kleine Lache am Bein des Wirtes bildete. Ich lehnte mich wieder zurueck und reichte das Messer nach hinten zu Dorn weiter, ohne den Blick vom Wirt zu nehmen, der sich allmaelig wieder zu beruhigen schien.
"Und vielleicht solltest du darueber nachdenken deine Kleider zu wechseln und ein Bad zu nehmen."
"Ja Herr."
Sagte er und verschwand schnell im Hinterzimmer des Gasthauses, woraus nur kurze Zeit spaeter der junge Halbling heraus kam und sich auf einen Hocker an der Theke setzte.
"Siebenwind, Herr..."
Die froehliche Stimme des Jungen konnte nur von dem Anblick heruehren, den sein Herr ihm eben bot.
Ich hob unverstaendig die Braue und setzte mich zu ihm an die Theke, schenkte mir nebenbei einen Becher Met ein und blickte ihn fragend an.
"Was meinst du jetzt damit mein Kleiner?"
"Ihr wolltet doch den Namen der Insel, oder Herr?"
Ich gab ein Nicken zum Besten um mein Ansinn zu bestaetigen.
"Nunja, und der Name der Insel ist Siebenwind... Ihr wolltet auch wissen, wie man dahinkommt?"
Seine kleinen Augen funkelten und man konnte die Freude in seinem Gesicht erkennen, die die Situation, dass sein Wissen von Nutzen sei, in ihm ausloeste. Nach nochmaligem Nicken meinerseits fuhr er fort und die Worte sprudelten foermlich aus ihm heraus. Er erzaehlte die Geschichten von ein paar Halsabschneidern, die versuchten ihre Haut durch die Reise nach Siebenwind zu retten und zu welchem Hafen sie aufbrachen. Die meisten dieser Harlunken brachte ihr Weg wohl nach Kalamudus fuehrte, denn, obwohl dieser Weg weit und gefaehrlich war, die meisten Verfolger nahmen scheinbar nicht an, dass die Verfolgten den Weg durch Lichtenfeld und Malthust mit seinen raeuberschen Banden und den vereinzelten Geruechten ueber Waelder, aus denen niemand mehr lebend herauskommt waehlten.
Und auch mir schien dies der beste Weg zu sein, denn ich gab nicht viel auf Geruechte und noch weniger scheute ich Raeuber, den man weiss, wie man denen seines Schlages am Besten aus dem Wege geht. Ich drueckte dem jungen Halbling noch ein paar Muenzen in die Hand mit der Anmerkung sie besser vor dem Wirt zu bewahren, denn ich ahnte schon, dass er sich sonst nicht sehr lange daran erfreuen wuerde, was er in ausgelassener Weise tat.

Es dauerte nicht mehr lange, bis wir all unser Habe sammelten und von dem Wirt ein paar Pferde besorgen liessen, die ebenfalls auch nicht zu lange auf sich warten liessen. Wir huellten uns in lange feuerroten Roben mit weiten Kaputzen und dem vierspeichigen Rad der Elemente, die wir bei dem Ordensbruedern des Ignisordens fuer eine kleine Spende in Form eines nicht gerade kleinen Rubins ueberlassen bekamen und unter der wir ohne weiteres unsere Besitztuemer verbergen konnten ohne groesseres Aufsehen zu erregen. Alles weitere war ein Kinderspiel, denn man hielt uns aufgrund der Roben und den nicht unbedingt vertrauensseelig anmutenden Reittiere weder an dem Stadttor noch an der Strassensperre, welche sicherlich unrechtmaessig vom Handelsbund errichtet wurde, auf und wir konnten die lange Reise antreten, die uns noch bevorstand.

Bis Ravins Hoeh fuehrte uns der Weg durch die satte Heide Bernsteins, vereinzelt durch kleine Doerfer, in denen wir Proviant und auch einen Ort fuer die Nacht fanden, da man uns scheinbar wirklich fuer Brueder des Ignisordens hielt, was uns nur mehr als recht war. Obwohl man uns auch hin und wieder Segenssprueche und Predigten abverlangte, die wir allerdings aufgrund der langen Tagesreisen meist doch nicht abhalten mussten. So gingen die Tage ins Land, an denen wir der Strasse folgten und die Heide in Richtung Westen durchritten. Die Pferde hatten sich doch als recht robust herausgestellt, wenn sie auch keine Freunde des schnellen Ritts zu sein schienen so hielten sie doch die langen Wege zwischen den einzelnen Doerfern, deren Abstand sich immer mehr vergroesserte, je weiter wir uns von der Hauptstadt entfernten, ohne ein Zeichen der Schwaeche zu zeigen durch. Wir blieben nie viel laenger als noetig, auch wenn die meisten uns anboten noch laenger zu bleiben, weil sie sich vielleicht Glueck davon versprachen zwei Brueder des Ignis in ihrem Hause zu haben, die zwar seltsam anmuteten, ein duester dreinblickender Elf und ein... Ich sah in den Augen der Menschen, was sie in mir sahen, so, wie ich es schon frueher immer gesehen hatte. Aber sie sagten es nie, vielleicht aus Erfurcht vor der Robe, die ich trug und weil sie dachte, dass einer wie ich wohl nur den Weg zum Glauben suchen konnte in einer solchen Welt und als ein solches Wesen, dass ich nunmal war. Doch schaeumte in mir die Wut, immer wenn ich solcherlei Blicke sah, die Wut vor allem auf meinen Vater, der nicht nur der Grund dafuer ist, was ich bin, nein, er war es auch der mich alleine in dieser Welt zurueck liess. Der Schmach und dem Spott der anderen ausgesetzt, mein Leben lang. Aber es hatte auch seine guten Seiten, den sehr oft schon hatte ich das Glueck, dass Frauen auf die Dinge nichts gaben, die geredet wurden und so den Weg in mein Bett fanden, wenn sie dort auch nicht lange blieben, weil man sie schon bald als "Flitchen eines Bastards" beschimpfte und ich sie lieber zu ihrem eigenen Schutze aufgab oder sie mir den Ruecken kehrten.

Die Strasse schien sich ewig zu ziehen, auf der wir nach Ravins Hoeh in suedwestlicher Richtung weiterreisten und nur von kleinen Baechen, welche mit robust erscheinenden Bruecken ueberspannt waren und der Furt am Ravin unterbrochen wurde. Lange folgten wir dem Weg, passierten den Grenzstein zu Lichtenfeld und kamen schliesslich nach Wochen der Wanderschaft an die Weggabelung, der wir in Richtung von Io, einer kleinen Stadt in Malthust nahe der Grenze zu Lichtenfels gelegen, die in dem Ruf steht nur als Umschlagplatz fuer die zahlreichen Raeuberbanden des oestlichen Malthust zu dienen, die auf der Strasse nach Kalamudus ihr Unwesen trieben, folgten. Die Strasse fuehrte uns nurnoch selten an einem Dorf vorbei, denn diese liegen im Fuerstenturm Lichtenfeld vermehrt in der unmittelbaren Umgebung der Hauptstadt oder im Sueden an der Kueste, in der Gegend um Swa. So ritten wir durch die ueppig gruenen Wiesen und samtig beschatteten Waelder der Strasse folgend und kamen im Wald schliesslich an einem einsamen schon reichlich verwitterten Faehrboot am Ufer des Ionbar. Mit Muehe und gutem Zureden gelang es uns auch die beiden Pferde dazu zu bewegen das klapperige Faehrboot zu besteigen und wir setzten unter Anstrengung aufs andere Ufer ueber.

Nach weiteren 4 Tages und einem Nachtritt trafen wir in Io ein, auch wenn wir ob der Dunkelheit den Grenzstein scheinbar uebersehen hatten. Die Stadt bot sich uns in einem flachen Tal da, wie wir sie erwartet hatten. Der Astreyon stand annaehernd voll am Himmel und beschien sie nur schwach, allerdings war diese noch in heller Aufruhr, in vielen Haeusern war noch Licht und an manchem Ort brannten Feuer um die sich scheinbar Leute tummelten. Wir hatten keine Probleme einen Ort fuer die Nacht zu finden und aufgrund unserer Verkleidung schienen wir auch nicht unbedingt interessant fuer die Ansaessigen Halunken und anderen zwielichtigen Gestalten gewesen sein, denn wir verbrachten die Nacht zwar immer in Sorge, welche sich jedoch nicht bestaetigte. Wir erzaehlten unsere Geschichte, die wir erdacht hatten jedem, der sie hoeren wollte, dass wir zu unseren Glaubensbruedern nach Siebenwind reisen wollten und den Menschen dort den Glauben an die Elementarherren naeher zu bringen. Wer uns solange ueberhaupt zuhoerte bedachte uns mit zweifelndem Blick und schlug nur das Zeichen der Vier als wir ihn alleine zurueckliessen. So zogen wir dann, als wir uns mit Proviant eingedeckt hatten, die Strasse weiter in Richtung Nordwesten nach Kalamudus.

Der Tag neigte sich allmaelig dem Ende zu, als mich ein seltsames Gefuehl ueberkam, wir waren nun schon mehrere Tage in einem dicht bewachsenen Wald unterwegs und haben schon viel laenger niemanden auf der Strasse gesehen. Nur an diesem Abend war es noch um Laengen gespenstischer und unheilverheissender, denn kein Laut drang aus der den Wipfeln der Baeume zu uns, wo eben noch vereinzelt Voegel zwitscherten. Dorn stoppte fuer einen Moment sein Pferd und schien genauer zu lauschen. Ich liess meine Blicke durch das Unterholz schweifen, konnte jedoch nichts erkennen. Urploetzlich warf sich Dorn vom Pferd und bedeutete es mir laut es ihm gleichzutun.
Haette ich auch nur einen Moment laenger gewartet haette mich der Pfeil, der so nur knapp ueber meinen Kopf sauste noch genau getroffen. Die hohe Praezision des Schusses liess mir keinen Zweifel ueber die Rasse des Angreifers zu, nur war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar, warum man uns angriff. Dann schlug Dorn die Kaputze seiner Robe zurueck und richtete sich wieder auf.
"Das war ein Warnschuss... sonst waerst du nun bereits tot."
Worauf hin ich auch meine Kaputze vom Kopf nehmen wollte und mich ebenso erheben, was mir jedoch eindringlich von Dorn untersagt wurde.
"Wenn du ihnen zeigst, was du bist, dann waerst du unter Garantie tot."
So erhob ich mich langsam ohne die Kaputze abzunehmen und blickte mich im Wald um. Als ich wieder den Blick auf die Strasse wandte standen dort zwei hochgewachsene in gruenlich schimmernde Lederruestungen gekleidete Elfen mit braeunlich-schwarzer Bemalung im Gesicht mit gespannten Boegen und stechend gruenen Augen. Ich senkte unwillkuerlich den Kopf und nahm die Zuegel meines Pferdes. Was folgte war eine Unterhaltung, der ich nicht folgen konnte, die beiden Elfen gingen scheinbar Dorn an, welcher wiederum mit ruhigen Gesten erwiederte und sich scheinbar erkaerte. Als der eine Elf mit dem Bogen auf mich zeigte und mit seiner schoenen Stimme, aber in rauem Tonfall etwas sagte, woraufhin Dorn kurz zu mir blickte und dann den beiden in seiner ruhigen Art und wieder durch Gesten bestaerkt scheinbar erzaehlte, was es mit mir auf sich hatte, was die Elfen dazu verleitete ihre Boegen sinken zu lassen und in freundlicherem Ton weiterzureden. Nach einer Weile des Gespraechs schienen sie sich dann wieder zu verabschieden und nickten mir mit etwas was "Tallia" oder so aehnlich gehiessen haben mag sachte zu, woraufhin ich ebenfalls sachte mein Haupt neigte.

Dorn erzaehlte mir dann, dass die Elfen, wohl Waldelfen aus einer nahegelegenen Sippe in den letzten Monden mit den Raeuberbanden zu hadern hatten, die sie in den letzten Tagen nun aufgriffen und in alle Winde verstreut hatten. Sie mochten uns wohl fuer eben jene gehalten haben, die allmaelig wieder den Weg zurueck in ihren Wald finden wollten, doch Dorn konnte sie davon ueberzeugen, dass von ihnen keine Gefahr fuer ihren Wald ausgehen wuerde und wir nur den Weg zu der grossen Stadt der Menschen, wie die Elfen sie beschrieben, finden wollten. So liessen sie uns ziehen und versicherten uns eine weitere Reise ohne Zwischenfaelle. Und die Elfen hielten, was sie versprachen, denn wenige Tage spaeter sahen wir uns bereits an der Stadtgrenze von Kalamudus, unserem Tor in die Freiheit.

Es war eine heruntergekommene Siedlung, nur an ihren Ausmassen als Stadt erkennbar, jedoch gab es kaum unterschiede zwischen den Schichten, wie in den sonstigen Staedten des Reiches, hier gab es hoechstens den Unterschied zwischen arm und bettelarm, und selbst dieser schien fliessend. Wir beschlossen uns fuer diese Nacht noch ein Zimmer zu nehmen und am naechsten Tag in Erfahrung zu bringen, wann das naechste Schiff gen Siebenwind in See stechen wuerde.

Duester und alt war die Absteige, die wir noch am ehesten in Betracht zogen, aber wir hatten keine andere Wahl, denn die Nacht legte sich ueber Tare und mit ihr wuerden die Ratten aus ihren Loechern kriechen, denen man nur ungern begegnen wuerde. So nahmen wir ein Zimmer, zunaechst nur fuer diese Nacht und sagten dem Wirt wir wuerden womoeglich verlaengern, was diesen nicht weiter wunderte und es mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.

Am Morgen des naechsten Tages, mittlerweile stand der Triar im Haus und Astrael schenkte Tare waermende Strahlen von der Sonne herab und, was mir vor allem auffiel, brachte er das Weibsvolk zu knapperer Kleidung in den heissen Tagen. Das Schiff wuerde noch 2 Wochen auf sich warten lassen, wenn der Wind gut steht, wie der Hafenmeister sagte. Noch genug Zeit sich auszuruhen und die Strapazen der Reise zu vergessen. Eines Abends, wir besuchten wie fast jeden Abend die Schenke des Gasthauses, kam ein Trupp dunkel gekleideter Maenner in die Stadt. Man munkelte schnell, dass sie aus dem Sueden kaemen und es kam gar das Geruecht auf, dass es Diener des Einen waeren. Wir gaben nicht all zu viel darauf, trotz allem legten wir unsere Masquerade ab und legten uns wieder gewoehnlichere Kleidung zu, was auch uns in ein gewisses Zwielicht stellte, hielt man uns doch fuer Brueder des Ignisordens. Es stellte sich heraus, dass sie ebenfalls die Passage nach Siebenwind nehmen wollten, quartierten sich aber in einem anderen Gasthaus ein.

Da Dorn auf den seltsamen Gedanken kam ich muesste, versuchte er bereits seit unserer Ankunft in der Stadt mir das Schreiben und natuerlich auch das Lesen beizubringen, nur zeigte dies bis dato nur maessigen Erfolg. Doch blieb er unablaessig auf dem Standpunkt stehen, dass dies fuer mich notwendig sei, ich verstand viel zu spaet erst wieso. Doch so blieben die naechsten Wochen ereignislos, bis dann der Tag kam, an dem das Schiff kommen sollte, welches uns von Falandrien fortbringen sollte. Wir waren immernoch nicht einmal in Versuchung gekommen unsere Beute anzuruehren und verschoben die Hehlersuche auf nach der Ankunft auf der Insel. So machten wir uns denn zum Hafen um das Schiff zu besteigen. Der Kapitaen war ein alter Seebaer, welcher scheinbar schon sein ganzes Leben auf den Meeren Tares verbrachte und uns freundlich auf dem Schiff begruesste. Die "Xans Bote" war nicht unbedingt ein grosses Schiff, aber es schien geradezu verwunderlich, dass es in diesem geradezu winzigen Hafen ueberhaupt anlegen konnte. Man wies uns eine Kabine im vorderen Teil des Schiffes zu, wo es aufgrund der Ladung aus lebenden Schweinen und frischem Gewuerzen gar seltsam anmutend roch. Den dunkel gekleideten Gestalten wollte der Kapitaen zwar zunaechst den Zutritt zu seinem Schiff verweigern, aber sie konnten ihn wohl mit welchen Mitteln auch immer noch umstimmen, denn sie nahmen nur wenig spaeter eine Kajuete neben uns.

Auf der ueberfahrt lehrte mich Dorn noch weiter das Schreiben, wobei er durch den Kapitaen unterstuetzt wurde, der zu meiner Ausbildung ein Buch beisteuerte, welches den Titel "Der weisse Wal" trug und von einem von Xans Geschoepfen handelte und dem Mythen die sich darum woben. Ich las das Buch nie zuende, da es sich nicht sonderlich einfach zu lesen herausstellte, so verschwand es schnell in auf unerklaerliche Weise aus der Kajuete. (Ich legte es in meine Koje unter einem Holzbrett versteckt, denn mein Interesse war geweckt, auch wenn ich es nicht zeigen wollte) In dieser Zeit begann ich auch den Text, den ihr in euren Haenden haltet, wer immer ihr auch seid. So kam es denn, dass wir nach ein paar Wochen der Fahrt im Hafen von Tiefenbach einliefen, die See blieb ruhig, auch wenn wir nahe an einem der gefuerchteten Stuerme vorbeiliefen, der uns mit viel Glueck nicht in seinen Bann zog.

Es war schon fast Mittag als ich erwachte und das Schiff schon im ruhigen Hafen, wobei ich gleich zu beginn, als ich die Augen aufschlug ein seltsam ungutes Gefuehl hatte. Dieses Gefuehl bestaetigte sich denn auch, als ich mich in der Kajuete umsah und das Dorns Koje leer vorfand. Auch fehlten unsere Beutel mit dem erbeuteten und nur ein klaeglicher Rest des Goldes lag noch auf dem Tisch. Ebenso fehlten auch Teile meiner Ausruestung, beispielsweise der Rapier und vieles anderes. Lediglich ein Zettel, der auf dem Tisch lag, war mir als Spur auf Dorns Verbleib geblieben. So raffte ich denn meine letzten Habseeligkeiten auf und brachte sie zusammen mit dem Zettel hinauf an Deck. Ich fragte jeden, den ich finden konnte nach dem hochgewachsenen Elfen, doch keiner schien zu wissen, wo er abgeblieben war. Mich aergerte nochnichtmal am meisten, dass er mit der gesamten Beute das Weite suchte, nur hatte ich mich schon zu sehr an seine Naehe gewoehnt um sie so jaeh aufzugeben.
Ich verliess das Schiff und wuenschte dem Kapitaen noch alles Gute und Xans Segen auf der Heimreise, der bereits das Loeschen der Ladung und die noetigen Ausbesserungsarbeiten in Auftrag gab.

Ich warf mich unlaengst des Hafens in die Buesche und begann langsam und unter Anstrengung den Text zu lesen, der mir scheinbar als Einziges von Dorn blieb.
So stand da geschrieben:
"Die Viere mit dir Silvanes,
ja, ich kenne deinen Namen, auch wenn du ihn nie nanntest, denn ich war es, der ihn mit deiner Mutter zusammen ausgesonnen hatte. Nehm es mir nicht uebel, dass ich die Beute lieber fuer mich behalte, aber ich denke ich habe es mir eher verdient. Ich liess dir zumindest einen Anteil, es sollte reichen sich alleine durchzuschlagen und mit deinen Faehigkeiten wirst du es wohl nicht all zu schwer haben an Gold zu kommen. Aber es besteht ja immernoch die Moeglichkeit, dass wir wieder aufeinandertreffen, ich hoerte die Insel sei nicht gross. Ich war erfreut darueber zu sehen, wie sich mein Sohn so praechtig entwickelte. Mache so weiter Silvanes und lass dich nicht unterkriegen.
Die Viere auf deinen Wegen,
Dorn, alias Syrius Grauholz"


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 23 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de