|
Zu Beginn des 8. Zykluses verlässt Sarel gut gerüstet auf seinem Pferd den sicheren Schutz des Walls. Zielstrebig reitet er durch Rohehafen hindurch, über die dunkle Brücke hin zur Schattenwacht, der Feste des Ordens der wachenden Löwen, der alten Kriegerakademie zu Siebenwind. Ohne die Festung, die noch immer an vielen Stellen löchrig wirkt, und an anderen wie neu, hält er direkt am Bellumsschrein. Es ist der einzige Ort der noch immer im alten Glanz erstrahlt und gepflegt erscheint. Leise scheppern seine Rüstteile als er die Stufen des Altars ersteigt. Direkt vor dem Altar mit dem eingelassenen Schwert kniet er sich nieder. Die gewaltige Axt die er mit sich führt steht vor ihm und er legt die Hände flach auf das Axtblatt.
"Hört meine Worte Götter, den dies ist mein heiliger Eid der Treue:
Ich gelobe, ewiglich unverbrüchliche Treue und Loyalität bis zum Tod' dem Orden! Ich gelobe, meine Klinge dorthin zu führen wo der Orden mich schickt, jetzt und auf immerdar! Ich gelobe, bei meiner unsterblichen gläubigen Seele und meiner Ehre als Löwe, dass niemals falsche Worte über meine Lippen kommen sollen, noch, dass ich jemals an Lehen, Reich oder König zweifeln will! Ich gelobe, meine Brüder und Schwestern im Schwerte zu schützen, zu bewahren und für sie zu bürgen und einzustehen bis dass die letzte Schlacht anbricht oder mein Leben endet!
Dies, Götter, ist mein Schwur! Bewahrt ihn, so wie ich ihn bewahre und wie der ehrhafte Orden des wachenden Löwen es tut, bis meine Zeit abgelaufen ist oder die uns von Lehen, König und den hochheiligen Göttern gegebene Aufgabe erfüllt sei!"
Leise murmelt er jene Worte vor sich hin. Dann Hufgetrappel, schwach in der Ferne und doch näher kommend. Genau zu jenem Zeitpunkt als er den Schwur vollendet hat. Eine dunkle Reiterin schaut von ihrem Ross herab zu ihm und dem Altar
"Wielange glaubt er.. wird dieses Land diesen Stachel in seinem Fleisch dulden..?"
Sarel steht auf, die Hände umgreifen fest den Stiel der Axt und er schaut zu ihr hinüber. Doch bleibt er seelenruhig oben auf dem Altar stehen, wohl ahnend das jener Ort ihn beschützen wird.
"Was meint ihr, Sarel.. Sollte ich hier warten.. bis ihr euer.. Nest verlasst.. und dann nachholen.. was ich bei unserem vorletzten Treffen nicht tat..?"
Sarel war sich sicher, auch heute würde es ihr nicht gelingen. Auch heute würde er nicht an die Pforten der großen Hallen klopfen. Oder doch? Ein kleiner Anflug von Angst machte sich in ihm breit.
...
Langsam verschlingt die Dunkelheit die Ödnis, nur ein schwacher Lichtschein dringt von jenem Schreine Bellums. Noch immer steht der Recke dort, der blaue Umhang weht vom Wind getragen leicht zur Seite. Der Blaue Löwenkopf ziert seine Brust, mahnend und stolz.
Und noch immer reden sie. Und immer wieder versucht die dunkle Streiterin ihn irgendwie von dem Podest zu locken.
...
Der Mond senkt sich mehr und mehr am Horizont. Sarel steht vor den Stufen des Altars, direkt vor ihm jene dunkle Kriegerin.
"Ich habe mich entschieden .... " Surrend zieht der einsame Löwe das Schwert aus der Scheide und wendet sich wieder dem Altar zu, auf der ersten Stufe nieder kniend und erneut betend. Er wäre ein leichtes Ziel doch sie rührt sich nicht ...
Er steht wieder auf, blickt zu ihr hinüber. Und als er einen Schritt auf sie zumacht weicht sie diesen nach hinten, hinein in die alles verschlingende Dunkelheit der Ödnis. Nur Schemenhaft ist sie zu sehen. Doch die Augen des Streiters funkeln Kampfeslustig aus dem Helm hervor. Er folgt ihr, die Helligkeit des Schreines verlassend. Leise Stimmen wispern ihm zu :
"Dieser Weg bedeutet Tod.. nur lebend könnt ihr weiterkämpfen, Löwe
Dieser Weg bedeutet den Tod, nur lebend könnt ihr weiter schützen, Löwe
Dieser Weg bedeutet den Tod, nur lebend könnt ihr eure Seele retten, Löwe
Dieser Weg bedeutet den Tod, und der Limbus harrt der Seelen der Narren.."
Wie zum Trotz spricht auch er immer lauter werdende Worte während er die Dunkelheit betritt, die ihn mehr und mehr verschlingt.
"Preist den König, lobet die Götter! Heut' ist der Tag an dem Euer Ruhm in die Unsterblichkeit eingehen wird! Noch in Generationen werden sich die Geschlechter Eurer Taten erinnern und vor Ehrfurcht sollen sie auf die Knie sinken! Streitet tapfer! Hail und Sieg für König, Orden und das Reich!"
Er ist heran, und lautstark surrend geht seine Klinge von oben herab auf die nur schemenhafte Gestalt. Doch trifft sie nur das schwarze Schild. Zeitgleich spürt er ihre Klinge an seinem rechten Bein und als sie sich nach vorne stürzt, fällt Sarel wie ein Baum nach hinten und kommt laut scheppernd am Boden auf. Er drückt sich wieder auf, die Klinge wieder zum Kampfe anhebend als die ersten Strahlen Felas auf die Rüstung der beiden Krieger und die Ödnis fallen. Doch kann er sich ob der Verletzung des Beines kaum aufrecht halten. Sie wendet sich ab, steigt auf ihr Tier und reitet davon noch ehe Fela gänzlich über dem Horizont zu sehen ist.
Sie flieht ... Sie flieht vor dem Licht ... mein Sieg?
Nachdenklich schaut er ihr nach ....
_________________
Zuletzt geändert von Thoran: 25.10.06, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
|